Donnerstag, 08. Juni 2023

Berichterstattung zentral auf dem Rheinneckarblog.de

Frisches Layout & neue Ausrichtung

Rhein-Neckar, 04. Februar 2015. (red/pro) Vergangene Woche haben wir das Rheinneckarblog einem „Relaunch“ unterzogen. Das heißt: Wir haben ein zeitgemĂ€ĂŸeres Layout. Breiter im Format, grĂ¶ĂŸere Schriften und neue Service-Angebote wie „Meistgelesene Artikel“ oder „Meistkommentiert“, die Sie in der Seitenleiste finden. Außerdem konzentrieren wir die Berichterstattung auf unserer zentralen Seite Rheinneckarblog.de. [Weiterlesen…]

Gastbeitrag: „Der Presse Freiheit kann auch schmerzhaft sein.“


Guten Tag!

Rhein-Neckar/WĂŒrzburg, 29. MĂ€rz 2011. (Main-Post/red) Die WĂŒrzburger Main-Post leistet sich einen „Leser-Anwalt“. Anton Sahlender, Mitglied der Chefredaktion, nimmt Leserfragen und -beschwerden entgegen, prĂŒft die Inhalte und veröffentlicht im Anschluss die Ergebnisse. Ein vorbildlicher Service, wie wir meinen.

Vorbemerkung: Aktuell geht es um einen BĂŒrgermeister, der seiner gesetzlich festgelegten Auskunftspflicht nicht nachkommt. Die Main-Post hat deshalb sogar eine Klage angestrengt und gewonnen. Die Reaktionen sind „schmerzhaft“ fĂŒr die Zeitung – es werden böse Unterstellungen geĂ€ußert und Abos abbestellt. Nur, weil die Zeitung die Presse- und damit die Meinungsfreiheit verteidigt, gegen einen BĂŒrgermeister, der sich nicht an die Gesetze hĂ€lt und den Artikel 5 Grundgesetz ĂŒber die Meinungsfreiheit und das Presserecht mit FĂŒĂŸen tritt.

"Leseranwalt" Anton Sahlender sorgt fĂŒr Transparenz bei der WĂŒrzburger Main-Post. Quelle: MP

Von Anton Sahlender, Leseranwalt der Main-Post

Der Leseranwalt: Der Presse Freiheit kann auch schmerzhaft sein – fĂŒr Betroffene und fĂŒr Redaktionen

Je nachhaltiger Journalisten ihre Freiheiten nutzen, desto mehr mĂŒssen sie selbst ertragen können. Denn der Presse Freiheit ist auch schmerzhaft. Zuerst fĂŒr Betroffene, dann aber oft auch fĂŒr Redaktionen.

Hier aktuelle Kostproben: Der BĂŒrgermeister einer Kleinstadt wird in der Zeitung hĂ€ufig fĂŒr seine AmtsfĂŒhrung kritisiert. ÃƓber einen langen Zeitraum gibt er dazu immer wieder neu Anlass. Er pflegt eine wenig bĂŒrgerfreundliche Geheimhaltung von Amtshandlungen und kommt seiner Auskunftspflicht gegenĂŒber Medien nur unzureichend nach. Das sagt nicht nur die Redaktion, sondern auch das Verwaltungsgericht in einer Entscheidung.

Auskunftpflichten gegenĂŒber Journalisten sind BĂŒrgermeistern und Amtsleitern per Gesetz vorgeschrieben. Medien mĂŒssen in einer Demokratie ungehindert ĂŒber politisches und amtliches Handeln informieren können. In der Kleinstadt ist die Folge der redaktionellen Nachhaltigkeit fĂŒr BĂŒrgers Information nicht nur Lob. Proteste und sogar Abbestellungen sind eingetroffen. Darunter Zuschriften, in denen der Redaktion Menschenjagd und allerlei weitere journalistische TodsĂŒnden vorgeworfen werden. Außerdem schimpft man: Die Zeitung schade der ganzen Stadt.

Ein anderer BĂŒrgermeister wollte letzte Woche verbieten, dass Informationen ĂŒber den Haushalt, die er an Journalisten verkĂŒndete, veröffentlicht werden, bevor der Stadtrat sie beschlossen hat. Diese Zeitung mochte Lesern aber nicht nur vollendete Tatsachen bieten. Sie hat gleich berichtet. Des BĂŒrgermeisters Androhung presserechtlicher Schritte blieb wirkungslos: Denn Redaktionen haben die (Presse-)Freiheit, selbst ĂŒber die Bedeutung einer Nachricht zu entscheiden und somit darĂŒber, wann sie erscheint.

Zu meiner Sammlung von Reaktionen auf die Freiheit, auch Meinungen vielfĂ€ltig zu vertreten, gehört neuerdings diese Klage: „Lesen Sie die Ă€tzenden und abfĂ€lligen Kommentare eines Henry Stern gegen Franz Josef Strauß und alle Nachfolger. Gewollt hĂ€ssliche Bilder unserer Kanzlerin Merkel und bösartige Karikaturen eines Dieter Hanitzsch schlagen in die gleiche Kerbe. ÃƓberparteilichkeit stelle ich mir anders vor.“ – Ich ahne das Wie dieser Vorstellung. ÃƓberdies war Strauß schon nicht mehr unter uns, als Henry Stern MĂŒnchner Korrespondent wurde.

Das waren Momentaufnahmen, keine Klagen. Journalisten muss man nicht mögen. VerstĂ€ndnis fĂŒr Pressefreiheit in einer Demokratie aber, die muss jeder ertragen können. Mit der Abbestellung einer Zeitung kann man sie jedenfalls nicht abschaffen.“

Anmerkung der Redaktion:
Wir stehen mit Anton Sahlender vor allem ĂŒber Facebook in regelmĂ€ĂŸigem Kontakt und sind in journalistischen Fragen nicht immer einer Meinung ;-).

Aber wir unterstĂŒtzen natĂŒrlich gerne als Berufskollegen aus SolidaritĂ€t die Haltung hinter dieser Veröffentlichung und haben darum gebeten, den Text ĂŒbernehmen zu dĂŒrfen. Herr Sahlender hat dem umgehend zugestimmt.

Wir handeln aber auch nicht ganz uneigennĂŒtzig, sondern im Interesse unserer Leserinnen und Leser, da wir das PhĂ€nomen von auskunftsunwilligen Behörden sehr gut kennen. Der Heddesheimer BĂŒrgermeister Michael Kessler ist so ein „Spezialfall“, der seiner Auskunftspflicht erst nachgekommen ist, nachdem er einen durch uns veranlassten „freundlichen Hinweis“ erhalten hat. Bis heute versucht er weiterhin unsere Arbeit mit allen möglichen Mitten zu behindern.

UnterstĂŒtzt wird er dabei vom Mannheimer Morgen – einer Zeitung der SolidaritĂ€t unter Journalisten nichts gilt. Ganz im Gegenteil. Man hat den Eindruck, dass es der Zeitung sehr recht ist, wenn „die Konkurrenz“ Probleme hat und man sich dadurch einen Vorteil verspricht. Das ist bedauerlich, liegt aber allein im Ermessen der Zeitung und gehört anscheinend zur „Unternehmenskultur“.

Der Mannheimer Morgen ist dabei in guter Gesellschaft – viele deutsche Monopolzeitungen haben sich mit örtlichen „Interessenvertretern“ aus Politik und Wirtschaft verbandelt. Dementsprechend manipuliert ist die Berichterstattung. Siehe Stuttgart21 beispielsweise. (stern ĂŒber den Filz von Politik, Geld und Medien)

Die Haltung der Main-Post ist aus unserer Sicht vorbildlich und entspricht dem, was man als Leserin oder Leser von Medien erwarten können muss: Eine unabhÀngige und kritische Berichterstattung.

Pfenning: Von Baggern und BlindgÀngern

Heddesheim, 16. MĂ€rz 2011. (red) Angeblich sollen die Bauarbeiten fĂŒr das geplante Logistikzentrum „Pfenning“ begonnen haben – berichtet heute „Extra“, eine Briefkastenstopfzeitung aus dem Haus Diesbach (Weinheimer Nachrichten). Gestern hatte der Mannheimer Morgen im Internet eine kurze Notiz dazu veröffentlicht.

„Pfenning“ macht weiter wie gehabt – spĂ€rlich fließen die Informationen. Heute (16. MĂ€rz 2011) „berichtet“ das Anzeigenblatt „Extra“ (Anm. d. Red.: Unterstreichung durch uns):

„Eine detaillierte archĂ€ologische Untersuchung des BaugelĂ€ndes durch Mitarbeiter des Landesdenkmalamts solle in der ersten MĂ€rzhĂ€lte erfolgen.“

BlindgĂ€nger-Berichterstattung - ÃƓberschrift suggeriert Suche des KampfmittelrĂ€umdienstes, im Text geht's um ArchĂ€ologen. Quelle: Extra

Der Mannheimer Morgen „berichtet“ unter der ÃƓberschrift „Baggerarbeiten fĂŒr Pfenning laufen“:

„WĂ€hrend ein Bagger die oberen Erdschichten abtrĂ€gt, werfen ArchĂ€ologen der Denkmalpflege einen aufmerksamen Blick auf die freiwerdenden Schichten.“

Nach diesen „planmĂ€ĂŸigen“ Arbeiten werde das Areal auf eine „Kampfmittelbelastung“ untersucht, danach könnten die eigentlichen Bauarbeiten beginnen.

Arbeiten, die nicht beginnen, sondern "laufen", berichtet der MM. Quelle: MM

Die Unternehmensgruppe „Pfenning“ hatte diese Arbeit am 25. Februar 2011 angekĂŒndigt, allerdings ohne einen Termin zu nennen:

Pfenning „informiert“ ĂŒber „planmĂ€ĂŸige Bauvorbereitungen“

Angeblich, nach Aussage von „Extra“ hat „Pfenning“ die Arbeiten „jetzt“ mitgeteilt – das ist möglich, aber weder wurde unserer Redaktion etwas „mitgeteilt“, noch ist auf den Seiten von „Pfenning logistics„, noch auf „pro-heddesheim“ (die seit der „mehrheitlichen“ BĂŒrgerbefragung eine Internetleiche ist) dazu eine Information verfĂŒgbar.

Auch auf der Seite der Gemeinde Heddesheim fehlt jeglicher Hinweis.

Die Intransparenz des umstrittenden Bauvorhabens, das so wichtig fĂŒr die Zukunft der Gemeinde Heddesheim sein soll, wird also konsequent fortgesetzt.

Einen schönen Tag wĂŒnscht
Das heddesheimblog

Die parteiische Zeitung steuert die Wahrnehmung und manipuliert die freie Meinungsbildung


Guten Tag!

Rhein-Neckar, 15. MĂ€rz 2011. (red) Unsere Analyse hat eine absolut CDU-dominierte Berichterstattung durch den Mannheimer Morgen ergeben. Was heißt das fĂŒr die Landtagswahl?

Von Hardy Prothmann

Die kommende Landtagswahl wird spannend. Quelle: LpB.

Unsere Prognose ist klar: Der CDU-Kandidat Georg Wacker wird den Wahlkreis Weinheim gewinnen.

Einige der GrĂŒnde sind klar: Die regierenden Parteien sind immer im Vorteil gegenĂŒber der Opposition.

Und je dörflich-traditioneller es zugeht, um so sicherer gewinnt die CDU. Orte wie Hirschberg, Ladenburg und Heddesheim passen in das Schema. Sie liegen zwar im SpeckgĂŒrtel der Großstadt, sind aber bislang hĂ€ufig noch dörflich-traditionell bestimmt.

Georg Wacker fĂŒhrt "bevorzugt". Bild: CDU

Trotzdem gibt es einen Umbruch – nicht nur wegen Stuttgart21, sondern vor allem wegen der verĂ€nderten Arbeits- und Lebensbedingungen. Und vor allem wegen der verĂ€nderten Kommunikation – erst durch die Telekommunikation, dann durch das Internet.

Als „stabiler“ Faktor der Kommunikation wird immer noch die Zeitung begriffen. Die ist im sĂŒddeutschen Raum traditionell eher konservativ und „stĂŒtzt“ dementsprechend auch die vermeintlichen WĂŒnsche der Leser.

Uli Sckerl (GrĂŒne) wird am wenigsten berichtet. Foto: hirschbergblog.de



Unsere quantitative Analyse der Berichterstattung ĂŒber die Kandidaten im Mannheimer Morgen hat ein eklatantes MissverhĂ€ltnis von Bedeutung und Berichterstattung ĂŒber die Kandidaten ergeben.

Der Kandidat Georg Wacker (CDU) dominiert mit großem Abstand die Berichte – rein quantitativ gesehen. Aber diese mediale Dominanz verschafft ihm natĂŒrlich enorme Vorteile bei der Wahl.

Interessant ist der Kandidat Gerhard Kleinböck (SPD). Er liegt in unserer Betrachtung zwar hinter Georg Wacker auf Platz zwei – aber unsere Betrachtung ist keine diffizile wissenschaftliche Auswertung.

Bei genauer Betrachtung hat Herr Kleinböck im Rhein-Neckar-Teil des Mannheimer Morgens vor allem im Februar jede Menge „Punkte“ durch die Debatte um eine FußgĂ€ngerzone in Ladenburg geholt.

Dadurch hat er sich von den anderen zwei Kandidaten abgesetzt – es wĂ€re allerdings ein Trugschluss zu glauben, dass er auch in der „Breite“ eine höhere Wahrnehmung erhalten hĂ€tte. Die Wahrnehmung ist auf die FußgĂ€ngerzonen-Debatte begrenzt.

Ohne diese Aufmerksamkeit wĂ€re Herr Kleinböck wahrscheinlich mindestens um eine „halbe Note“ abgestĂŒrzt – zumindest, was die Berichterstattung im Mannheimer Morgen angeht.

Gerhard Kleinböck - hat in Ladenburg aufgeholt. Bild: SPD

Viel muss nicht gleichzeitig „gut“ heißen – Herr Kleinböck hat sich durch einige seiner Auftritte und Forderungen keinen Gefallen getan, was ausgiebig im Mannheimer Morgen berichtet wurde. In der Rhein-Neckar-Zeitung kommt Herr Kleinböck meist sehr gut weg, schließlich ist der „Ladenburger Korrespondent“ ein aktives SPD-Mitglied.

Umgekehrt hat der Kandidat Hans-Ulrich Sckerl (GrĂŒne) bundesweit fĂŒr Schlagzeilen gesorgt, weil er Mitglied im Untersuchungsausschuss zur AufklĂ€rung des „brutalen“ Polizeieinsatzes Ende September 2010 war. Hunderte von Verletzten aus den Reihen der Stuttgart21-Gegner hatte es gegeben. Und Sckerl war auch bundesweit in der Presse zitiert in Sachen Verdeckter Ermittler in Heidelberg. Ein Polizist hatte Studenten ausgespitzelt.

Doch diese „landespolitischen Themen“ haben in einem Provinzblatt wie dem Mannheimer Morgen kein großes Gewicht – schon gar nicht im Regionalteil.

Stattdessen schiebt sich hier eine im Vergleich vollkommen bedeutungslose HinterbĂ€nklerin, wie man Frau Dr. Birgit Arnold (FDP) bewertet werden kann, noch vor den vielzitierten und beachteten GrĂŒnen-Politiker Sckerl.

Mit einer objektiven Berichterstattung, die sich an Inhalten und Relevanz der Themen orientiert, hat die Berichterstattung im Mannheimer Morgen meist wenig zu tun. Viel eher mit der der BestĂ€tigung der „redaktionellen Linie“, die es aber nicht gibt, weil die Redaktion keine Linie hat.

Beim MM wird von „oben“ durchgereicht, was und wer „ins Blatt“ kommt. Georg Wacker ist der Spitzenkandidat, der „bevorzugt“ berichtet wird.

Die anderen fallen demgegenĂŒber klar ab, auch wenn Herr Kleinböck kurz eine „BĂŒhne“ geboten wurde.

Das System der provinziellen Berichterstattung hat lange funktioniert – jedenfalls solange es kein Internet gegeben hat. Langsam aber sicher verschieben sich die Aufmerksamkeiten.

Mit ziemlicher Sicherheit darf man annehmen, dass die apokalyptischen ZustĂ€nde in Japan „vor Ort“ eine kleine Rolle spielen werden – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass gerade die baden-wĂŒrttembergische CDU die Atomenergie ohne Zweifel immer unterstĂŒtzt hat.

Herr Wacker taugt als „Ausstiegskandidat“ ebensowenig wie Frau Dr. Arnold. Entweder hatten sie keine oder eine linientreue Haltung zur Atomenergie.

Im Mannheimer Morgen ist die HinterbÀnklerin Arnold wichtiger als der Innenexperte Sckerl. Foto: hirschbergblog.de

Falls Sie sich Ă€ußern und in der Zeitung mit Aussagen zu einem Ausstieg zitiert werden sollten, darf man das getrost als „dummes GeschwĂ€tz“ abtun, weil sie erstens keine EinflusstrĂ€ger in der Sache sind und zweitens wenig Ahnung haben.

Gerhard Kleinböck hingegen hat eine klare Linie bezogen – auch in unserer Umfrage unter Landtagskandidaten und seinem Beitrag „Was mir sonst wichtig ist…“. FĂŒr ihn war vor Wochen schon der Atomausstieg eine klare PrĂ€ferenz.

Uli Sckerl ist vollkommen unverdĂ€chtig in Sachen Atompolitik einen Schlingerkurs zu fahren. Er fordert den Ausstieg schon lange konsequent und vernĂŒnftig.

Das Problem aus seiner Sicht muss dabei sein, dass er im Gegensatz zu Herrn Wacker nur zu einem Drittel in der Zeitung ĂŒberhaupt stattfindet.

Interessant ist, dass die GrĂŒnen teils konservativer als die „Konservativen“ sind, was die Medien angeht – deren Engagement in „alternativen“ Medien wie Internetauftritten, Foren und Blogs ist weitaus „ĂŒberzeugender“ als das der GrĂŒnen.

Noch bestimmen vielerorts die Zeitungen die „Wahrnehmung“ und manipulieren diese als Monopolisten.

Doch das wird sich Àndern. Im Wettbewerb um Wahrnehmung beschreiten alle ein neues Feld mit dem neuen Medium Internet.

Und wer eine Google-Abfrage zu den Kandidaten macht, stellt fest, dass Georg Wacker auch hier mit ĂŒber 40.000 Treffern weit vorne liegt, vor Herrn Kleinböck mit 27.000 Treffern und vor Frau Dr. Arnold mit 24.000 Treffern. Uli Sckerl landet bei gut 7.000 Treffern.

Obwohl der MM hier nicht direkt manipulieren kann, trÀgt doch die Dominanz der Berichterstattung, die auch im Internet gezÀhlt wird, dazu bei.

Die restliche fehlende Aufmerksamkeit ist selbstverschuldet.

Landtagswahl 2011: Mannheimer Morgen berichtet eindeutig parteiisch – fĂŒr die CDU


Guten Tag!

Rhein-Neckar, 15. MĂ€rz 2011. (red) WĂ€hler werden nicht nur durch Wahlplakate beeinflusst, sondern auch durch die Medien. Eine möglichst ausgewogene Berichterstattung ist deshalb wichtig. Denn wer besonders hĂ€ufig in der Berichterstattung erwĂ€hnt wird, ist auch prĂ€senter beim WĂ€hler. Mit der „Ausgewogenheit“ hat der Mannheimer Morgen jedoch ein Problem.

Dr. Birgit Arnold (FPD), Gerhard Kleinböck (SPD), Uli Sckerl (BĂŒndnis90/Die GrĂŒnen), Georg Wacker (CDU) – so heißen, alphabetisch geordnet, die Spitzenkandidaten der „etablierten Parteien“.

Alle vier treten im Wahlkreis 39 Weinheim zur Landtagswahl 2011 in Baden-WĂŒrttemberg an.

Allerdings mit unterschiedlichen Voraussetzungen, die nicht nur durch die Parteifarbe oder -kasse bestimmt werden. Sondern auch durch die Berichterstattung.

Gehen Sie mal in sich und denken nach:

  • Welcher Name ist Ihnen ein Begriff? Arnold, Kleinböck, Sckerl, Wacker?
  • Welchen Namen haben sie oft gehört, gelesen?
  • Welchen Namen eher weniger?
  • Und fĂŒr was steht der jeweilige Kandidat?
  • An welches Bild der Kandidaten erinnern Sie sich?

Unausgewogene Berichterstattung

Halten Sie ruhig „Ihre“ Erinnerungen fest und vergleichen Sie diese mit unserer Auswertung. Sie werden ĂŒberrascht sein, wie genau das Ergebnis sein wird.

Wir haben uns nicht auf die Erinnerung verlassen, sondern die Berichterstattung des Mannheimer Morgens in den vergangenen Wochen genauer angesehen und ausgezĂ€hlt. Die Ergebnisse sind mehr als interessant – denn sie zeigen, wie unausgewogen berichtet wird und wie die „Erinnerung“ beeinflusst wird.

Zur Methode: Wir haben sĂ€mtliche Ausgaben des Mannheimer Morgens „Rhein-Neckar“ seit Januar 2011 bis einschließlich 10. MĂ€rz 2011 nach den oben genannten Spitzenkandidaten durchsucht. Jede ErwĂ€hnung wurde als Treffer gezĂ€hlt.

DarĂŒber hinaus haben wir Unterscheidungen nach GrĂ¶ĂŸe des Berichts, Bild Ja/Nein sowie GrĂ¶ĂŸe des Bildes vorgenommen.

Unsere Ergebnisse nachfolgend im ÃƓberblick:

Einteilung nach HÀufigkeit der ErwÀhnung:

Auf Platz 1 dieses „Rankings“ befindet sich der CDU-Spitzenkandidat Georg Wacker mit 38 Artikeln, in denen sein Name genannt wird.

Mit deutlichem Abstand folgt Gerhard Kleinböck (SPD) mit 27 ErwÀhnungen.

Ebenfalls deutlich ist der Abstand auf Dr. Birgit Arnold (FDP) und Uli Sckerl (GrĂŒne) mit je 21 ErwĂ€hnungen.

Einteilung nach GrĂ¶ĂŸe des Artikels:

Hier haben wir drei Einstufungsarten vorgenommen. Sehr kurze Artikel haben wir als „Nachricht“ gewertet, gefolgt von einem „Bericht“ bis hin zu einem „Großen Bericht“. Anhand dieser Einteilungen ergibt sich folgende Rangabstufung:

Nachricht: Georg Wacker (CDU) fand insgesamt 19 namentliche ErwĂ€hnungen in einer „Nachricht“, Uli Sckerl (GrĂŒne) war 15-mal namentlich erwĂ€hnt worden. Dr. Birgit Arnold (FDP) erhielt 9 ErwĂ€hnungen in einer Nachricht. Das Schlusslicht bildet Gerhard Kleinböck (SPD) mit 8 Nennungen in einer Nachricht.

Bericht: Diesen Bereich fĂŒhrt Gerhard Kleinböck (SPD) mit insgesamt 12 ErwĂ€hnungen. Dicht gefolgt wird er von Georg Wacker (CDU), der es hier auf 10 ErwĂ€hnungen bringt. Auf Platz 3 findet sich Dr. Birgit Arnold (FDP) mit 6 Nennungen wieder. Am Ende der Skala befindet sich hier Uli Sckerl mit 3 ErwĂ€hnungen in einem Bericht.

Großer Bericht: Bei den großen Berichten fĂŒhrt abermals Georg Wacker (CDU) mit 9 ErwĂ€hnungen. Ihm folgt Gerhard Kleinböck (SPD) mit 7 Nennungen. Am Ende der Skala finden sich erneut Dr. Birgit Arnold (FDP) mit 5 ErwĂ€hnungen sowie Uli Sckerl (GrĂŒne) mit gerade mal 3 ErwĂ€hnungen.

Außerhalb der Einteilung von Nachricht bis Bericht fand Dr. Birgit Arnold (FDP) im Rahmen eines Interviews ErwĂ€hnung und Uli Sckerl (GrĂŒne) wurde einmal im „Zitat des Tages“ genannt.

Einteilung nach Bild Ja/Nein:

Bei dieser Abstufung haben wir ausgewertet, ob im Zuge der NamenserwĂ€hnung auch ein Bild vorhanden war. Entscheidend hierfĂŒr war jedoch nicht, ob es sich dabei um ein PortrĂ€tfoto handelte. Wir haben auch die Setzung eines „Symbolfotos“ gezĂ€hlt, da Bilder in journalistischen Texten einen besonderen Reiz darstellen.

Dieses „Ranking“ wird abermals von Georg Wacker (CDU) gefĂŒhrt, der es auf stattliche 22 Bilder brachte, wenn sein Name in einem Artikel fiel.

Direkt dahinter befindet sich abermals Gerhard Kleinböck (SPD) mit 18 Bildern.

Im „zweitstelligen“ Bereich findet sich immerhin noch Dr. Birgit Arnold (FDP) mit 12 Bildern.

GegenĂŒber Georg Wacker erreicht Uli Sckerl (GrĂŒne) nur magere 7 Bilder und damit ein Drittel.

Einteilung nach BildgrĂ¶ĂŸe:

Auch die GrĂ¶ĂŸe der Bilder ist ein interessantes Kriterium – je grĂ¶ĂŸer, desto besser „bemerkbar“. Hier unterschieden wir drei Varianten: Klein – Mittel – Groß.

Kleine Bilder erhielten: Georg Wacker (CDU)  9 Bilder, Uli Sckerl (GrĂŒne) 4 Bilder, Gerhard Kleinböck (SPD) 2 Bilder, Dr. Birgit Arnold (FDP) 2 Bilder.

Mittlere Bilder erhielten: Gerhard Kleinböck (SPD) 8 Bilder, Georg Wacker (CDU) 6 Bilder, Dr. Birgit Arnold (FDP) 3 Bilder, Uli Sckerl (GrĂŒne) 1 Bild.

Große Bilder erhielten: Gerhard Kleinböck (SPD) 8 Bilder, Dr. Birgit Arnold (FDP) 7 Bilder, Georg Wacker (CDU) 7 Bilder, Uli Sckerl (GrĂŒne) 2 Bilder.

Gesamtergebnis:

Anhand der vier möglichen Rangplatzierungen und der acht Kriterien ergibt sich folgendes Bild:

Georg Wacker belegte: 5x den 1. Platz und 3x den 2. Platz

Gerhard Kleinböck belegte: 3x den 1. Platz, 3x den 2. Platz, 1x den 3. Platz und 1x den 4. Platz

Dr. Birgit Arnold belegte: 1x den 2. Platz, 6x den 3. Platz und 1x den 4. Platz

Uli Sckerl belegte: 2x den 2. Platz, 1x den 3. Platz und 5x den 4. Platz.

Anhand dieser Ergebnisse lassen sich folgende Querschnitte bilden. Je nĂ€her der Wert bei 1 ist, desto prĂ€senter war der entsprechende Kandidat in der Berichterstattung des Mannheimer Morgen im Zeitraum Januar 2011 – 10. MĂ€rz 2011.

Geht es nach der quantitativen Auswertung der Berichterstattung im MM hat der Kandidat Georg Wacker (CDU) einen weiten Vorsprung vor den anderen. Quelle: rheinneckarblog

Der „klare“ Sieger in der Berichterstattung ist mit jeweils deutlichem Abstand Georg Wacker (CDU) – der „klarste“ Verlierer Uli Scklerl (GrĂŒne). Jedenfalls nach den „PrĂ€ferenzen“ des Mannheimer Morgens.

Georg Wacker (CDU): 1,4
Gerhard Kleinböck (SPD): 2
Dr. Birgit Arnold (FDP): 3
Uli Sckerl (GrĂŒne): 3,1

Erinnern Sie sich noch an die Fragen oben?

Entspricht das Ihrer Wahrnehmung?

Werden Sie dementsprechend wÀhlen?

Ganz sicher beeinflusst auch eine solche Analyse die Entscheidung, wer wo sein Kreuz macht.

Wahlentscheidungen basieren auf vielfĂ€ltigen Faktoren, frĂŒher vor allem auf dem „sozialen Stand“, der Bildung, des Vermögens. Heute immer mehr auf Informationen.

Ganz sicher ist damals wie heute die Regel: Nur wer „wahr genommen“ wird, hat auch Chancen.

Nicht nur Argumente entscheiden, sondern auch „GefĂŒhle“. Erfahrungen und Erinnerungen.

Wer ist eher etabliert? Wer kann mit wem? Wer „scheint“ der bessere Kandidat zu sein? Wer ist am ehrlichsten?

Der innere „Abstimmungsprozess“ erfolgt vor dem Kreuz auf dem Wahlzettel.

Leserinnen und Leser, die „grĂŒn“ prĂ€ferieren, mĂŒssen massiv enttĂ€uscht sein und sich fragen, was sie von einer so eindeutig „parteiischen“ Berichterstattung halten sollen. Der vierte Platz fĂŒr den Kandidaten Hans-Ulrich Sckerl ist eindeutig nicht der Platz, den der „Innenexperte“ und die GrĂŒnen im Land und im Kreis einnehmen – die „PrĂ€senz“ in der Berichterstattung tĂ€uscht hier massiv.

Anmerkung der Redaktion:
Die Ergebnisse unserer Auswertung sind nicht reprĂ€sentativ fĂŒr „alle Medien“ zu verstehen, da wir nur die Berichterstattung im Mannheimer Morgen untersucht haben.
Es handelt sich um eine quantitative Erhebung, nicht um eine qualitĂ€tive. Nicht bewertet wurden „negative“ oder „positive“ inhaltliche Text- oder Bildaussagen.

Recherche: Christian MĂŒhlbauer, Paul Maaß

Chaos-Berichterstattung: Verschmolzene Nachrichten

Guten Tag!

Rhein-Neckar/Japan/Welt, 13. MĂ€rz 2011. (red) Die Erdbeben-Katastrophe hat zuerst Japan erschĂŒttert und enorme Zerstörungen angerichtet. Auf die Naturkatastrophe folgt die technische Katastrophe. Weitere, weltweite „ErschĂŒtterungen“ werden folgen. Politische und wirtschaftliche, eventuell auch gesundheitliche. WĂ€hrenddessen ist die Berichterstattung ĂŒber die Katastrophe ein Teil davon.

Von Hardy Prothmann

Die erste Meldung, die ich zur Erdbeben-Katastrophe in Japan wahr genommen habe, sprach von einem starken Beben und mehreren Dutzend Toten.

Ein "Retter" hÀlt einen Jungen", trÀgt ihn aus der Zone der chaotischen Störung. Der Jung scheint unverletzt, die Kleidung ist sauber, er hat beide Schuhe an, gibt keinen Laut von sich. Ist das glaubhaft, wenn man die Zerstörung im Hintergrund sieht? Oder ist das eine "gestellte" Aufnahme? Die ARD stellt die Frage nicht, sondern zeigt die Bilder und bestÀtigt damit deren "Echtheit". Quelle: ARD

Jede Hoffnung auf einen „glimpflichen Ausgang“ der TrĂ€godie habe ich mittlerweile aufgegeben.

Denn ein paar Stunden spĂ€ter sind es schon hundert oder zweihundert Tote und ein „enorm schwereres“ Beben.

Einen Tag spĂ€ter ist es das „schwerste, je gemessene“ Beben, dass die japanische Insel seit Beginn der Aufzeichnungen erschĂŒttert hat und es sind „vermutlich“ ĂŒber 1.000 Tote.

Wiederum Stunden spĂ€ter sind es „möglicherweise“ mehr als 10.000 Tote – die KĂŒstenstadt Minamisanriku sei „völlig zerstört“.

Seit das Beben der StĂ€rke 8,8 auf der Richter-Skala am 11. MĂ€rz 2011 um 06:45 Uhr unserer Zeit das weit entfernte Japan erschĂŒttert hat, sind noch nicht einmal zwei Tage vergangen.

Die Energie der Katastrophe wird immer unfassbarer.

Und die Nachrichten verdichten sich, schmelzen zusammen. Die Energie der Zerstörung wird immer deutlicher, wenn auch immer noch unfassbar.

Das auslösende große Beben ist vorbei, Nachbeben erschĂŒttern das Land.

Und die fĂŒrchterlichste Katastrophe lĂ€uft langsam, aber „sicher“ ab. In Block 1 des Kernkraftwerks Fukushima I droht eine „Kernschmelze“.

Die Kettenreaktion der Nachrichtenschleife wiederholt sich.

Auch andere Reaktoren sollen „Probleme“ haben – die Nachrichtenschleife beginnt von vorne.

Erst heißt es, es drohe keine Gefahr. Dann, es gĂ€be grĂ¶ĂŸere SchĂ€den, aber alles sei aber unter Kontrolle. Dann werden Schwierigkeiten gemeldet – die sind natĂŒrlich „unvermutet“.

Alles, was nach „echten Schwierigkeiten“ klingen könnte, wir dementiert.

Alle Nachrichten sind unsicher. Dann wird bestĂ€tigt, dass Fukushima „möglicherweise außer Kontrolle“ sei. Dann explodiert was. Was genau, kann niemand ganz genau sagen. Aber die Bevölkerung wird zur „Ruhe“ aufgefordert.

"Kontrolleure" winken Personen durch. Ist das glaubwĂŒrdig, wenn einer nach dem anderen "durchgewunken" wird? Quelle: Spiegel online

Dann wird eine Sicherheitszone von zehn Kilometern eingerichtet, spÀter auf 20 Kilometer erweitert.

Dann verdichten sich die Nachrichten, dass eine Kernschmelze bevorstehe oder bereits begonnen habe.

Dann gibt es Meldungen, dass Menschen „in Sicherheit“ gebracht, also vermutlich evakuiert wĂŒrden.

200.000 Menschen in Sicherheit?

Dann sind es „vermutlich“ 100.000, dann 110.000 und gegen Mitternacht meldet Spiegel Online: „Japan bringt 200.000 Menschen in Sicherheit.“

Das mag man so gerne glauben: Sicherheit fĂŒr die Menschen in den betroffenen Gebieten.

ÃƓberall laufen Videobilder: Menschen werden auf „radioktive Konterminierung“ geprĂŒft und dĂŒrfen weggehen, Helfer holen Kinder, Alte und Verletzte aus den feuchten MĂŒllwĂŒsten, die der Tsunami hinterlassen hat.

Auffanglager werden gezeigt und statt „Durchhalteparolen“ dĂŒrfen interviewte Personen sagen, dass sie Angst haben, aber hoffen und es keinen Ausweg gibt.

Tatsache ist:

Seit um 06:45 Uhr unserer Zeit ein gigantisches Erdbeben Japan erschĂŒtterte, wird zunĂ€chst Japan von einer unglaublichen Katastrophe heimgesucht.

Das Erbeben hat enorme, noch nicht bezifferbare SchÀden ausgelöst.

Auf das Erdbeben folgt ein Tsunami mit einer unglaublich zerstörerischen Energie. Aus der sichereren Hubschrauberperspektive aufgenommene Bilder belegen eine natĂŒrliche Zerstörungsgewalt, die bar jeder „Ideologie“ ist, sondern nur physikalischen Gesetzen folgt. Es gibt kein „gut“ oder „schlecht“, sondern nur hohe Wellen mit einem gigantischen Druck, die alles mitreißen.

Auf die Naturkatastrophe folgt die technische Katastrophe. Die Infrastruktur des Landes ist beschĂ€digt. Die KĂŒhlsysteme von einigen Atomkraftwerken sind angegriffen und versagen.

Die Medien transportieren lange vor der möglichweise stattfindenden Kernschmelze Meldungen aus allen Richtungen, die alle nicht „sicher“ sind.

Die Hoffnung ist zu spĂŒren – die Meldungen entwickeln sich schlecht.

Oft ist den Meldungen die Hoffnung anzumerken, dass die Katastrophe nach der Katastrophe ausbleibt.

Aber die Meldungen entwickeln sich schlecht und es wird immer klarer, dass der Tsunami die schlimmste Naturkatastrophe in der „aufgezeichneten“ Geschichte Japans ist, aber die sich ankĂŒndigende technische Katastrophe noch „schlimmer“ sein könnte.

Um das Kernkraftwerk Fukushima wird eine „Sicherheitszone“ eingerichtet, erst zehn Kilometer, dann zwanzig Kilometer.

Ob ARD, ZDF, Spiegel oder andere Nachrichten"quellen" - ĂŒberall diesselben Bilder derselben Turnhalle, die als Beleg dafĂŒr herhalten muss, dass hunderttausende von Menschen evakutiert werden. Quelle: Spiegel online

Angeblich werden 200.000 Menschen „in Sicherheit“ gebracht. Innerhalb von Stunden – wie das „logistisch“ in einem Land möglich ist, dessen Infrastruktur empflindlich gestört wurde, berichtet kein Medium. Ebensowenig, wie man mal eben innerhalb von Stunden eine Logistik aufbaut, um 200.000 Menschen „aufzufangen“.

Die Medien berichten trotzdem weiter. Meldung um Meldung kommt in die Redaktionen, wird dort „bearbeitet“ und verlĂ€sst sie wieder – dann und dann sind die Nachrichten auf Sendung, dann und dann mĂŒssen Zeitungen gedruckt werden. Immer braucht es die „neueste“ Nachricht, die „letzte Meldung“.

Doch die Zeitverschiebung verstĂ€rkt das Chaos – Europa ist acht Stunden „hinter“ Japan. Wer sich am Nachmittag oder Abend informieren will, gekommt keine neuen Nachrichten, denn es ist dann Nacht in Japan.

Nachrichten ohne Halbwertzeit.

Und niemals sagt jemand: „Stop – nichts, von dem, was wir berichten, kann irgendjemand ĂŒberprĂŒfen. Solange das nicht „gecheckt“ ist, gehe ich damit nicht auf Sendung.“ Oder: „Sie sehen hier Bilder, die wir gekauft haben. ÃƓber die ZuverlĂ€ssigkeit können wir Ihnen keine Auskunft geben, weil wir nicht vor Ort waren.“

Es gibt keine Halbzeitpause und schon gar keine Halbwertzeit fĂŒr Nachrichten.

Nach und nach „verdichten“ sich aber die Nachrichten und es wird immer „klarer“, dass alles, was noch Stunden zuvor gemeldet worden ist, keine GĂŒltigkeit mehr hat.

Aus Sicht der Medien, vor allem der Hörfunk- und Fernsehsender, ist das egal. Je mehr Dramatik, umso besser – damit kann man den „Flow“, also die Nachrichtenkette wunderbar weiterfĂŒhren.

Voranschreitendes UnglĂŒck fĂŒr Tageszeitungen.

FĂŒr die Tageszeitungen, vor allem die lokalen, ist ein solch dramatisch voranschreitendes UnglĂŒck aber eine andauernd zeitversetzte Katastrophe. Was in der Zeitung als Nachricht steht, ist schon lĂ€ngst „verglĂŒht“ und stimmt aktuell nicht mehr.

Gerade die Lokalzeitungen sind „doppelt getroffen“ – einerseits von dem unglaublichen Ereignis und seiner Geschwindigkeit und andererseits, weil sie keine eigenen Leute vor Ort haben. Korrespondenten leistet sich so gut wie keine Monopolzeitung mehr.

Sie können nur abschreiben, was „die Agenturen“ berichten. Und das nur bis zum Druck des Blattes – jede Korrektur in den Stunden danach findet in der Lokalzeitung nicht mehr statt.

Kollektiver Gau aller „Nachrichtenredaktionen“.

Was es bedeutet, mal eben innerhalb von „Stunden“ 200.000 Menschen dauerhaft zu evakuieren, fragt keiner. Die sind „in Sicherheit gebracht“ und „schlucken Jod-Tabletten“, damit sich kein radioaktives Jog in deren SchilddrĂŒse einlagert.

Die Bilder, wo diese „200.000 Menschen“ untergebracht sind, fehlen. Die Frage, wie man das mal eben so innerhalb eines Tages organisiert, auch.

ÃƓber Großveranstaltungen im Heimatland wie Rock-Konzerte wird hingegen ĂŒber Monate im voraus berichtet, ĂŒber die Herausforderungen fĂŒr den Verkehr, die Polizei, die RettungskrĂ€fte, die Veranstalter und die zu erwartende Show – und das bei funktionierender Infrastruktur.

Sehnsucht nach Halt im Chaos, wÀhrend die Kerne schmelzen.

Darum geht es aber gerade nicht. Es geht um die Sehnsucht, dass irgendjemand weiß, was er tut. Es geht um einen „Halt“ im Tsunami der sich ĂŒberschlagenden Nachrichten.

Im Internet und dann auch im Fernsehen werden eine „Turnhalle“ und ein „Zeltunterstand“ mit Bildern von „Kontrolleuren“ in vermeintlichen Maler-PapieranzĂŒgen gezeigt, mit der Bildaussage, das „alles unter Kontrolle“ ist.

Nachrichten im Sog der Kernschmelze.

SpĂ€testens dann wird klar, dass eine journalistische Kernschmelze begonnen hat und nichts mehr „unter Kontrolle“ ist. Dass nur noch in Konkurrenz zu anderen um „die besten Bilder“ ein Theater veranstaltet wird, das seinesgleichen sucht.

Ich gehe davon aus, dass die „Nachrichten“ der kommenden Tage eine Katastrophe zeigen, die noch „unglaublicher als unglaublich“ sein wird.

Die Informationen werden erschĂŒtternd sein – fĂŒr Weltbilder, fĂŒr die Wirtschaft, fĂŒr die Politik, fĂŒr den Glauben an die „Zukunft“ – zumindest in Japan, aber vermutlich in der ganzen Welt.

ÃƓber die Folgen hat noch niemand berichtet – sie werden ebenfalls „unglaublich“ sein.

Bis man sie glauben muss.

In eigener Sache: Über MissstĂ€nde und MissverstĂ€ndnisse

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Guten Tag!

Heddesheim, 29. April 2010. Die Redaktion des heddesheimblogs nimmt einen Kommentar zum Anlass – zu „MissstĂ€nden“ und „MissverstĂ€ndnissen“ Stellung zu nehmen.

Von Hardy Prothmann

Der Kommentator Robin Maier schreibt: „Ich bin Teil der Organisation und versuche mal einen „Mißstand“ klarzustellen. Hier geht es nicht um das Public Viewing an sich, sondern heddesheimblog vs. Mannheimer Morgen/Gemeinde/TG.“

Der von Ihnen beklagte Missstand beruht auf einem MissverstÀndnis.

Es gibt in der Redaktion keine Haltung: heddesheimblog vs. Mannheimer Morgen (MM)/Gemeinde/TG.

Zutreffend ist: das heddesheimblog konkurriert mit anderen Medien um die Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser, darunter dem MM. Das nennt man Wettbewerb.

Diese Form von geschĂ€ftlichem Wettbewerb ist zugleich eine Dienstleistung und eine Produktion. Aber sie ist mehr als das – sie beruht auf Artikel 5 Grundgesetz, also auf der Meinungsfreiheit.

GrundsĂ€tzlich gilt: Um sich eine Meinung bilden zu können, braucht man Informationen. Die werden in persönlichen GesprĂ€chen, am Stammtisch, im Verein, in anderen Runden oder auch ĂŒber Medien transportiert.

Wie bei allen Waren ist die QualitĂ€t der Informationen durchaus unterschiedlich. Doch selbst die beste Information kann letztlich Meinungslosigkeit hinterlassen – denn die EmpfĂ€nger von Informationen mĂŒssen auch bereit sein, sich eine Meinung bilden zu wollen. Die Art dieser Bereitschaft beeinflusst wiederum die Informationsverarbeitung und damit letztlich das Meinungsbild.

Sprich: Zeige ich mich offen fĂŒr Informationen oder filtere ich nur das, was ich wahrnehmen will?

heddesheimblog vs. MM

Der MM ist nicht nur eine lokale Monopolzeitung – durch diesen Status beherrschte die Zeitung in der Zeit vor unserer Berichterstattung auch das Monopol ĂŒber die Meinungen der Menschen im Verbreitungsgebiet.

Durch unser Angebot erweitern wir die Möglichkeit, sich eine Meinung zu bilden. Wenn wir erkennen, dass der MM Meinungen manipuliert – dann weisen wir die Öffentlichkeit auf diesen Missstand hin. Und hier, lieber Herr Maier, sind viele und gravierende MissstĂ€nde zu erkennen.

Die Medien werden auch als „vierte Gewalt“ im Staat bezeichnet. Medien alleine können das aber nicht leisten – es braucht dazu die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger, die sich ĂŒber möglichst mehr als ein Medium informieren können und sich eine Meinung bilden.

Wollen Medien ihre so genannte „WĂ€chterfunktion“ wahrnehmen, mĂŒssen sie mit kritischem Blick die Geschehnisse verfolgen. Medien, die nur Bratwurstjournalismus anbieten, erzeugen Bratwurstmeinungen.

heddesheimblog vs. Gemeinde

Die Gemeindeverwaltung Heddesheim ist eine Behörde. Diese ist dazu da, die öffentlichen Angelegenheiten einer Kommune und damit der dort lebenden BĂŒrgerinnen und BĂŒrger zu regeln. Dabei ist sie verpflichtet, die Medien gleichberechtigt zu informieren und AuskĂŒnfte zu erteilen.

BĂŒrgermeister Michael Kessler ist Leiter der Verwaltung. Er behandelt Medien selektiv und bevorzugt und benachteiligt uns und verweigert AuskĂŒnfte.

Damit verstĂ¶ĂŸt er nicht nur gegen das Landespressegesetz – er zeigt sich auch presse- und damit demokratiefeindlich. Das hat zur Konsequenz, dass er Teilen der Öffentlichkeit, die sich bei uns informieren, unter UmstĂ€nden entscheidende Informationen verweigert. Damit ĂŒbt er sein Amt aus unserer Sicht unzureichend aus.

Die Person Michael Kessler ist fĂŒr die Redaktion nur eine Person wie jede andere auch. Der BĂŒrgermeister ist ein AmtstrĂ€ger. An der Art, wie Herr Kessler dieses Amt ausfĂŒllt, messen wir ihn als Behördenleiter.

Wenn Sie unsere Berichterstattung aufmerksam verfolgen – vermuten mir nicht hinter allem „eine Leiche im Keller“ oder gar „böse Absichten“. ÃƓber die meisten Angelegenheiten berichten wir ohne „spezielle“ Vermutungen. Ganz im Gegenteil stellen wir auch positive Entwicklungen als solche dar.

Unsere Berichte informieren unsere Leserinnen und Leser zutreffend ĂŒber das, was in der Gemeinde passiert. Vieles davon ist normaler Alltag – den dokumentieren wir und versuchen durch die Art der Berichterstattung die Menschen fĂŒr diese Themen zu interessieren.

heddesheimblog vs. TG

Hier, lieber Herr Maier, haben Sie einen sehr selektiven Blick auf unsere Berichterstattung gelegt. Andererseits beschreiben Sie auch hier ein Problem, dass nichts mit der redaktionellen Haltung zu tun hat.

Die Berichterstattung ĂŒber Vereine als wichtige gesellschaftliche Organisationen liegt uns am Herzen. Die meisten Vereine, ĂŒber die wir bislang berichtet haben, schĂ€tzen unsere Berichterstattung, mehr noch aber unser Interesse, das wir fĂŒr die Belange der Vereine zeigen.

Unsere „kritische“ Haltung beeinflusst das nicht. Wir berichten „positiv kritisch“, wenn unsere Informationen dies belegen. Wir berichten „negativ kritisch“, wenn wir der Auffassung sind, dass dies angezeigt ist.

Die TG ist als Verein im Gegensatz zur Gemeinde nicht zur Auskunft verpflichtet. Typischerweise ist ein Verein aber an möglichst vielfĂ€ltigen Medienberichten interessiert, weil das die Bedeutung der Vereinsarbeit unterstreicht und fĂŒr neue Mitglieder sorgt.

Der Vorstand der TG, insbesondere Herr Ewald Doll, hat sich nicht nachvollziehbar dazu entschlossen, allen Leserinnen und Lesern des heddesheimblogs, Informationen ĂŒber die Vereinsarbeit zu verweigern. Herr Doll erweist sich unserer Auffassung nach damit ebenfalls presse- und demokratiefeindlich und ĂŒbt sein Amt als Vereinsvorsitzender unzureichend aus. Wir behaupten sogar, dass er vorsĂ€tzlich und bewusst dem Verein durch dieses Verhalten schadet.

Viele unserer Leserinnen und Leser sind Mitglied der TG Heddesheim – die Vermutung, dass heddesheimblog wĂŒrde „gegen die TG“ berichten, ist allein schon deshalb absurd.

Wir möchten Ihnen zum besseren VerstĂ€ndnis ein anderes Beispiel nennen: Unser Kommentar „Der Prunk, die Sitzung und was die Grumbe besser machen können“ stellte die Prunksitzung des Karnevalvereins positiv dar. Kritisiert haben wir aber die Vereinsvorsitzenden. Diese haben sich fĂŒr die Kritik bedankt und als das verstanden, was sie war: Eine MeinungsĂ€ußerung und ein Hinweis auf einen „Missstand“, den man verbessern kann.

Heddesheimer VerhĂ€ltnisse vs. vorbildliche „VerhĂ€ltnisse“

Wir verweisen ebenfalls zum besseren VerstÀndnis gerne auf unsere weiteren Angebote hirschbergblog.de und ladenburgblog.de.

Dort berichten wir mit derselben Mannschaft aus der gleichen Haltung heraus: unabhĂ€ngig, ĂŒberparteilich, kritisch und interessiert.

Die BĂŒrgermeister in Hirschberg (Manuel Just) und Ladenburg (Rainer Ziegler) und ihre Verwaltungen verhalten sich vorbildlich gegenĂŒber der Presse insgesamt und auch unserer Redaktion: Das heißt, sie informieren die Medien gleichberechtigt.

Bei unseren Recherchen können wir selbstverstĂ€ndlich alle Mitarbeiter dieser Kommunen ansprechen und erhalten fachlich fundierte AuskĂŒnfte. Zeitnah und sehr zuvorkommend durch die Mitarbeiter, die unsere redaktionelle Arbeit damit hervorragend unterstĂŒtzen.

Dasselbe gilt fĂŒr die Vereine und andere Organisationen, die auf die Redaktion zukommen, Informationen ungefragt ĂŒbermitteln und uns einladen, an allen Verstaltungen teilzunehmen.

Der Fisch stinkt vom Kopf her

Was ist der Unterschied?

Wie in allen Kommunen, gibt es in Heddesheim und auch in Hirschberg und Ladenburg „interessierte Kreise“. Das reicht vom Seniorennachmittag ĂŒber die Vereine und andere Organisationen bis hin zu den Verwaltungen.

„Interessierte Kreise“ sind auch vollkommen in Ordnung – es sei denn, sie entwickeln sich zu Cliquen, KlĂŒngeln oder Kartellen und machen sich den Ort zur Beute.

Wir haben den Eindruck, dass dies in Heddesheim der Fall ist. Hier haben sich fĂŒhrende Vertreter aus Parteien, Vereinen, Firmen und der Verwaltung zusammengerottet, um ihre „speziellen Interessen“ zu verfolgen und einen „Feind“ zu bekĂ€mpfen – das heddesheimblog.

Nicht die Vereine, Parteien oder die Verwaltung an sich sind dafĂŒr verantwortlich und stehen dabei im Fokus unserer Kritik: Hinter diesen „bösen“ VerhĂ€ltnissen in Heddesheim stecken einzelne FĂŒhrungspersonen: Der Fisch stinkt vom Kopf her.

Transparentes Angebot

Sie schreiben: „Einerseits finde ich es gut, dass ein Medium wie das heddesheimblog Strukturen durchleuchtet und auch mal unangenehme „Fragen“ stellt. Andererseits sollte es in Heddesheim noch möglich bleiben Veranstaltungen durchzufĂŒhren, die ehrenamtlich geplant werden und den Vereinskassen zugute kommen sollen, ohne das hinter jedem „Zaun“ eine böse Absicht lauert.“

Die Redaktion folgt keinem „Feindbild“ und wittert auch nicht ĂŒberall „böse Absichten“, sondern folgt ausschließlich journalistischen Interessen. Unsere Arbeit findet bundesweit Beachtung, wird von Journalisten und Wissenschaftlern geschĂ€tzt und gelobt.

Wir beobachten kritisch das Ortsgeschehen. Die Redaktion erfĂ€hrt dabei ganz ĂŒberwiegend UnterstĂŒtzung. Aber auch Behinderungen: Wir gehen zu Veranstaltungen – und werden rausgeworfen. Wir fragen nach Informationen – und werden dabei behindert. Es werden böse GerĂŒchte gestreut. Es gibt körperliche ÃƓbergriffe und im September sogar einen „gemeingefĂ€hrlichen“ Anschlag.

Das sind MissstÀnde, die wir transparent machen.

Leider fehlt es einigen hier im Ort an der nötigen SouverĂ€nitĂ€t und einer demokratischen Haltung, mit Kritik umzugehen. Einige wenige sind fest entschlossen, jede Kritik als „Angriff“ zu bewerten – dabei bleibt es nicht bei einer Meinungsbildung, sondern es kommt zu inakzeptablen GrenzĂŒberschreitungen.

Sie, lieber Herr Maier, wĂ€hlen den guten und richtigen Weg der Kommunikation und freien MeinungsĂ€ußerung. Ihr Kommentar ist nachvollziehbar, differenziert und vernĂŒnftig.

UnterstĂŒtzung durch das heddesheimblog

Vielleicht Àndern Sie aber Ihre Meinung, wenn Sie unseren Kommentar nochmals lesen:

Der Einstieg beginnt mit einer „positiven Kritik“. Der Text schildert ein „Public Viewing“ mit mehreren hunderttausend Menschen als positives Beispiel. Dann wĂ€gt der Text ab, aus welchen GrĂŒnden das Heddesheimer „Public Viewing“ wie veranstaltet wird.

Diese AbwÀgung passiert öffentlich, transparent und wird mit Argumenten belegt.

Dann folgt Kritik – nicht aus dem hohlen Bauch heraus, sondern auf Basis von Recherchen. Hinter den Kulissen herrscht nicht eitel Sonnenschein. Die DurchfĂŒhrung der Veranstaltung schließt eventuell sozial schwĂ€chere Mitglieder unserer Gemeinschaft aus. Eventuell wird ein „VorglĂŒhen“ provoziert.

DarĂŒber hinaus gibt es eine „Manöverkritik“ und konstruktive VorschlĂ€ge zur Verbesserung. Keine Befehle, keine Anordnungen – nur VorschlĂ€ge.

Und letztlich beschreibt der Kommentar ein „PhĂ€nomen“, das in vielen Vereinen, die kĂ€mpfen mĂŒssen, anzutreffen ist: Angst und Misstrauen. In Ladenburg hat das beispielsweise dazu gefĂŒhrt, dass die Stadt das beliebte „Ballonfestival“ verloren hat.

Von „bösen Absichten“, lieber Herr Maier, ist mit keinem Wort die Rede.

Die Redaktion begrĂŒĂŸt ausdrĂŒcklich das Vorhaben, gönnt den Vereinen ausdrĂŒcklich Einnahmen und wĂŒnscht den Veranstaltern und allen GĂ€sten (die es sich leisten können) ein erfolgreiches, gemeinsames „Public Viewing“ und unserer Mannschaft den bestmöglichen Erfolg bei der WM.

Und wir haben einen Wunsch: Wir wĂŒrden gerne umfangreich und ohne Behinderungen berichten können.

Jetzt sind Sie, lieber Herr Maier, als Mitorganisator (Fortuna) gefragt:

  • Vermuten Sie „böse Absichten“ oder setzten Sie sich dafĂŒr ein, dass unsere Redaktion wie andere Medien gleich behandelt wird?
  • Und sind Sie und die anderen Veranstalter bereit, sich einer vorurteilsfreien, fairen aber kritischen Berichterstattung zu stellen?

DarĂŒber wĂŒrden wir uns sehr freuen.

Und sicher auch alle unsere Leserinnen und Leser.

In diesem Sinne: Viel Erfolg!

Was ein „Wir-GefĂŒhl“ bedeutet und wie die BĂŒrger ĂŒber das Mitteilungsblatt manipuliert werden

Guten Tag!

Heddesheim, 14. Januar 2010. Das Mitteilungsblatt war viele Jahre die wichtigste Informationsquelle ĂŒber das Ortsgeschehen fĂŒr die Heddesheimer BĂŒrgerinnen und BĂŒrger. Daneben gab es noch den Mannheimer Morgen – ein Mitteilungsblatt im Zeitungsformat. Seit Mai 2009 gibt es das heddesheimblog. Das steht fĂŒr UnabhĂ€ngigkeit, Transparenz und ungefilterte Information.

Kommentar: Hardy Prothmann

Vorab ein Hinweis, warum dieser Text wieder als Kommentar geschrieben wird.

Der Kommentar als Stilform eines journalistischen Textes ist nicht einfach nur ein „Meinungstext“.

Ein guter Kommentar formuliert eine Meinung oder eine These und spitzt diese mitunter auch zu.

Ein guter Kommentar liefert fĂŒr seine Argumente auch harte Fakten. Die mĂŒssen recherchiert werden. Das hat nur manchmal mit „investigativer“, also „verdeckter“ Recherche zu tun.

Meist handelt es sich einfach um viel Arbeit mit der Sammlung von Informationen.

ehre

Eine Frage der Ehre oder Ehre, wem Ehre gebĂŒhrt. Die ehrenwerte Gesellschaft bestimmt das selbst und hat gut Lachen dabei. Mal ehrlich? Sind das nicht ein echt netter BĂŒrgermeister und eine echt nette 1. Stellvertreterin? Das sind "Wir". Quelle: Mitteilungsblatt

Das Mitteilungsblatt (aktueller Text hier als pdf), das der BĂŒrgermeister aktuell am Sonntag, den 10. Januar 2010 den NeubĂŒrgern „sehr empfohlen“ hat („steht alles drin, was Sie wissen mĂŒssen“), ist ein publizistisches Machtorgan (jede Woche 90.000 Exemplare verschiedener „MitteilungsblĂ€tter“ des Nussbaum-Anzeigenverlags).

Die Macht hat der BĂŒrgermeister, der dem anderen „Hauptorgan“, dem Gemeinderat, vorsitzt.

Er ist zwar kein richtiger „Chefredakteur“ im journalistischen Sinne. Aber er ist verantwortlich fĂŒr den Inhalt des amtlichen Teils.

Und er bestimmt, welche Information wie dort drin steht und vor allem welche Informationen dort nicht stehen.

Woche fĂŒr Woche kann der BĂŒrgermeister also ohne Redaktionskonferenz entscheiden, wie er die BĂŒrger ĂŒber was informiert. GastbeitrĂ€ge von anderen oder Leserbriefe oder Anzeigen von anderen sind nicht vorgesehen oder werden auch ohne BegrĂŒndung abgelehnt, wie das vergangene Jahr gezeigt hat.

Vor allem obrigkeitshörige Menschen folgen der hier gedruckten Information, denn es ist ja „amtlich“.

Wer sich den aktuellen Text ĂŒber den RĂŒck- und Ausblick der Jahre 2009-2010 im Mitteilungsblatt vornimmt, der hat ganz sicher Arbeit vor sich. 21 Seiten BleiwĂŒste sind alles andere als eine leichte Kost. Ein paar schlechte Schwarzweiß-Bilder erleichtern nicht wirklich die LektĂŒre.

Das wĂ€re zu verschmerzen, wenn es sich denn unterhaltsam oder zumindest flĂŒssig lesen wĂŒrde. Tut es aber nicht. Gestelzte SĂ€tze, „Verwaltungsdeutsch“, machen die LektĂŒre unvergnĂŒglich. Was solls? Es geht ja auch nicht um die Belustigung der BĂŒrger, sondern um Information. Also um Arbeit.

Im ganzen Text geht es um Arbeit: 28 Mal taucht der Begriff im Text auf. Es ist ein „Arbeitsbericht“.

„in Formation“ – mir nach.

Wer informiert, bringt eine Sachlage „in Formation“. Eine Information gestaltet also einzelne Fakten zu einem Gesamtbild. Ein Beispiel: Die planerische Leistung, Busse und Bahnen auf zig Bahnhöfen und Haltestellen zu koordinieren, den Fahrkartenverkauf zu regeln und vieles mehr ist ein komplexes GeschĂ€ft und ergibt zum Schluss einen Fahrplan. Ist der gut gelungen, also „informativ“, weiß jemand, der mit einer solchen Information umgehen kann, recht schnell, wie er von A nach B kommt.

Genau dies scheint der Text im aktuellen Mitteilungsblatt auch zu tun. Er sagt, wo wir herkommen und welchen Anschluss es gibt.

Das allerdings „alternativlos“. FahrplĂ€ne sind meist „gĂŒltig“. So wie Wahlen. Ist die Richtung festgelegt, gibt es keinen „Zweifel“ mehr.

Dass viele Busse ausgefallen sind, wir auf zugigen Bahnsteigen gefroren haben, uns geĂ€rgert haben ĂŒber VerspĂ€tungen und schlechten Service und unhaltbare ZustĂ€nde und einen zu teuren Preis – das alles steht nicht in einem Fahrplan. Der gilt einfach. So auch der Fahrplan des BĂŒrgermeisters Michael Kessler.

Ein Beispiel gefÀllig?
„Zur Verantwortung von BĂŒrgermeister und Gemeinderat gehört es, bei Standortanfragen von Unternehmen die Vor- und Nachteile eines Vorhabens zu bewerten und sachgerecht abzuwĂ€gen. Wir haben intensiv ĂŒber das Vorhaben und seine Auswirkungen informiert und versucht, auf kritische Stimmen einzugehen und die Diskussion wieder auf eine Sachebene zu bringen. Die Firma Pfenning wird beispielsweise auf die Lagerung von fĂŒr den Menschen kritischen Stoffen verzichten. Außerdem wird sie eine Vereinbarung zur Verkehrslenkung unterzeichnen.“

Ich hoffe, ich werde jetzt nicht zu „wissenschaftlich“, aber hinter jedem Text gibt es einen „Subtext“, also eine Information hinter der Information.

Die heißt: „Zur Verantwortung“.

Wer Verantwortung hat, ist wichtig und wer wichtig ist, muss respektiert werden.
„Vor- und Nachteile abwĂ€gen“ – das klingt nach Weisheit.
„Sachgerecht abwĂ€gen“ – es geht um die Sache, sonst nichts.
„Intensiv“ – das klingt nach Schweiß.
„Information“ – das klingt (scheinbar) nach „offener Unterrichtung“.
„Versucht, auf kritische Stimmen einzugehen“ – das klingt nach Diplomatie.
„Wieder auf eine Sachebene zu bringen“ – klingt, als ob jemand anderes diese verlassen hĂ€tte.

„Beispielsweise auf die Lagerung von fĂŒr den Menschen kritischen Stoffen verzichten“ – Diese Information hat es in sich: Verantwortliche wĂ€gen sachgerecht und schwitzend und offen fĂŒr Kritik ab, erreichen eine Sachebene und bringen „diplomatisch sachgerecht schwitzend verantwortlich“ den Investor „zum Verzicht“.

Bei diesem Beispiel handelt es sich um eine eindeutige Manipulation. Der „Kunstgriff“ besteht in der Umdeutung der tatsĂ€chlichen AblĂ€ufe.

Das heddesheimblog hat ĂŒber das geplante „Chemielager“ der Firmengruppe „Pfenning“ berichtet. Zuvor haben schon viele BĂŒrger sich selbst darĂŒber informiert und kritische Leserbriefe geschrieben, die hier und im Mannheimer Morgen veröffentlicht wurden.

gemeinsam

Mittendrin und ĂŒberall dabei: Wenn alle mitmachen, muss es doch gut sein. Oder? Quelle: Mitteilungsblatt

Herr Kessler und andere BefĂŒrworter und auch „Pfenning“ stellten „sachgerecht“ fest, dass dies der Bevölkerung nicht zuzumuten und zu vermitteln war. Es wurden also „Vor- und Nachteile abgewogen“ und danach etwas als „Erfolg“ verkauft, was einer war – wenn auch nicht „auf dem eigenen Mist gewachsen“.

Bei Wikipedia ist nachzulesen: „Von Manipulation eines Menschen spricht man dann, wenn die Annahme eines Identifikationsangebots oder einer Ware und Dienstleistung nicht zu seinem Vorteil, sondern zu seinem Nachteil fĂŒhrt. (…) Wer UnterlegenheitsgefĂŒhle, mangelndes Selbstvertrauen oder Angst hat, lĂ€sst sich leichter tĂ€uschen, ist leicht manipulierbar.“

„Angst und Sorge“ als manipulatives Mittel der „in Formation-Fraktion“

Angst und Sorge waren das bestimmende Thema des Wahlkampfes zur Kommunal- und auch zur Bundestagswahl. Angst und Sorge treiben auch BĂŒrgermeister Michael Kessler, nicht etwa Mut, Vision oder gar Zuversicht.

Deswegen gab es auch drei Fragen fĂŒr die BĂŒrger. Im Kern ĂŒbersetzt: Können wir ohne „Pfenning“ unsere kommunalen Einrichtungen halten? Drohen uns Schließungen? MĂŒssen wir befĂŒrchten…?

Nein. MĂŒssen wir nicht. Denn „Pfenning“ ist  „Tradition“ und „Familienunternehmen“, das frĂŒher mal „Milch“ transportierte und heute „Lebensmittel“ und „Mehrwertdienste anbietet“. Vertrauen und regionale Verwurzelung also. Das klingt gut. Damit mag man sich „identifizieren“. Da macht man doch mit. Oder?

Die manipulative Kampagne hat bei vielen BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern gewirkt.

„Das Ergebnis der BĂŒrgerbefragung wurde in der Gemeinderatsitzung am 08.10.2009 kommunalpolitisch bewertet und ergab eine Mehrheit fĂŒr das Weiterbetreiben des Bebauungsplanverfahrens zur Ansiedlung von Pfenning Logistics im Gewerbegebiet“, heißt es im Kessler-Text.

Bei der „in-Formation“ fehlt der Zusatz, dass es Ă€ußert geringe Mehrheiten waren. 0,7 Prozentpunkte Unterschied bei der BĂŒrgerbefragung und 11:9 Stimmen im Gemeinderat. „Sachgerecht“ betrachtet ist eine Mehrheit eine Mehrheit. Reichen 0,7 Prozentpunkte fĂŒr das „Wir-GefĂŒhl“ einer Mehrheit?

+0,7 Prozentpunkte als „wir“ gefĂŒhlt – der Rest sind die „Anderen“

HĂ€tten umgekehrt 0,7 Prozentpunkte „gegen Pfenning“ den BĂŒrgermeister und seine UnterstĂŒtzer zu einer „kommunalpolitisch“ anderen Bewertung veranlasst? Wohl kaum.

Entscheidend ist die Perspektive und der Wille zu Manipulation. Manipulation ist ein „Kunstgriff„.

Der „Kunstgriff“ dieses Textes besteht darin, alles auszulassen, was auch passiert ist, aber nicht zum eigenen Bild passt. Und niemand hat die Chance durch einen Leserbrief oder eine Gegendarstellung den Leserinnen und Lesern eine „andere Meinung“ anzubieten.

Das ist eine Machtdemonstration – und Beweis dafĂŒr, dass es dem BĂŒrgermeister Kessler nicht um „Information“ oder gar ein „Wir-GefĂŒhl“ geht, sondern ausschließlich um seine Sicht der Dinge. So wird „Pfenning“ zum „Potemkinschen Dorf„.

  • Kein Wort darĂŒber, dass nicht „pfenning logistics“, sondern die „Phoenix 2010 GbR“ Investor ist
  • Kein Wort ĂŒber den „stĂ€dtebaulichen Vertrag“
  • Kein Wort darĂŒber, dass BĂŒndnis90/Die GrĂŒnen bei der Kommunalwahl ihre Sitze von 3 auf 6 und damit um 100 Prozent verbesserten, wĂ€hrend CDU, SPD und FDP verloren haben.
  • Kein Wort ĂŒber die acht neuen GemeinderĂ€te (bis auf eine GemeinderĂ€tin alle Kritiker des geplanten Projekts)
  • Kein Wort darĂŒber, dass BĂŒrgerversammlung, IFOK, BĂŒrgerbefragung nur auf Druck aus der Bevölkerung stattfanden.
  • Kein Wort darĂŒber, dass nicht der BĂŒrgermeister von sich aus „informiert“ oder aktiv gestaltet hat, sondern nur reagiert hat.
  • Kein Wort darĂŒber, dass „jahrzehntelange“ Nachbarn sich nicht mehr grĂŒĂŸen.
  • Kein Wort ĂŒber teilweise „tumulthafte“ ZustĂ€nde in den öffentlichen Gemeinderatssitzungen.
  • Kein Wort ĂŒber „vielfĂ€ltige“ Behinderungen von Recherchen von Journalisten.
  • Kein Wort ĂŒber die Informationsveranstaltungen der IG neinzupfenning, des BUND, der GrĂŒnen, die viele Menschen besucht und verfolgt haben.
  • Kein Wort ĂŒber viele kritische Leserbriefe im Mannheimer Morgen oder das „bĂŒrgerschaftliche Engagement“ von vielen im Ort gegen die Ansiedlung.
  • Kein Wort ĂŒber eine andere Sicht.
  • Kein Wort ĂŒber konkrete Kritik.
  • Kein Wort des Zweifels.
  • Kein Wort darĂŒber, wie man wieder aufeinander zukommen könnte.

DafĂŒr aber die Botschaft:
„Außerdem hat sich die Pfenning-Gruppe nach Verhandlungen mit der Gemeinde vertraglich verpflichtet, dass keinerlei LKW-Schwerlastverkehr ab 18 t zulĂ€ssigem Gesamtgewicht ĂŒber die Ringstraße oder durch die Ortsmitte geleitet wird.“ Die Pressemitteilung zu diesem Vertrag wurde exakt sieben Monate nach der Pressemitteilung, dass „Pfenning“ sich in Heddesheim ansiedeln will, veröffentlicht.

Dieser „RĂŒck- und Ausblick“ stellt „sachgerecht“ aus Sicht des BĂŒrgermeisters dar, was er sehen will. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist ein Text ohne Vision, ohne Gestaltungsphantasie. Und vor allem eine Bankrott-ErklĂ€rung als „politischer Beamter“.

Herr Kessler verwaltet, hÀlt sich an die Vorschriften, an Gesetze, an Verfahren.

Das macht er sicher den Vorschriften entsprechend gut.

Die Herzen der BĂŒrgerinnen und BĂŒrger erreicht er damit nicht.

Hoffnung oder gar einen Ausblick kann er seit langem nicht mehr geben.

Des BĂŒrgermeisters Politik verkommt „zur Sache“. Die behandelt Herr Kessler „gerecht“.

Der Mensch, die Menschen, spielen fĂŒr den Verwalter Kessler schon lange keine Rolle mehr.

Denn als Zentrum der Macht ist er nur noch „selbstgerecht“.

„Wir“ wurde nicht nur einmal in der Vergangenheit in „Ich“ ĂŒbersetzt: „Der Ausblick, das bin ich – „Ich danke allen fĂŒr eine sehr gute Arbeit“.

Was Meinungsfreiheit bedeutet oder wie der MM die Meinung manipuliert

ausriss

Propaganda vom Feinsten: Text und Bild passen perfekt zusammen. BĂŒrgermeister "appelliert an Wir-GefĂŒhl", BĂŒrger klatschen. Die Aussage: BĂŒrgermeister und BĂŒrger sind sich einig. Im Text wird diese Aussage wiederholt - wider besseres Wissen der Journalistin Anja Görlitz. Wer genau hinschaut, sieht, dass nicht fĂŒr den BĂŒrgermeister geklatscht wird. Der sitzt im Publikum: 1. Reihe, achte Person von rechts. Quelle: MM

Heddesheim, 11. Januar 2010. Die grundgesetzlich geschĂŒtzte Meinungsfreiheit ist ein wesentlicher Pfeiler unserer Demokratie. Wesentlich fĂŒr die Bildung einer freien Meinung sind eine gute Schulbildung und der Zugang zu Informationen. Doch nur die, die mehr als eine Quelle nutzen, können vermeiden, manipuliert zu werden.

Kommentar: Hardy Prothmann

Heute macht der Mannheimer Morgen ĂŒber den Neujahrsempfang der Gemeinde mit einem großen Artikel im Lokalteil „die Seite auf“. Unter Journalisten nennt man das deshalb „Aufmacher„.

Die Redakteurin Anja Görlitz, zustĂ€ndig fĂŒr Heddesheim, stellt darin zutreffend den Ablauf der Veranstaltung dar. Trotzdem werden die Leserinnen und Leser des Mannheimer Morgens unzutreffend informiert, wenn nicht gar getĂ€uscht.

Unter anderem zitiert Frau Görlitz den BĂŒrgermeister Michael Kessler:

„Die geplante Pfenning-Ansiedlung habe dazu gefĂŒhrt, „dass wir in Heddesheim nach langen Jahren wieder eine BĂŒrgerinitiative haben“. Auch hier habe sich bĂŒrgerschaftliches Engagement gezeigt – „zeitlich und inhaltlich auf ein Thema begrenzt“. Kessler erinnerte an die kontroverse Diskussion und die BefĂŒrchtungen vieler vor mehr Lkw-Verkehr. „Durchaus selbstkritisch“ fĂŒgte er an: „Die umfassenden Informationen, die im Laufe des Jahres gegeben wurden, hĂ€tten zu Beginn des Verfahrens vielleicht dazu beigetragen, manche ÃƓberspitzung und FehleinschĂ€tzung zu vermeiden.“

Das hat der BĂŒrgermeister Michael Kessler tatsĂ€chlich so gesagt. Der unbedarfte Leser könnte nun schlussfolgern, dass der BĂŒrgermeister ein selbstkritischer Mensch ist, der einen Fehler eingesteht.

Doch das ist falsch. Und damit wird die Berichterstattung unzureichend und wider besseres Wissen der Redakteurin Anja Görlitz propagandistisch.

  • Frau Görlitz ist intensiv mit dem Thema „Pfenning“ befasst. Sie weiß, dass der BĂŒrgermeister sich lange weigerte, die IG neinzupfenning ĂŒberhaupt zu einem GesprĂ€ch zu empfangen.
  • Sie weiß, dass der BĂŒrgermeister noch nicht einmal den Namen „IG neinzupfenning“ bei der Neujahrsansprache genannt hat.
  • Sie weiß, dass der BĂŒrgermeister bis heute nur die Informationen herausgibt, die er herausgeben muss.
  • Sie weiß, dass fĂŒr 35.000 Euro eine Spin-doctor-Firma (Anm. d. Red.: „Spin“ heißt, der Sache einen Dreh geben und meint die professionelle Beeinflussung der öffentlichen Meinung) namens IFOK engagiert wurde, um die katastrophale Informationspolitik des BĂŒrgermeisters zu reparieren.
  • Sie weiß, dass der BĂŒrgermeister den Antrag der GrĂŒnen verneint hat, die IG neinzupfenning als TrĂ€ger öffentlicher Belange anzuerkennen.
  • Sie weiß, dass sie jederzeit beim BĂŒrgermeister anrufen kann, wĂ€hrend sich der BĂŒrgermeister bis heute einem Interview mit dem heddesheimblog verweigert.

Die Liste, was Frau Görlitz weiß, den Leserinnen und Lesern des Mannheimer Morgens aber vorenthĂ€lt, lĂ€sst sich mĂŒhelos um viele weitere Punkte erweitern.

Vor allem die weggelassene Information manipuliert die Meinung.

Die Manipulation der öffentlichen Meinung geschieht hĂ€ufig nicht nur durch Informationen, die verbreitet werden – im Gegenteil vielleicht sogar noch mehr durch Informationen, die nicht verbreitet werden. Denn das, was nicht berichtet wird, findet auch nicht statt.

Da Frau Görlitz ĂŒber umfangreiches Wissen verfĂŒgt, dieses aber der Öffentlichkeit vorenthĂ€lt, manipuliert sie diese. Durch diese Unterlassung betreibt sie nicht nur GefĂ€lligkeitsjournalismus oder eine Hofberichterstattung. Nein, sie macht PR – im Sinne des BĂŒrgermeisters und gegen das Interesse der öffentlichen Meinung – anstĂ€ndig informiert zu werden.

Frau Görlitz schreibt weiter:

„Deutliche Worte
Dass Gegner und BefĂŒrworter zu unterschiedlichen Bewertungen kommen, mĂŒsse „auch kĂŒnftig möglich sein, ohne dass sich der Ort entzweit“, mahnte er und ließ deutliche Worte folgen: „Kein VerstĂ€ndnis habe ich, wenn den politisch Handelnden unterstellt wird, dass sie bewusst gegen das Wohl der Gemeinde verstoßen.“ Kessler schloss das Thema mit einem Appell: „Ich hoffe sehr, dass es uns gelingt, eventuell noch vorhandene KrĂ€nkungen zu ĂŒberwinden und uns wieder auf eine unserer StĂ€rken zu besinnen, und zwar das ausgeprĂ€gte Wir-GefĂŒhl in unserem Gemeinwesen.“

Auch hier zeigt sich die Berichterstattung von Frau Görlitz verantwortungslos. Sie berichtet zwar zutreffend, was der BĂŒrgermeister gesagt hat, ordnet aber auch diese Aussage nicht ein. Leser ohne Hintergrundwissen mĂŒssen annehmen, dass das, was der BĂŒrgermeister sagt, wohl zutrifft, denn es sagt ja schließlich der BĂŒrgermeister und es steht ja in der Zeitung.

Falsche Behauptungen werden durch propagandistische Berichterstattung „zur Wahrheit“.

Tatsache ist, dass niemand behauptet, dass die „politischen Handelnden bewusst gegen das Wohl der Gemeinde verstoßen“. Es wird lediglich in Frage gestellt, ob die geplante „Pfenning“-Ansiedlung dem Wohl der Gemeinde dient, wie die BefĂŒrworter behaupten. Die IG neinzupfenning schreibt in einem Flugblatt:
„Der BĂŒrgermeister und verschiedene GemeinderĂ€te betonen immer wieder, dass die Pfenning-Ansiedlung unseren Wohlstand sichert. Im Umkehrschluss heißt das: Ohne Pfenning geht’s bergab, wir verlieren alle diese VorzĂŒge. Ist das richtig? Gibt es keine Alternativen? Ist Pfenning die Antwort auf unsere Zukunft? Was hier betrieben wird, ist eine Angstkampagne. Wir wollen diese Angst nicht. Sie vergiftet unsere Gemeinschaft.“

Tatsache ist auch, dass die BefĂŒrworter den Gegnern vorwerfen, diese wĂŒrden gegen das Wohl der Gemeinde agieren. So schreibt die CDU am 23. April 2009:
„WĂŒrden wir, wie von der Initiative „Nein zu Pfenning“ gewĂŒnscht verfahren, wĂŒrde sich Heddesheim rĂŒckwĂ€rts entwickeln. Das ist fĂŒr Heddesheim keine Perspektive und nicht förderlich fĂŒr das Gemeinwohl.“

Was das vom BĂŒrgermeister geforderte „Wir-GefĂŒhl“ angeht, so stellt Frau Görlitz nicht die Frage, wen der BĂŒrgermeister mit „Wir“ meint: NĂ€mlich sich und alle, die ihn unterstĂŒtzen. WĂ€re er tatsĂ€chlich auch daran interessiert, die Kritiker des „Pfenning“-Projekts in dieses „Wir“ einzuschließen, so hĂ€tte er das jederzeit in den vergangenen Monaten aus eigenem Antrieb tun können und auf die Kritiker zugehen können. Das aber hat er niemals getan und bis heute auch nicht im Sinn. Somit ist sein „Appell“ ein Lippenbekenntnis – nichts weiter.

Im Gegenteil hĂ€tte ein Wort von ihm genĂŒgt und die IG neinzupfenning hĂ€tte die BĂŒrger im Mitteilungsblatt ĂŒber ihre Argumente informieren können. Der BĂŒrgermeister schwieg.

Frau Görlitz ist entweder unbedarft oder sie desinformiert vorsÀtzlich.

Eine Aufgabe der Presse wird oft so beschrieben, dass sie die Machthaber kontrollieren und die Öffentlichkeit auf MissstĂ€nde hinweisen soll. Dem kommt Frau Görlitz nicht nach. Sie macht das Gegenteil: Ob unbedarft oder vorsĂ€tzlich.

Frau Görlitz wird diesen Spuk mit Erlaubnis der Redaktionsleitung beim Mannheimer Morgen so lange treiben, bis es den Verlag schmerzt. Das wĂŒrde es, wenn genug Leserinnen und Leser ihren Protest an die Redaktion richten und am besten zumindest auf Zeit ihr Abonnement kĂŒndigen.

Damit das nicht falsch verstanden wird: Auch die IG neinzupfenning ist von uns Journalisten kritisch zu betrachten, was das heddesheimblog selbstverstÀndlich tut.

Das heddesheimblog hĂ€lt es mit dem frĂŒheren Tagesthemen-Moderator Hajo Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er ĂŒberall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.“

Vielleicht sollte Frau Görlitz mal darĂŒber nachdenken, wenn sie das nĂ€chste Mal in einen Spiegel schaut. Die Frage lautet: Bin ich Journalistin oder ein Spin-doctor?

Siehe auch: „ÃƓbers Ziel hinaus geschossen oder Volltreffer? Warum das heddesheimblog den MM kritisiert“

Tipp der Redaktion:
Das Thema „Spin-doctor“ wurde wunderbar im Film „Wag the dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“ beschrieben. In den Hauptrollen Robert de Niro und Dustin Hoffmann.

Objekte, subjektive, richtige, falsche, zulĂ€ssige, unzulĂ€ssige Berichterstattung – es gibt mehr als eine Informationsquelle

Guten Tag!

Heddesheim, 07. Oktober 2009. Unser Meinungsbeitrag „Braucht Heddesheim ein Oktoberfest?“ hat fĂŒr ordentlich viel Diskussionstoff gesorgt. Bis zum Verfassen dieses Textes wurden 20 Kommentare dazu geschrieben, einige mehr wurden wegen problematischer Inhalte nicht veröffentlicht.

heddesheimblog

Nach Kenntnis der Redaktion ging das Thema durchs Dorf: „Wie kann der sowas schreiben? FĂŒr was hĂ€lt der sich?“, reagierten viele empört. „Super-Text, der mir aus der Seele spricht. Absolut meine Meinung. Endlich sagt einer was“, reagierten andere. Und manche schrieben schon fast hasserfĂŒllte SchmĂ€h-Kommentare und emails.

Was war passiert? Es wurde eine Meinung geĂ€ußert. Eine, die nicht jeder teilt, viele aber doch. Wie es halt so ist, im Leben.

Auch gestern wurde ĂŒber Meinungen entschieden. Allerdings nicht im heddesheimblog, sondern durch Richter am Landgericht Mannheim. Auch hier ging es im Kern um MeinungsĂ€ußerungen und deren ZulĂ€ssigkeit.

Das heddesheimblog steht im Gegensatz zu vielen anderen Medien fĂŒr Transparenz. Wir wissen, dass es außer unserer Berichterstattung auch noch andere Berichterstattungen gibt. Ebenso gibt es neben unseren Meinungen in hier veröffentlichten BeitrĂ€gen auch andere Meinungen.

FĂŒr uns ist das ganz normal und ehrlich gesagt sind wir froh, in einem Land leben und arbeiten zu dĂŒrfen, in dem diese Meinungsfreiheit grundgesetzlich geschĂŒtzt ist.

FĂŒr die Schreiber der SchmĂ€h-emails und Hass-Kommentare gilt das nicht. Die wĂŒrden am liebsten jeden, der nicht ihrer Meinung ist, aus dem Dorf jagen. Ganz verarmte Geister basteln sorgfĂ€ltig Nagelbretter und legen diese vor Autoreifen.
Vollidioten gibt es halt ĂŒberall auf der Welt – ob die Meinungsfreiheit garantiert ist oder nicht.

Die Redaktion wĂŒnscht sich einen transparenten Austausch mit ihren Leserinnen und Lesern und bittet deswegen alle, die vielleicht Schwierigkeiten mit dem ungewohnten „Stil“ der Redaktion haben, den Vergleich zu suchen.

VollstĂ€ndig kostenlos – das einzige, was Sie aufbringen mĂŒssen, ist Interesse und die Zeit, die Artikel zu lesen – Wer sich eine Meinung bilden will, muss leider auch ein wenig dafĂŒr tun.

Vergleichen Sie bitte selbst, direkt, ohne EinschrĂ€nkung an drei Beispielen aus dieser Woche, wie das heddesheimblog und der Mannheimer Morgen ĂŒber ein und denselben Sachverhalt berichten. Die Themen sind: Veranstaltung, Gerichtstermin, Sport.

Oktoberfest der TG

Mannheimer Morgen:
Nach ein paar Takten springt der Funke ĂŒber

heddesheimblog:
Braucht Heddesheim ein Oktoberfest?

Gerichtstermin „Pfenning“ gegen „Karnasch“

Mannheimer Morgen:
Vergleich im Streit ĂŒber Fotomontage
Vergleich im Rechtsstreit um Pfenning

heddesheimblog:
Die Angst vor der völlig falschen Darstellung fÀngt bei der Selbstdarstellung an
Kein Anspruch auf die „richtige“ öffentliche Meinung
Ist da noch Musik drin? Richter bewegt Parteien zum Vergleich
Streit um Fotomontage: IG neinzupfenning und KMP-Holding (Pfenning) vergleichen sich

Tanzsportwochenende

Mannheimer Morgen:
Anmutig und schwungvoll ĂŒber das Parkett

heddesheimblog:
Tanzen – Hingabe und Beherrschung
Elegant und sportlich – das Heddesheimer Tanzsportwochenende

Anmerkung der Redaktion:
Die Àlteren Texte stehen unten, die neueren oben.
Die Berichte zum Tanzsportwochenende und zum Oktoberfest erschienen im heddesheimblog mindestens einen Tag vor dem Bericht im Mannheimer Morgen.
Auch die Berichte zum Gerichtstermin erschienen im heddesheimblog schneller als im MM, allerdings konnte hier die Kollegin „Görlitz“ in diesem Fall nicht „stibitzen“, weil deren Artikel schon in Produktion waren, als unsere veröffentlicht wurden.
Seit Montag hat der Mannheimer Morgen sechs Artikel mit Bezug auf Heddesheim veröffentlicht – beim heddesheimblog waren es dreizehn Artikel, also mehr als das Doppelte. Außerdem erschienen beim heddesheimblog bis Dienstag, 06. Oktober 2009, noch 28 veröffentlichte Kommentare zu diesen Artikeln.

Einen schönen Tag wĂŒnscht
Das heddesheimblog

Stellungnahme der Redaktion auf den Leserbrief von Frau Mepin


Guten Tag!

Heddesheim, 10. September 2009. Die Marketing-Leiterin PĂ©lagie Mepin hat die Berichterstattung des heddesheimblogs kritisiert – zu Recht. Die Korrektur betrifft eine Detailinformation – im Großen und Ganzen geht es um eine hohe NervositĂ€t, die bei kleinsten Abweichungen zum Ausdruck kommt.

Die Redaktion dokumentiert Zitate aus der email von Frau Mepin. Dazu stellt die Redaktion Nachrecherchen und Kommentare.

Zitat aus dem Schreiben von Frau Mepin:
——-
In dem Beitrag wird gesagt:

„Die Pfenning-Mitarbeiterin PĂ©lagie Mepin hatte Fotos von Personen am Stand der „IG neinzupfenning“ gemacht. Diese forderten daraufhin ihr Persönlichkeitsrecht ein und dass diese Fotos gelöscht werden.

Die Pfenning-Angestellte weigerte sich. Daraufhin wurde die Polizei angefordert. Die Beamten forderten die Löschung der Bilder oder die Herausgabe der Kamera. Die Pfenning-Angestellte stimmte dann der Löschung der betreffenden Bilder zu.“

Diese Schilderung entspricht nicht den Tatsachen.

Richtig ist: Es gab vor Ankunft der Polizei mir gegenĂŒber keine Aufforderung, Bilder von Personen am IG-Stand zu löschen. Bei einer einfachen Ansprache hĂ€tte ich die Bilder selbstverstĂ€ndlich gelöscht, denn unabhĂ€ngig von Rechten und Paragrafen ist so etwas fĂŒr mich eine Frage des Respekts vor anderen Menschen (zudem sind mir – bis auf eine Person, die sich stellvertretend geĂ€ußert hat – die Betroffenen bis heute unbekannt).

——–

Stellungnahme der Redaktion:

Frau Mepin hat nach dem aktualisierten Stand unserer Recherche Recht mit der Aussage: „Richtig ist: Es gab vor Ankunft der Polizei mir gegenĂŒber keine Aufforderung, Bilder von Personen am IG-Stand zu löschen.“ .

Die Nachrecherche hat ergeben: Zwischen 9:30 Uhr und 10:00 Uhr gab es am Samstag, den 05. September 2009, ein Zusammentreffen zwischen einem unbekannten Mann und einer Passantin.

Der Mann hatte Bilder vom Stand der IG neinzupfenning gemacht und dabei die Passantin aufgenommen. Diese beschwerte sich und forderte die Löschung der Fotos. DarĂŒber diskutierten der Mann und die Passantin. Der Mann zeigte sich letztlich bereit, die Bilder zu löschen.

Hinzu stießen Herr Nitzinger und Herr Wollnitz (beide „Pfenning“-Angestellte). Der Mann hielt sich spĂ€ter im Bereich des „Pfenning“-Informationsstands auf. Die Passantin hatte deshalb und durch das Verhalten des Mannes den Eindruck, dass der Mann zu „Pfenning“ gehört.

SpÀter fotografierte auch Frau Mepin den Stand der IG neinzupfenning. Die Passantin war anwesend.

Daraufhin wurde die Polizei verstĂ€ndigt. Die Annahme war, dass Frau Mepin von dem vorhergehenden Ereignis gewusst haben musste und sich trotz dieses Wissens ĂŒber das Begehren der Passantin hinweggesetzt hat.

Die Redaktion des heddesheimblogs weist ausdrĂŒcklich darauf hin, dass wir es versĂ€umt haben, Frau Mepin diese Frage zu stellen: „Waren Sie darĂŒber informiert, dass es bereits eine Beschwerde ĂŒber das Anfertigen von Fotografien gab?“

Wir sind im Gegenteil davon ausgegangen, dass der erste Vorgang bei den „Pfenning“-Angestellten bekannt war und wir haben daraus geschlossen, dass ein weiterer bewusster Verstoß vorlag.

Frau Mepin schreibt weiter:

————

„Bei einer einfachen Ansprache hĂ€tte ich die Bilder selbstverstĂ€ndlich gelöscht, denn unabhĂ€ngig von Rechten und Paragrafen ist so etwas fĂŒr mich eine Frage des Respekts vor anderen Menschen (zudem sind mir – bis auf eine Person, die sich stellvertretend geĂ€ußert hat – die Betroffenen bis heute unbekannt).“

————

Stellungnahme der Redaktion:

Auch damit hat Frau Mepin Recht. Die Frage des Respekts ist entscheidend. TatsĂ€chlich gibt Frau Mepin aber zu, Bilder gemacht zu haben, die sie dann spĂ€ter bei „einfacher Ansprache selbstverstĂ€ndlich gelöscht hĂ€tte“. Die diesen Umstand respektierende Frage muss lauten: Wieso hat sie die Fotos erst gemacht und nicht respektvoll vorher die aufgenommenen Menschen gefragt?

TatsÀchlich war das heddesheimblog vor Ort und hat die Diskussion um die Fotos zwischen den Polizeibeamten und Frau Mepin mitverfolgt. Wir haben auch selbst gesehen, wie Frau Mepin den Stand der IG neinzupfenning fotografiert hat.

Frau Mepin wurde von den Polizeibeamten darauf hingewiesen, dass sie die Bilder löschen sollte. Dann wurde diskutiert und schließlich kĂŒndigte die Polizei an, dass die Kamera ansonsten konfisziert werde und die Staatsanwaltschaft die Angelegenheit ĂŒbernehme. Frau Mepin stimmte daraufhin dem Löschen zu.

Frau Mepin schreibt:

——

„Da es also keine Aufforderung zur Löschung gab und ich am Vortag, beim Besuch von Fritz Kuhn im Gewerbegebiet, in Anwesenheit eines Ă€hnlichen Personenkreises, deutlich erkennbar Bilder gemacht und dabei keine Beschwerde erhalten hatte, musste ich annehmen, dass an einer Aufnahme des Standes und der sich dort befindlichen Personen nichts auszusetzen ist.“

——

Korrekturmeldung:

Korrekt ist, dass es keine Aufforderung „zur Löschung gab“.  Aus einer anderen Situation aber ein universelles Fotografierrecht abzuleiten, ist allerdings unzulĂ€ssig.

Offenlegung des „Fehlers“:

Frau Mepin hat zu Recht unseren Artikel in einem Detail kritisiert. In diesem Detail entspricht die Darstellung nicht der exakten Situation. Trotzdem steht die Redaktion zu dem Bericht, weil er bis auf dieses Detail die Situation korrekt beschrieben hat.

Dieses „Detail“ spornt unsere Sorgfaltspflicht an. Obwohl wir diese selbst schon sehr hoch halten. Weil wir der Korrektur Recht geben mĂŒssen, sortieren wir diesen Text auch in unserer Kategorie „Korrektur“ ein (rechte Seitenspalte unten).

Wenn Frau Mepin nichts von der vorhergehenden Situation gewusst hat, muss sie zu Recht annehmen, dass sie den Einsatz der Polizei „schade“ findet.

Das ist absolut nachzuvollziehen.

Der Fehler in unserer Berichterstattung liegt in einer falschen Annahme:

Indem wir ohne gegenrecherchierte Information davon ausgegangen sind, dass auch Frau Mepin zum Löschen der Bilder aufgefordert wurde, haben wir nicht zutreffend berichtet. Wir gingen davon aus, dass Frau Mepin Bescheid weiß.

Diesen Fehler erkennen wir an. Zur journalistischen Berichterstattung gehört aber auch das Verstehen von ZusammenhĂ€ngen und nicht nur, ob „die Bratwurst lecker war“, wie es Lokalzeitungen gerne mit Details halten.

Betreff: Presseeinladungen und Berichterstattung

Guten Tag!

Heddesheim, 08. August 2009. Nachdem einige Leser nachgefragt haben, wie genau das mit der Pflicht zu den Presseeinladungen zu verstehen ist, erlĂ€utert das heddesheimblog gerne die HintergrĂŒnde.


GrundsÀtzlich muss man erst einmal zwischen privat und öffentlich unterscheiden.

Fast jedes Unternehmen und jede öffentliche Stelle hat heutzutage einen „Pressesprecher“. Eigentlich mĂŒssten die „Medien“-Sprecher heißen, da nicht nur mit der Presse, sondern auch mit Radio, Fernsehen, Internetredaktionen „gesprochen“ wird.

Private Personen oder Firmen sind ĂŒberwiegend nicht gesetzlich verpflichtet, der Presse Auskunft zu erteilen oder die Presse zu informieren – gleichwohl wird das von der Öffentlichkeit erwartet.

Eine Ausnahme gilt beispielsweise fĂŒr börsennotierte Unternehmen, die wichtige Meldungen, die sich auf den Aktienkurs auswirken können, als „Adhoc“-Nachricht den Medien zur VerfĂŒgung stellen mĂŒssen. Und zwar nicht jeder Redaktion in Deutschland, aber allen, die diese Informationen verlangen.

Amtliche Stellen sind zur Auskunft gegenĂŒber den Medien verpflichtet

Amtliche Stellen, also Behörden, Ämter, öffentlich-rechtliche Einrichtungen sind nach den Inhalten des jeweiligen Landespressegesetzes zur Auskunft gegenĂŒber den Medien verpflichtet.

Dazu gibt es unterschiedliche Organisationsformen. Viele öffentliche Instituten beschĂ€ftigen einen Pressesprecher oder Öffentlichkeitsarbeiter. Oft wird auch ein Angesteller oder Beamter zusĂ€tzlich mit dieser Aufgabe betraut. Er oder sie soll die Arbeit mit der Presse organisieren. Ansonsten ist grundsĂ€tzlich der Behördenleiter der Ansprechpartner fĂŒr die Presse.

Welche Presse regelmĂ€ĂŸig informiert wird, hĂ€ngt von der Bedeutung der öffentlichen Einrichtung ab. Der Bundestag beispielsweise informiert werktĂ€glich hunderte von Redaktionen. Andere Ämter und Behörden haben vielleicht nie oder nur sehr selten mit den Medien zu tun.

Landespressegesetze regeln die Gleichbehandlung der Medien

Sobald eine öffentliche Stelle aber von sich aus die Medien informiert, können zum Beispiel in Baden-WĂŒrttemberg andere Medien verlangen, dass sie „gleichbehandelt“ werden, also zur selben Zeit diesselbe Information oder Einladung wie andere Medien erhalten. Das regelt §4 Landespressegesetz. Der Sinn des Gesetzes ist einfach zu verstehen: Dadurch soll verhindert werden, dass nur Redaktionen mit Informationen und Terminen beliefert werden, die dem Absender „passen“, die also vermutlich unkritisch ĂŒber ihn berichten.

Eine Redaktion, die diese Gleichbehandlung nicht verlangt hat, kann sich auch nicht ĂŒber eine fehlende Information beschweren. Besteht aber eine Redaktion auf dieser Gleichbehandlung, muss die öffentliche Stelle diese Redaktion informieren. Tut sie es nicht, verstĂ¶ĂŸt sie gegen dieses Gesetz.

Dieser Auskunftsanspruch ist beispielsweise auf dem Presseausweis dokumentiert, den journalistische BerufsverbĂ€nde ausstellen dĂŒrfen und der auf einer Einigung der Landesinnenministerkonferenz beruht.

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Die RĂŒckseite des Presseausweises mit der ErklĂ€rung der Landesinnenministerkonferenz. Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrĂ¶ĂŸern. Um zum Text zurĂŒckzukehren, klicken Sie den ZurĂŒck-Button. Bild: hblog

Da Firmen untereinander konkurrieren, aber ebenso auch Ämter und Behörden, sind normalerweise alle darauf bedacht, einen guten Kontakt zu den Medien zu finden und zu halten. Denn ĂŒber die Medien erfĂ€hrt die Öffentlichkeit von deren Aufgaben, der Arbeit und den Erfolgen. Nur, wer in den Medien „stattfindet“, den „gibt“ es auch. Eine hohe Medienresonanz heißt meistens eine hohe Bedeutung.

Bei kritischen Nachrichten wird oft „gemauert“

Immer dann, wenn allerdings kritische Nachrichten drohen, wird es problematisch: Professionelle „Medienarbeiter“ versuchen durch einen weiterhin guten Kontakt zu den Medien den „Schaden zu begrenzen“. Andere mauern. Wieder andere drohen mit dem Entzug von Anzeigen (der Haupterlösquelle der Medien) oder dem Ausschluss von Pressekonferenzen oder der Verweigerung von Informationen.

Solche Reaktionen rĂ€chen sich meist. Ein Beispiel aus der jĂŒngsten Zeit war die Deutsche Bahn AG, die fĂŒr einen Anzeigenboykott „böse PrĂŒgel“ bezog. Die Öffentlichkeit reagiert meist sehr ungehalten darauf, wenn sie von Informationen abgeschnitten wird. Und auch die Medien selbst, die sich mit der Konkurrenz solidarisch erklĂ€ren.

Einen schönen Tag wĂŒnscht
Das heddesheimblog