Samstag, 03. Juni 2023

08. bis 14. Juli 2013

Diese Woche: Tipps und Termine

Rhein-Neckar, Tipps und Termine für den 08. bis 14. Juli 2013. Montags erscheinen unsere Veranstaltungstipps für die laufende Woche. Die Redaktion nimmt gerne weitere Termine und Anregungen auf. Die Kontaktmöglichkeiten finden Sie am Ende der Seite.

Mehr Veranstaltungen vor Ort finden Sie ins unseren Kalendern auf allen Blogseiten im Menü Nachbarschaft im Menü “Termine”. [Weiterlesen…]

Open-Air auf dem Dorfplatz

Sommernachtskonzert mit den Starkenburg Philharmonikern

Heddesheim, 15. März 2013. (red/pm)  Aller Guten Dinge sind drei: Nach den großen Erfolgen der Konzerte 2009 und 2011 mit über 600 Besuchern wird es in diesem Jahr zum dritten Mal ein Sommernachtskonzert mit den Starkenburg Philharmonikern geben. Am Samstag, 13. Juli 2013, werden sie zusammen mit Solisten der Opera Classica aus Bad Schwalbach und dem Tanzforum Heddesheim auf dem Dorfplatz wieder ein Fest der Klänge für die Zuhörer bieten. [Weiterlesen…]

Warnstreiks bringen Ärger für Bürgerinnen und Bürger

Rhein-Neckar, 05. März 2012. Müllmänner, Busfahrer, Krankenschwestern, Kinderbetreuer sind von der Gewerkschaft verdi zu Warnstreiks aufgerufen werden. Die Folge: Durch den Arbeitskampf leiden die Bürgerinnen und Bürger.

Von Hardy Prothmann

Der Ärger ist kalkuliert und soll Druck ausüben. Die Gewerkschaft rechnet mit mehreren tausend Streikenden. Zehntausende, hunderttausende Bürgerinnen und Bürger werden darunter leiden müssen.

Hintergrund ist die Forderung nach mehr Geld für die fast zwei Millionen Beschäftigten beim Bund und den Kommunen. Die Gewerkschaften fordern 6,5 Prozet mehr Lohn. Die Arbeitgeber forderten, dass die Gewerkschaften ihre Forderungen nach unten anpassen sollten.

Die Gewerkschaftler fassten es als Provokation auf, dass die Arbeitgeber kein Angebot vorgelegt hätten. Nun reichen die Gewerkschaften diese „Provokation“ an die Bürgerinnen und Bürger weiter:

„Beim Auftakt der Tarifverhandlungen am 1. März 2012 in Potsdam haben die Arbeitgeber erneut die Chance verpasst, aus den Fehlern vergangener Tarifrunden zu lernen: Zum wiederholten Male legten sie zu Verhandlungsbeginn kein Angebot vor.“

Ob es auch ein Fehler sein könnte, die Bürgerinnen und Bürger so unter Druck zu setzen, fragen sich die Gewerkschaften nicht. Sie tun das einfach: Und eine Forderung von 6,5 Prozent mehr Gehalt ist utopisch hoch. Will man am Ende die Provokation?

Dabei haben die Verhandlungern erst am 01. März begonnen, heute, am 05. März wird schon gestreikt, die nächste Verhandlungsrunde soll am 12. März stattfinden.

Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes haben klar ein recht auf Streik, wenn die Arbeitsbedingungen unzumutbar oder im Vergleich sehr viel schlechter sind. Ist das so?

Diese Beschäftigten haben aber eine ungleich höhere Verantwortung als andere Arbeitnehmer, denn sie erhalten ihr Geld über die Steuern von uns Bürgerinnen und Bürgern.

Und diese müssen auch irgendwie rumkommen – allein erziehende Mütter ihre Kinder unterbringen können, Schulkinder müssen transportiert werden und andere ihre Arbeit erreichen.

Man muss von beiden Seiten, Gewerkschaften und Arbeitgebern, mehr Vernunft erwarten dürfen, sonst schwindet das Vertrauen in einen zuverlässigen öffentlichen Dienst.

Zeitungsstreik: Journalismus heißt, Fragen zu stellen

Heddesheim/Mannheim/Stuttgart, 03. August 2011. Die streikenden Redakteure beim MM stehen unter Druck – einerseits durch die Forderungen der Verleger. Aber ganz immens auch, weil das Produkt Zeitung nicht mehr ankommt. 1.500 Abos hat der MM im zweiten Quartal verloren. Die Auflage ist im Sinkflug. Auch das Anzeigengeschäft leidet. Der Vertrauensverlust der Leserinnen und Leser ist enorm. Angeblich streiken die Redakteure für „Qualität“ und fordern „Solidarität“. Man muss fragen, was sie damit meinen.

Von Hardy Prothmann

Dass ich insbesondere den Mannheimer Morgen massiv kritisiere, ist bekannt. Würde ich in Stuttgart, in Mosbach, in Heidelberg, in Karlsruhe, in Bruschal, in Ludwigshafen oder Neustadt an der Bergstraße leben, würde ich mir andere Zeitungen kritisch anschauen.

Vermutlich würde ich im Sinne der Leserinnen und Leser meiner Blogs auch an anderen Orten und damit Verbreitungsgebieten von Monopol-Zeitungen viel Kritik an der Berichterstattung üben können. Denn der Lokaljournalismus befindet sich in einer tiefen Krise.

Tatsächlich kann ich aber am besten die Zeitungen beurteilen, deren Nachrichten ich durch eigene Recherchen überprüfen kann. Das sind der Mannheimer Morgen, die Weinheimer Nachrichten und die Rhein-Neckar-Zeitung. Und alle kommen oft nicht gut weg, wobei klar gesagt werden muss, dass der MM besonders problematisch ist.

Meine Kritik an der Zeitung ist massiv, aber sie ist auch begründet.

Aktuell haben streikende MM-Redakteure Kommentare gelöscht – denn Kritik oder andere als „gewogene“ Nachrichten sind nicht erwünscht. So einfach kommen die streikenden Redakteure nicht davon. Sie können nicht so tun, als ob sie kritisch wären und gleichzeitig Informationen löschen oder ignorieren.

Sie fordern Solidarität, schließen aber nicht gewünschte Meinungen aus. Das geht so nicht.

Wer für Meinungsfreiheit und Qualität der Berichterstattung vorgeblich eintritt, muss selbst auch aushalten können, sich der Kritik stellen und transparent informieren.

Über verschiedene Kontakte erhalte ich abenteuerlichste Informationen, was die MM-Redakteure von meiner inhaltlichen Kritik halten. Auf einen anonymen Kommentar habe ich dem Dumpfsinn entsprechend, aber trotzdem umfangreich geantwortet.

Die in dem anonymen Kommentar äußerst dumm unterstellten „Motive“ sind hanebüchen.

Ich habe mich deshalb in einem Kommentar auf Facebook an einen Redakteur gewandt, von dem ich eine hohe Meinung habe und davon ausgehe, dass er sich Fragen und Kritik stellt.

Es ist der Versuch eines Dialogs. Sicher nicht ohne Provokation. Aber mit der Möglichkeit zu Antworten, die die Zeitung und alle MM-Redakteure den Leserinnen und Lesern lange und längst schuldig sind.

Der Redakteur wurde von mir ausgewählt, weil ich vor zwanzig Jahren gut mit ihm zusammen gearbeitet habe und ich seine damals kritische Haltung schätzte. Und er ist aktiv am Streik beteiligt. Man kann ihn auf Fotos sehen und er postet auf Facebook.

Seit siebzehn Jahren haben wir nichts mehr miteinander zu tun. Wie gesagt, es ist ein Experiment – ich weiß nicht, wie der Mann heute „tickt“, aber ich habe Hoffnung.

Denn eigentlich würde ich mir wünschen, dass der MM eine stärkere Konkurrenz bietet, eine größere Herausforderung.

Der MM und meine Blogs haben eine Schnittmenge – also Menschen, die sowohl die Zeitung lesen, als auch die von mir verantworteten Blogs. Die Leserinnen und Leser, die nur meine Blogs lesen, wissen nicht, was in der Zeitung berichtet wird und umgekehrt.

Ich habe überhaupt keine Probleme, auf gute Stories im MM zu verweisen – sie müssen aber gut sein. Dann würde ich sogar empfehlen, die Zeitung zumindest tagesaktuell zu kaufen. Dafür muss ich aber überzeugt sein, dass sich das für meine Leserinnen und Leser lohnt.

Hier sind die Fragen. Der Name ist unkenntlich gemacht, weil er nicht viel zur Sache tut. Jeder mit Facebook-Zugang wird ihn schnell recherchieren können, was vollkommen O.K. ist, da er ja unter Klarnamen öffentlich sichtbar dort schreibt.

Vielleicht ist das ein Ansatz, um einen Austausch über „qualitativen Journalismus“ in Gang zu bringen. Vielleicht auch nicht.

Viele Fragen - ob es Antworten geben wird?

Ergänzung

Heute hat Thorsten Hof reagiert. Er schreibt folgendes:

Facebook informiert per email über einen Kommentar - weil die streikenden MM-Redakteure sich abschotten, ist eine direkte Antwort nicht möglich.

Ich hätte ja gerne darauf reagiert. Da aber mittlerweile nicht nur für meinen Hardy Prothmann-Account der Zugang zur „Streikmorgen“-Seite gesperrt ist, sondern die Pinnwand für alle „Nicht-Freunde“ gesperrt wurde, kann ich leider nicht auf Facebook darauf reagieren.

Die „Vorgeschichte“, die Herr Hof anspricht, meint den Kommentar „Das Drama der journalistischen Prostitution“, den ich im Februar 2010 auf dem http://heddesheimblog.de veröffentlicht habe. Thema des Textes war die Kritik an einer dauerhaft unkritischen, gefälligen Berichterstattung durch die Redakteurin Anja Görlitz.

Gegen diesen Text ist Frau Görlitz juristisch vorgegangen. Insgesamt habe ich rund 5.000 Euro Anwalts- und Gerichtskosten bezahlen müssen. Ein Versuch der „gütlichen“ Regelung wurde nicht unternommen.

Der Anwalt von Frau Görlitz wollte zudem ein Ordnungsgeld von 3.000 Euro gegen mich durchsetzen, das Gericht hat das zurückgewiesen und ein Ordnungsgeld von 300 Euro verhängt.

Der Hintergrund: Zunächst wurde ich über meine Privatadresse abgemahnt. Die weitere Post ging aber an mein Mannheimer Büro, dass ich damals für mehrere Wochen nicht besucht hatte. Daher hatte ich sämtliche Einspruchfristen verpasst und mich entschieden, aus Kostengründen die mittlerweile erlassene Einstweilige Verfügung zu akzeptieren. Der Anwalt von Frau Görlitz hat das Maximum an Gebühren angesetzt und der Versuch mit dem Ordnungsgeld zeigen eindeutig, dass es weniger um die „Ehre“ ging als darum, einen wirtschaftlichen Maximalschaden zu erzielen.

Interessant ist die Haltung von Herr Hof schon: Ein einziger Text vor eineinhalb Jahren ist ihm Grund genug, die Haltung der MM-Redakteure zu rechtfertigen. Das zeigt sehr schön den Korpsgeist dieser Bagage (danke für den Hinweis auf den Tippfehler, ist korrigiert).

Statt mit eigenen Leistungen zu glänzen, sucht man Tippfehler, baggert den Graben aus und erhöht den Schutzwall auf Facebook. Auch nicht schlecht. 😉

 

Streikende MM-Zeitungsredakteure: Wer oder was nicht passt, wird gelöscht

Heddesheim/Mannheim/Stuttgart, 03. August 2011. Überall im Ländle streiken Zeitungsredakteure. Durchaus mit unterschiedlichem „Berufs“ethos. Während die einen unzutreffende Informationen korrigieren, löschen die anderen zutreffende Informationen, die ihnen nicht passen. Was wiederum aber zum Image dieser speziellen „Redakteure“ passt. Wer sich Gedanken macht, ob er wirklich „Solidarität“ mit den streikenden Redakteuren beim Mannheimer Morgen haben kann, sollte wissen, welche Haltung diese „Journalisten“ vertreten. Schade für die gutgläubigen Künstler wie Xavier Naidoo, die auf die Verlogenheit hereinfallen.

Von Hardy Prothmann

Nochmal zur Erinnerung. Zeitungsredakteure sind im Ausstand, weil Berufseinsteiger nicht mehr mit rund 3.000 Euro Gehalt bei 14 Monatsgehältern und einer 35-Stunden-Woche beginnen sollen, sondern mit bis zu 25 Prozent weniger. Und andere auf das Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichten sollen, was rund fünf Prozent weniger bedeutet.

Ich habe heute gegen 17:30 Uhr zwei Kommentare auf der Facebook-Seite der streikenden MM-Redakteure gepostet:

Auch die ARD hat im Morgenmagazin über den Streik berichtet. http://www.tagesschau.de/multimedia/video/ondemand100_id-video953858.html

Und kurz darauf:

Weitere Hintergründe zu meiner Haltung hier. http://archiv.heddesheimblog.de/2011/08/02/in-eigener-sache-reaktionen-auf-den-beitrag-im-ard-morgenmagazin/

Die Kommentare waren nur für Stunden zu sehen, bis sie getilgt worden sind.

Gegen 19:30 Uhr waren nicht nur die beiden Kommentare verschwunden, sondern scheinbar die komplette Facebook-Seite. Zumindest für mich, denn ich wurde „geblockt“. Als geblockte Person ist die Seite nicht mehr aufrufbar. Das Zeichen war ein eindeutig. Kommentare von Hardy Prothmann sind auf der Seite der MM-Redakteure offensichtlich nicht erwünscht.

Kommentare gelöscht - Nutzer blockiert. So sieht Meinungsvielfalt und Transparenz in den Augen der streikenden MM-Redakteure aus.

„Gefällt mir sehr, toll, unterstützenswert, super“ als Kommentar bleibt erlaubt.

Die Erklärung ist vermutlich einfach: In den vergangenen zwei Jahren habe ich die Zeitung immer wieder mit Verfehlungen konfrontiert. Der MM an sich ist mir egal, aber ich kritisiere schlechte Recherche, unterschlagene Meldungen oder abgepinselte Pressemitteilungen. Oder thematisiere die ständige Bratwurstberichterstattung, die nichts weiter tut, als mit verschwurbelten Texten über Wettergötter zu fantasieren. Schlechte Zustände zu kritisieren, sollte eine journalistische Grundtugend sein. Und es darf keine „Beißhemmung“ gegenüber äußerst schlechtem „Journalismus“ geben.

Das passt natürlich überhaupt nicht zum Selbstbild, denn immerhin streiken die MM-Redakteure ja für „Qualitätsjournalismus“ (zumindest, was sie darunter verstehen) und für eine entsprechende Bezahlung.

Die MM-Redakteure behaupten sogar, dass es um die „Zukunft des Qualitäsjournalismus“ ginge:

Auf der Blogseite liest sich das etwas ehrlicher – da gehts überwiegend ums Geld und ganz zum Schluss ein bisschen um „die Demokratie“. Und angeblich streiken sie auch für „unsere Leser“.

Um was geht es? Um Demokratie? Eher doch ums Geld.

Tatsächlich halten die streikenden MM-Redakteure aber „unseren Lesern“ missliebige Informationen vor. Oder warum löschen sie sonst Kommentare, die weder beleidigend noch anstößig sind? Sondern zusätzliche Informationen enthalten, mit den sich Leserinnen und Leser eine eigene Meinung bilden können? Mal abgesehen davon, dass es in beiden verlinkten Informationen gar nicht „direkt“ um die streikenden MM-Redakteure selbst ging und ich im ARD-Interview sogar die Verlegerseite ordentlich kritisiert habe?

Oder darf  nicht Meinung sein, was nicht der Meinung der streikenden MM-Redakteure entspricht? Oder dürfen die keine Stimme haben, die man nicht leiden kann? Ist es das, was diese Redakteure mit „wir streiken für unsere Leser“ meinen? Unter Transparenz, Meinungsvielfalt? Unter „Kritik“ und streitbarem Journalismus?

MM-Streiker vs. Tagblatt-Streiker

Ganz anders der Umgang bei den Streikenden vom „Schwäbischen Tagblatt“. Die verlinken von sich aus auf den ARD-Beitrag, allerdings mit einer fehlerhaften Information und nennen mit einen „bloggenden Ex-Redakteur“. Ich korrigiere das höflich und verlinke ebenfalls zwei Texte, die aus Sicht der Zeitungsredakteure sicher nicht „angenehm“ sind.

Die Reaktion ist anständig: Der Kommentar wird frei geschaltet, der Fehler korrigiert. Auch wenn ich nicht weiß, wie die Berichterstattungsqualität des Schwäbischen Tagblatts ist, habe ich zumindest durch diese Verhalten einen positiven Eindruck gewonnen. Das ist das einzig zu erwartende Verhalten.

Die Streikenden beim Schwäbischen Tagblatt haben Kritik zugelassen.

Immerhin: Man könnte auch annehmen, dass vielleicht nur die MM-Streikenden für die „Lösch-Aktion“ verantwortlich sind, die die Facebook-Seite betreuen. Aber das wäre nur eine billige Ausrede für die Gesamt-Baggage.

Wer einen Funken Ehre im Leib hat, was ich bei vielen nicht vermute, müsste sofort auf diese Aktion reagieren und sein Missfallen ausdrücken. Das aber ist doch mehr als unwahrscheinlich. (Ich bin fast sicher, dass sich niemand für diese „Lösch“-Aktion entschuldigt oder sie kritisiert.)

Leider haben die MM-Redakteure im Ausstand noch nicht verstanden, dass sie längst nicht mehr alleine „Meinungen bilden“, also nicht mehr bestimmen können, über wen und was sie wie informieren oder was sie lieber „unterdrückt“ sehen wollen.

Das Internet macht die Welt transparenter. Und zeigt, wie dumm oder hilflos manche Journalisten, die eigentlich daran mitwirken sollten, reagieren.

Absurd wird es, wenn dieser Haufen das Wort „Qualitätsjournalismus“ führt. Sie stehen weder für Qualität noch Journalismus noch für die Kombination aus beidem.

Ich unterstütze die Forderungen der Verleger kein bisschen – aber im Fall der MM-Streikenden wäre ich sogar mit der ein oder anderen fristlosen Kündigung vollkommen einverstanden.

Es wäre sicher kein allzu großer Verlust.

Denn die MM-Redakteure fordern Solidarität, die sie selbst nicht bereit sind zu geben. Dieser Kommentar wartet immer noch auf Freischaltung.

Solidarität mit dem journalistischen Prekariat, den "Freien"? Nicht bei den streikenden MM-Redakteuren.

P.S.
Das Internet lässt sich nicht so einfach kontrollieren, „verehrte Kollegen“, wie ihr das denkt. Und das ist gut so. Schlecht ist: Das habt ihr leider noch nicht verstanden und vermutlich werdet ihr das auch nicht verstehen.

Zeitungsstreik: Solidarität? Wieso, weshalb, warum?

Heddesheim/Mannheim/Stuttgart, 03. August 2011. Die streikenden Zeitungsredakteure fordern Solidarität ein. Denn ihnen drohen Lohnkürzungen und schlechtere Arbeitsbedingungen. Doch ist deren „Empörung“ wirklich nachvollziehbar? Haben sie sich „Solidarität“ verdient?

Von Hardy Prothmann

Es gibt sie noch, die sehr guten Redakteure. Vereinzelt. Aber deren Einfluss ist gering. Sie haben schon längst keine Lobby mehr und im Zweifel finden die, die kritisch berichten und die Folgen tragen müssen, keine Solidarität bei den „Kollegen“. Der Gesamtzustand der Branche ist desolat.

Ob der Kommentar jemals frei geschaltet wird? Knapp acht Stunden nach dem Erstellen auf der MM-Streikseite wartet er immer noch auf "Freischaltung".

Es gibt genau eine Perspektive, unter der man die Empörung der streikenden Zeitungsredakteure verstehen kann: Noch verdienen die meisten Verlage satte Renditen, häufig im zweistelligen Bereich. Wenn die Arbeitgeber vor diesem Hintergrund bis zu 25 Prozent unter dem bisherigen Tarif Berufsanfänger beschäftigen wollen, dann ist das skandalös und grob sittenwidrig. Damit endet die eine Perspektive.

Honorardumping ist der Normalzustand

Die anderen sehen so aus:

Skandalöse „Auftragsverhältnisse“ sind der „Normalzustand“, mit dem man die Einkommensituation von vielen freien Journalisten oder „Mitarbeitern“ beschreiben kann.

Deswegen hat es sich auch schon mit meiner Solidarität gegenüber den Zeitungsredakteuren. Ich werfe den meisten von ihnen Kumpanei, Mittäterschaft, Honorar-Dumping, Untertanentum, Eitelkeit, Überheblichkeit, Weltentrücktheit und Respektlosigkeit vor. Sie sind Teil eines mafiosen Systems und haben solange still gehalten, solange sie ihren Teil der Beute abbekommen haben. Jetzt sind sie im Streik, weil ihnen ihr „Anteil“ zu klein scheint.

Und ich weiß, wovon ich rede. Denn ich bin seit 20 Jahren freier Journalist und meine „Abnehmer“ waren über 18 Jahre lang Redakteure. Mit vielen davon habe ich sehr gut zusammengearbeitet. Früher. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Zusammenarbeit wurde immer schwieriger – nicht unbedingt, aber auch inhaltlich. Vor allem aber wirtschaftlich.

HorrorHonorargeschichten

1994 bin ich nach drei Jahren mit meinem Universitätsabschluss vom lokalen in den überregionalen Journalismus gewechselt. Denn nur dort waren einigermaßen gute Honorare zu erwirtschaften.

Was ich niemals erlebt habe, war ein „Bonus“ für eine außergewöhnlich gute Arbeit, der mir einfach angeboten oder überwiesen worden wäre. Was ich ab und an erleben durfte, waren ein klein wenig höhere Honorare, wenn ich diese mit guten Argumenten nachgefordert hatte. Was ich meistens erlebt habe, waren „Honorare“ die ihrem Namen keine Ehre machten. Die Zeilen- oder Beitragshonorare waren niemals üppig, selten gut, oft „gingen sie grad so“, meist waren sie nicht akzeptabel. Jedenfalls, wenn man davon leben wollte.

Beim Mannheimer Morgen habe ich 55 Pfenning (27 Cent) die Zeile „verdient“. Brutto. Ein mittlerer zweispaltiger Bericht mit 80 Zeilen ergab demnach 44 Deutsche Mark. Rechnete man im Schnitt eine Stunde Wegstrecke, 1,5 Stunden Schreiben, 1,5 Stunden vor Ort, eine Stunden Vor- und Nachbereitung, kam man auf einen Stundenlohn von 8,80 Deutsche Mark.

In den drei Jahren beim MM habe ich rund 1.000 Artikel geschrieben. Ich war als „freier Mitarbeiter“ damit ganz gut „im Geschäft“. Einwandfreie Qualität wurde selbstredend immer erwartet. Alle Artikel wurden veröffentlicht. Manchmal waren 100 Zeilen bestellt, 70 wurden abgedruckt und nur 70 wurden zunächst bezahlt. Weil ich gut war und gebraucht wurde, hatte meine Intervention Erfolg – ich bekam die bestellten und abgelieferten Zeilen bezahlt, sollte dazu aber gegenüber anderen Mitarbeitern stillschweigen.

In diesen drei Jahren ist es mir in einem einzigen Monat gelungen, 1.700 Deutsche Mark zusammenzuschreiben. Der Grund: Viele Redakteure waren in Urlaub, also gab es mehr als sonst zu tun und es gab ein paar spannende Themen und viele Vereinsfeste. Damals war ich 25 Jahre alt. Im Schnitt habe ich rund 800 Mark mit meinem freien Journalismus verdient. Brutto.

„Das Thema kriegen wir nicht durch.“

Davon musste ich ein Auto unterhalten, ein Büro, Computer, Telefon. Irgendeine „Kostenpauschale“ stand nicht zur Disposition. Ein paar Redakteure bestellten ab und an zehn Zeilen mehr als sie für den Abdruck vorgesehen hatten. Die 5,5 Mark waren sowas wie ein „Anerkennung“, weil ich immer einsatzbereit war.

Termine kamen aus der Redaktion, die meisten Themenvorschläge von mir. Meist wurden sie angenommen, aber immer wieder hörte ich den Satz: „Das Thema kriegen wir nicht durch.“

Ab 1994 änderten sich meine Verhältnisse mit einem Artikel für Die Zeit. Dort erhielt ich 2,8 Mark die Zeile und sogar ein Fotohonorar von 150 Euro. Zusammen waren das für einen „Job“ 430 Euro. Das war sensationell. Fortan konzentrierte ich mich auf größere Zeitungen, Wochenzeitungen, Magazine sowie überwiegend den ARD-Hörfunk, der am längsten ganz gut bezahlte und auch heute noch akzeptable Honorare bietet.

Und ich habe oft „Angebote“ ausgeschlagen, die immer wieder angefragt wurden, weil ich den „Markt“ nicht kaputt machen wollte. Unter 350 Mark habe ich keine Magazinseite geschrieben. Niemals unter einer Mark eine Zeile (außer für die taz, die 70 Pfenning die Zeile zahlte).

Dazu habe ich an Zeitschriftenentwicklungen mitgewirkt, das brachte am meisten Geld, Redaktionsvertretungen gemacht, Vorträge und Seminare gehalten.

Um auf das Einstiegsgehalt eines Zeitungsredakteurs von damals rund 4.000 Mark Brutto zu kommen, musste ich rund 6.000 Mark verdienen und zusätzlich Geld für die „Infrastruktur“ wie Auto, Telekommunikation, Computer, Kamera. Manchmal hat das funktioniert, manchmal nicht.

Nochmal zur Verdeutlichung: Bei 55 Pfenning pro Zeile und 150 Zeilen täglich wäre ich bei einer 5-Tage-Woche auf 1.650 Mark gekommen. Rechnet man noch sechs Wochen Urlaub ein, wären rund 1.440 Mark brutto geblieben. Krank durfte man nicht werden, Nein sagen auch nicht. Und es gab damals Zeitungen, die nur 25 Pfenning pro Zeile zahlten.

Durch meinen Wechsel in die „höhere Honorarliga“ war ich in der glücklichen Lage, nicht jeden Mist machen zu müssen, sondern mir Themen und Aufträge aussuchen zu können.

Die meisten Kollegen versuchten, irgendwie eine Festanstellung zu bekommen. Nicht, um journalistisch interessanter arbeiten zu können, sondern um versorgt zu sein.

Doch die „Töpfe“ für „Honorare“ wurden zunehmend geringer. Viele Kollegen klagten nur noch, schlugen sich mehr schlecht als recht durch, auch ich hatte Einbußen, aber es ging noch ganz gut.

FAZ: 70 Cent pro Zeile sind „normal“

Als ich 2003 einen exklusiven Text mit einem enormen Rechercheaufwand geschrieben hatte, bekam ich 70 Euro überwiesen. Für einen 100-zeiligen Artikel. Also 70 Cent pro Zeile. Ich habe mich daraufhin beim Herausgeber Nonnenmacher beschwert, der mir zurückgeschrieben hat, dass dies einem „durchaus üblichen Honorar“ entspräche, ich aber eine Nachzahlung von 90 Euro erhielte. Eine weitere Zusammenarbeit war nicht mehr gewünscht.

Als ich 2004 zufällig zum Tsunami auf der thailändischen Insel Phuket war, berichtete ich 18 Tage lang für mehrere deutsche Medien. Darunter Spiegel, Spiegel Online, Spiegel TV, Focus, Handelsblatt, Zeit, tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Welt, SWR und noch ein paar andere. In knapp drei Wochen habe ich rund 15.000 Euro Umsatz gemacht.

Ich war 16-20 Stunden im Einsatz, habe am Tag nach der Katastrophe 600 Leichen gezählt, um die Zahl der Opfer abschätzen zu können, habe unter anderem eine Reportage über die Arbeit der DVI-Teams (Desaster Victims Identification) geschrieben, Tage im Krankenhaus verbracht und über das Leid und die Hoffnung berichtet.

5.000 Euro die Woche? Kein schlechtes „Honorar“. Doch zu welchem Preis? Für welchen Einsatz? Hätte ich ein „psychologisches“ Problem bekommen, einen Unfall erlitten – wer hätte für mich gesorgt? Es gibt für freie Journalisten selten eine Kostenerstattung und so gut wie nie eine Absicherung durch die „Auftraggeber“. Aber es gibt noch Jobs für alle die, die „gut“ verdienen wollen – überall da, wo es gefährlich ist. Denn da gehen die Redakteure nicht hin.

Tagessätze von unter 250 Euro habe ich niemals akzeptiert. Mein Normalsatz waren 350 Euro. Heutzutage sind 75 Euro kein Ausnahmefall.

Lokalberichterstattung ist Ausbeutung auf höchstem Niveau

Im „Lokalen“ sieht es am bittersten aus. Da bleiben für Freie meist nur die „Krumen“. Feste und Vereine. Eben alles das, wofür sich die Redakteure meist zu schade sind. Plus Abend- und Wochenendtermine, weil die meisten Redakteure dann frei haben. Häufig sind das Rentner, die nicht unbedingt dazu verdienen müssen oder Hausfrauen. Oder ehemalige Praktikanten wie ich, die dann für Hungerlöhne Zeilen schinden und anfangen, irgendwas blumig zu erdichten.

Zeitungsredakteure geben das in Auftrag, nehmen es ab und veröffentlichen diesen Schund. Diese Bratwurstberichterstattung über Wettergötter, allgemeine Zufriedenheit, kühlen Gerstensaft und leckere Bratwürste. Sie suchen die Nähe der „Mächtigen“ und schreiben den meisten nach dem Maul – außer, der Herr Verleger oder der Chefredakteur haben jemand „auf dem Kieker“ – der wird dann „runtergeschrieben“. Ansonsten dient man sich an.

Redakteure bilden den unsolidarischst-vorstellbaren Haufen

Es gibt keinen unsolidarischeren Haufen als diese Zeitungsredakteure, die sich einen Dreck drum scheren, wie es „ihren“ freien Mitarbeitern geht. Meist erlebt man Arrogantlinge, die vor Selbstüberheblichkeit kaum noch laufen können und mit ihrer Schere im Kopf ständig bemüht sind, keinen Ärger zu bekommen, statt „Anwalt des Lesers“ zu sein und „Missstände aufzudecken“. Sie halten sich für „unabhängig“ – wie wenig sie das sind, zeigt ihr Streik.

Redakteure, die es genießen, hoffiert zu werden, die selbstverständlich immer ihre „Extra-Wurst“ einfordern, sich auf Reisen einladen lassen, sich beschenken lassen und „Presserabatte“ einfordern. Und ihr Salär gerne mal mit einer „Moderation“ aufarbeiten und gar nicht so selten in ihrer Freizeit „Berichte“ für Unternehmen oder Politiker schreiben, die sie als „Pressemitteilung“ dieser Unternehmen oder Politiker dann als „Grundlage“ für ihre „journalistischen Berichte“ verwenden.

Sie agieren dabei genauso, wie viele Chefredakteure und Redaktionsleiter, die in teure Hotels zu wichtigen Konferenzen eingeladen werden, wo Unternehmen, Politiker, Verbände und Lobbyisten dann „Themenstrecken“ und Anzeigenbuchungen aushandeln. Und vor allem, über was nicht berichtet wird.

Man kann vermuten, dass einige Redakteure bei Tageszeitungen journalistisch auch einfach zu inkompetent sind, um dieses Zusammenhänge verstehen zu wollen, geschweige denn zu sehen. Man liegt aber auch richtig, wenn man annimmt, dass viele dies schweigend zur Kenntnis nehmen und wissen, was sie und was sie nicht zu berichten haben.

Transparenz über die Hintergründe ihrer Arbeit findet man von den Redakteuren in den Zeitungen so gut wie niemals.

Und diese Leute fordern nun Solidarität. Also einen Zusammenhalt, eine Haltung?

Arrogante Verlogenheit

Wer sich und andere über Jahrzehnte selbst belügt, kann wahrscheinlich die eigene Verlogenheit irgendwann nicht mehr erkennen.

Mit dem Blick von außen sehe ich aber keinen Grund, mich mit diesen Leuten zu solidarisieren, von denen ich und die allermeisten freien Journalisten in Deutschland niemals „Solidarität“ erfahren haben.

Und wenn Leserinnen und Leser wüssten, wie respektlos und despektierlich sich „Redakteure“ oft über ihre Kunden auslassen – sie wären entsetzt. „Die da draußen“ sind für viele Redakteure einfach nur dumme Leute. Solange es kaum eine Möglichkeit gab, die „Kontrolleure“ zu kontrollieren, mussten die Leute „glauben, was in der Zeitung steht“.

Das Internet hat das verändert – heute gibt es so viele Quellen und so viele Möglichkeiten sich per email, Facebook oder anderen Medien zu informieren und auszutauschen. Und es gibt viele Redakteure, die ihre Verachtungshorizont auf das Internet ausgeweitet haben, wo man angeblich „nur Dreck findet“. Und es gibt nicht wenige, die stolz darauf sind, dass sie das Internet nicht benutzen.

Darin unterscheiden sie sich nicht von denen, gegen die sie gerade streiken – die Verleger als Arbeitsgeber.

Nachtrag:
Alle Redakteure, mit denen ich gut zusammengearbeitet habe und dies weiterhin tue, schließe ich selbstverständlich aus und hoffe, dass sie ihren schweren Stand weiter halten können.

Kabarett oder Realität? Gerhard Schneider live!


Guten Tag!

Heddesheimblog, 18. September 2009. Der Heddesheimer Gerhard Schneider ist Betriebsratsvorsitzender von UPS.  Der Mann kennt sich aus im Logistikgeschäft. Der Mann erklärt teils kabarettistisch, aber insgesamt sehr realistisch die Situation der Arbeiter im Logistikgeschäft.

Das Video dauert rund neun Minuten – Sie werden viel zu lachen haben.
Das Video wurde am 16. September 2009 auf der Veranstaltung des BUND zur „Nachhaltigen Entwicklung des Heddesheimer Gewerbegebiets“ aufgenommen und ist nicht geschnitten. das heddesheimblog

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Interview mit Pfenning-Geschäftsfüher Uwe Nitzinger (gekürzt. Fass.)

Wir kommen sicher nach Heddesheim

Sie lesen hier die gekürzte Fassung.
Hier geht es zum kompletten Interview (1/3 länger).
In der gekürzten Fassung fehlen ein paar Fragen/Antworten zu wirtschaftlichen Aspekten.

Das Heddesheim-Blog
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Uwe Nitzinger, Geschäftsführer der KMP Holding GmbH, erklärt im Gespräch mit dem Heddesheim-Blog, wann Pfenning nach Heddesheim kommt, was das Unternehmen dort vor hat und welche Folgen die Ansiedlung für Heddesheim haben wird.

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Interview: Hardy Prothmann

Herr Nitzinger, die Pfenning Gruppe will in Heddesheim 100 Millionen Euro in ein Logistik-Zentrum investieren. Können Sie aufschlüsseln, aus welchen Posten diese enorme Summe besteht?
Uwe Nitzinger: Zum jetzigen Zeitpunkt ist das noch zu früh, um ihre Frage detailliert zu beantworten. Unsere Planer haben natürlich zusammengerechnet, was sie an Kosten erwarten. Wie teuer oder günstig was am Ende ist, hängt von der Konjunktur, dem Einkauf der Leistungen und ähnlichem ab. 100 Millionen ist die angenommene Summe. Wenn es uns weniger kostet, sind wir natürlich damit zufrieden.

Bis 2013 soll erst die Hälfte gebaut worden sein. Warum?
Ich weiß nicht, woher Sie diese Zahl haben.

2. Bauabschnitt ab 2016

Aus der Zeitung.
Dann ist da etwas missverstanden worden. Bis 2013 wollen wir mit dem 1. Bauabschnitt fertig sein. Ein 2. Bauabschnitt auf dem Erweiterungsgelände kann frühestens ab 2016 realisiert werden. Dieser Bauabschnitt wird auf jeden Fall nicht so groß ist, wie der erste.

Aber ab 2013 wird der Firmensitz von Viernheim nach Heddesheim verlegt?
Sobald wir dort unser neues Verwaltungsgebäude beziehen können.

Sie vergrößern sich auf einen Schlag ganz enorm. Bauen Sie das Geschäft mit bestehenden Kunden aus oder haben Sie neue Kunden, die ihre Kapazitäten benötigen?
Wir haben ein starkes Bestandsgeschäft und sind intensiv dabei, neue Kunden zu gewinnen. Unser Geschäftsmodell ist die Logistik, wir bieten Kunden Lagerfläche mit entsprechender Organisation, die Verpackung und den Transport von Waren an.

So sieht Pfenning perspektivisch das geplante Logistik-Zentrum, wenn der 1. Bauabschnitt 2013 fertig ist. Bild: Pfenning-Gruppe

 

Diese Waren müssen ja irgendwie zu Ihnen kommen?
Sicher. Mit dem Lkw und zunehmend mit der Bahn. Nehmen Sie beispielsweise internationale Waschmittelhersteller, die gerade Werbung damit machen, dass sie den Transport ihrer Produkte um bis zu zwei Drittel von der Straße auf die Schiene bringen. Deswegen sind wir auch in Heddesheim, wegen des Gleisanschlusses.

„Wir haben zu wenig Platz“, Uwe Nitzinger

Und wegen der Fläche.
Ganz klar. Wir mussten in der Vergangenheit Aufträge absagen, weil wir zu wenig Platz hatten. Und wie oft habe ich gehört: „Ich würde euch den Auftrag geben, ihr seid dafür kompetent, aber ihr habt die Kapazität nicht.“ Kennen Sie einen Kaufmann, der gerne auf Geschäfte verzichtet? Wir verbessern in Heddesheim unsere Produktionsstrukturen und unsere Wettbewerbsfähigkeit.

Werden auf dem Gelände in Heddesheim nur Pfenning tätig sein oder auch andere Unternehmen?
Prinzipiell nur wir. Dass wir die Konkurrenz nicht aufs Gelände lassen, werden Sie verstehen. Vorstellbar ist, dass ein Unternehmen Hallen mietet, aber selbst betreibt, beispielsweise, wenn der Umgang mit den eigenen Produkten nur durch eigene Mitarbeitern erfolgen soll.

Erläutern Sie das bitte.
Es gibt vielfältigste Anforderungen in der Logistik- branche. Wenn beispielsweise ein Pharmahersteller Waren in die USA liefert, ist er automatisch der äußerst strengen Kontrolle der FDA (der Lebensmittelkontrollbehörde Food and Drug Administration, Red.) unterworfen. Es könnte sein, dass diese einen lückenlosen Nachweis verlangt, dass nur das produzierende Unternehmen Kontakt zur Ware hat.

Andere Firmen auf dem Pfenning-Gelände

Sie planen also die Vermietung?
Nein, ich habe Ihnen ein Beispiel gegeben, was vorstellbar ist, wenn wir zum Beispiel mit unserem Geschäft die Hallen temporär nicht ausfüllen können sollten. Oder sollen wir die dann leer stehen lassen?

Gefährliche Güter

In ihrem „Bauchladen“ finden sich auch gefährliche Güter. Beispielsweise ist Waschpulver an sich harmlos, in einer großen Menge aber nicht.

Genau. Wir haben große Waschmittelmengen. Dabei unterliegen wir aber auch einer strengen Kontrolle und erfüllen alle notwendigen Auflagen – sonst würden wir ja unsere Existenz aufs Spiel setzen. Was wir definitiv nicht lagern werden, sind radioaktives Material und Sprengstoffe. Zum Verständnis: Haarspray wird von vielen Menschen benutzt, typischerweise in einer Druckgasverpackung. In großen Mengen ist das ein Gefahrstoff, wir wissen aber, wie wir damit umgehen, sonst bekämen wir die Aufträge nicht.

Auf welchen Zeitraum ist ihr Engagement in Heddesheim ausgelegt?
Das ist eine Generationsentscheidung. Wir investieren eine Menge Geld und werden dementsprechend lang bleiben. Außerdem sind wir ein Familienbetrieb. Der zieht nicht einfach weiter, wie das mit Standorten von Konzernen passiert.

Schweigende Mehrheit

Sie gehen fest davon aus, dass Sie sich in Heddesheim ansiedeln werden?
Ja.

Uwe Nitzinger Bild:Pfenning-Gruppe

Trotz der Proteste gegen ihre Ansiedlung und der kritischen Stimmung in Heddesheim?
Die Interessengemeinschaft (IG) macht in unseren Augen ordentlich Wind, aber es gibt auch den Begriff der schweigenden Mehrheit. Ich glaube nicht, dass sich die Mehrheit der Heddesheimer von bewusst falsch verbreiteten Informationen irritieren lässt.

Sie bezeichnen die Mitglieder der IG neinzupfenning als Fälscher?
Das habe ich nicht gesagt. Sie haben falsche Zahlen verbreitet und Behauptungen aufgestellt, die nicht zutreffen, wovon sich die Heddesheimer auch durch die Gutachten auf der Bürgerinformation überzeugen konnten.

Was steht im städtebaulichen Vertrag?

Die Zahlen stimmen nicht. Woher hätte die IG aber die echten Zahlen nehmen sollen? Es wurde ja alles geheim gehalten.
Das ist so nicht richtig. Bürgermeister, Gemeinderat und wir haben vertraulich verhandelt. Das ist unser Recht und absolut üblich, damit man im gegenseitigen Vertrauen zu einem Ergebnis kommen kann.

Ein Teil des Ergebnisses ist ein ebenfalls als vertraulich eingestufter „städtebaulicher Vertrag“. Was steht da drin?
Darin ist festgelegt, wie Gemeinde und Unternehmen das Grundstück entwickeln werden, wer welche Aufgaben und Kosten übernimmt.

Sind dort auch Vertragsstrafen definiert, falls es nicht zu einer Bebauung kommt?
Davon ist mir nichts bekannt.

„Chance genutzt“

Im Mannheimer Morgen hieß es, Sie seien auf die Heddesheimer Gemarkung aufmerksam geworden, weil Edeka das geplante Fleischwerk nun doch nicht dort, sondern in Rheinstetten ansiedelt. Soll man das glauben, dass Sie nicht schon länger alle geeigneten Flächen im Blick hatten?
Die korrekte Darstellung ist: Als klar wurde, dass Edeka dieses sehr gute Gelände doch nicht in Anspruch nimmt, hat sich für uns eine Chance ergeben. Die haben wir genutzt. Und wir schaffen Arbeitsplätze.

Ist das so? Soweit ich verstanden habe, wechseln rund 400 Mitarbeiter von Viernheim nach Heddesheim, 250 weitere kommen aus der Region hinzu. Macht 650. Sie sprechen von bis zu 1000 Arbeitsplätzen, davon sind je 250 Subunternehmer und Leiharbeiter, verbleiben 500. Wo sind die fehlenden 150 hin?
Es ziehen über 500 Mitarbeiter um. Vor Ort werden neue Arbeitsplätze geschaffen, weil eine Reihe von Mitarbeitern, beispielsweise im Stahl- Kompetenzzentrum nicht nach Heddesheim wechseln. Das wäre Unsinn, weil die am Ort des Kunden tätig sind. Deswegen ist auch die Annahme falsch, wir würden ständig Lkw von Heddesheim nach Mannheim und zurück schicken. Von Hallen, die wir nur gemietet haben, ziehen wir Mitarbeiter am neuen Standort zusammen. Wie genau die Mitarbeiterzahlen sind, werde ich Ihnen nicht sagen, weil die Konkurrenz sich dafür auch interessiert.

Zum Verkehr kommen wir bitte gleich. In den Jahren 2000-2002 standen ihre Firma und Sie persönlich stark in der Kritik, wie Sie mit ihren Mitarbeitern umgehen. Auch heute noch werden Sie von der Gewerkschaft verdi äußerst kritisch betrachtet. Der Vorwurf lautet, ihre Leute müssten mehr für weniger Geld arbeiten und es gäbe keine Überstundenregelungen.
Das ist Unfug und eine unverschämte Behauptung. Es trifft zu, dass wir uns nicht an die Tarifverträge binden. Aber wir haben Boni und Prämien und bezahlen unsere Mitarbeiter nach Leistung. Schauen Sie sich nur mal die Zahlen zu unserer Betriebszugehörigkeit an: Viele sind 10, 20, 30 Jahre im Unternehmen.

Weshalb beschäftigen Sie dann im Verhältnis gesehen eine so große Zahl von Leiharbeitern?
Die brauchen wir je nach Zyklus. Das sind Leiharbeiter, die wir leihen, wenn wir sie benötigen. Mit den Zeitarbeitsfirmen, die uns diese Leute stellen, arbeiten wir langfristig zusammen.

„Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapitel“, Uwe Nitzinger

Sie werben mit ihren Auszubildenden. Wie viele Stellen bieten Sie für welche Berufe an?
Weit über 20. Vom Fachlageristen, über Kaufleute für Speditions- und Logistikdienstleistungen bis hin zum BA-Studium für Logistik.

Die meisten Ausbildungsplätze sind im Lagerbereich?
Ja. Da brauchen wir auch die meisten Leute.

Die man leicht ersetzen kann?
Daran ist uns überhaupt nicht gelegen. Unser größtes Kapital sind unsere Mitarbeiter, deswegen wollten wir auch in der Region bleiben, die gleichzeitig aber auch ein idealer Standort wegen der EU-Osterweiterung ist. Es dauert, bis ein Mitarbeiter mit den komplexen Abläufen in einem Logistik-Zentrum vertraut ist. Das ist qualifizierte Arbeit, die dort geleistet wird.

Kommen wir zum Verkehr. Sie sagen, der überwiegende Teil der Waren kommt aus und geht in die Ferne. Wie definieren Sie Ferne?
Das ist alles, was weiter als die Region ist. Beispielsweise kommt Waschmittel aus Düsseldorf, das dann für ein Handelslager in Offenburg weiter transportiert wird. Das wird das Hauptgeschäft.

Lkw-Verkehr durch Heddesheim

Sind Sie bereit, eine Vereinbarung mit der Gemeinde zu schließen, dass möglichst wenig Verkehr durch Heddesheim läuft?
Darüber sind wir gerade im Gespräch. Seriöserweise kann ich nicht ganz ausschließen, dass einige Lkws durch Heddesheim fahren. Nur nicht annähernd in der Größenordnung, wie von der IG behauptet. Die wollen das einfach nicht verstehen.

Im Mannheimer Morgen zu sehen, wurde mitten in der Diskussion ein Pfenning-Laster in der Ortsmitte fotografiert…
Dann schauen Sie sich den mal an: Das ist ein „City-Sattel“ gewesen. Solche Lkw werden für die Nahversorgung eingesetzt. Die Leute wollen doch auch im Laden was kaufen können, oder?

Können Sie denn die Zahl von 3 Lkw pro Stunde in Spitzenzeiten über die Ringstraße halten, wenn die 2. Ausbaustufe fertig ist oder sind es dann doppelt so viele?
Es werden nicht doppelt so viele sein, weil sich die Bebauung und damit die gelagerten Waren nicht verdoppeln. Aber es werden mehr sein, hier auch wieder im Fernverkehr. Seriös kann ich das heute noch nicht sagen, wir reden gerade vom Jahr 2016.

Pfenning-Lkw vor Edeka Tiefkühl-Zentrum Bild:pro

Zurück zum Anfang: Wer ist denn auf wen zugegangen, Bürgermeister Kessler auf das Unternehmen oder umgekehrt?
Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich das nicht mehr weiß. Wir haben aber nach Aufnahme der Verhandlungen später auch den Gemeinderat bei uns gehabt, dem wir das Projekt vorgestellt und erläutert haben, dass gerade der Gleisanschluss für uns einen enormen Vorteil bietet.

Kritischer Gemeinderat?

Wurden kritische Fragen gestellt?
Selbstverständlich haben die Gemeinderäte uns Fragen gestellt, beispielsweise zur Verkehrsbelastung, das war ein zentraler Punkt.

In Heddesheim wundert man sich, dass die Grünen geschlossen zugestimmt haben. Mussten Sie bei den Grünen eine stärke Überzeugungsarbeit leisten als bei den anderen?
Wenn Sie mir sagen, wie man einen Grünen erkennt? Ich habe an den Fragen nicht unterscheiden können, wer zu welcher Partei gehört.

In Heddesheim wird mittlerweile hitzig über das Für und Wider ihrer Ansiedlung gestritten. Gab es Fehler in der Kommunikation?
Das müssen Sie die fragen, die sich so aufregen. Wir haben uns nichts vorzuwerfen bei der Kommunikation. Die Stimmung ist nicht von uns aufgeheizt worden. Wir wünschen uns einen konstruktiven Dialog mit den Heddesheimer Bürgern. Das heutige Gespräch mit Ihnen ist hierfür ein Beispiel.

Dann hat der Bürgermeister Fehler gemacht?
Ich war noch nie Bürgermeister und bin in der Kommunalpolitik nicht zuhause. Das kann und will ich nicht beurteilen. Ich kann aber nicht erkennen, dass der Bürgermeister in der Kommunikation Fehler gemacht hätte.

Interview: „Pfenning ist ein Tarif-Flüchtling“

Eines der wichtigsten Argumente, mit denen Bürgermeister Kessler und die Gemeinderatsfraktionen für die Pfenning-Ansiedlung werben, sind die Arbeitsplätze.

Das Heddesheim-Blog hat bei verdi Hessen nachgefragt, welche Erfahrungen die Gewerkschaft mit dem Unternehmen gemacht hat und wie Pfenning als Arbeitgeber eingestuft wird.

Interview: Hardy Prothmann

Herr Winhold, das Unternehmen pfenning logistics liegt in ihrem Gewerkschaftsgebiet. Wie ist Ihnen das Unternehmen bekannt?
Winhold: Wir vertreten immer wieder unsere Mitglieder bei arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen mit Pfenning. Zudem ist die Firma Pfenning ein Tarif-Flüchtling. Pfenning ist aus dem hessischen Tarifvertrag für die Speditions- und Logistikbranche ausgestiegen.

Was bedeutet das?
Pfenning nimmt nicht mehr an den Tarifverträgen teil, die wir alle zwei Jahre für die Branche aushandeln. Pfenning zahlt schlechter bei deutlich höherer Wochenarbeitszeit.

Woher wissen Sie das?
Mir liegen dazu einzelne Arbeitsverträge vor, aus denen ich schließe, dass dies bei Pfenning üblich ist. Die Arbeitszeit im Bereich Lager liegt den Verträgen zufolge bei 42 Stunden, unsere tarifliche Arbeitszeit aber bei 38 Stunden. Das heißt, Überstunden werden, wenn überhaupt, erst ab der 42ten Stunde bezahlt.

Was heißt, „wenn überhaupt“?
Pfenning fordert nach meinen Informationen vor allem im Lagerbereich teils massiv Überstunden ein. Über entsprechende Vergütungen habe ich keine Informationen.

Pfenning übt unzulässig Druck auf seine Mitarbeiter aus

Gibt es weitere arbeitsrechtliche Auffälligkeiten bei Pfenning?
Ja. Uns ist bekannt, dass Vorgesetzte oder Mitarbeiter der Personalabteilung ohne Anwesenheit eines Arztes beispielsweise versuchen, Mitarbeiter zu Aussagen zu bewegen, wie es um ihre Gesundheit bestellt ist und welche Gesundheitsprognose sie für sich sehen. Das ist ein absolutes Unding. Für den Mitarbeiter kann das ernste Konsequenzen haben, wenn er von sich aus eine negative Gesundheitsprognose angibt. Das ist eine böse Falle. Pfenning übt hier unzulässig Druck auf die Mitarbeiter aus, über die Gespräche werden Protokolle angefertigt.

Welche Konsequenzen sind das?
Beispielsweise eine Kündigung.

Schlechter Stil

Ist das rechtlich zulässig?
Ganz sicher nicht. Kein Arbeitnehmer kann zu solchen Aussagen gezwungen werden. Problematisch ist es, wenn ein Mitarbeiter durch geschickten Druck dazu gebracht wird. Das ist mehr als ein schlechter Stil.

Wie verhält sich ein Arbeitgeber korrekt?
Wenn der Arbeitgeber Zweifel an einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung oder dem gesundheitlichen Zustand eines Mitarbeiters hat, kann er das beispielsweise arbeitsmedizinisch überprüfen lassen.

Haben Sie sich bei Pfenning über diese Zustände beschwert?
Selbstverständlich über unsere Mitglieder.

Wie war die Reaktion?
Pfenning hat nicht reagiert.

Info:
Thomas Winhold ist Gewerkschaftssekretär für Post, Spedition und Logistik bei verdi Hessen.

Was heißt bedeutend?

Nun, dem Wortsinn nach, dass man etwas oder jemanden deutet.

Der Duden setzt „bedeutend“ mit „außergewöhnlich“ gleich und definiert:
au|ßer|ge|wöhn|lich : a) nicht in, von der gewöhnlichen, üblichen Art; vom Üblichen, Gewohnten abweichend; ungewöhnlich:
© Duden – Deutsches Universalwörterbuch. 4. Aufl. Mannheim 2001.

Machen Sie sich selbst ein Bild von der Bedeutung des Unternehmens pfenning logistics GmbH, der Vorgängerfirmen und der verbundenen
Unternehmen.

Anmerkung:
Sofern nicht anders gekennzeichnet finden Sie hier Datum, Schlagzeile und Unterschlagzeile sowie eine kurze Zusammenfassung von Texten aus dem Mannheimer Morgen und dessen Regionalausgaben über Unternehmen der Pfenning-Gruppe.
Fett gedruckt sind die originalen Schlagzeilen der Zeitung. In Anführungszeichen stehen direkte Zitate aus den Artikeln.

Wer die Originale auf der homepage des Mannheimer Morgen nachlesen will braucht eventuell einen Abonnenten-Zugang oder alternativ den Morgenweb-Schlüssel aus der tagesaktuellen Ausgabe.

30. Dezember 2000
„Sylvester-Kracher“ schockt Mitarbeiter
Zum Jahreswechsel verkauft sich die Pfenning Spedition GmbH an die Profi-Log Spedition GmbH, Werftallee 13, 18119 Rostock. „Die Herren Nitzinger und Dollner sind nicht mehr Geschäftsführer der Pfenning Spedition…“ (Herr Nitzinger ist heute Geschäftsführer von pfenning logistics, Anm. von H. Prothmann). 130 Beschäftige sind betroffen, die Verwirrung ist groß. Nitzinger teilt mit, dass die Pfenning Spedition GmbH keine Betriebsadresse mehr in Viernheim habe, eine Betriebsversammlung sei daher „illegal“. Beschäftigten, die ihre Arbeit bei der Mannheimer Niederlassung der Profi-Log antreten würden, „behalten ihre sozialen Anwartschaften“, droht er unverhohlen allen, die das nicht tun.

30. Dezember 2000
Schock-Nachricht vom Chef
Die Journalistin Ruth Weinkopf versucht verzweifelt den „bisherigen“ Firmenchef Karl-Martin Pfenning, einen seiner Geschäftsführer oder die Firma Profi-Log in Rostock oder Mannheim telefonisch zu erreichen. Weder die Auskunft, noch andere Firmen an den neuen Standorten kennen Profi-Log oder die neu gegründete PF United Logistics in Viernheim.

3. Januar 2001
Profi-Log legt Fehlstart hin
Verwirrspiel um ehemalige Spedition Pfenning geht weiter

Ein privater Sicherheitsdienst hindert rund 30 Beschäftigte der ehemaligen Viernheimer Pfenning Spedition GmbH daran sich mit Vertretern der Gewerkschaft ÖTV in der Kantine zu treffen.
Mitarbeiter, die in Mannheim ihre Arbeit an der neuen Betriebsstelle aufnehmen wollten, wurden wieder nach Hause geschickt. Das Arbeitsgericht Darmstadt erlässt eine einstweilige Verfügung und untersagt den ehemaligen Mitarbeitern, ihre Arbeit in Mannheim aufzunehmen, bevor nicht die Verhandlungen über einen Interessenvergleich abgeschlossen sind. Uwe Nitzinger, Geschäftsführer der Pfenning Logistik GmbH, nennt als Gründe für den Verkauf der Firma „markpolitische Aspekte“.

3. Januar 2001
Sicherheitsdienst verwehrt Beschäftigten Zutritt
Gespannte Atmosphäre bei ehemaliger Pfenning Spedition / Betriebsratsvorsitzender will wegen Tätlichkeiten Anzeige erstatten

Der Betriebsrat ruft zur Betriebsversammlung auf, die ehemalige Geschäftsführung bezeichnet dieses Treffen per Aushang als „illegal“. Der Betriebsratsvorsitzende Hans-Dieter Mai gibt an, von Sicherheitsleuten „in den Bauch geboxt“ worden zu sein, „so dass er zu Boden ging“. Er sei ein zweites Mal geschubst worden, zu Boden gegangen und auf den Hinterkopf gefallen. „Ich habe Kopfschmerzen und Übelkeit“, wird Mai zitiert. Mitarbeiter durften nach eineinhalb Stunden dann doch zur Betriebsversammlung, aber nicht an ihre Arbeitsplätze. ÖTV-Sprecherin Monika Hettwer bezeichnet das Vorgehen der Firma als „sensationell“ und „menschenverachtend“.
…
„Sie spielte damit auf Vorkommnisse vor knapp zehn Jahren an. Damals, im April 1991, war ein Werkstattleiter wegen eines Warnstreiks ausgerastet und hatte mit einem Truck den Tisch der Gewerkschaft niedergewalzt. … Entlassen hat die Spedition damals einen Betriebsrat… Er musste später nach einem Beschluss des Arbeitsgerichts Darmstadt wieder eingestellt werden. Zuvor hatte ihm sein Arbeitgeber schon mehrfach – ebenfalls erfolglos – gekündigt. Der Mann ging schließlich von alleine.“

4. Januar 2001
Angestellten erneut Zutritt verweigert
Auch der Viernheimer Bürgermeister Matthias Baaß schaltet sich nun in das „Verwirrspiel um die frühere Spedition Pfenning“ ein. Er stellt den protestierenden Beschäftigten einen Raum im „Forum für Senioren“ für Betriebsversammlungen zur Verfügung. Der Betriebsratsvorsitzende wird mit Mitteilung von Uwe Nitzinger seiner Funktion enthoben.
Bürgermeister Baaß kritisiert die Informationspolitik des Unternehmens und verlangt umfassende Aufklärung. „Zur neugegründeten Firma Profi-Log machte Nitzinger auch dem Bürgermeister gegenüber keine weiteren Angaben.“ Der Zeitung erklärt Nitzinger, „von einer Zusammenarbeit mit der in Viernheim neugegründeten Pf united logistics GmbH, mit der der bisherige Eigentümer nichts mehr zu tun habe, verspreche er sich einschneidende Verbesserungen im Dienstleistungs- und Servicebereich, man stehe vor einem „Quantensprung“ im Speditionsgeschäft.“

5. Januar 2001
Politik appelliert an Spedition
„Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Michael Meister appellierte gestern an die Unternehmensleitung: „im Sinn der der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Unternehmens der Firma Pfenning, das Verwirrspiel der vergangenen Tage zu beenden.““
„Der Bundestagsabgeordnete respektiert „die Freiheit unternehmerischer Entscheidungen, die im Rahmen der geltenden rechtlichen Bestimmungen erfolgen. Aber das Wohl des Unternehmens und das Wohl der Arbeitnehmer sind keine Gegensätze, sie bedingen einander.“
„Der Fraktions- und Parteivorsitzende der Viernheimer CDU, Martin Ringhof, erinnerte daran, dass das deutsche Wirtschaftssystem auf dem der sozialen Marktwirtschaft beruhe. Das Verhalten der Arbeitgeber (Pfenning, Anm. H. Prothmann) vertrage sich weder hiermit noch mit den Grundsätzen einer christdemokratischen Wirtschaftspolitik.“
Die Grünen kritisieren die „Wildwest-Manieren“ der Spedition.

9. Januar 2001
Unternehmerische Willkür
„Mit Sorge beobachten die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) die wachsende Tendenz, wie sich gewisse Kreise versuchen unter strenger Wahrung ihrer Eigeninteressen und der Missachtung der Rechte anderer aus ihren Pflichten zu stehlen. Ein solch gravierendes Beispiel unternehmerischer Willkür liefert derzeit die Geschäftsleitung der Spedition Pfenning in Viernheim.“
Hans Winkler, 1. Vorsitzender KAB

12. Januar 2001
Termin vor Arbeitsgericht geplatzt
Pfenning Geschäftsführung ignoriert Vorladung

„Die Vorgänge um die Pfenning Spedition GmbH, Viernheim, nehmen immer groteskere Züge an. Zu einer Verhandlung, die für gestern vor dem Arbeitsgericht Darmstadt anberaumt war, erschien kein Vertreter der Geschäftsführung. Begründung: Man sein nicht zuständig, das Unternehmen verkauft.“
„Weiterhin nebulös bleibt die Firma Profi-Log Spedition GmbH, an die die Pfenning Spedition GmbH nach Angaben der Geschäftsführung verkauft worden sein soll.“
„Das Gremium (ÖTV, Anm. Hardy Prothmann) fordert die Verantwortlichen in einem Schreiben auf, bei einer Betriebsversammlung am kommenden Montag endlich Klarheit über die Eigentumsverhältnisse zu schaffen.“

13. Januar 2001
Pfenning meldet sich zu Wort
Speditionschef macht Gewerkschaft für Unruhe verantwortlich

„Pfenning gibt nur einen Fehler zu: Der Sicherheitsdienst hätte dem Betriebsratsvorsitzenden … nicht den Zutritt zum Betrieb verbieten dürfen. Die Bewachung…begründet Pfenning mit versicherungsrechtlichen Anforderungen.“
„Scharfe Angriffe richtet der Firmenchef gegen die ÖTV-Gewerkschaftssekretärin Monika Hettwer: „Sie versteht es meisterlich, das Feuer zu schüren“, so Pfenning. … Hettwer lässt dieser Angriff kalt: „Es ist meine Aufgabe, Missstände zu bekämpfen, das tue ich.“

16. Januar 2001
Trauerspiel
Unser Redaktionsmitglied Dirk Pohlmann kommentiert den Fall Pfenning Spedition
„Pfenning Holding, Pfenning, Logistik, Pfenning Spedition, Log-Sped, Profi-Log, Profi-Consult, PF United Logistics: Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist dennoch bereits unübersichtlich.“

16. Januar 2001
Jetzt will der Landrat vermittelnd eingreifen
Streit um en Verkauf der Pfenning Spedition GmbH geht weiter / Wieder Solidaritätsbekundungen in der Lilienstraße

„Mir geht’s um Transparenz und darum, die Firmenpolitik offen zu legen“, betonten Hofmann (der Landrat, Anm. Hardy Prothmann). „Es muss Klarheit über den künftigen Status herrschen. Schließlich müssen die betroffenen Arbeitnehmer ihre Familien ernähren.“
…
„Die Bundestagsabgeordnete Christine Lambrecht berichtete von eigenen Recherchen in Rostock. Dort sei die Firma Profi-Log weder im Handelsregister eingetragen noch sei sie dem Speditionsfachverband oder der IHK bekannt.“

16. Januar 2001
Keine Bewegung im Streit um Pfenning
Geschäftsführungen und Gewerkschaft bleiben unversöhnlich / Politik gibt Vermittlung auf

„Die Positionen im Streit um die Viernheimer Pfenning-Gruppe bleiben unverändert, einen Einigung scheint weiter entfernt denn je.“

23. Februar 2001
Pfenning-Fahrer gehören zur PF
Arbeitsgericht Darmstadt gibt Gewerkschaft Recht

„Das Darmstädter Arbeitsgericht hat ein Machtwort gesprochen: Die Arbeitnehmer der früheren Pfenning Spedition GmbH haben einen Beschäftigungsanspruch gegen die Firma PF United Logistics Spedition GmbH. Es liegt ein Betriebsübergang von der Pfenning Spedition auf die PF United vor.“

23. November 2001
Paukenschlag bei Pfenning
Pf United Logistics stellt Antrag auf Insolvenzverfahren

„Genau ein Jahr nach der Affäre um den Verkauf der Pfenning Spedition GmbH gibt es in der Viernheimer Logistik-Gruppe einen neuen Paukenschlag: Die pf United Logistics GmbH hat gestern einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Betroffen sind nach Angaben des Unternehmens 53 Arbeitnehmer.“
…
„Die pf United begründete gestern ihre wirtschaftlichen Schwierigkeiten mit Kundenverlusten auf Grund der „spektakulären Aktionen der ÖTV und des Betriebsrates“.

23. Juni 2006
Meterhohe Flammen schießen aus der Lagerhalle
Großbrand auf dem Gelände der Spedition Pfenning / Millionenschaden, aber keine Verletzten / Brandursache unklar

„Mit einem Inferno aus Rauch und Flammen kämpfte die Feuerwehr in der Nacht zum Freitag: Bis zu 25 Meter hoch schossen die Stichflammen aus einer Lagerhalle in Viernheim. Sie wurden durch den Brand völlig zerstört.“
…
„Zeitweise drohte das Feuer auch auf zwei Tanks mit Flüssiggas und auf ein benachbartes Unternehmen überzugreifen, das Aluminium und Altpapier gelagert hat. Das konnten knapp hundert Einsatzkräfte aber verhindern. Als besonders kritisch beschreiben Einsatzkräfte den Augenblick, als sich kurz dach ihrem Eintreffen große Mengen brennbarer Stoffe durch Sauerstoffzufuhr auf einen Schlag entzündeten.“

17. November 2007
Umstieg von Zug auf LKW
„Der Streik der Lokomotivführer trifft nicht nur Urlaubsreisende und Berufspendler, der nach und nach eskalierende Ausstand beschert auch den Spediteuren jede Menge Mehrarbeit. Der Frachtverkehr verlagert sich zunehmend von der Schiene auf die Straße…“
„Betroffen ist auch die Viernheimer Spedition Pfenning Logistics, die Waren eines Hauptkunden (Henkel, Anm. Hardy Prothmann) normalerweise per Zug geliefert bekommt. „Da das derzeit nicht möglich ist, wurde der gesamte Transport auf LKW umgestellt, so Sprecherin Pélagie Mepin.“