Samstag, 10. Juni 2023

Schlechte Nachrichten vor der Kommunalwahl im Mai

Zwei Heddesheimer Gemeinderäte sind privatinsolvent

Schulden ohne Ende - das kann jeden treffen. Nach unseren Recherchen sind zwei Gemeinderäte aktuell im Privatinsolvenzverfahren.

Schulden ohne Ende – das kann jeden treffen. Nach unseren Recherchen sind zwei Gemeinderäte aktuell im Privatinsolvenzverfahren.

 

Heddesheim, 19. November 2013. (red) Schulden hat niemand gerne. Manchmal werden sie zu hoch. So hoch, dass Privatleute ihre finanziellen Lasten nicht mehr bedienen können. Dann bleibt nur die Privatinsolvenz, wenn man handlungsfähig bleiben möchte. Die „Spatzen pfeifen es von den Dächern“ ist so ein Spruch, der einfach meint: In Heddesheim gehen Gerüchte um. Es sind keine. Zwei Gemeinderatmitglieder sind überschuldet und haben sich einem Privatinsolvenzverfahren unterstellt. Ausgerechnet jetzt – ein halbes Jahr vor der Kommunalwahl. [Weiterlesen…]

Nach der Insolvenz von Billigstromanbieter Flexstrom erhalten Kunden nun Ersatzversorgung

Niemand sitzt im Dunkeln, aber die „Verbraucher sind die Dummen“

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Mit diesem Spruch warb FlexStrom. Jetzt ist der Billigstromanbieter pleite. (Quelle: flexstrom.de)

Rhein-Neckar, 30. April 2013. (red/aw/tegernseerstimme.de) Der Billigstromanbieter FlexStrom musste Insolvenz anmelden. Von der Zahlungsunfähigkeit sind deutschlandweit rund 500.000 Haushalte betroffen, auch in der Metropolregion. Allein im Netzgebiet der MVV sind es etwa 1.200 Kunden. Doch was passiert nun? Bleiben die Kunden auf ihren Kosten sitzen und stehen trotzdem bald ohne Strom da? [Weiterlesen…]

Logistikunternehmen Schüchen ist pleite

30 Arbeitsplätze weniger in Heddesheim

Anfang Mai gehen hier die Lichter aus - von den 30 Mitarbeitern vor Ort haben einige bereits eine neue Anstellung in Aussicht.

 

Heddesheim, 17. April 2012. (red) Das Logistikunternehmen Schüchen International GmbH & Co. KG steht vor dem Aus. Rund 740 Arbeitnehmer in ganz Deutschland sind von der Insolvenz betroffen. Auch in Heddesheim unterhält das Unternehmen eine Niederlassung. Dort arbeiten bislang noch rund 30 Mitarbeiter.

Von Jörg Theobald

Schüchen International stellt Anfang Mai den Geschäftsbetrieb ein. Mehrere Großkunden haben laut Auskunft des Unternehmens unerwartet ihre Verträge gekündigt und sich anderweitig orientiert.

Für den vorläufigen Insolvenzverwalter Markus Ernestus kam diese Entwicklung überraschend, da sich der Geschäftsbetrieb nach Insolvenzantragstellung von Schüchen am 21. Februar schnell stabilisierte und reibungslos weiterlief. Ernestus bleibt nun keine andere Möglichkeit, als das Unternehmen zu liquidieren:

Wir wollen die bestehenden Aufträge jetzt bis Anfang Mai an die neuen Vertragspartner unserer Kunden ordnungsgemäß übergeben.

Auch für die Übernahme der rund 740 Mitarbeiter wolle man sich „bei den Übergabegesprächen stark machen“.

Pfenning Retter in der Not?

Überraschend war die Entwicklung auch für die Mitarbeiter am Standort Heddesheim. Recht kurzfristig wurden die rund 30 Arbeitnehmer informiert. Laut unseren Informationen geschah das am 23. März. Somit blieb für die Mitarbeiter etwas mehr als ein Monat Zeit, um eine neue Anstellung zu finden.

Auch wenn der Insolvenzverwalter möglichst viele der Mitarbeiter an die nachfolgenden Logistikunternehmen übertragen möchte, klappt das vor Ort hauptsächlich über den engen Zusammenhalt. Gegenseitig hilft man sich bei der Suche, mögliche Stellenangebote werden an einem schwarzen Brett angepinnt sagt uns ein Mitarbeiter vor Ort. Er sagte uns gegenüber weiter:

Wir sind ein sehr kompaktes Team und halten zusammen. Auch die Geschäftsleitung vor Ort hilft bei der Stellensuche und -vermittlung.

Laut der Aussage des Mitarbeiters hat auch das Logistikunternehmen Pfenning bereits einige der Arbeitnehmer vor Ort übernommen oder die Übernahme zugesagt.

Nach den uns vorliegenden Informationen hat mittlerweile ein Großteil der rund 30 Mitarbeiter bereits eine neue Anstellung gefunden oder etwas in Aussicht.

 

 

Länder uneins über staatliche Hilfe

Schlecker-Arbeitsplätze hängen von Bürgschaft ab

Rhein-Neckar/Stuttgart/Ulm, 28. März 2012. Verlieren rund 11.000 Mitarbeiter bei Schlecker ihren Arbeitsplatz, weil eine benötigte Bürgschaft ausbleibt? Heute wurde das Insolvenzverfahren vor dem Amtsgericht Ulm eröffnet. Baden-Württemberg will eine Bürgschaft über 70 Millionen Euro geben – aber nur, wenn andere Länder rückbürgen, um die Lasten zu verteilen. Vor allem die niedersächsische CDU/FDP-Regierung mauert aber.

Der Finanz- und Wirtschaftsausschuss des Landtags entscheidet heute in Stuttgart darüber, ob das Land mit rund 70 Millionen Euro eine Bürgschaft stellt. Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein signalisierten Hilfen. Niedersachsen und Sachsen hingegen Ablehnung.

Einem Bericht einer Unternehmensberatung zufolge seien die Aussichten auf eine erfolgreiche Sanierung gering. Laut Wirtschaftsministerium gäbe es konstruktive Gespräche mit den Ländern, um schnell eine Lösung zu finden.

Unklare Zukunft der Schlecker-Märkte

For you. Vor Ort. Vorbei?

Wie lange gibt es den Schleckermarkt vor Ort noch? Wie viele verlieren Ihre Arbeitsplätze? Was, wenn es nur noch einen Versorgen im Ort gibt? Viele Fragen - keine Antworten.

 

Rhein-Neckar, 24. Januar 2012 (red/jt) Nach Bekanntwerden der Insolvenz der Drogeriekette Schlecker herrscht große Unsicherheit – bei Mitarbeitern und bei Kunden. Welche Filialen bleiben bestehen, wo gibt es Schließungen, wer verliert seinen Job? Auch die Metropolregion Rhein-Neckar ist betroffen.

Die Schlecker-Pleite kostet deutschlandweit vermutlich 30.000 Menschen ihren Arbeitsplatz. Viele davon auch in der Region Rhein-Neckar. Im benachbarten Neckar-Odenwald-Kreis hat das Filialsterben bereits angefangen. Die Filiale in Seckach hat laut Rhein-Neckar-Zeitung bereits zum 24. Dezember 2011 ihre Türen geschlossen. Auch die Filialen Buchen, Osterburken und Höpfingen wurden bereits 2011 dicht gemacht.

In der Metropolregion Rhein-Neckar gibt es ebenfalls erste Opfer unter den Filialen. In Ilvesheim schließt man zum 08. Februar die Türen. Die Regale sind schon großenteils leer geräumt.

Ungewiss ist die Zukunft der dortigen Mitarbeiter. „Vermutlich werden wir zunächst Krankheitsvertretung in den Nachbarfilialen machen“, sagt uns eine Mitarbeiterin. Erfahren habe man von der Schließung übrigens erst vor einer Woche.

Um uns ein genaueres Bild von der Lage vor Ort machen zu können, haben wir auch die Filialen in Edingen-Neckarhausen, Heddesheim und Ladenburg persönlich besucht.

Presse nicht erwünscht

In Ladenburg verweist man mich direkt an die Filialleiterin. Die Dame ist um die 50 Jahre alt. Sie räumt gerade Regale ein. Fragen möchte sie keine beantworten. Die anderen Mitarbeiter sehen verstohlen zu uns herüber. Antworten gibt es hier keine, bis auch diese: „Die Presse ist hier nicht erwünscht.“

Klare Auskunft in Ladenburg:

 

Ähnlich die Reaktion in Heddesheim. Auch dort verweist man an die Filialleitung. Antworten? Fehlanzeige. Die Nummer der Pressesprecherin könne man uns geben. Diese Auskunft gibt es zwischen Tür und Angel. Von einem Fax oder Brief schreibt die Filialleiterin die Nummer ab. Dazu kommt sie nicht mal aus ihrem Büro hervor. Sie reicht einen kleinen Zettel mit einer Handynummer darauf. Selbst der Name der Ansprechperson fehlt.

Auf die Nachfrage, ob man denn schon etwas zum Schicksal der Filiale weiß, verweist man mich mit einem Lächeln und Augenzwinkern an die Pressestelle. „Netter Versuch!“, soll das wohl heißen.

Verunsicherte Kunden

In Edingen-Neckarhausen antwortet mir ein Mitarbeiter. Die Filialleitung lässt sich nicht blicken. Der Mitarbeiter scheint besorgt. Von der Insolvenz habe man durch die Firmenleitung erfahren, ungefähr zur gleichen Zeit als es auch in den Medien bekannt wurde. Viele Kunden seien verunsichert, würden nachfragen, ob die Filiale erhalten bleibt.

Der Ilvesheimer Markt wird schließen - wann ist noch unklar.

 

Von der Schließung in Ilvesheim weiß man hier bereits. Wenn die Presse positiv berichtet, könnte das vielleicht helfen. Eine diffuse Hoffnung. Tatsache ist, neben dem Edeka-Markt ist die Schleckerfiliale die einzige Einkaufsmöglichkeit am Ort. Im Ortsteil Neckarhausen wurde der dortige Drogeriemarkt schon vor einiger Zeit geschlossen.

Ein Passant erzählt uns, die Filiale sei so etwas wie ein Tante Emma Laden.

Das ist das einzige Geschäft direkt hier im Ortskern!

Viele ältere Menschen wohnen in Edingen, der Weg zum Industriegebiet ist für sie zu weit und zu beschwerlich. Als wir ein Bild der Filiale machen, witzelt ein weiterer Passant:

„Sie machen wohl das letzte Bild, was?“

Keine Informationen durch die Pressestelle

Zurück in der Redaktion versuchen wir die Pressestelle zu erreichen. Der Anruf unter der uns mitgeteilten Telefonnummer bleibt erfolglos. Wie zu erwarten. Per email fragen wir erneut nach.

Bitte haben Sie Verständnis, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen über einzelne Märkte, Städte oder Regionen treffen können.

Das ist der Informationsgehalt der erhaltenen Antwort. Einen Namen des Pressesprechers sucht man hier übrigens vergebens. Die Mail ist lediglich mit „Pressestelle Schlecker“ unterzeichnet.

 

Deutschlandweite Kritik

Das Thema „Schlecker“ ist zur Zeit fast überall zu finden. Die Unternehmerfamilie Schlecker steht stark in der Kritik. Auch Trigema-Chef Wolfgang Grupp geht hart mit Anton Schlecker ins Gericht.

Gegenüber der „WirtschaftWoche“ äusserte er, Schlecker habe das Geld, das er mithilfe seiner Beschäftigten verdient habe, für sich behalten. Weiter kritisierte er:

Hier werden diejenigen belohnt, die dem Größenwahn und der Gier frönen, während die Anständigen die Dummen sind.

Laut Informationen der Financial Times Deutschland (FTD) soll nun eine sogenannte Planinsolvenz in die Tat umgesetzt werden. Dabei handelt es sich um ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung. Das Unternehmen legt dem Insolvenzrichter dabei ein Sanierungskonzept vor, mit dem es entschuldet werden soll.

Die Familie Schlecker könnte so Eigentümer der Kette bleiben. Wichtig dabei ist: Der Insolvenzverwalter übernimmt nur die Aufsicht bei einem solchen Verfahren. Die Geschäftsführung bleibt weiter im Amt.

Danach würde auch die Geschäftsführung Pläne vorlegen wie es mit Filialschließungen, Stellenabbau und Kostensenkungen weitergeht, nicht der Insolvenzverwalter.

Auf der Facebook-Seite des Unternehmens kommentiert eine Nutzerin das angekündigte Planinsolvenzverfahren wie folgt:

Das rettet unsere Arbeitsplätze auch nicht mehr. Danke Anton.

Laut Spiegel geht es aber nicht nur um die Arbeitsplätze, auch die Gehälter sind in Gefahr. Mit einer Planinsolvenz kann das Unternehmen auch die bestehenden Tarifverträge mit ver.di ausserplanmässig kündigen. Schlecker wäre sonst bis Juni an einen Beschäftigungssicherungs-Tarifvertrag gebunden gewesen, der Entlassungen nicht möglich macht.

Seit 2010 waren die Kinder von Firmengründer Anton Schlecker für eine Neuausrichtung des Unternehmens zuständig.

Sie versprachen mehr Offenheit – umgesetzt wurde die aber nicht. Das zeigen solche versteckten Schachzüge im Insolvenzverfahren ebenso, wie der mangelhafte Umgang mit Presse und Öffentlichkeit.

Kundennähe und unternehmerische Verantwortung für die Mitarbeiter geht anders.