Donnerstag, 08. Juni 2023

Geprothmannt: Warum der Titel-Entzug richtig ist und weitere Konsequenzen haben sollte

Diebstahl zerstört den Glauben und die Würde – nicht nur der Diebe

Rhein-Neckar, 11. Februar 2013. Karl-Theordor zu Guttenberg (CSU), Silvana Koch-Mehrin (FDP), Annette Schavan (CDU) sind ganz unterschiedliche Typen von Politiker/inen und haben doch eins gemein: Sie haben bei Erlangung der Doktorwürde getäuscht und geklaut oder stehen im begründeten Verdacht, sich die geistigen Leistungen anderer zum eigenen Nutzen angeeignet zu haben. Aktuell ist Frau Schavan ihren Posten als Bundesgesundheitsministerin los. Ihr Rücktritt war richtig – doch vieles läuft falsch. Beispielsweise die Debatte über ein politisches Wirken und einen „Fehler“ in der Vergangenheit. Diese „Fehler“ dauern bis heute an und es wäre von Vorteil, wenn man daraus lernt und Konsequenzen zieht. Sonst bringt die Debatte nichts.

Von Hardy Prothmann

Plagiatoren stehlen die geistige Leistungen anderer und nutzen sie zum eigenen Vorteil. Immer wieder. Sofort durch Diebstahl und Täuschung beim Erstellen einer „Arbeit“. Später immer wieder, jeden Tag, an dem sie den Titel tragen und sich beim Titel nennen lassen, den Titel als Ausweis ihrer Qualifikation für die eigene Karriere nutzen.

Plagiatoren gab es schon in der Antike

Plagiatoren gab es schon immer – sie sind Teil der Kulturgeschichte. Ein „Plagi?rius“ ist in der ursprünglichen Bedeutung ein „Menschenräuber“ oder „Seelenverkäufer“. Bereits in der Antike wurden Plagiatoren verachtet und es gab schon damals „Plagiatsjäger“, die Diebe geistigen Eigentums überführt haben – ebenso wie Kritiker der Plagiatsjäger, die diesen „Kleingeistigkeit“ unterstellten.

Diese Argumentation, wenn der Jäger zum Gejagten wird, ist dumm und kennt jeder Journalist, der über Verfehlungen anderer Menschen berichtet. Sehr oft gibt es Unterstellungen über die „niederen Motive“ der Berichterstatter – gerne wird dabei vergessen, dass die Verfehlung vor dem Bericht darüber begangen worden ist. Aktuell wird der Plagiatsjäger Martin Heidingsfelder teils in ein schlechtes Licht gerückt – lässt er sich doch teuer von „unbekannten Auftraggeber“ dafür bezahlen, Promotionen auf wissenchaftliche Redlichkeit zu überprüfen.

Na und? Staatsanwäte werden auch bezahlt, um Informationen zu Schuld oder Unschuld eines Beschuldigten zu sammeln. Rechtsanwälte dafür, Argumente für oder gegen jemanden zu finden und zu begründen. Gutachter, um festzustellen, wer der Verursacher eines Unfalls war.

Gelehrte oder Geleerte?

Fest steht, dass die Universitäten Bayreuth (zu Guttenberg), Düsseldorf (Schavan) und Heidelberg (Koch-Mehrin) den jeweiligen Doktortitel nach Prüfung entzogen haben. Wenn dagegen geklagt wird, wie aktuell durch Frau Koch-Mehrin, dient die Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht nicht dazu, den Doktortitel inhaltlich zu bestätigen oder abzulehnen, sondern nur, ob die Universität einen Verfahrensfehler begangen hat. Und hier wird es sehr eklig.

Die Plagiatoren haben andere geschädigt und – noch viel schlimmer – die Glaubwürdigkeit derer, die sauber arbeiten. Die sich anstrengen, die korrekt zitieren, sich nicht mit fremden Federn schmücken und im Sinne des Geistes der Wissenschaften für die Forschung und für die Gesellschaft eine herausragende Arbeit abliefern. Eine an die man „glauben“ kann und die geeignet ist, die „Würde“ der Wissenschaft zu wahren. Beides Glaube und Würdigkeit werden durch Plagiatoren dieses Kalibers – in den höchsten Ämtern unserer Demokratie oder herausragenden Parteifunktionen nachhaltig geschädigt.

Daraus entsteht ein Kollateralschaden, der zu noch mehr Politikverdrossenheit führt:

Ich glaube keinem von denen mehr,

haben sicher sehr viele Menschen resigniert beschlossen, nachdem sie erst irritiert über die Vorwürfe waren, dann an die Würde der Beschuldigten glaubten, um später mitzuerleben, wie würdelos und unglaubhaft sich diese „Vorzeige“-Personen präsentierten.

Beschämung ohne Scham

Das ist beschämend. Für die Wissenschaft, für die Menschen, die an Vorbilder glauben, für die bestohlenen Urheber. Die Betrüger – denn nichts anderes sind Plagiatoren – verhalten sich unverschämt. Was soll man anderes erwarten? Von jemandem, der die Hochschulreife (Abitur) erlangt hat, meist ein mindestens fünf Jahre langes Studium absolviert hat und dann noch eine mehrjährige Promotionsphase hinter sich gebracht hat? Jemand, der in Summe mehr als 20 Jahre in Ausbildung bis zum „Doktor“ ist und behauptet, er habe etwas „übersehen“ oder „unabsichtlich“ gehandelt, lügt entweder oder beweist damit, dass er nach all der Zeit nichts verstanden hat und allein deshalb schon nicht „den Doktor“ als Titel verdient.

Es ist gut und richtig, dass diese Betrüger nun zittern müssen, dass ihnen jemand auf die Schliche kommt. Und es ist gut und richtig, wenn alle „Doktoren“ ab sofort wieder zur eigentlich selbstverständlichen, peinlichen Genauigkeit zurückfinden.

Redaktionsintern haben wir darüber diskutiert – durchaus mit unterschiedlichen Positionen. Ein Ergebnis ist aber klar: Auch die Wissenschaft als System, also die Universitäten und ihre Professoren müssen auf die Plagiatorenskandale reagieren. Sie sind mit verantwortlich, genau zu prüfen, ob wissenschaftliche Standards eingehalten worden sind. Sie müssen selbst das System der Plagiate abschaffen. Wie viele Professoren gibt es, die die Arbeit ihrer Studenten für „eigene Arbeiten“ „auswerten“ – ohne die Urheber zu nennen?

Klare Haltung: Ordentliche Zitation ist Pflicht

In unserer Redaktion ist es selbstverständlich, dass die Urheber genannt werden. Auch, wenn ein Autor die Hauptarbeit macht und ein anderer in Teilen (wesentlich) mitwirkt. Die Zitation fremder Quellen ist Pflicht. Da gibt es kein Vertun, sondern die klare Ansage, dass Quellen immer ordentlich benannt werden – die einzige (seltene) Ausnahme ist, dass wir zum Schutz der Quellen diese nicht nennen oder verschleiern (müssen). Jeder Mitarbeiter wird darüber informiert, dass ein Kopieren fremder Inhalte das Ende der Mitarbeit bedeutet.

Diese redaktionelle Haltung ist nicht selbstverständlich. Das Mediensystem ist noch viel versauter, was Plagiate angeht, als die Wissenschaft. Hier wird täglich im großen Stil geklaut und getäuscht. Und ausgerechnet diese Medien spielen sich als „Moralwächter“ auf. Das erinnert leider teils an absurdes Theater.

Für Medien gelten andere Produktionsmaßstäbe als für die Wissenschaft – wir schreiben keine Artikel mit einem Wust von Fußnoten mit Quellenhinweisen. Das ist auch meist nicht nötig, weil die Zahl der Quellen für einen Artikel überschaubar bleibt und im Text hinreichend gekennzeichnet werden kann.

Eine Frage des Anstands

Wer wie informiert oder wer wie einen Titel anstrebt, muss sich immer die Frage der eigenen Verantwortung stellen und im Zweifel Antworten geben oder Konsequenzen ziehen. Frau Schavan hat das gemacht – sie ist zurückgetreten. Soll man sie dafür respektieren? Ich finde nicht. Man nimmt das zur Kenntnis. Weder die Entwicklung bis zum Rücktritt noch die Anfänge ihrer Karriere als „Doktor“ begründen die Einschätzung eines „ehrvollen Verhaltens“.

Das verdienen Menschen, die sich täglich alle Mühe geben, ihre Arbeit anständig zu machen. Menschen, die andere Menschen als Vertreter wählen, weil sie glauben, dass sie von diesen in Würde und Verantwortlichkeit vertreten werden. Menschen, die sich niemals trauen würden, andere zu „bescheißen“ – aus Sorge um den eigenen Ruf, den der Familie, der Kollegen, des Vereins oder für wen auch immer sie verantwortlich sind.

Plagiator-Formel: Dreist, dreister, Journalist – wie Tageszeitungen tagtäglich „bescheißen“


Guten Tag!

Rhein-Neckar, 12. April 2011. (red) Wenn Tageszeitungen über die Plagiatsaffären „zu Guttenberg“ und aktuell Koch-Mehrin berichten, sollten sie allergrößte Zurückhaltung üben. Denn gerade Zeitungsredaktionen plagieren täglich in großem Umfang. Das Schmücken mit „fremden Federn“ gehört zum Tagesgeschäft. Ein Unrechtsbewusstsein darf als „nicht-vorhanden“ bewertet werden.

Von Hardy Prothmann

Dem Betrüger Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ist zu recht die Doktorwürde aberkannt worden. Er hat schamlos und vermutlich vorsätzlich fremdes geistiges Eigentum anderer Autoren als sein eigenes ausgegeben.

Aktuell steht die FDP-Spitzenpolitikerin Silvana Koch-Mehrin in der Kritik. Auch sie soll sich bei anderen „bedient“ haben. Die Plattrom „Vroniblog Wiki“ hat schon auf 32 von 207 Seiten ihrer Doktorarbeit Plagiate entdeckt. Auch Veronica Saß, Tochter von Edmund Stoiber, soll gnadenlos abgeschrieben haben. Und man kann davon ausgehen, dass weitere prominente Namen folgen werden.

Die größten und systematischen Plagiatoren sind die Tageszeitungen

Bei der Suche nach „skrupellosen Abkupferern“ wird übersehen, dass täglich massenhaft Plagiate „unters Volk“ gebracht werden – durch Tageszeitungen. Denn die allermeisten Redakteure und freien Mitarbeiter haben überhaupt keine Probleme damit, fremde Texte als ihre eigenen auszugeben.

Ein Beispiel gefällig? Heute haben die Weinheimer Nachrichten einen sehr umfangreichen Text auf Seite 11 veröffentlicht: „Wer versiegelt, der zahlt künftig mehr.“ Es handelt sich dabei zu fast 100 Prozent um eine Pressemitteilung der Stadt Weinheim, die kostenfrei zur Verfügung gestellt worden ist. Zwar steht am Anfang des Artikels, dass die Verwaltung etwas „mitgeteilt“ hat und auch am Ende steht: „…heißt es abschließend in der Pressemitteilung.“

Tagtägliches Plagiieren: Die Weinheimer Nachrichten übernehmen mehr oder weniger 1:1 Pressemitteilungen, ohne diese korrekt als solche auszuzeichnen. Klicken Sie auf die Grafik, um den gesamten Text als PDF anzuzeigen.

Reichen diese „Hinweise“ aber aus, um klar zu erkennen, dass er komplette Text eine Pressemitteilung ist? Weder ein Durchschnittsleser noch ein Textprofi kann unmissverständlich erkennen, wer der wahre Urheber ist.

Kennzeichnungspflicht? Fehlanzeige!

Urheber ist in diesem Fall der Pressesprecher der Stadt Weinheim, Roland Kern – ein gelernter Journalist, der sehr fleißig und kompetent über die Aktivitäten der Stadtverwaltung und das Geschehen in der Stadt schreibt. Das ist sein Job und den macht er hervorragend.

Das kann man von der Redaktion der Weinheimer Nachrichten nicht behaupten. Nicht nur heute, sondern ständig druckt das Blatt die Texte aus der Feder von Roland Kern oder anderen Urheber mehr oder weniger 1:1 ab. Das allein ist noch nicht „ehrenrührig“, wohl aber das Fehlen einer korrekten Quellenangabe.

Der Pressekodex des Deutschen Presserats verlangt unmissverständlich, Ziffer 1, Richtlinie 1.3:

Pressemitteilungen müssen als solche gekennzeichnet werden, wenn sie ohne Bearbeitung durch die Redaktion veröffentlicht werden.

Warum steht nicht einfach am Anfang oder Ende des Textes: „Pressemitteilung der Stadt Weinheim“? Ganz einfach, weil die Redaktion so tut, als handle es sich um einen redaktionellen Text. Denn schließlich zahlt der Abonnent nicht für abgedruckte Pressemitteilungen, sondern für eigene redaktionelle Inhalte. Die Art und Weise, wie die Weinheimer Nachrichten eine vermeintliche „Kennzeichnung“ vornehmen, darf eindeutig als unzureichend bezeichnet werden.

Blaue Markierungen sind Streichungen, grüne Einfügungen - mit minimalsten Bearbeitungen "eignen sich Redaktionen" Texte an und veröffentlichen sie als redaktionell-journalistische Leistung.

Korrekt kennzeichnen heißt glaubwürdig sein

Auch wir veröffentlichen Pressemeldungen der Stadt Weinheim, die von Roland Kern geschrieben worden sind. Im Unterschied zu den Weinheimer Nachrichten kennzeichnen wir die Texte aber korrekt und unmissverständlich und täuschen den Lesern nicht eine redaktionell-journalistische Leistung vor.

Im Vorspann findet sich bei uns ein Kürzel „pm“ – das steht ausweislich unseres Impressums für „Pressemitteilung“. Weiter stellen wir Übernahmen in voller Länge eine unmissverständliche Zusatzinformatoin voran: Entweder steht „Pressemitteilung von…“ oder „Information von…“ vor einem solchen Artikel.

Manchmal veröffentlichen wir auch Texte unter dem Namen des jeweiligen Autoren. „Von Roland Kern“, steht dann vor dem Text und am Ende des Artikels informieren wir die Leserinnen und Leser darüber, wer der Autor ist. „Roland Kern ist Journalist und Pressesprecher der Stadt Weinheim“, steht dann da.

Warum wir das tun? Der erste Grund heißt Ehrlichkeit. Wir geben nicht etwas als unsere Leistung aus, was nicht unsere Leistung ist. Der zweite Grund: Durch die Nennung der Quelle wird deutlich, welche Interessen hier veröffentlicht werden. Der dritte Grund ist Anerkennung: Wir nennen selbstverständlich den geistigen Urheber. Der vierte Grund ist ein gesundes Misstrauen: Wir übermitteln eine fremde Botschaft in Treu und Glauben – sollte ein Fehler oder gar eine Täuschung vorliegen, ist der Urheber klar benannt.

So wie der MM-Redakteur Hans-Jürgen Emmerich „arbeiten“ viele: Eine Pressemitteilung wird ein wenig umgestellt und umformuliert und schwubsdiwups wird daraus ein „Redakteursbericht“. Quelle: MM

„zg“ ist ein Vielschreiber

Die Weinheimer Nachrichten stehen mit dieser Plagiatspraxis nicht alleine da. Besonders dreist sind auch Mitarbeiter des Mannheimer Morgens. Hier werden „umformulierte“ Pressemitteilungen gerne mal als „Redakteursbericht“ veröffentlicht (siehe dazu: „Ist der Mannheimer Morgen ein Sanierungsfall?„)

Einer der fleißigsten „Mitarbeiter“ des Mannheimer Morgens ist ein Autor, der das Kürzel „zg“ benutzt. Das sieht auf den ersten Blick aus wie ein Autorenkürzel, steht aber schlicht und ergreifend für „zugeschickt“. Das heißt, jeder dieser „zg“-Texte ist keine redaktionell-journalistische Leistung, sondern nur eine Textübernahme. Nirgendwo weist die Zeitung darauf hin, welche Art von Urheber sich hinter „zg“ verbirgt. Andere Zeitungen verwenden andere Kürzel.

Patchwork-Journalismus – Copy&Paste ist Alltagsgeschäft

Gerne werden auch „Agenturberichte“ zusammengefasst. Das heißt, der Journalist bedient sich mehrerer „Quellen“ von Agenturtexten, kopiert die Inhalte irgendwie zu einem Patchwork-Artikel zusammen und schreibt seinen eigenen Namen über den Text. Als „ehrlich“ kann schon gelten, wer wenigstens „Mit Material von…“ ans Ende des Artikels schreibt. Welche Teile der Texte aus welchem „Material“ stammen, ob es 10 oder 90 Prozent des Inhalts sind, ist für den Leser nicht erkennbar. Häufig wird die Nennung des „Materials“ auch gerne mal vergessen.

Und es sind alle Ressorts betroffen: Politik, Wirtschaft, Sport, Lokales, Kultur. Nicht nur Profis können Plagiate relativ leicht erkennen, wenn man auf folgendes achtet: Je weniger Quellen explizit genannt sind, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Text in Teilen oder komplett plagiiert wurde. So einfach ist das. Denn seriöse Journalisten achten sehr sorgfältig darauf, die Quellen zu benennen.

„Beispiele für Plagiate in Wissenschaft und Medien gibt es viele“, schreiben die Soziologen der Uni Bielefeld, Sebastian Sattler und Floris van Veen, in ihrem Text „Veröffentliche oder stirb“ für die Medienfachzeitschrift „Message“:

„Auffallend rar hingegen ist die Forschung zum Textklau im Journalismus. Das verwundert, führt man sich den Schaden vor Augen: Leser werden nicht authentisch und transparent informiert, aber trotzdem zur Kasse gebeten.“

Textklau ist kaum erforscht – kein Wunder

Die Forscher wundern sich, dass es kaum Forschung zu dem Thema „Textklau im Journalismus“ gibt. Das aber ist nicht verwunderlich, wenn man weiß, dass viele Medien-Professuren eng mit Medien-Verbänden und -Verlagen verbunden sind. Wer also sollte an einem solchen Forschungsvorhaben interessiert sein? Oder anders gefragt: Wer würde ein niederschmetterndes Ergebnis veröffentlichen? Die, die es selbst betrifft? Wohl kaum.

Die Forscher folgern, dass dies der Glaubwürdigkeit von Journalismus schadet. Umgekehrt gilt: Der Ehrliche ist der dumme. Wer dreist kopiert und abschreibt ist vermeintlich erfolgreicher, als derjenige, der sich nicht mit fremden Federn schmückt. Und da eine Krähe der anderen kein Auge aushakt, wird diese Praxis des institutionalisierten Textklaus schaarenweise und vollständig unverschämt betrieben.

Plagiat = Raub der Seele

So werden tagtäglich in Deutschland Zeitungen und andere Medien von „Journalisten“ gefüllt und von Redakteuren verantwortet, die entweder nie einen Funken Berufsehre in sich hatten oder diese im Lauf der Zeit „verloren“ haben. Ganz im Gegenteil handelt es sich um Banditen, um Räuber, wie sich anhand der Definition von „Plagiat“ bei Wikipedia nachlesen lässt:

Ein Plagiat (von lat. plagium, „Menschenraub“, „Raub der Seele“[1]) ist die Vorlage fremden geistigen Eigentums bzw. eines fremden Werkes als eigenes Werk oder als Teil eines eigenen Werkes. Dies kann sich auf eine wortwörtliche Übernahme, eine Bearbeitung, oder auch die Darstellung von Ideen oder Argumenten beziehen.

Anmerkung:
Zurück zur „Wissenschaft“: Die Arbeit an diesem Text wurde kurz von 15:00 Uhr begonnen. Zu diesem Zeitpunkt waren 32 mögliche Plagiatsstellen in der Arbeit von Frau Koch-Mehrin martkiert worden. Um 17:30 Uhr fanden sich bereits 37 Stellen. 😉

Verteidigungsminister zu Guttenberg ist zurückgetreten


Guten Tag!

Rhein-Neckar/Berlin, 01. März 2011. Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist zurückgetreten. Um 11:16 Uhr verkündete der wegen Plagiatsvorwürfen in Zusammenhang mit seiner Doktorarbeit in die Kritik geratene CSU-Politiker seinen Rückzug von allen politischen Ämtern. Kanzlerin Merkel war im Vorfeld von ihm informiert worden. Für die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz kommen Affäre und Rücktritt zur „Unzeit“.

Von Hardy Prothmann

Karl-Theodor zu Guttenberg ist am 01. März 2011 von seinem Amt als Verteidigungsminister zurückgetreten. Bild: wikipedia/Peter Weis

„Es ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens“, sagte Guttenberg bei seiner Stellungnahme zu seinem Rücktritt, die per Telefon im Sender n-tv übertragen wurde. Für eine Liveübertragung per Kamera war die Ankündigung offenbar zu plötzlich gekommen. „Ich gehe ihn nicht nur wegen der Diskussion über meine Doktorarbeit, sondern auch wegen der Frage, ob ich die Ansprüche , die ich selbst an mich stelle, noch erfüllen kann“, berichtet Spiegel Online.

Offensichtlich ist der Druck auf den „Shooting-Star“ der konservativen Parteien zu groß gewesen. Die Vorwürfe wiegen schwer: zu Guttenberg habe nur ein mäßiges 1. Juristisches Staatsexamen abgelegt, sei dann mit „Sondergenehmigung“ zur Promotion zugelassen worden und habe dann zum einen den Parlamentarischen Dienst unzulässiger Weise mit Recherchen beschäftigt sowie in hunderten von Fällen Zitate von Quellen in seiner Doktorarbeit nicht kenntlich gemacht.

Zunächst wurde er von einer Welle der Sympathie bezüglich seiner Person gestützt. Besonders die Bild-Zeitung gab dem Minister mediale Rückendeckung. Auch aus der Partei wurden zunächst alle Vorwürfe als „lächerlich“ zurückgewiesen. Auch der Doktorvater, der „renommierte“ Jurist Peter Häberle bezeichnete die Plagiatsvorwürfe zunächst als „absurd“, sprach dann aber von „schwerwiegenden Mängeln“.

Mehrere zehntausend Wissenschaftler hatten sich in einem offenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gewandt und sprachen von „Verhöhnung“ aller wissenschaftlicher Mitarbeiter, wenn die Behauptung aufrecht erhalten würde, zu Guttenberg habe nicht „bewusst getäuscht“.

Zunächst hatten rund 80 Professoren der Ludwig-Maximilians-Universität hatten sich am 24. Februar 2011 an den Bayerischen Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) gewandt und hatten ein „klares Bekenntnis zu wissenschaftlichen Standards“ verlangt, was dieser auch unumwunden bestätigt hat.

Mehrere Initiativen und massive Kritik letztlich auch aus den Reihen der CDU und CSU haben letztlich den Druck auf Karl-Theodor zu Guttenberg am Ende so erhöht, dass er heute seinen Rücktritt verkünden musste: „Ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht“, sagte zu Guttenberg vor der „Hauptstadtpresse“.

Für die Landtagswahlkämpfe in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz dürfte der Rücktritt deutliche Folgen für die CDU und FDP haben. Beide Parteien haben sich kritiklos an zu Guttenberg positioniert und den Plagiator mit deutlichen Bekenntnissen gestützt.

„Er hat einen Fehler gemacht, er hat sich entschuldigt und steht dazu“, sagte Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) noch am Montag in Stuttgart. Das spreche für eine gewisse Größe.

„Auch in stürmischen Zeiten stehen wir ganz eng zusammen“, sagte CDU-Generalsekretär Thomas Strobl laut Medienberichten. Er freue sich auf die acht Auftritte des Verteidigungsministers im baden-württembergischen Wahlkampf. zu Guttenberg sei eine „herausragende Persönlichkeit“.

Politische Strategen rechnen mit Verlusten von bis zu sechs Prozent durch den Rücktritt des Ministers. Besonders in Baden-Württemberg gilt der Wahlausgang als „eng“ – in Umfragen lag eine Koalition von Bündnis90/Die Grünen und SPD zeitweise knapp über der Regierungskoalition aus CDU und FDP. Diese „Prognose“ könnte sich nun deutlicher in Richtung Grün/Rot verschieben.

Gabis Kolumne

Gibt es endlich Glamour im deutschen Präsidentenamt?

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Guten Tag!

Heddesheim, 12. Juli 2010. Die Amis haben ihre Obamas, die Franzosen ihren Sarkosy mit seiner Carla Bruni, viele europäische Länder haben Könige und Prinzessinnen und endlich, endlich haben wir die Wulffs, sagt Gabi.

Ich möchte den Einsatz der anderen Bundespräsidentengattinnen nicht schmälern, ganz im Gegenteil, Mildred Scheel hat sich vorbildlich für die Krebsforschung eingesetzt und auch die anderen Damen, ob Frau von Weizsäcker, Frau Carstens, Frau Herzog oder Frau Köhler haben viel Wohltätiges unters Volk gebracht. Aber Glamourfaktor? Gleich null. Erst jetzt haben wir eine richtige First Lady.

Die Wulffs sind junge Menschen mit Vergangenheit.

Brav und seriös, wenn nicht sogar bieder kamen sie daher – wie man es für’s Amt ja auch erwartet. Doch nun hat sich das gewandelt. Mit den Wulffs ist eine jungdynamische Familie ins Schloss Bellevue bzw. in eine Dahlemer Villa eingezogen, inklusive kleiner Kinder. Die Wulffs sind jung und trotzdem Menschen mit Vergangenheit – Kinder aus vergangenen Partnerschaften und ein gemeinsames Kind – eben Menschen, wie du und ich.

Und genau, das macht ja auch den Glamourfaktor aus, es sind keine hehren Lichtgestalten ohne Fehler, sondern Menschen mit Krisen und jetzt aber mit Erfolgen.

Das schillernde Leben der französischen First Lady, Carla Bruni, interessiert uns doch bei weitem mehr als die neuesten Reformen ihres Mannes. Hat sie einen Geliebten, leidet sie unter der mickrigen Größe von Nicolas, bekommen sie noch ein Kind? Wo kauft sie ihre bezaubernde Gaderobe? All’ diese Fragen beschäftigen unsere Nachbarn, die Grande Nation, deutlich mehr als die Unruhen in den Beaulieus.

Mit den Wulffs wird Politik was zum Anfassen.

Kaum waren die Obamas ins Weiße Haus einzogen, mutmaßten die Amerikanern, Michelle sei schwanger, doch wahrscheinlich musste sie nur zu viele Häppchen auf Staatsempfängen essen. Und landesweit wurde über die Anschaffung und den Namen des Präsidentenhundes diskutiert.

Ganz zu schweigen für welche Schlagzeilen die Sprösslinge des europäischen Hochadels sorgen. Hatten diese Jahrhunderte lang fast inzestuös untereinander geheiratet, sorgen die adligen Nachkommen jetzt für Schlagzeilen mit Liebesehen aus dem Volk.

Die Queen hat es dabei besonders schwer erwischt, drei ihrer vier Kinder wurden geschieden und der Kronprinz flüsterte seiner langjährigen Geliebten durch’s Telefon, dass er gern ihr Tampon sei, ließ sich stümperhaft dabei abhören, wurde von seiner bulimischen und kaufsüchtigen Ehefrau geschieden. Die daraufhin in den Heiligenstatus erhoben wurde, jede Titelseite schmückte und mit ihrem arabischen Geliebten in Paris, von Paparazzis gehetzt, zu Tode kam – kein Wunder, dass hier die Yellow Press auf ihre Kosten kam.

Aber auch die anderen Jungadligen ließen sich nicht lumpen, der norwegische Kronprinz freite und ehelichte ein alleinerziehendes Partygirl, der katholische Felipe, der sich eine Ehe mit einem schwedischen Unterwäschemodell noch verbieten ließ, heiratete eine geschiedene Fernsehmoderatorin, die ihm nur Töchter gebärt und täglich dünner wird.

Klatsch und Tratsch gibt es europaweit – nur nicht bei uns oder demnächst doch?

Und dieser Tage heiratete die schwedische Kronprinzessin ihren Fitnesstrainer – wo kommen wir da hin? Genau in die Klatschpresse.

Der Adel wurde bei uns bekanntlich ja abgeschafft und dem Volk blieben Männer in schwarzen Anzügen Ende 60, Anfang 70, deren Frauen, wenn überhaupt, nur am Rande und durch ihre Wohltätigkeit und dann im dunkelblauen Kostüm eine Rolle spielten.

Den ersten Schritt in die Glamour-Richtung machte Altbundeskanzler Schröder. Brioni-Anzüge, Cohiba-Zigarren und die vierte Frau ließen die deutsche Klatschpresse jubilieren. Seine Doppelhaushälfte in Hannover machte dies jedoch schon fast wieder zunichte, vor allem, wenn man sich von der Bild dabei erwischen lässt, wie man samstags die Hecke schneidet.

Wie man das richtig macht, zeigen die Obamas, wenn Michelle mit großem Presseaufgebot ihr Gemüsebeet anpflanzt.

Wir wollen die Reichen, Klugen und Schönen, bitte zum Anfassen, aber auf keinen Fall banal.

Und spätestens seit Angela Merkel das Zepter der Macht übernommen hat, hoffen wir nicht mehr auf skandalträchtige Schlagzeilen, sondern hoffen nur, dass sie ihr Pfarrerstochter-Image nicht unbedingt auf der Weltbühne ausleben muss.

Der erste Lichtblick nach langer Dunkelheit, war der Aufstieg Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg zum Verteidigungsminister. Erstens hatten wir endlich mal wieder einen Adligen in einem hohen Amt (mit wunderbar vielen Vornamen, die sich kein Mensch merken kann) und zweitens hat seine junge und hübsche Frau alles, was man für die Glamourwelt braucht. Ja, aber leider, wurde er bzw. sein Amt ziemlich schnell und stark kritisiert und zweitens ist der Minister eben nur ein Minister, nicht mal ein Ministerpräsident, vielleicht einmal Kanzler, aber auf jeden Fall kein Staatsoberhaupt.

Und nun, haben wir die Wulffs und mit ihnen eine First Family, Bettina (bei Wikipedia steht noch sehr wenig – das wird sich ändern). Da wird innig geküsst und es wird zum Amtsantritt eine Party gefeiert – das gabs noch nie. Das ist sensationell. Und angeblich soll der kleine Sohn ein Spielzimmer im Schloss Bellevue bekommen.

Kuss-Bild, Designer-Kleid, Plausch und Rührung.

Das Kuss-Bild nach der Präsidentenwahl zierte alle Gazetten und die gelernte Medienreferentin ließ verlauten, dass sie sich auf einen Plausch mit Michelle Obama freue, aber die Nähe zum Volk nicht verlieren möchte. Ihr Styling war beim Amtsantritt perfekt und stilvoll und von einem deutschen Designer entworfen. Die Bilder mit ihren beiden kleinen Kindern rührte die Nation und ließ die Beliebtheit ihres Mannes gleich auf der Skala nach oben schnellen.

„Die Liebe ist in Schloss Bellevue eingezogen“ titelte eine große deutsche Tageszeitung.

„Was interessiert das alles, wichtig ist doch, dass Christian Wulff sein Amt als Bundespräsident verantwortungsvoll und gut wahr nimmt“, merkte ein guter Bekannter an.

Da hat er bestimmt Recht, aber es ist auch gut, wenn es in der deutschen Politik mal ein wenig menschelt und gerne auch mit Glamour.

gabi