
Krimiautor Marcus Imbsweiler liest in der Gemeindebücherei. Foto: Heddesheimblog.
Heddesheim.10. November 2012. (red/sap) Der Autor Marcus Imbsweiler las am vergangenen Mittwoch in der Gemeindebücherei aus seinem 6. Heidelberg-Krimi „Glücksspiele“. Spannung, Humor, aber auch kritische Gedanken zu Sport und Politik sowie eine hervorragende Kurzgeschichte prägten diesen Abend.
Von Sabine Prothmann
Der Krimiautor Marcus Imbsweiler ist jung und sympathisch und er sieht aus wie ein Läufer. Er ist ein Läufer. Und vom Laufen handelt auch sein 6. Heidelberg-Krimi „Glücksspiele“. Ein weiterer Fall für den Privatermittler Max Koller.
Die Gemeindebücherei und die Bücherecke am Rathaus hatten am vergangenen Mittwoch zur Lesung eingeladen und kurz entschlossen den Veranstaltungsort vom „Pflug“ in die Gemeindebücherei verlegt, nach dem Motto: „Lieber ein kleiner Saal voll als ein großer Saal leer“. Und voll wurde es, es mussten sogar noch Stühle dazu gestellt werden, denn gut 40 Interessierte waren gekommen, um dem gebürtigen Saarländer Marcus Imbsweiler, der seit 1990 in Heidelberg lebt, zuzuhören.
Imbsweiler studierte Germanistik und Musikwissenschaft und arbeitet seit 1987 als freier Musikredakteur und Autor. 2007 startete er mit seinem Erstling „Bergfriedhof“ die Krimiserie um den Heidelberger Privatermittler Max Koller.
„Läufer mit 30, Papa mit 36, erstes Buch mit 40. Aktuell acht Marathons, fünf Töchter und dreizehn Bücher“, zitiert Buchhändler Manfred Zeiß bei der Begrüßung von der Internetseite des Autors. Zeiß erzählt, dass er Marcus Imbsweiler im Frühjahr dieses Jahres auf der Buchmesse in Neckarsteinach kennen gelernt habe und ihn für die Lesung in Heddesheim gewinnen konnte. Imbsweiler sei nun zum zweiten Mal in Heddesheim, beim ersten Mal habe er jedoch am Silvesterlauf teilgenommen.
Ein Läuferkrimi
Er habe schon lang über einen Läuferkrimi nachgedacht, erzählt Imbsweiler, „aber mir fiel nichts ein, außer den übliche Geschichten“.
Auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst 2010 habe ihm seine Lektorin einen Weihnachtskrimi mit dem Ermittler Max Koller vorgeschlagen. „Die gehen total gut“, habe sie gesagt.
„Ich saß auf dem Messegelände und mir fiel absolut nichts ein zu einem Weihnachtskrimi, aber ich erinnerte mich an meinen Frankfurtmarathon“ und da habe er gewusst es wird ein Läuferkrimi und er wurde gerade noch rechtzeitig zur Olympiade fertig
„Glücksspiele“ handelt von dem Läufertalent Kalinka Glück, die im Sommer 2012 zu den olympischen Spielen nach London fahren sollte – natürlich rein fiktiv.
Nach London reist sie nicht, dafür schickt Imbsweiler sie mit Privatermittler Max Koller – anders als beiden ersten fünf Krimis, die in Heidelberg und Umgebung spielten – quer durch Deutschland. Hier muss Koller quasi als Bodyguard die Sportlerin begleiten und beschützen und natürlich passiert auch ein Mord.
Die Textpassagen, die der Autor wählt, führen in den Plot und beschreiben den Protagonisten Max Koller. Von dem der Autor sagt:
Ich kenn‘ ihn inzwischen ganz gut, ich weiß wie er spricht und wie er reagiert.
Koller, wenn auch nicht unsportlich, begleitet seinen Schützling Kalinka lieber per Fahrrad beim Lauftraining. Im norddeutschen Wald kommt es zu einer Begegnung mit einem Wildschwein. Das ist komisch und das Publikum amüsiert sich.
Stilistisch ganz anders sind die Traumsequenzen, hier begibt sich der Autor ins Surreale. In zwei Kapiteln wird Koller mit den Olympiaden 1936 in Berlin und 1972 in München konfrontiert.
„Es war mir wichtig, den Zusammenhang von Sport und Gesellschaft und Politik darzustellen, auch wenn es innerhalb eines Unterhaltungskrimis ist“, sagt Imbsweiler.
Der Autor liest aus dem Kapitel zur Berliner Olympiade 1936. Spiel und Sport als Vorstufe für die folgenden militärischen Auseinandersetzungen.
Nach einer kurzen Pause gibt Marcus Imbsweiler dem Publikum die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Gefragt nach seiner Arbeitsweise, erzählt er, dass am Anfang immer ein Auslöser stehe, wie für „Glücksspiele“ Olympia. Dann folge eine zwei- bis vierwöchige Phase des Sammelns und dann die Recherche, beispielsweise hier zu der Olympiade in Berlin 1936. Dann lege er das Handlungsschema fest. Nach einer langen Vorbereitungszeit, fange er an zu schreiben. Die Handlung wird durch Brückenpfeiler gegliedert, einzelne Szenen und das Milieu entstehen, Zwischenstationen bilden ein Gerüst. Nicht immer schreibe er chronologisch.
Ein „beamtenmäßiger Schreiballtag“
Sein „beamtenmäßiger Schreiballtag“ beginne morgens um 8:30 Uhr und ende am Nachmittag, wenn die Kinder wieder zu Hause seien. Die romantische Vorstellung vom nachts bei Kerzenschein schreibenden Schriftsteller passt da nicht hinein, sagt Imbsweiler und lacht.
Nachmittags gehe er oft Laufen, da kommen die Ideen für einen neuen Roman.
Ist schon ein nächstes Buchprojekt in Planung, möchte jemand wissen? Der Musikwissenschaftler Imbsweiler verrät, dass nach seinem Liszt-Roman im vergangenen Jahr, nun wahrscheinlich im Wagner-Jahr 2013 ein kleines Buch zu diesem Komponisten entstehen werde. Wahrscheinlich werde der Roman eher surreal, „ein Buch das keiner kauft und keiner wahrnimmt“. Denn es werden sicherlich eine ganze Flut von Wagner-Bücher entstehen, „da geht man unter als kleiner Autor aus der Kurpfalz“.
Gefragt nach seiner schriftstellerischen Entwicklung, meint Imbsweiler, „ich schreibe inzwischen schneller und haben viel mehr Routine als bei meinem ersten Roman „Bergfriedhof“.
Zum Schluss liest er noch eine Kurzgeschichte aus „Heidelberg auf die kriminelle Tour“ , eine Anthologie mit 20 Kurzkrimis, die gerade erschienen ist. Die Story ist großartig, pointiert, überraschend und böse. Fast erinnert sie an die makabaren Geschichten von Roald Dahl.
Eine gelungene Lesung mit einem sympathischen Autor und kleinen Überraschungen.
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