Samstag, 03. Juni 2023

Der Gemeinderat führte die Leinenpflicht ein und schaffte die Mittagsruhe ab

Hunde an die Leine!

Heddesheim, 22. Februar 2013. (red/ld/zef) Die Leinenpflicht gilt für den gesamten innerörtlichen Bereich, den Seeweg, den Badesee, sowie auf den Flächen, die an das Viernheimer Naturschutzgebiet Neuzenlache angrenzen: die Schäffertswiese, und der Rad- und Fußweg an der Werderstraße. Das beschloss gestern der Gemeinderat.  Gleichzeitig wurde die Mittagsruhe per Verordnung abgeschafft.

Von Lydia Dartsch und Ziad-Emanuel Farag

Im innerörtlichen Bereich wird die Leinenpflicht aus Sicherheitsgründen eingeführt. Andernfalls könnte es durch aufgeschreckte Passanten oder Hunde und dem Kraftverkehr schnell zu brenzligen Situationen kommen. Infolge dessen sei es in der Vergangenheit zu Konflikten zwischen Hundehaltern und Passanten gekommen. [Weiterlesen…]

Gastbeitrag zur Biotop-Vernichtung am Badesee

Der vergitterte Blick

Dieser wichtige Lebensraum für Tiere wurde für den "freien Blick" abgeholzt. Bild: Kurt Klemm

 

Heddesheim, 13. Januar 2012. Der Heddesheimer Vogelschützer und Naturschutzbeauftragte des Vogelvereins, Kurt Klemm, hat sich das abgeholzte Stück am Badesee selbst angeschaut und ist entsetzt. Verschiedene Naturschutzverbände wurden von ihm alarmiert, ebenso die Untere Naturschutzbehörde. Sein Gastbeitrag ist ein dringender Appell, der Natur Schutz zu gewähren, statt sie in Form zu schneiden.

Von Kurt Klemm

Kurt Klemm zeigt Futterangebote für Vögel in seinem Garten.

Das beste Beispiel wie man mit Artenschutzmaßnahmen nicht verfahren soll, hat sich wieder einmal unser Bürgermeister Michael Kessler geleistet.

Auf seine persönliche Anordnung hin, wurde eine ca. 200 m lange Uferbewachsung am nordöstlichen Ende des Badesees abgeholzt und so dem Erdboden gleichgemacht, damit man beim Spaziergang den Badesee gittermäßig einsehen kann.

Wer von denen, die angeblich als Bürger unserer Gemeinde solche Forderungen an den Gemeindechef stellen, nennt sich allen ernstes „Naturfreund“?

Hier wird ein vollkommen intaktes Biotop einfach nur mal so vernichtet, um „Naturfreunden“, einen freien Blick durch eine meterhohe Gitterwand auf den See zu gewähren.

Gutachten zur Artenvielfalt

In einem Gutachten, das unser BM von dem Vogelschutzgebiet des Vogelvereins 2007 erstellen ließ, um die Vogelwelt dort genau kartiert zu haben, heißt es von dem Gutachter:

Im Verlaufe der Bestandserhebung wurden 43 Vogelarten beobachtet, von denen 22 Arten nach gängigen Vorgaben als Brutvögel einzustufen sind. Die übrigen 21 Arten nutzen das Gebiet als Nahrungshabitat oder als Rastgebiet während des Vogelzuges.

Weiter heißt es in einem Auszug aus diesem Gutachten:

Die Verteilung der Brutreviere lässt erkennen, dass der gesamte Gehölzbestand als Bruthabitat genutzt wird Die höchste Revierdichte wurde im südlichen Teil des Gehölzbestandes festgestellt.

Das ist genau die Stelle, wo der Übergang des Vogelschutzgebietes in diese Uferbewachsung geht, die jetzt vernichtet worden ist.

Wozu werden für viel Geld solche Gutachten erst erstellt, um am Ende statt Lebensraumschutz, den Spaziergängern einen vergitterten Panoramablick auf den See zu gewähren?

Zwei Sichtfenster in diesem Heckenbereich hätten es auch getan.

Vernichtung von Artenvielfalt

Lebensraumverlust ist die Vernichtung der Feldraine, Rodung von Hecken und Feldgehölzen, dies wiederum führt zu Nahrungsmangel, fehlenden Schutz-und Deckungsmöglichkeiten vor Beutegreifern, keine Brutplätze, Artenarmut.

Hinzu kommt noch der geradezu verschwenderische Flächenverbrauch, wie bei Pfenning, Edeka und die Bauplätze „Mitten im Feld“, all diese Verluste kann die Natur nicht mehr kompensieren, am Ende bleibt nur noch der Verlust der Artenvielfalt. Aber ohne Artenvielfalt verliert auch der Mensch sein irdisches Dasein.

Was sind das für Menschen, die sich einfach an der Schöpfung Gottes vergreifen, nur um sich vermeintliche Vorteile auf eine bessere Aussicht zum See zu verschaffen?

Angesichts der meterhohen Gitterzäune, fragte ein besorgter Bürger an, ob hier angesichts der mannshohen Gitterlaufwege demnächst Gefangene aus Guantánamo einquartiert würden.

Aber machen Sie sich bitte selbst ein Bild und urteilen sie dann über dieses Stück Rundweg am nordöstlichen Ende des Badesees. Ich freue mich auf ihre Resonanz im Heddesheimblog.

Wie grüßten die Gladiatoren ihren Cäsar oder BM noch: „Morituri te salutant“.

Zur Person:
Kurt Klemm ist parteiloser Gemeinderat und Mitglied der Fraktion Bündnis90/Die Grünen. Für seine Naturschutzaktivitäten ist er bereits mehrfach ausgezeichnet worden.

Usutu-Virus bei vier toten Amseln nachgewiesen

Vor allem drosselartige Vögel wie die Amsel sind vom Usutu-Virus bedroht und zahlreich verendet. Bild: Andreas Trepte, www.photo-natur.de, CC BY-SA 2.5

Rhein-Neckar/Dossenheim/Mannheim, 15. September 2011. (red/pm) Im Stadtgebiet Mannheim und in Dossenheim wurde bei vier toten Amseln erstmals das Usutu-Virus in Baden-Württemberg nachgewiesen“, teilten das für Tiergesundheit zuständige Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren mit. Der Krankheitserreger ist bei vier aus Baden-Württemberg stammenden Proben nachgewiesen worden.

Sozialministerium und Verbraucherschutzministerium betonten, dass es keinen „Grund zur Beunruhigung“ gebe. Man solle allerdings den „ungeschützten Kontakt zu Wildvögeln vermeiden“.

Wir hatten bereits Anfang August einen Appell des Heddesheimer Vogelexperten Kurt Klemm veröffentlicht, der die Bevölkerung gebeten hat, dringend Futterplätze und Tränken zu entfernen, weil sich die Tiere dort infizieren könnten. Insbesondere seien Amsel betroffen.

„Bereits im vergangenen Jahr war der Erreger in Stechmücken im Rhein-Neckar-Raum gefunden worden. „Damit ist das Virus in der Umwelt präsent. Deshalb ist weiterhin Vorsicht geboten. Tote Vögel sollten – wie sonst auch – nicht mit bloßen Händen berührt werden. Zur Beunruhigung besteht jedoch kein Anlass, da in Europa bisher nur vereinzelt Erkrankungen beim Menschen nachgewiesen wurden. Außerdem verläuft die Erkrankung in der Regel milde und äußert sich durch Fieber und Hauterscheinungen“, erklärte das Sozialministerium.

Das Usutu -Virus (USUV) ist ein Tropenvirus, das durch Stechmücken übertragen wird und in erster Linie Erkrankungen und Todesfälle bei Amseln und anderen Wildvögeln verursacht. Nach seinem erstmaligen Auftreten in Österreich im Jahr 2001 gab es dort ein großes Vogelsterben. Bis dahin war das Virus nur in Afrika nachgewiesen worden. Aus Österreich ist bekannt, dass die Wildvögel nach einer gewissen Zeit eine Schutz gegen das Virus ausbilden. Der Erreger war am Mittwoch (14. September) bei einer toten Amsel auch im hessischen Birkenau nachgewiesen worden“, so die Ministerien.

Auf der Internetseite des Sozialministerium sind Adresse genannt, bei denen man tote Vögel abgeben kann.

Vogelexperte Kurt Klemm: „Entfernen Sie Vogeltränken und Futterstellen.“


Rhein-Neckar, 02. August 2011. (red) Verkehrte Welt: Sonst wirbt der Heddesheimer Vogelschützer Kurt Klemm für die Ganzjahresfütterung von Vögeln und dem Einrichten von Tränken. Doch aktuell geht vermutlich ein Erreger rum, der diese Sammelplätze zu Todesfallen macht. Deswegen rät Klemm, dass man weder zufüttert, noch tränkt.

Gastbeitrag: Kurt Klemm

Was sonst sinnvoll ist, kann aktuell tödlich sein: Futterstellen für Vögel. Bild: privat

„Nachdem ich in den vergangenen Tagen sehr viele Anrufe von besorgten Vogelfreunden aus den Nachbargemeinden über verendete Vögel erhielt, war mir klar, dass dieses Vogelsterben, das bereits letztes Jahr aufgetreten ist, nun auch unsere Region erfasst hat.

Bei dem infektiösen Massensterben von Wildvögeln, ist der Einzeller Trichomonas gallinae verantwortlich. Der Erreger verursacht Entzündungen des Rachens und Schlundes, außer den Grünfinken sind auch Vogelarten wie Buchfinken, Kernbeißer, Elster, Eichelhäher, Amseln und Haussperlinge betroffen.

Ab sofort sollten die Tierfreunde die Garten-und Singvögel nicht mehr füttern, auch die Vogeltränken sind zu entfernen, da an Futterplätzen und Tränken der Erreger, der bis zu 24 Stunden überleben kann, sich massenhaft übertragen kann.

Vorgefundene tote Vögel sollten sofort entsorgt und gemeldet werden.

Melden können sie die toten Vögel vorübergehend unter der Telefonnummer: 06203 – 44748.“

Gastbeitrag: Schön, wie die Disteln auf dem Pfenning-Acker blühen

Heddesheim, 29. Juni 2011. (red) Was war das eine Aufregung, als der Gemeinderat und Naturschützer Kurt Klemm die sinnloswe Spitzung des Geländes am Rundweg angeprangert hat. Der CDU-Fraktionssprecher Dr. Joseph Doll schrieb einen wütenden Leserbrief, Bürgermeister Kessler schalt Klemm einen „missionarischen Ereiferer“ und der Landwirt und CDU-Gemeinderat Reiner Hege verteidigte als „Experte“ die Giftspritzung und machte die Distel zum Erzfeind des Bauern. Doch die wächst und gedeiht nun auf dem „Pfenning-Gelände“ – sehr zur Freude des Naturschützers und Vogelfreunds Kurt Klemm. Denn die Distel ist eine schöne Futterpflanze.

Von Kurt Klemm

Eigentlich hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass sich das jetzige Plangebiet von Pfenning als ein Naturparadies aus zweiter Hand entwickeln würde. Wer die letzten Tage an dem Gebiet vorbeikam, sah ein sich wogendes Blütenmeer der Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) auf deren Blüten sich unzählige Insekten am Nektar labten.

Aber auch für viele Tagfalter ist der jetzige Blütenstand die wichtigste Nahrungsquelle. Selbst der in den letzten Jahren rar gewordene Stieglitz (Carduelis carduelis), auch Distelfink, genannt, holt sich dort die halbreifen Samen für seine Brut. Ohne den halbreifen Samen der verschiedenen Distelarten wäre sein Überleben nicht möglich.

Zur Zeit kann man bei der Acker-Kratzdistel drei verschiedene Blütenstände sehen, von der Blüte zum halbreifen Samen bis zum hygroskopischen Haarkelch (Pappus), der als Schirmchenflieger mit einer Sinkgeschwindigkeit von nur 26/Sekunde, bei einem günstigem Aufwind über 10 Kilometer fliegen kann. Die Acker-Kratzdistel, ansonsten erbarmungslos als Unkraut Nr. 1 mit Pestiziden bekämpft, lassen unsere Landwirte, zum Glück für die Natur, dieses Jahr, speziell auf dem Pfenning-Areal, in Ruhe wachsen und gedeihen.

Denkt man zurück an das letzte Jahr, an den Rundweg hinter dem Vogelschutzgebiet, wo ebenfalls die Acker-Kratzdistel wuchs und die Gemeinde mit einer umfangreichen Giftspritzaktion Unkraut-Vernichtungsmittel ausbrachte, was riesengroße Wellen schlug, kann man sich eigentlich nur wundern.

Blühende Distelfelder freuen Kurt Klemm und geben Vögeln Futter. Bild: Kurt Klemm

Was hatten dazu unsere Landwirte im Gemeinderat für schlimme Szenarien ausgemalt. Vielleicht können sich einige noch an meine Warntafeln zu der Unkrautspritzung erinnern. Eine Aktion, die sich dann im Nachhinein durch die Veröffentlchung hier im Blog und eine Recherche des „MM“ als vollkommen richtig erwies.

Was wurde meine Aktion damals in der Gemeinderatsitzung von unserem Bürgermeister gescholten. Worte wie „missionarischer Übereifer und als Rächer der Enterbten aufschwingen, waren zu hören (im Protokoll so nachzulesen).

Heute bin ich froh, wenn ich auf das Pfenning-Areal blicke. In Sachen Natur scheint da alles Friede, Freude, Eierkuchen zu sein und ich hoffe inständig, dass dies auch noch lange so bleibt.

Die Aufregung vom letzten Jahr, über den Samenflug der Acker-Kratzdistel, die Pestizidspritzung, war vollkommen umsonst, angesichts der jetzigen Situation, oder?

Kurt Klemm protestierte im Oktober gegen die Distelspritzung ohne Warnung. Klicken Sie auf das Bild, um den Beitrag zu lesen.

 

Anmerkung der Redaktion:
Kurt Klemm ist Gemeinderat in der Fraktion Bündnis90/Die Grünen. Er gehört zu den Mitgründern des Vogelparks und ist der Naturschutzbeauftragte der Vogelfreunde- und Pfleger, die vor kurzem für ihre herausragende Arbeit mit dem AZ-Naturschutzpreis ausgezeichnet worden sind.

Von Vögeln und Fischen


Guten Tag!

Heddesheim, 30. März 2011. Kurt Klemm, Vogelkenner und passionierter Naturschützer war bei den Heddesheimer Sportfischern zu Gast, um einen Vortrag zu halten. Klemm, alles andere als ein trockener Theoretiker, wählte einen ungewöhnlichen Weg, um den Fischern den Naturschutz näher zu bringen: Er zeigte einen wunderbaren Film.

Von Christiane Eisele

Es ist bereits dämmrig, als ich das Vereinsheim der Heddesheimer Sportfischer erreiche. Um die Fischer bei ihrer dem Vortrag vorangehenden Mitgliederversammlung nicht zu stören, beschließe ich, noch ein bisschen draußen zu warten.

Ich lehne mich an das Geländer des Vereinsgeländes und schaue auf den ruhigen See. Es ist die „blaue Stunde“. Das Licht wirft ein zartes Leuchten auf den See, Wasservögel tauchen nach ihrem Abendessen, in den umliegenden Sträuchern und Bäumen singen noch einige Vögel. Ich fühle, wie ich mich entspanne.

Kurt Klemm, der noch ein bisschen Luft schnappen will, bevor er beginnt, gesellt sich zu mir. Wir beginnen ein leises Gespräch, in dessen Verlauf ich mit seiner Hilfe vieles entdecke, was mir vorher gar nicht aufgefallen ist. Da ist die Ufer-Steilwand, in der noch vor drei Jahren ein Pärchen Eisvögel gebrütet hat, bis Unbekannte mit Stöcken in den Brutröhren herumstocherten und das Weibchen auf dem Gelege töteten.

Eisvogel, Haubentaucher, Blessrallen

Die Naturschützer haben nun eine künstliche, nicht zugängliche Wand angelegt und hoffen, dass sich dort wieder ein Eisvogelpaar ansiedelt. Kurt Klemm erzählt mir aus dem Leben der vor uns im See ausdauernd tauchenden Haubentaucher, der kleinen schwarzen Blessrallen mit ihrem weißen Hornschildchen auf der Stirn und von dem Stockentenpaar, das ruhig seine Bahnen über den See zieht.

Der Vogel, der im Baum über uns singt, ist eine Nachtigall, erfahre ich. Kurt Klemm kennt den See und seine Tiere genau, als Gründungsmitglied des Heddesheimer Sportfischervereins fühlt er sich den Fischern auch heute noch sehr verbunden und es ist ihm ein Bedürfnis mit ihnen über den Erhalt der Artenvielfalt zu sprechen und über das, was sie dafür tun können.

Wundervoller Ausblick

In der Pause nach der Mitgliederversammlung bis zu Kurt Klemms Filmvorführung komme ich im liebevoll ausgebauten, geräumigen Vereinsheim mit einigen Fischern ins Gespräch. Ihre Augen leuchten, als sie mir von der Schönheit des Sees erzählen und mir den wunderbaren Ausblick aus den großen Fenstern des Vereinsheims zeigen. Weit über den See hinaus reicht der Blick, bis zu den beleuchteten Burgen an der Bergstraße, ein Anblick, den sie immer wieder aufs Neue genießen.

Der Film, den Kurt Klemm zeigt, ist vor einiger Zeit im WDR gelaufen: „Die Wupper – Amazonas im Bergischen Land„. Die Wupper, bis 1930 biologisch vollkommen tot durch die Einleitung von Industrie-Unrat, hat sich sich mittels eines einfachen und preisgünstigen Konzepts wieder zu einem lebendigen Biotop entwickelt: Der Renaturierung.

Eindrucksvoller Naturfilm des WDR: Die Wupper

Der Fluss und die ihn umgebende Landschaft wurde weitgehend sich selbst überlassen, es gab kaum Eingriffe mehr, die Einleitung von Abwässern wurde verboten. Bis heute hat sich die Flusslandschaft vollkommen erholt, in der Wupper leben beispielsweise wieder Eschen, die nur in den saubersten Gewässern zu finden sind.

Eindrucksvolle Bilder

Mit wunderbaren, klaren Bildern erzählt der Film von dem einzigartigen Zusammenspiel der Natur, zeigt eindrucksvolle Bilder vom Leben der dort heimischen Fische, Vögel, Insekten, Säugetiere und Pflanzen. Kurt Klemm kommentiert den Film gelegentlich, macht auf Tiere aufmerksam, denen die Fischer auch am Heddesheimer See begegnen. Als ein Eisvogel zu sehen ist, erzählt ein Fischer, dass der noch am See lebende männliche Vogel eines Abends auf der Spitze seiner Angel Platz genommen hat, um von dort Ausschau nach Fischen zu halten.

Der Film kommt an, das Verständnis der Fischer für das Zusammenspiel der Natur und die Bereitschaft, aktiv zum Naturschutz beizutragen, ist groß.

Nach dem Film bleibt Kurt Klemm sitzen und spricht den Film und sein Anliegen mit den Anwesenden noch einmal durch. Es ist ihm wichtig, dass die Sportfischer beispielsweise ihre Angelplätze sauber halten, sich mit leisen Schritten den Gewässern nähern und das Geschrei zeternder Vögel, die ihr Gelege schützen wollen, verstehen und darauf Rücksicht nehmen.

Leidenschaft

Eingestreute Anglerwitze, eigene Naturerlebnisse, Kochrezepte für Wildkräuter und Erfahrungen mit einer weitgehend verständnislosen Ortsverwaltung gegenüber den Bedürfnissen der hier heimischen Flora und Fauna machen seine Ausführungen überaus lebendig, man spürt die Leidenschaft und Begeisterung, die diesen Mann antreibt.

Bei den Sportfischern ist Klemms Anliegen an diesem Abend auf mehr als fruchtbaren Boden gefallen, denn man bittet ihn, regelmäßig wiederzukommen und auch der Fischerjugend von der Natur zu erzählen. Kurt Klemm hat sich in der Naturverbundenheit dieser Menschen nicht getäuscht.

Kurt Klemm wird sich zunächst voraussichtlich mit einem Programm an der Jugendfreizeit der Fischer ab 30. Juli 2011 beteiligen.

„Un Ruh is“ – Pfenning lässt klammheimlich Acker umgraben, auf dem keine Nutzpflanze mehr wachsen wird

Heddesheim, 29. März 2011. (red) Der „gute Nachbar“, der sich so sehr auf Heddesheim freut, ist ein „seltsamer“ Nachbar. Einer, der Dinge tut, die andere nicht verstehen. Aber das ist nicht schlimm – er tut das als „Nachbar“ nur zum besten von allen. Auch wenn man das nicht versteht.

Von Helle Sema

Irgendwann vor über einer Woche zog ein Traktor seine Runden und pflügte und pflügte.

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Rund 200.000 Quadratmeter gepflügte Erde. Zur Saat vorbereitet. Hier wachsen Logistikhallen.

In der ehemalige „Tabakgemeinde“ Heddesheim kennt man das. Der Ort ist umgeben von Feldern, die von ganz wenigen Bauern noch bestellt werden. Es gibt immer weniger Bauern, weil es immer weniger Felder gibt.

An diesem mittelschönen Tag hatte der Bauer, man sagt es sei der „Kemmet“ gewesen, viel zu pflügen. Rund 200.000 Quadratmeter. Dafür sitzt man lang auf dem Trekker. Nördlich der Benzstraße. Da wo früher Tabak gepflanzt wurde und irgendwann mal „Pfenning“ oder was auch immer stehen soll.

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Ungemütlich: Hier siedelt sich weder Hamster noch Vogel an.

Der Bauer zog beharrlich seine Runden und der Pflug warf die Erde auf. Dicke Schollen ließ er zurück. Unebenheit, Unruhe.

Wofür, warum, weshalb?

Wofür? Warum? Weshalb? In der guten Muttererde, einem der besten Böden auf Heddesheimer Gemarkung, wird nie mehr etwas wachsen. Irgendwann wird sie abgetragen und auf irgendeinen Wall geschüttet.

Warum macht der Bauer sich die Arbeit? Ist er sentimental? Hat er den Acker verwechselt? Ist es eine Form von Protest? Vollkommen sinnlos, wie man längst weiß? Oder nur ganz lapidar ein Auftrag? Wie fühlt man sich als Bauer, wenn man einen Acker pflügt, auf dem nur noch Logistik wachsen soll?

Wir haben nicht den Bauern gefragt, der diese blödsinnige Arbeit gegen Geld gemacht hat, sondern diejenigen, die den Bauern diese blödsinnige Arbeit machen lassen. Also den guten neuen Nachbarn, der sich angeblich so sehr auf Heddesheim freut, das Unternehmen „Pfenning“.

„Verschiedene Personen haben berichtet, dass das komplette Gelände der geplanten Ansiedlung gepflügt wurde.

Dafür gibt es sicherlich Gründe.

Würden Sie uns die bitte mitteilen?

Weiter sollten angeblich Mitte März die Bauarbeiten losgehen, tatsächlich scheinen aber die Archäologen bis Anfang Mai auf dem Gelände zu sein.

Können Sie einen Termin angeben, wann die Bauarbeiten tatsächlich beginnen?

Und da wir ja nicht so oft Kontakt haben, gestatten Sie mir noch die Frage, ob Sie vom Regierungspräsidium schon was zum Gleis erfahren haben oder bis wann Sie damit rechnen?“

Das war am 23. März 2011. Eine Woche später haben wir noch immer keine Antwort.

Als wir ein paar Bauern fragen, welchen Sinn es macht, einen Acker zu pflügen, auf dem nie mehr etwas wachsen soll, ist die Antwort eindeutig.

Sinnlos

Wir bekommen sie sofort: „Das ist sinnlos.“

Wir fragen nach: „Naja, vielleicht gibt es irgendein Gesetz?“

Und bekommen eine Antwort: „Man muss die Äcker in Ordnung halten. Aber das ist nicht der Grund.“

Wir fragen: „Was ist der Grund?“

Es gibt eine Gegenfrage: „Was denken Sie?“

Wir sagen: „Keine Ahnung.“.

Vielleicht nistet sich sonst was ein

Die Bauern sagen: „Ist doch klar. Solange man die Möglichkeit hat, das zu machen, macht man es auch. Das ist Bauland. Sonst nistet sich vielleicht was ein, was die Bauarbeiten behindert. Jetzt nistet sich nichts mehr ein.“

Wir sagen: „Achso, ja das macht Sinn. Keine Vögel und so. Oder Hamster.“

Die Bauern sagen: „Genau. Aber das geht auch anders. Ich hätte das nicht so gemacht, denn in der aufgeworfenen Erde zu arbeiten, ist jetzt schwieriger, da kommt man nicht so leicht durch. Und Hamster? Hab ich noch nie gesehen. Früher hießen die bei uns „Konwörmer“.“

Wieso, wollen wir wissen?

Die Bauern sagen: „Halt Kornwürmer, weil da, wo die Gänge waren, kaum Korn gewachsen ist. Früher hieß es: Wond änner sieschd, nemschd de Schbade un Ruh is. Heute ist das anders. Aber Hamster gibt es hier nicht.“

Irgendwie klingt das gar nicht verwunderlich.

Und irgendwie klingt das so, als wenn es weder Hamster noch irgendwelches anderes Viehzeug auf dem Acker geben soll.

„Un Ruh is“

Der Bauer hat seinen „Job gemacht“, dafür Geld bekommen „un Ruh is“.

Spaziergänger, die hier langkommen und sich fragen, was hier wohl „wachsen wird“, werden sich in einigen Monate wundern.

Früher war es Tabak, der zum Wohlstand der Gemeinde Heddesheim beitrug.

Die Zeiten sind vorbei. Morgen wird es Logistik sein, die hier aus dem Boden sprießt.

Angeblich zum Wohl der Gemeinde.

Ach – und als Nachtrag an die Anwälte der Firma Pfenning, die ja schließlich auch das Feld der Abmahnungen bestellen wollen: Wir nehmen nur an, dass ein (ehemaliger) Bauer von Ihnen beauftragt wurde, das „weite Feld“ zu pflügen. Eventuell hat er ja nur den Acker verwechselt oder hat aus nostalgischen Gründen seine Runden gezogen. Quasi als nette Geste, damit der neue, gute Nachbar wegen blöder Hamster oder Vögel auch ja keinen Ärger bekommt.

So ist das in Heddesheim. Hier wird alles klammheimlich vorgepflügt. Seien Sie willkommen.

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Blöde Kurve, da kommt ein 40-Tonner kaum rum. Deswegen macht die Gemeinde die Kreuzung auch besser befahrbar. Denn bald sollen täglich dutzende 40-Tonner möglichst ohne Tempoverlust hier schnell durchkommen.

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Gift-Einsatz: „Der Einsatz von Herbiziden ist kontraproduktiv“

Guten Tag!

Heddesheim, 25. Oktober 2010. Die Gemeindeverwaltung Heddesheim will überhaupt keinen Fehler in der Gift-Spritzaktion erkennen – vor kurzer Zeit wurde eine Fläche, auf der eine Wildblumenwiese entstehen soll mit dem Wirkstoff MCPA gespritzt, um „Disteln“ zu bekämpfen. NABU-Sprecher Paul Hennze erklärt im Interview, warum das absolut falsch ist. Dass Bauern die Distel auf Feldern bekämpfen, findet er zwar nicht richtig, kann aber die Sicht der Bauern zumindest verstehen. Im Fall der Blumenwiese fehlt ihm jedes Verständnis. Der Gemeinde bietet er Beratung an.

Herr Hennze, die Gemeinde Heddesheim plant eine Wildblumenwiese auf einem ehemaligen Acker anzulegen, wird das klappen?
Paul Hennze: „Die meisten Wildblumen lieben magere Böden, die sind schwer zu finden in unserer Region. Ackerböden sind grundsätzlich hoffnungslos überdüngt.“

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Paul Henze klärt über Naturschutz auf. Bild: privat

Sie meinen, es wird nichts mit der Blütenpracht?
Hennze: „Es gibt auch Pflanzen, die stickstoffreiche Böden lieben, beispielsweise die Brennessel und Distel. Die sind gleichzeitig hervorragende Futterpflanzen für Raupen, die wiederum zu Schmetterlingen werden. Die Schmetterlinge bestäuben andere Blütenpflanzen und Raupen und Schmetterlinge sind eine tolle Nahrung für Vögel.“

Disteln sind nützliche Pflanzen.

Disteln sind also nützliche Pflanzen?
Hennze: „Auf alle Fälle.“

In Heddesheim wurden die Disteln auf Anordnung des Bürgermeisters auf diesem Gelände gerade totgespritzt, weil die angeblich das Hochkommen der Wildblumen behindern würden.
Hennze: „So ein Quatsch. Wie gesagt werden nur wenige Wildblumen überhaupt wachsen, aber nicht wegen der Disteln, sondern wegen der Überdüngung. Und Disteln blühen wunderschön. Für mich klingt das schon makaber, dass man blühende Pflanzen, die zudem sehr nützlich sind, tot spritzt, um blühende Pflanzen zu sähen.“

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Das Gift tötet die Distel - und noch jede Menge andere Pflanzen.

Gibt es weitere positive Eigenschaften der Distel?
Hennze: „Ja. Die Distel blüht sehr spät, also zu einer Zeit, in der die Blüte der meisten anderen Pflanzen schon vorbei ist und bietet somit weiterhin eine Nahrungsgrundlage für Insekten. Und wenn man die Stauden stehen lässt, sind deren Samen die Nahrung für teils schon verschwundene Vogelarten wir den Distelfink oder Hänflinge.“

Vor allem die Bauern bekämpfen aber die Distel.
Hennze: „Das ist bedauerlich, aber aus deren Sicht zu verstehen. Ein hoher Distelbesatz in einem Weizenfeld vermindert die Qualität der Ernte und damit den Erlös für den Bauern.“

Macht es deshalb Sinn, auch in der Nähe von Äckern Disteln zu bekämpfen?
Hennze: „Überhaupt nicht. Die Distel lässt sich nicht bekämpfen. Sie lässt sich nur töten, kommt aber immer wieder. Die Äcker werden dementsprechend gespritzt – ob da in der Nachbarschaft Disteln wachsen oder nicht, spielt keine große Rolle.“

MCPA tötet nicht nur die Distel, sondern auch andere Kräuter.

Nach Auskunft der Gemeindeverwaltung hat die Spritzaktion nur die Disteln getötet.
Hennze: „Dann gucken Sie mal auf die Wirkung von MCPA, außer der Distel werden noch jede Menge andere Kräuter abgetötet, die aus Sicht der Bauern „Unkräuter“ sind, aus Sicht des Naturschutzes aber Nutzpflanzen. Mal ehrlich: Man kann doch froh sein, wenn überhaupt was wächst.“

Warum?
Hennze: „Durch die intensive Landwirtschaft gibt es kaum noch Blütenpflanzen. Und wo keine Blüten sind, verschwinden viele Insekten, unter anderem die Biene, einer der wichtigsten Bestäuber. Das hat Auswirkungen auf das gesamte Öko-System. Ab Juni haben Insekten große Schwierigkeiten, Blüten in ausreichender Menge zu finden, sie verhungern oder ziehen weiter.“

Die Anwendung von Herbiziden ist kontraproduktiv.

Zurück zur Wildblumenwiese. Wir lange wird es dauern, bis die Wirklichkeit wird?
Hennze: „Das kann bis zu 15 Jahre dauern. Man kann den Boden im Lauf von Jahren etwas ausmagern, indem man mäht und das Mähgut beispielsweise in eine Biogasanlage gibt. Dennoch sollte man nicht die gesamte Fläche auf einmal mähen, sondern im Interesse der von „Unkraut“samen lebenden Vögel (z.b.Hänfling) jedes Jahr einen anderen Teil der Fläche vom Mähen aussparen. Man kann Sand unterpflügen und nach und nach verändert sich die Natur von selbst. Die Anwendung von Herbiziden ist kontraproduktiv. Deren Einsatz ist überhaupt nicht gerechtfertigt. Wenn die Gemeinde dazu Beratung benötigt, stehen wir gerne bereit, um beispielsweise einen Pflegeplan zu erstellen.“

Info:
Der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) ist eine „Nicht-Regierungsorganisation“ (NGO), die sich dem Schutz und dem Verständnis für die Natur verschrieben hat. Der NABU-Bezirksverband Rhein-Neckar-Odenwald umfasst 11 NABU-Gruppen im Rhein-Neckar-Kreis und 7 NABU-Gruppen im Neckar-Odenwald-Kreis sowie die Stadtgruppen Heidelberg und Mannheim mit insgesamt rund 6000 Mitgliedern. Paul Hennze ist einer der Mannheimer Sprecher.

Internet:
www.nabu-mannheim.de
NABU Rhein-Neckar-Odenwald

Kurt Klemm „hat die Schnauze voll“

Guten Tag!

Heddesheim, 15. Oktober 2010. Kurt Klemm, Vogelfreund und Naturschützer, hat „die Schnauze voll“. Wieder einmal hat „die Gemeinde“, respektive Bürgermeister Michael Kessler, wider die Natur gehandelt, sagt er. Deswegen handelt er nun gegen die „Vergiftung“.

Von Hardy Prothmann

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Kurt Klemm protestiert gegen aus seiner Sicht unnötigen Gifteinsatz. Bild: privat

Der Gemeinderat (parteilos, Fraktion Bündnis90/Die Grünen) Kurt Klemm ist „sauer“, so richtig sauer. Auf der Wiese hinter dem Vogelpark, wo das neue Teilstück des Rundwegs um den Badesee angelegt wurde, ist „Gift gesprüht worden“, sagt er.

„Seit ewigen Zeiten prangere ich das an“, sagt Klemm. Er meint das Spritzen von „Unkrautvernichtungsmitteln“. Diese „Unkräuter“ seien wichtige Nahrungsgrundlage für viele Insekten und die wiederum für die Vögel. „Aber der will nichts verstehen und macht, was er will“, sagt Klemm und meint Bürgermeister Michael Kessler.

Kurt Klemm hat sich deshalb zu einer privaten Protestaktion entschlossen. Auf der gespritzten Wiese hat er Warnschilder aufgestellt: „Vorsicht Gift“.

Gute Wasserqualität im Badesee

Guten Tag!

Heddesheim, 23. April 2010. (red/pöl) Der Heddesheimer Badesee ist „zum Baden gut geeignet“ – so das Urteil von Limno-Consult. Das Schriesheimer Ingenieurbüro untersucht seit 1994 die Wasserqualität im Auftrag der Gemeinde.

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Der Heddesheimer Badesee. Archivbild 2009 heddesheimblog

Das Ingenierbüro, vertreten durch Frau Dr. Isabel Hauser, bescheinigt dem Heddesheimer Badesee eine „ausgezeichnete, nicht zu beanstandende Wasserqualität. Der hygienische Zustand sei „zum Baden gut geeignet.“

Der See ist im Osten bis zu 26 Meter tief. Gegenüber dem Vorjahr ist der Pegelstand um 23 Zentimeter gefallen.

Das Oberflächenwasser ist gut mit Sauerstoff angereichert, unterhalb 16 Meter nimmt der Sauerstoffgehalt aber rapide ab – während der so genannten „Stagnationsphase“ sind die Sauerstoffverhältnisse im tiefen Wasser „unzureichend“, so der Bericht. Allerdings sei das ein Problem, dass 93,8 Prozent aller Baggerseen betreffe. Während der Stagnation findet kein vertikaler Austausch des tiefen Wassers statt – erst die „Zirkulationsphasen“ im Herbst und Winter ermöglichen beispielsweise durch Wind die Durchmischung des Wassers.

Algen waren kein Problem, da der See als „nährstoffarm“ eingestuft wird. Die Frühjahrsuntersuchung 2009 habe ein geringes „Eutrophierungspotenzial“ (Algenblüte).

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Darstellung der Wassertiefe des Badesees. Quelle: Limno-Consult

Auch die mikrobiologischen Untersuchungen des Landesgesundheitsamts wiesen für den Heddesheimer Badesee keine Beanstandungen auf. Die Messungen für Escherichia coli (Darmbakterium) und intestinale Enterokokken seien „unauffällig“.

Problematisch könne eine Verunreinigung durch Kot, insbesondere der von Wasservögeln sein. Der Bademeister Bender bemühe sich mit seinem Team, vor allem Gänse und Enten fernzuhalten – dafür würde auch mal eine Runde mit dem Boot gedreht, um die Vorhut abzuschrecken, sagte Hauser.

Die guten Werte in Sachen Bakterien ließen darauf schließen, dass die Badegäste für ihre Bedürfnisse die Toilettenanlagen und nicht den See benutzten.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Kurt Klemm erhält VDW-Naturschutzpreis 2010

Guten Tag!

Heddesheim, 19. April 2010. Kurt Klemm, Naturschutzbeauftragter der Heddesheimer Vogelfreunde, ist für „herausragende Leistungen“ in Sachen Naturschutz und Erhalt der Vogelwelt ausgezeichnet worden.

Von Horst Pölitz

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Herbert Geitner überreicht "Vogeluhr" an Kurt Klemm (rechts). Bild: heddesheimblog/pöl

„Der diesjährige Preisträger ist in Heddesheim und Umgebung eine bekannte Persönlichkeit, die sehr viel für den Naturschutz und die Erhaltung der Vogelwelt getan hat und tut“, sagte Herbert Geitner, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Waldvogelpfleger und Vogelschützer (VDW) am Samstag, den 17. April 2010 zur Feierstunde im Vereinshaus der Kleintierzüchter.

„Kurt Klemm ist immer noch sehr aktiv im Naturschutz. Im Rahmen der Vereinsarbeit hat er im Kampf um das Schutzgebiet beim Vogelpark, in zähem Ringen mit der Gemeinde, einen Konsens herbeigeführt und sogar eine Erweiterung des Schutzgebiets erreichen können.“

Geitner lobte den vielfältigen Einsatz von Klemm: Ob Birdwatching, Informationen zur Fütterung von Vögeln, die Arbeit mit Kindern, das Vogelbeobachtungsprogramm. „Kurt Klemm hat als Initiator vieler Naturschutzaktivitäten den diesjährigen VDW-Naturschutzpreis mehr als verdient.“

Zum Preis gab es eine Vogeluhr – die speziell für den VDW gefertigt wurde.

Der Preis wurde im Rahmen der Jahreshauptversammlung des VDW-Landesverband Baden-Württemberg übergeben, die dieses Jahr in Heddesheim stattfand.

Der Verein der Vogelfreunde und -pfleger hatte bereits 2005 den Naturschutzpreis des VDW erhalten.

„Die Vögel brauchen uns.“

Guten Tag!

Heddesheim, 14. April 2010. Der Frühling kommt, wenn auch regnerisch. Die Vögel zwitschern. Alles scheint wie immer zu sein. Die Natur erwacht, die Jahreszeiten nehmen ihren Lauf. Ist das so? Der Naturschutzbeauftragte der Vogelfreunde und -pfleger, Kurt Klemm, sagt: Nein. „Die Vögel brauchen uns.“

Interview: Hardy Prothmann

Herr Klemm, der Frühling ist da, die Vögel zwitschern. Finden die schon genug zu fressen?

Kurt Klemm: „In einer Feldflur wie Heddesheim, die dermaßen ausgeräumt ist, gibt es so gut wie keine Wildpflanzen mehr, die manche abschätzig als „Unkraut“ bezeichnen. Diese Wildpflanzen sind die Ernährungsgrundlage für viele körnerfressenden Vögel. Die Vögel haben Mühe, genug zum Fressen zu finden.“

Welche Vögel sind das beispielsweise?

Klemm: „Der Grünfink, der Bluthänfling, Girlitz, Stieglitz. Diese Vögel sind auf halbreife Sämereinen bei der Aufzucht ihrer Jungvögel angewiesen. Sie brauchen Löwenzahn, Vogelmiere, Spitzwegerich, Breitwegerich, Wiesenknopf, Wegwarte. Diese Samen sind ein prächtiges Futter, die alles enthalten, was die Jungen brauchen.“

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Specht und Meisen im Winter werden durch "Zufütterung" unterstützt - auch im Sommer brauchen viele Vögel "Unterstützung". Bild: privat

Wollen Sie damit sagen, dass Gartenbesitzer kein Unkraut mehr jäten dürfen?

Klemm: „Selbstverständlich können die Menschen ihre Blumen und Beete pflegen, aber es ist sicherlich möglich, eine kleine naturbelassene Ecke im Garten für unsere Vögel zur Verfügung zu stellen. Was für die Menschen „Unkraut“ ist, ist für die Vögel Futter, also Nahrung.“

Eine „Unkrautecke“ im Garten liefert Nahrung.

Soll oder muss man die Vögel auch in der Zeit von Frühjahr bis Herbst füttern oder werden diese dadurch vom Menschen abhängig?

Klemm: „Man spricht nicht von Füttern, sondern von Zufüttern. Das ist sehr sinnvoll, damit genug Futter zur Jungenaufzucht zur Verfügung steht. Die Vögel werden dadurch nicht abhängig. In England beispielsweise ist das Zufüttern weit verbreitet. Die Folgen sind nur positiv, weil der Artenrückgang gestoppt werden konnte und gefährdete Vogelarten dadurch gerettet werden konnten.“

Welches Futter sollte man anbieten?

Klemm: „Auf jeden Fall kein Winterfutter, dort sind zu große tierische Fettanteile enthalten, die leicht ranzig werden können. Die Industrie hat auch durch die positiven englischen Erfahrungen ein Sommerfutter entwickelt. Das gibt es seit vier Jahren und ist im Fachhandel erhältlich, in Heddesheim beispielsweise beim Raiffeisenmarkt.“

In vielen Baumärkten gibt es jetzt das Winterfutter sehr günstig?

Klemm: „Damit sollen die Lagerbestände verkauft werden. Dieses Futter ist ungeeignet und ich empfehle, dieses nicht zu kaufen. Auf meine Intervention hin hat ein Marktleiter sich auf meine Argumente eingelassen und das Futter nicht mehr angeboten. Diese Einsicht fand ich sehr respektabel. Alternativ kann man sich auch Schrotfutter bei einer Mühle besorgen. Das ist günstig zu bekommen und ideal für unsere Spatzen.“

Der Hunger treibt es rein – und die Vögel verenden daran.

Kann man auch aus dem Haushalt Reste verfüttern?

Klemm: „Auf keinen Fall, alle gängigen Lebensmittel sind für die Vögel ungeeignet. Gewürzte Lebensmittel sind das reine Gift. Vögel fressen nicht, was Menschen essen.“

Man kann doch aber immer wieder Vögel an Mülleimern sehen, die fressen sogar Pommes.

Klemm: „Daran erkennt man die Not der Vögel, die so groß ist, dass sie aus schierem Hunger auch ungeeignete Nahrung aufnehmen. Was man nicht sieht, ist, wie viele daran elendig zugrunde gehen. Durch das Salz, Gewürze und ranziges Fett.“

Was ist mit den Insektenfressern?

Klemm: „Hier gibt es ein dramatisches Problem, das wiederum mit dem Öko-Kreislauf zu tun hat. Viele Insektenfresser brauchen Schmetterlings- und Falterraupen. Die wiederum legen ihre Eier bevorzugt an die Brennnessel. Die aber wird mit Unkrautbekämpfungsmittel vernichtet. Und damit auch die Raupen und damit die Nahrung für die Vögel. Das ist ein Riesenproblem.“

Wie kann man es lösen?

Klemm: „Wenn jeder Gartenbesitzer einen Quadratmeter für Brennnessel zur Verfügung stellt, wäre den Vögeln sehr geholfen. Auch Gemeinden könnten Brennnesselfelder stehen lassen und nicht immer sofort mähen. Ich kämpfe seit Jahren dafür, dass die Gemeinde sich hier einsichtig verhält.“

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Kurt Klemm hat in seinem Garten alles gemacht, damit sich der Vogel an sich, aber auch viele Insekten als Vogelfutter wohl fühlen. Bild: heddesheimblog

Soll man auch zufüttern?

Klemm: „Das kann man. Viele Meisen und Finken beispielsweise ziehen ausschließlich mit Raupen ihre Jungen groß. Wer vermutet, dass ein Nest in der Umgebung besteht, kann beispielsweise lebende Mehlwürmer anbieten, das ist ein Festschmaus für die Vogeljungen. Der Spatz wiederum ist ein nüztlicher Schädlingsbekämpfer und hat sich auf Blattläuse spezialisiert. Ein Nistkasten im Garten für den Sperling ersetzt die Giftspritze.“

Der Spatz ersetzt die Giftspritze.

Wo und wie sollte man Futter anbieten?

Klemm: „Lebendfutter immer an einem trockenen, überdachten Platz. Doch Achtung: Auch die Mehlwürmer müssen gefüttert werden. Wer sich dafür interessiert, kann sich für eine Beratung an die Vogelfreunde wenden, hier erhält man auch die Würmer zu günstigen Preisen.“

Und was gibt es beim Körnerfutter zu beachten?

Klemm: „Ich empfehle hier nicht aus Werbegründen, sondern aus Kompetenzgrüdnen den Raiffeisenmarkt. Hier gibt es alles, was der Vogelliebhaber braucht. Dazu gibt es eine kostenfrei eine gute Beratung, weil der Markt von uns, also den Vogelfreunden, gut und gerne beraten worden ist.“

Link:
Vogelfreunde und -pfleger 1960 e.V.

Anzeige gegen „Vogelmörder“

Guten Tag!

Heddesheim, 06. August 2009. In Heddesheim ist „Anzeige gegen Unbekannt“ erstattet worden: Im Gebiet der Holunderstraße soll jemand gezielt Vögel erschießen und damit das Jagdschutz- und das Naturschutzgesetz verletzen – mal ganz abgesehen von den Vögeln, die an den Verletzungen elendig zugrunde gehen.

Von Hardy Prothmann

Kurt Klemm mag sich gar nicht mehr beruhigen: „Wie kann jemand nur so grausam sein? Ich verstehe das nicht, das übersteigt mein Vorstellungsvermögen.“

Vor ihm liegt der Kadaver einer Waldohreule. Das „Mord“-Opfer muss höllische Schmerzen gehabt haben: „Die Kugel ging seitlich durch die Leber und hat nach dem Austritt noch den Flügelknochen zerschmettert.“

Ein Familienmitglied, ein Jäger, hat die Waldohreule seziert, um den Schusskanal zu bestimmen: „Der Schuss hat die Eule nicht sofort getötet – sie ist schlicht und ergreifend elend krepiert.“

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Schuss durch die Leber in den Flügel. Die Eule hatte keine Chance und ist elendig krepiert. Klicken Sie auf das Bild, der Pfeil zeigt den Schusskanal. Bild: privat

Der Jungvogel hatte so wenig Chancen wie der Geschwistervogel, der kurze Zeit vorher abgeschossen worden war. Damit ist diese Brut der Waldohreulen ausgelöscht.

Waldohreulen gelten als nützliche Greifvögel, die vor allem Jagd auf Mäuse machen. Wenn die Jungvögel das Nest nach etwa 7-8 Wochen verlassen, rufen sie lautstark nach ihren Eltern und dem Futter: „Das kann schon stören“, sagt Kurt Klemm, „aber nach drei Wochen ist der „Spuk“ vorbei.“ Dann suchen sich die Jungvögel eigene Reviere, teilweise hunderte Kilometer entfernt.

Der „Vogelmörder“ schießt aber nicht nur auf Eulen, sondern auch auf Amseln, Grünfinken, Türkentauben – fast wahllos, so scheint es. Und das anscheinend schon seit Jahren.

Bislang hatte die Person, die Anzeige erstattet hat, versucht, „Ärger zu vermeiden“. Weil in den vergangenen Wochen aber viele Vögel abgeschossen worden war, änderte sich diese Haltung und es wurde „Anzeige gegen Unbekannt“ erstattet.

Jetzt muss der Heddesheimer Polizeiposten versuchen, den „Vogelmörder“ ausfindig zu machen.

Nach Angaben des Jägers soll es sich um ein Luft- oder Gasdruckgewehr handeln, dass so genannte „Diabolos“ verschießt, eine „4,5 Millimeter-Munition“.

Diese Art von Munition wird von Herstellern auch gerne so angebriesen:
„H&N Crow Magnum
Schwere präzise Kugel, glatt, aufgrund der augeprägten Hohlspitze besonders gut für die Schädlingsbekämpfung geeignet.“

Da nicht anzunehmen ist, dass jemand Käfer oder Raupen erschießen will und größere Wildtiere damit nicht zu erlegen sind, kann es bei den „Schädlingen“ nur um Vögel handeln.

Diese Waffen haben auch keine große Reichweite – der Schütze muss also in der Nähe des „Tatorts“ geschossen haben.

Dokumentation:
Videos einer Waffendemonstration
(Ergänzung: Klicken Sie beispielsweise bei der „Walther Leveraction CO2 Winchester“ auf „Weitere Informationen“)

Redaktion heddesheimblog