Das heddesheimblog hat nachgefragt, was Gegner und Befürworter des Pfenning-Projekts von der Moderation der gegensätzlichen Standpunkte zum Thema „Pfenning-Ansiedlung“ erwarten können. Ende Juni soll der Dialog beginnen.
Interview: Hardy Prothmann
Herr Ingerfeld, eine Moderation hat es in Heddesheim in dieser Form noch nicht gegeben. Wie kann man sich das vorstellen, was Sie da so machen?
Andreas Ingerfeld: „Im ersten Schritt geht es darum, die Fakten zu klären. Zum Beispiel: Wie groß und wie hoch soll das Logistikzentrum wirklich werden? Welche Zufahrtswege sind betroffen, mit welchen Verkehrsströmen? Und alle weiteren Fragen, die Teilnehmer, Bürgerinnen und Bürger für wichtig erachten.
Ein Blick auf die bisherigen Meinungsäußerungen zeigt, dass zu vielen Fragen heute unterschiedliche Informationen kursieren. Wir müssen also gemeinsam klären, was wirklich die Fakten sind und über welche Punkte wir genau sprechen. Wo nötig werden wir dabei auch Experten befragen. So nähern wir uns Schritt für Schritt mit den Teilnehmern des Dialogs einer gemeinsamen Informationsbasis.
Jede Meinung soll vertreten sein
Zu diesem Dialog werden die wichtigen Akteure aus der Region – darunter Befürworter und Kritiker – eingeladen. Ganz wichtig dabei: Jede Meinung soll dabei am Tisch vertreten sein, damit wir eine ausgewogene und umfassende Diskussion erreichen.
Im Anschluss wird offen über die dargelegten Daten, Darstellungen und Sichtweisen diskutiert. Es gilt, auch die Sichtweise des Gegenübers zu verstehen. Auf dieser Grundlage können dann Lösungen gesucht werden oder eben auch Punkte festgestellt werden, an denen die Meinungen nicht vereinbar sind.“

Soll den Streit in ein Gespräch umwandeln: Andreas Ingerfeld. Bild: pro
Wieso sollte durch ihre Moderation mit einem Mal ein Dialog möglich sein, der vorher nicht möglich war?
„Bisher stand der Meinungsaustausch über die Presse im Vordergrund, ein Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren fand nur punktuell statt. Dies ist typisch für einen formalen Genehmigungsprozess, an dessen Ende die einfache Entscheidung „ja“ oder „nein“ steht.
Der Dialog schafft hingegen einen Gestaltungsrahmen, der weit über den formalen Prozess hinaus zusätzliche Möglichkeiten eröffnet und diesen umgekehrt beeinflussen kann.
Unsere Aufgabe beim Dialog ist es, eine offene Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der die Teilnehmer konstruktiv miteinander diskutieren und sich offen über die jeweiligen Meinungen und Standpunkte austauschen können. Dafür werden wir feste Spielregeln verabreden und einhalten. Dies setzt natürlich auch die Gesprächsbereitschaft der Akteure – Kritiker wie Befürworter – voraus.
Für den Dialog braucht es feste Spielregeln
Wie können die Bürger Ihnen vertrauen, dass Sie auch objektiv mit der Sache umgehen? Schließlich bekommen Sie ihr Honorar von der Gemeinde!
Unser Honorar erhalten wir für die Moderation, nicht für das Erreichen eines bestimmten Ergebnisses. Als Moderator sind wir der Neutralität verpflichtet. Kritiker und Befürworter des geplanten Logistikzentrums werden sehr genau darauf achten, wie wir uns hier verhalten: Ihre Haltung dem Moderator gegenüber ist dessen beste Referenz.
Als Moderator haben wir eine klare Position: Alle Teilnehmer sind gleichberechtigt und alle haben die gleiche Möglichkeit, ihre Standpunkte zu erläutern und Themen zu setzen. Die Gemeinde tritt dabei als ein gleichberechtigter Akteur von vielen auf.“
Schildern Sie doch bitte, was aus ihrer Sicht, wann die Moderation erfolgreich ist.
„Aus meiner Sicht ist die Moderation dann erfolgreich, wenn konstruktiv und mit Respekt vor der Meinung und der Position des Gegenübers diskutiert wird. Und wenn – wo möglich – nach Lösungen gesucht wird. Wenn Austausch und Lösungsorientierung am Ende wichtiger sind als Positionskämpfe und Polemik.
Dieser Erfolg ist nicht an ein bestimmtes Ergebnis gebunden, sondern an die Idee des Gemeinwohls.“
Was könnte den Erfolg behindern?
„Eine Behinderung entsteht dann, wenn einzelne nicht gesprächsbereit sind oder die Meinung eines Gegenüber nicht als dessen eigene Sichtweise akzeptieren; auch ein Mangel an Offenheit oder Transparenz kann den Dialog gefährden. Da ist dann der Moderator gefragt.“
Wann wird es die ersten Gespräche geben?
„In den kommenden Wochen werden wir die ersten Gespräche mit den Akteuren führen. Die konstituierende Sitzung mit den Dialogteilnehmern ist für Ende Juni geplant. Danach werden die Sitzungen zunächst bis Ende September im 4-Wochen Rhythmus stattfinden.“
Zur Person:
Andreas Ingerfeld ist Mitglied der Geschäftsleitung der IFOK GmbH, Bensheim und von der Gemeinde Heddesheim beauftragt, zwischen Gegnern und Befürwortern des „Pfenning-Projekts“ zu moderieren.
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