Montag, 25. September 2023

„Große Verneigung vor diesen Weinheimer Landwirten“

Der Sprecher des Weinheimer Bauernverbands, Fritz Pfrang (2. von links), kritisiert den Flächenfraß.

Guten Tag!

Heddesheim/Weinheim, 21. Oktober 2011 (red) Der Heddesheimer Gemeinderat und Umweltschützer Kurt Klemm prangert in seinem Gastbeitrag die Verantwortungslosigkeit Heddesheimer Landwirte an und lobt die Entschlossenheit Weinheimer Bauern, ihr Land zu verteidigen. Er fühlt sich bei der Entwicklung „Breitwiesen“ in Weinheim an „Pfenning“ in Heddesheim erinnert. Seit Fazit: „Beton kann man nicht essen.“

Leserbrief: Kurt Klemm

Große Verneigung vor diesen Weinheimer Landwirten, die den rigorosen Flächenverbrauch in unserer Region anprangern. Die Worte von Fritz Pfrang, Weinheimer Bauernverband, dass man sich nicht der eigenen Entwicklungsmöglichkeiten berauben lassen will und man sich der Verantwortung für die nächste Generation durchaus bewusst ist, muss in den Ohren einiger Heddesheimer Bauern und besonders der Spitze des Bauernverbandes, wie blanker Hohn klingen.

Gerade in einem Dorf wie Heddesheim, wo landwirtschaftliche Tradition Hunderte von Jahren zurückreicht, wird mit angeblich halbherzigem Bedauern, bestes Ackerland einer Gemeinde und damit ungewisser Zukunft geopfert.

Versprechungen von 1.000 Arbeitsplätzen, hohen Gewerbesteuern und vieles mehr sind seit über einem Jahr nur Traumgespinste von CDU, SPD und FDP und eines Bürgermeisters.

Selbst die Weinheimer CDU-Stadträtin Susanne Tröscher sieht die Ansiedelung von Pfenning auf Heddesheimer Grund als eine Investition auf wackeligen Füßen. Ob sie recht hat?

Erinnerungen an die Anfänge der Pfenninggeschichte, als eine Heddesheimer CDU-Gemeinderätin den immensen Flächenverbrauch anprangerte und prompt Ärger mit der eigenen Fraktion bekam, kommen da wieder.

Bleibt zu hoffen, dass dieser tapferen Frau aus Weinheim nicht gleiches widerfährt. Bauer Fritz Pfrang prangerte die Vorgänge als einen ruinösen Wettkampf der Gemeinden, zulasten ihrer Flächen an, ja sogar von undurchsichtiger Politik innerhalb der Verwaltung ist die Rede. Wie sich doch die Praktiken der Kommunen gleichen.

Ich hoffe nur, dass dieser Protest nicht nur in Weinheim wahrgenommen wird, denn alle, die gegen diesen sinnlosen Verbrauch bester Ackerflächen sind, sollten sich angesprochen fühlen.

Beton kann man noch nicht essen.

Dokumentation:
Vor der Sitzung des Weinheimer Gemeindrats fuhren 23 Landwirte vor dem Rolf-Engelbrecht-Haus in Weinheim mit ihren Schleppern vor, die mit Schildern wie „Stoppt den Flächenfraß“ ihren Protest zum Ausdruck gebracht haben. Kurz vor der Sitzung hielt der Sprecher der Weinheimer Landwirte, Fritz Pfrang, eine kämpferische Rede: „Es wird der Stadtverwaltung nicht gelingen, die Herausgabe unseres Eigentums zu erzwingen.“

Zur Zeit steht in Heddesheim die erneute Aufgabe von Ackerland zur Debatte – Edeka plant ein neues Getränkelager, Dutzende von Hektar Ackerland werden dieser zum Opfer fallen. Der Rat hat dafür den Weg frei gemacht.

Im Heddesheimer Gemeinderat sitzen zwei Vollerwerbslandwirte, Reiner Hege und Volker Schaaf (beide CDU), die die Entwicklung begrüßen. Kritik am Flächenverbrauch äußern die Heddesheimer Landwirte nicht. Angst um ihre Zukunft scheinen sie auch nicht zu haben. Mehrere andere Gemeinderatsmitglieder haben familiär einen landwirtschaftlichen Hintergrund – auch hier ist keine Kritik zu hören.

Ganz im Gegenteil äußerte sich einer der beiden CDU-Landwirte gestern in der Pause der Gemeinderatssitzung in Heddesheim im Gespräch: „Wenn einer schon 150 Wohnungen hat, dann kämpft es sich leicht für irgendsoeinen Acker. Ich sage jetzt nicht, dass das so ist, ich kenne die Verhältnisse nicht, aber das kann man ja annehmen, dass das so sein könnte. Man muss das immer im Verhältnis sehen.“

Fast 400 Artikel zu „Pfenning“ finden Sie hier.

Viel Lärm um Nichts?

Leserbrief: Holger Menge

Das so arg diskreditierte Großprojekt mag offensichtlich doch nicht allen gefallen.

Verkehr: Wie selbst Pfenning feststellte: Heddesheim hat bereits ein Verkehrsproblem. Einige Hundert Lkw-Bewegungen mehr oder weniger machen dann sicherlich auch nicht mehr viel aus. Außerdem, er wohnt ja nicht hier.

Bebauung und Umwelt: Hier könnten sich die regionalen Möbelhäuser ein Beispiel nehmen. Ein Beispiel für Gemeindeentwicklung des 21sten Jahrhunderts. Wurden doch bereits in den 70er Jahren eindrucksvolle Baudenkmäler geschaffen, die seit jenen Tagen ewig diesem Ort bereits von fern sein charakteristisches Erkennungsbild verleihen. Weiter so!

Ertrag: Ein Superdeal für die Gemeindekasse. Gefühlte 2 Millionen Euro auf dem Papier. Angesichts des Gesamtvolumens ein Witz! Der Gewinner heißt Pfenning! Erwartete reale Folgekosten und Risiken für infrastrukturelle Anpassungen werden schlicht ignoriert.

Informationen: Alles wird gut! Die medialen Beruhigungspillen zeigen Wirkung. Das ist große Politik und gelebte Demokratie! Eindrucksvoll demonstriert der Gemeinderat, wie Klärungen wichtiger Fragen um dieses Projekt gar ratsintern vermieden werden können. Enttäuschend!

Resümee: Ich fühle mich durch diesen Auftritt der kleinen Schar gewählter (!) Gemeindevertreter als Bürger nicht mehr ernst genommen. Es gibt bis heute noch keine belastbaren Daten oder abgesicherte Planungen, die Risiken und erwartete Belastungen für die Bewohner dieses Ortes sinnvoll und zielführend entkräften.

Die Lobgesänge sind unglaublich einseitig und mehr als dreist. Hier hat die Führung der Gemeinde versagt! Die Dimensionen für Investment und potenzielle Konsequenzen erfordern dagegen höchste Wachsamkeit, eine faire und redlich geführte offene Diskussion und eine korrekte Informationspolitik.

Es hilft nichts, Gemeinderäten den Mund zu verbieten oder das Thema krampfhaft aus der Gemeinderatswahl herauszuhalten. Damit wird Vertrauen verspielt, es werden Spekulationen geschürt und Szenarien provoziert, die eine Gemeinde eher polarisieren als verbinden.

Was kommt als nächstes? Es ist nun an der Reihe der Bürgerinnen und Bürgern dieser Gemeinde, am 7. Juni mit der Möglichkeit ihrer Stimme diese Arbeit zu bewerten.

Wann kommt endlich ein anderes Thema?

Leserbrief: Helle Sema

Lieber Mannheimer Morgen,

am 15. Mai 2009 hat ihre von mir sehr verehrte Redakteurin, Anja Görlitz, einen Kommentar veröffentlicht: „Zurück zur Sache, bitte!

Darin schreibt sie: „Denn in der Sache lässt sich durchaus noch diskutieren. In der Sache gibt es noch immer berechtigte Fragen, Sorgen und differenzierte Meinungen. In der Sache gibt es kein schwarz-weiß, kein „alles gut“ oder „alles schlecht“.
Aber es gibt, zum Beispiel, seitens des Bürgermeisters und seitens des Unternehmens die Möglichkeit, mehr Informationen auf den Tisch zu legen und offensiver mit den kritischen Fragen umzugehen. Hier besteht Nachholbedarf. Wen wundert es, wenn die Spekulationen ins Kraut schießen?“

Heute lese ich in der Zeitung, dass „einige Nachteile hinnehmen müssen“, sagt zumindest Josef Doll von der CDU. Für den Artikel danke ich Ihnen sehr. Denn damit ist nun Schluss mit den Spekulationen: „Einige müssen Nachteile hinnehmen“, hat mich beruhigt.
Wenn es nur einige sind, ist das zwar für die „Einige“ nicht so schön, aber was will man machen. Und allen „Anderen“ geht es ja weiterhin gut!
Nein, sogar viel besser. Schließlich bekommt Heddesheim jede Menge neue Arbeitsplätze und die Gemeinde Millionen in die Kasse! Das mit dem Verkehr ist egal, ich vertraue auf die CDU, SPD und FDP, die sind schließlich für ein Durchfahrverbot für Lkw durch die Ortsmitte.

Worum ich Sie aber dringend bitte: Frau Görlitz hat das ja in ihrem Kommentar gut aufgeschrieben: „Und, ganz nebenbei: Es gibt, tatsächlich, auch noch andere Themen.“

Das ist jetzt schon fast zwei Wochen her und seitdem habe ich nur einmal etwas über die Feuerwehr gelesen. Bringen Sie doch endlich ein anderes Thema. Ich kann das mit Pfenning schon nicht mehr lesen. Vor allem, weil dann immer „eine nicht mehr sachliche Diskussion entbrennt„, wie Sie heute schreiben.
Sogar die Frau Lochbühler hat ja eingesehen, dass sie mit ihrer Stänkerei der Gemeinde nichts Gutes tut und ihre Konsequenzen gezogen.

Bitte, sagen Sie Nein zu Pfenning. Das Thema ist doch durch! Ich erwarte also andere Themen von Ihnen. Irgendetwas mit Kindern. Oder was Spannendes aus den Vereinen. Mich persönlich würde interessieren, ob man nicht die Zugezogenen, die nicht ordentlich kehren, irgendwie mit Sozialdienst oder so, dazu bringen kann, endlich ihre Bürgersteige ordentlich zu pflegen.

Ihr

Helle Sema

P.S. Außerdem würde ich mich freuen, wenn Sie etwas „zeitnaher“ berichten würden. Die Veranstaltung der CDU war vor fünf Tagen am Freitag, heute ist Mittwoch. So schwer kann das doch nicht sein, einen Artikel zu schreiben.

Eine tapfere Frau

Leserbrief: Britta Schniebs

Nach dem Bericht vom „MM“ am 22. Mai von der letzten Gemeinderatsitzung über den Austritt von Frau Lochbühler aus ihrer Partei muss ich mich ernsthaft fragen, was für demokratisch gewählte Vertreter in diesem Rat sitzen.

Eine CDU-Gemeinderätin, die dem ausgeübten Druck ihrer Fraktion zum Thema „Pfenning“ nicht mehr folgen wollte und dies um Fassung ringend öffentlich bekanntgab, wurde daraufhin von ihrer und der FDP-Fraktion aufs Schärfste gerügt.

Frau Lochbühler würde durch ihren in dieser Sitzung öffentlich bekanntgegebenen Parteiaustritt aus der CDU, den gesamten Gemeinderat verleumden und durch die Verrohung der Sitten, was auch immer das sein mag, ein schlechtes Bild auf die ehrenhaften Räte werfen, so die Reaktion von FDP-Gemeinderat Prof. Bauer.

„Interessant ist, wie da mit Menschen umgangen wird, die aus der Parteilinie ausscheren.“

Und das nur, weil diese tapfere Frau einmal den Mut aufbrachte und Internes aussprach, über den Umgang mit einer Person, die nur hinterfragen wollte, was wirklich mit Pfenning geschieht.
Interessant, wie da mit Menschen umgegangen wird, die aus der Parteilinie ausscheren.

Vielleicht sollte man in Zukunft keine öffentlichen Sitzungen mehr machen, dass diese Herren weiterhin alles vertuschen können. Nur schade, dass dadurch ehrenwerte und aufrechte Frauen aus diesem Gremium regelrecht rausgeekelt werden.

Dass der Versuch von Bündnis 90/ Die Grünen, dem Bürger mehr Demokratie in die Hände zu geben, mit einer solchen Mehrheit verhindert wurde, wundert mich überhaupt nicht mehr.

Ulrike Lochbühler erklärt ihren Austritt aus der CDU

Ulrike Lochbühler hat bei der heutigen Gemeinderatsitzung ihren Austritt aus der Heddesheimer CDU erklärt. Sie begründete ihren vorbereiteten Schritt mit der „Art und Weise der Entscheidungsfindung“ zum Pfenning-Projekt und dem Druck, der nach ihrer Stimmenthaltung durch die CDU-Fraktion, aber auch Teile des restlichen Gemeinderats auf sie ausgeübt wurde.
Durch ihren Rücktritt ist sie auch kein Mitglied der CDU-Gemeinderatsfraktion mehr.

Zuvor stimmte sie als einzige mit der Grünen-Fraktion für einen Bürgerentscheid und eine Bürgerbefragung.

Nachdem Frau Lochbühler ihre Entscheidung verkündet hatte, galt der aufbrandende Applaus der meisten der rund 60 Gäste ihr allein.

Grünen-Fraktionschef Klaus Schuhmann sagte: „Ihre Courage verdient Respekt.“

FDP-Gemeinderat Hans Bauer sagte: „Ich finde ihr Verhalten unmöglich.“

CDU-Gemeinderat und Sprecher der CDU, Josef Doll sagte: „Ihre Vorwürfe sind nicht zutreffend.“

Ulrike Lochbühler hat sich nicht erneut als Kandidatin aufstellen lassen und gehört dem Gemeinderat damit nur noch bis zum Ende dieser Wahlperiode an.

pro

Info:
Vor einigen Tagen hat auch Kurt Fleckenstein, langjähriges FDP-Mitglied und zuvor Mitbegründer der Grünen in Heddesheim, sein Parteibuch zurückgegeben. Lesen Sie hier.

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Artikel zum Thema:
Artikel: Top 6 abgelehnt
Kommentar: Leerstunde der Demokratie
Satire: +++Verschlusssache+++ III
Meldung: CDU, FDP und SPD lehnen Bürgerbefragung rundweg ab

CDU, FPD und SPD lehnen Bürgerbefragung ab

Bei der heutigen Sitzung des Gemeinderats haben die Fraktionen der CDU, FDP und SPD sowohl den Antrag der Grünenfraktion für einen Bürgerentscheid als auch einen Antrag auf Bürgerbefragung zum Thema Pfenning-Ansiedlung abgelehnt.

Nach der Abstimmung und zum Ende der Gemeinderatssitzung hat Ulrike Lochbühler ihren sofortigen Austritt aus der CDU erklärt. Damit ist sie auch kein Fraktionsmitglied mehr. Ihre Entscheidung wurde von den meisten der rund (unterstr. Text nachtr. eingefügt, d. Red.) von 60 anwesenden Bürger mit heftigem Applaus gestützt.

Wir berichten weiter im Laufe des Abends.
Hier finden Sie
Artikel: Top 6 abgelehnt
Kommentar: Leerstunde der Demokratie
Satire: +++Verschlusssache+++ III
Meldung: Ulrike Lochbühler ist aus der CDU ausgetreten

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