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Guten Tag!
Heddesheim, 12. Juli 2010. Die Amis haben ihre Obamas, die Franzosen ihren Sarkosy mit seiner Carla Bruni, viele europÀische LÀnder haben Könige und Prinzessinnen und endlich, endlich haben wir die Wulffs, sagt Gabi.
Ich möchte den Einsatz der anderen BundesprĂ€sidentengattinnen nicht schmĂ€lern, ganz im Gegenteil, Mildred Scheel hat sich vorbildlich fĂŒr die Krebsforschung eingesetzt und auch die anderen Damen, ob Frau von WeizsĂ€cker, Frau Carstens, Frau Herzog oder Frau Köhler haben viel WohltĂ€tiges unters Volk gebracht. Aber Glamourfaktor? Gleich null. Erst jetzt haben wir eine richtige First Lady.
Die Wulffs sind junge Menschen mit Vergangenheit.
Brav und seriös, wenn nicht sogar bieder kamen sie daher – wie man es fĂŒrâs Amt ja auch erwartet. Doch nun hat sich das gewandelt. Mit den Wulffs ist eine jungdynamische Familie ins Schloss Bellevue bzw. in eine Dahlemer Villa eingezogen, inklusive kleiner Kinder. Die Wulffs sind jung und trotzdem Menschen mit Vergangenheit – Kinder aus vergangenen Partnerschaften und ein gemeinsames Kind – eben Menschen, wie du und ich.
Und genau, das macht ja auch den Glamourfaktor aus, es sind keine hehren Lichtgestalten ohne Fehler, sondern Menschen mit Krisen und jetzt aber mit Erfolgen.
Das schillernde Leben der französischen First Lady, Carla Bruni, interessiert uns doch bei weitem mehr als die neuesten Reformen ihres Mannes. Hat sie einen Geliebten, leidet sie unter der mickrigen GröĂe von Nicolas, bekommen sie noch ein Kind? Wo kauft sie ihre bezaubernde Gaderobe? Allâ diese Fragen beschĂ€ftigen unsere Nachbarn, die Grande Nation, deutlich mehr als die Unruhen in den Beaulieus.
Mit den Wulffs wird Politik was zum Anfassen.
Kaum waren die Obamas ins WeiĂe Haus einzogen, mutmaĂten die Amerikanern, Michelle sei schwanger, doch wahrscheinlich musste sie nur zu viele HĂ€ppchen auf StaatsempfĂ€ngen essen. Und landesweit wurde ĂŒber die Anschaffung und den Namen des PrĂ€sidentenhundes diskutiert.
Ganz zu schweigen fĂŒr welche Schlagzeilen die Sprösslinge des europĂ€ischen Hochadels sorgen. Hatten diese Jahrhunderte lang fast inzestuös untereinander geheiratet, sorgen die adligen Nachkommen jetzt fĂŒr Schlagzeilen mit Liebesehen aus dem Volk.
Die Queen hat es dabei besonders schwer erwischt, drei ihrer vier Kinder wurden geschieden und der Kronprinz flĂŒsterte seiner langjĂ€hrigen Geliebten durchâs Telefon, dass er gern ihr Tampon sei, lieĂ sich stĂŒmperhaft dabei abhören, wurde von seiner bulimischen und kaufsĂŒchtigen Ehefrau geschieden. Die daraufhin in den Heiligenstatus erhoben wurde, jede Titelseite schmĂŒckte und mit ihrem arabischen Geliebten in Paris, von Paparazzis gehetzt, zu Tode kam – kein Wunder, dass hier die Yellow Press auf ihre Kosten kam.
Aber auch die anderen Jungadligen lieĂen sich nicht lumpen, der norwegische Kronprinz freite und ehelichte ein alleinerziehendes Partygirl, der katholische Felipe, der sich eine Ehe mit einem schwedischen UnterwĂ€schemodell noch verbieten lieĂ, heiratete eine geschiedene Fernsehmoderatorin, die ihm nur Töchter gebĂ€rt und tĂ€glich dĂŒnner wird.
Klatsch und Tratsch gibt es europaweit – nur nicht bei uns oder demnĂ€chst doch?
Und dieser Tage heiratete die schwedische Kronprinzessin ihren Fitnesstrainer – wo kommen wir da hin? Genau in die Klatschpresse.
Der Adel wurde bei uns bekanntlich ja abgeschafft und dem Volk blieben MĂ€nner in schwarzen AnzĂŒgen Ende 60, Anfang 70, deren Frauen, wenn ĂŒberhaupt, nur am Rande und durch ihre WohltĂ€tigkeit und dann im dunkelblauen KostĂŒm eine Rolle spielten.
Den ersten Schritt in die Glamour-Richtung machte Altbundeskanzler Schröder. Brioni-AnzĂŒge, Cohiba-Zigarren und die vierte Frau lieĂen die deutsche Klatschpresse jubilieren. Seine DoppelhaushĂ€lfte in Hannover machte dies jedoch schon fast wieder zunichte, vor allem, wenn man sich von der Bild dabei erwischen lĂ€sst, wie man samstags die Hecke schneidet.
Wie man das richtig macht, zeigen die Obamas, wenn Michelle mit groĂem Presseaufgebot ihr GemĂŒsebeet anpflanzt.
Wir wollen die Reichen, Klugen und Schönen, bitte zum Anfassen, aber auf keinen Fall banal.
Und spĂ€testens seit Angela Merkel das Zepter der Macht ĂŒbernommen hat, hoffen wir nicht mehr auf skandaltrĂ€chtige Schlagzeilen, sondern hoffen nur, dass sie ihr Pfarrerstochter-Image nicht unbedingt auf der WeltbĂŒhne ausleben muss.
Der erste Lichtblick nach langer Dunkelheit, war der Aufstieg Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg zum Verteidigungsminister. Erstens hatten wir endlich mal wieder einen Adligen in einem hohen Amt (mit wunderbar vielen Vornamen, die sich kein Mensch merken kann) und zweitens hat seine junge und hĂŒbsche Frau alles, was man fĂŒr die Glamourwelt braucht. Ja, aber leider, wurde er bzw. sein Amt ziemlich schnell und stark kritisiert und zweitens ist der Minister eben nur ein Minister, nicht mal ein MinisterprĂ€sident, vielleicht einmal Kanzler, aber auf jeden Fall kein Staatsoberhaupt.
Und nun, haben wir die Wulffs und mit ihnen eine First Family, Bettina (bei Wikipedia steht noch sehr wenig – das wird sich Ă€ndern). Da wird innig gekĂŒsst und es wird zum Amtsantritt eine Party gefeiert – das gabs noch nie. Das ist sensationell. Und angeblich soll der kleine Sohn ein Spielzimmer im Schloss Bellevue bekommen.
Kuss-Bild, Designer-Kleid, Plausch und RĂŒhrung.
Das Kuss-Bild nach der PrĂ€sidentenwahl zierte alle Gazetten und die gelernte Medienreferentin lieĂ verlauten, dass sie sich auf einen Plausch mit Michelle Obama freue, aber die NĂ€he zum Volk nicht verlieren möchte. Ihr Styling war beim Amtsantritt perfekt und stilvoll und von einem deutschen Designer entworfen. Die Bilder mit ihren beiden kleinen Kindern rĂŒhrte die Nation und lieĂ die Beliebtheit ihres Mannes gleich auf der Skala nach oben schnellen.
„Die Liebe ist in Schloss Bellevue eingezogen“ titelte eine groĂe deutsche Tageszeitung.
„Was interessiert das alles, wichtig ist doch, dass Christian Wulff sein Amt als BundesprĂ€sident verantwortungsvoll und gut wahr nimmt“, merkte ein guter Bekannter an.
Da hat er bestimmt Recht, aber es ist auch gut, wenn es in der deutschen Politik mal ein wenig menschelt und gerne auch mit Glamour.
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