Schriesheim/Rhein-Neckar, 08. Juni 2013. (red/ld) Ihre MitschĂŒler machen BOGY-Praktika bei Arztpraxen, in sozialen Einrichtungen oder bei Dienstleistern. Die 15-JĂ€hrige Lena Pazinski macht ihr Praktikum am EuropĂ€ischen Parlament in StraĂburg, genauer im BĂŒro der Abgeordneten Franziska Brantner. Nach dem Abitur am Kurpfalz-Gymnasium-Schriesheim in zwei Jahren will Lena „irgendwas mit Sprachen machen.“ Wie es ist, in StraĂburg zu arbeiten, hat sie uns im Interview erzĂ€hlt. Bei den einwöchigen Praktika der Berufs- und Studienorientierung am Gymnasium (BOGY) können SchĂŒlerinnen und SchĂŒler in der zehnten Klasse erste Erfahrungen im Berufsalltag sammeln.
Interview: Lydia Dartsch
Du hast Dein Praktikum in der Mai-Sitzungswoche am EuropĂ€ischen Parlament in StraĂburg gemacht. Sind Praktika an Institutionen am Kurpfalz-Gymnasium ĂŒblich? Wo verbringen Deine MitschĂŒler diese Woche?
Lena Pazinski: Das ist unterschiedlich. Ein MitschĂŒler ist in der Redaktion einer Tageszeitung. Andere machen Praktika im Hotel oder in einer Firma fĂŒr Veranstaltungsmanagement.
Was war fĂŒr Dich so interessant an StraĂburg?
Pazinski: Das Praktikum im BĂŒro von Franziska Brantner war eine einmalige Gelegenheit, die ich unbedingt ergreifen wollte. Praktika in Heidelberg und der Umgebung kann ich immer noch machen, aber wer kommt denn schon ans EuropĂ€ische Parlament?
Wie bist Du denn zu dem Praktikum gekommen?
Pazinski: Ich wollte auf jeden Fall etwas mit Sprachen machen, weil ich das spĂ€ter auch studieren möchte. Meine Eltern hatten damals die Idee, dass ich fĂŒr mein Praktikum ans EuropĂ€ische Parlament gehen könnte. Im Internet habe ich dann Berichte von anderen SchĂŒlern gefunden, die dort ein Praktikum gemacht hatten.
Wie ging das dann weiter? Wie bekommt man ein Praktikum am EuropÀischen Parlament?
Pazinski: Ich habe Franziska Anfang des Jahres bei einer Veranstaltung in Schriesheim getroffen. Ich habe sie angesprochen, ob ich bei ihr ein Praktikum machen kann. Sie hat ja gesagt und dann habe ich ihr meine Bewerbung und meinen Lebenslauf geschickt, und heute bin ich hier.
„Alles ist so groĂ!“
Was hast Du hier erwartet von diesem Haus?
Pazinski: Vor allem hat mich interessiert, wie das Parlament organisiert ist. Ich war hier ja noch nie. Ich hatte gehofft, hier viele neue Leute kennen zu lernen. Meine Mutter hat mir von den Dolmetscherkabinen erzĂ€hlt, von denen aus die Sitzungen ĂŒbersetzt werden. Sie kennt ein paar Dolmetscher, die hier arbeiten aus ihrem Studium zur Ăbersetzerin.
Haben sich Deine Erwartungen erfĂŒllt?
Pazinski: Als ich zuerst ins GebĂ€ude gekommen bin, habe ich gedacht: „Wow!“ Alles ist so groĂ. Ich habe mich gefragt, wie man sich hier zurecht findet. Gestern habe ich mich sogar verlaufen, als ich Briefe zur Post bringen sollte. Die GĂ€nge hier sind einfach sehr verwinkelt.
Das soll sogar noch manchen Mitarbeitern hier passieren, habe ich gehört. Welche Aufgaben hast Du denn hier erledigen dĂŒrfen?
Pazinski: Ich war vor allem bei Sitzungen dabei und habe zugehört. Ich fand zum Beispiel die Sitzung gestern interessant, als sie die ganzen Aufgaben verteilt haben. Dann habe ich Franziska Unterlagen in die Members‘ Bar gebracht und war bei Besuchergruppen dabei.
Die Members‘ Bar ist doch fĂŒr Abgeordnete reserviert. Hat Dich der Portier nicht aufgehalten?
Pazinski: Ich bin einfach in die Bar rein. Der Portier hat mich nicht aufgehalten.

„Mich hat es ĂŒberrascht, dass alles hier so gut organisiert und durchgeplant ist“, sagt Lena Pazinski. Was im Plenarsaal entschieden wird, betrifft Millionen von Menschen.
Was hat Dich hier besonders beeindruckt?
Pazinski: Ich finde die vielen internationalen Leute hier faszinierend. Auf den GĂ€ngen und in den Bars unterhalten sich die Menschen in so vielen unterschiedlichen Sprachen. Da wird einem viel bewusster, dass Entscheidungen, die hier getroffen werden, so viele Menschen betreffen.
MitschĂŒler fanden es cool.
Gibt es etwas, das Dich hier ĂŒberrascht hat? Was war das?
Pazinski: Ich hatte mir gar nicht vorgestellt, dass die AblÀufe hier so gut organisiert sind. Im Plenum geht es bei den RedebeitrÀgen so diszipliniert zu: Jeder hÀlt sich genau an seine Redezeit.
Was haben Deine MitschĂŒler dazu gesagt, dass Du hier ein Praktikum machen darfst?
Pazinski: Die fanden es cool – auch weil ich fĂŒr die Woche in einer ganz anderen Stadt bin.
Jetzt ist Deine Woche am Parlament schon zu Ende. Was nimmst Du aus dieser Arbeitswoche mit nach Schriesheim zurĂŒck?
Pazinski: Das Praktikum hier war sehr toll. Es hat mir auch viel Motivation gegeben, mehrere Sprachen zu lernen.
Was hast Du denn nach dem Abitur vor? Kommt eine Stelle als Abgeordnete fĂŒr Dich in Frage?
Pazinski: Das wĂ€re mir auf Dauer zu stressig. Ich habe gesehen, dass Franziska von einem Termin zum nĂ€chsten rennt. Ich kann mir vorstellen Lehrerin zu werden und Sprachen zu studieren. Auf jeden Fall möchte ich noch Spanisch lernen. Und nach dem Abi will ich fĂŒr ein halbes Jahr nach New York gehen und nach Australien zum Work & Travel.
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