Mittwoch, 22. MĂ€rz 2023

Schöner Ausblick?

Neues von der Baustelle – Folge 11: Der Klotz wĂ€chst

Die riesigen Dimensionen werden langsam deutlich.

Heddesheim, 20. April 2012. (red) Wer sich bislang die Ausmaße des „Pfenning“-Projekts nicht so richtig vorstellen konnte, kann sich langsam aber sicher einen Eindruck verschaffen. Es wird ein sehr gewaltiger Betonklotz werden. Die nördliche Hallenreihe ist von der LĂ€nge her nun „erfassbar“. Interessant: WĂ€hrend „Pfenning“-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Uwe Nitzinger vor wenigen Monaten noch ankĂŒndigte, man wolle nun doch nicht die alten Standorte in Heddesheim konzentrieren, sagt Firmen-Patriarch Karl-Martin Pfenning genau das Gegenteil.

Weder der neue, „gute“ Nachbar Pfenning, noch die Gemeindeverwaltung Heddesheim legte Wert darauf, uns zur Grundsteinlegung einzuladen. Ist nicht schlimm, solche Termine sind sowieso langweilig und dienen nur der Selbstdarstellung.

Verlautbarungssender wie das Rhein-Neckar-Fernsehen hingegen sind sehr willkommen, die berichten ja auch vollstÀndig unkritisch das, was man ihnen vorsetzt und bei ner Grundsteinlegung gibts auch immer HÀppchen, das lÀsst man sich nicht entgehen.

Firmen-Patriarch Karl-Martin Pfenning darf dann behaupten, dass man hier das GeschĂ€fts konzentriere, wĂ€hrend sein GeschĂ€ftsfĂŒhrer Uwe Nitzinger vor ein paar Monaten davon sprach, es werde nun doch NeugeschĂ€ft hier angesiedelt. Aber das kennt man schon von „Pfenning“ – wen interessiert schon das GeschwĂ€tz von gestern? Man hat die Baugenehmigung in der Tasche, die Mehrheit des Gemeinderats und den BĂŒrgermeister Kessler, also macht und sagt man, was man will. Zu Beginn der Planungen wurde mit einer Konzentration der Standorte geworben, dann hieß es, man plane NeugeschĂ€ft und jetzt soll doch wieder konzentriert werden.

Der nördliche Hallentrack ist in Teilen schon im Rohbau, die Bodenplatten sind gelegt. Wer sich den „Spaß“ macht und mal den Brunnenweg entlang spaziert, stellt schon heute fest, dass der Blick auf die Bergstraße definitiv weg ist.

DafĂŒr soll es ab September den ersten Lkw-Verkehr gehen. Angeblich nimmt man dann die erste Halle in Betrieb.

Was man weit und breit nicht erkennen kann, sind irgendwelche Vorbereitungen fĂŒr den Gleisanschluss. Ob der nun kommt oder nicht, ist vermutlich sowohl der Gemeinderatsmehrheit als auch BĂŒrgermeister Kessler egal. Die zeigten bei jedem Schwenk und jeder Änderung in den Planungen bislang immer „VerstĂ€ndnis“.

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Polizeireform: Das "PrÀsidium Kurpfalz" in Mannheim, Heidelberg und Rhein-Neckar-Kreis mit am besten ausgestattet

Mannheim bleibt PrÀsidium, Heidelberg bekommt Kriminaldirektion

Mannheim/Heidelberg/Rhein-Neckar/Stuttgart, 27. MĂ€rz 2012. (red/pm) Heute hat Innenminister Reinhold Gall die Eckpunkte der zukĂŒnftigen Polizeistruktur vorgestellt: Danach wird das neue PolizeiprĂ€sidium fĂŒr Nordbaden in Mannheim sitzen, ebenso ein Kriminalkommissariat. Heidelberg wird Sitz der Kriminaldirektion. Mit 2.330 Polizeivollzugsbeamten haben die Stadtkreise Mannheim und Heidelberg, sowie der Rhein-Neckar-Kreis die zweithöchste PersonalstĂ€rke nach Karlsruhe im Land.

Hinweis: Den kompletten Artikel zur Reform, mit Video und weiteren Informationen finden Sie bei uns auf dem Rheinneckarblog.

Die Polizeireform soll bei gleicher Personalausstattung eine effizientere Polizeiarbeit möglich machen und die Polizei fĂŒr die Zukunft stĂ€rken. Wir das gelingen? Diese Frage hat in den vergangenen zwei Monaten, seit die ersten Informationen herauskamen, viele BĂŒrgerinnen und BĂŒrger beschĂ€ftigt.

Heute wurde der neue Zuschnitt der nunmehr 12 PolizeiprĂ€sidien bekannt gegeben. 37 Polizeidirektionen fallen damit weg – unter anderem Heidelberg. Mannheim bleibt PrĂ€sidium und bekommt Heidelberg dazu. Umgekehrt bekommt Heidelberg die Kriminaldirektion und in Mannheim wird ein Kriminalkommissariat eingerichtet. Die Polizeireviere bleiben, ebenso die Posten. Insgesamt hat die Reform zur Folge, dass die Hierarchien flacher werden und vor allem im Mittelbau und bei den FĂŒhrungskrĂ€ften neu strukturiert wird. Die frei werdenden KrĂ€fte sollen dem Dienst vor Ort zugute kommen.

Nordbaden mit am grĂ¶ĂŸten

Das PolizeiprÀsidium Mannheim, Heidelberg, Rhein-Neckar-Kreis wird nach Karlsruhe landesweit die meisten Polizeivollzugsbeamte (2.330) haben. Auch relativ auf die Einwohnerzahl umgerechnet liegt das neue PrÀsidium mit einem Vollzugsbeamten auf 374 Einwohner auf dem zweiten Platz hinter Stuttgart, wo es nur 234 Einwohner sind. Aber schon im PrÀsidiumsbereich Karlsruhe kommen auf einen Beamten 439 Einwohner, in Freiburg 473 und in Heilbronn gar 519.

Von außen betrachtet, Ă€ndert sich fĂŒr die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger zunĂ€chst also erstmal nichts. Kritik und Sorgen gab es wegen der Schließung der Kriminalaußenstellen, die durch Kriminaldauerdienste ersetzt werden. Wie sich das in der Praxis auswirkt, muss man abwarten.

Zahl der Kinder und Jugendlichen im Wahlkreis Weinheim aber rĂŒcklĂ€ufig

Ilvesheim legt bei den Einwohnern am stĂ€rksten zu – auch bei den Kindern

Nicht nur den Kommunen, auch den Vereinen gehen die Kinder aus.

 

Rhein-Neckar/Heidelberg, 23. MĂ€rz 2012. (red/cr) Nach einer Information des Landratsamts leben immer weniger Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren im Rhein-Neckar-Kreis. Am wenigsten Kinder und Jugendliche gibt es im Stadtkreis Heidelberg mit lediglich nur noch 13 Prozent. Wir haben uns die Zahlen fĂŒr die Kommunen im Wahlkreis 39, Weinheim, besorgt. Danach fĂŒhrt Ilvesheim beim Kinderzuwachs sehr deutlich in absoluten Zahlen – Schlusslicht ist Weinheim.

Der Wahlkreis Weinheim umfasst die Gemeinden Dossenheim, Heddesheim, Hemsbach, Ilvesheim, Ladenburg, Laudenbach, Schriesheim, Weinheim, Edingen-Neckarhausen und Hirschberg.

Die Einwohnerzahl des Wahlkreises Weinheim ist, nach Unterlagen des Statistischen Landesamts Baden-WĂŒrttemberg in den Jahren 2007 bis 2010 um 1.737 Einwohner gestiegen. Die Zahl der Kinder unter 18 Jahren hingegen ist um 105 Personen zurĂŒckgegangen.

Von den zehn Gemeinden im Wahlkreis können lediglich vier einen Zuwachs verbuchen – sowohl bei der Gesamteinwohnerzahl, als auch bei Kindern und Jugendlichen. Vier Gemeinden haben eine wachsende Einwohnerzahl, aber immer weniger Kinder. In sechs Gemeinden leben weniger Kinder als noch vor ein paar Jahren. In Laudenbach und Weinheim ist sowohl die Einwohnerzahl, als auch die Zahl der Kinder rĂŒcklĂ€ufig.

Entwicklung der Gemeinden von 2007 bis 2010 im Überblick:

Gemeinde Kinder Gesamt
01. Ilvesheim 236 703
02. Dossenheim 107 499
03. Hirschberg 52 134
04. Edingen-Neckarhausen 19 252
05. Heddesheim -64 65
06. Hemsbach -54 60
07. Schriesheim -34 53
08. Ladenburg -24 40
09. Laudenbach -72 -59
10. Weinheim -271 -10

Alle Gemeinden befinden sich im Wettbewerb um junge Familien – so sind in den vergangenen Jahren einige Neubaugebiete entstanden, die neue Einwohner anlocken sollen. Allerdings sind Kinder fĂŒr die Gemeinden durch ZuschĂŒsse zu Betreuungskosten auch ein Kostenfaktor. Insgesamt geht man aber bei den Gemeinden davon aus, dass man ZuzĂŒge braucht, um durch Steuereinahmen die Gemeindekasse aufzubessern.

Auch die Vereine brauchen Nachwuchs und haben durch die Entwicklung teils große Probleme, ausreichend Nachwuchs zu finden.

Polizeireform: BĂŒrgerinitiative macht Druck

Offener Brief des AktionsbĂŒndnis Pro Kripo Weinheim an Gerhard Kleinböck

Weinheim/Rhein-Neckar, 13. März 2012. Die Bürgerinitiative „Pro Kripo Weinheim“ macht Druck. In einem offen Brief an den SPD-Landtagsabgeordneten Gerhard Kleinböck werden detailliert Bedenken aufgeführt. Auch der Grüne Hans-Ulrich Sckerl und das Innenministerium sind Adressaten des „Brandbriefs“. In Ladenburg gründet sich ebenfalls eine Initiative – die Bürger kämpfen für ihre Kriminalpolizei in ihrer Region. Sie wollen eine Vor-Ort-Lösung, keine Tischplanung. Das Bündnis sucht den Kontakt zu allen Bürgerinnen und Bürger, die sich für eine „Kripo vor Ort“ einsetzen wollen.

Offener Brief der Bürgerinitiative „Pro Kripo Weinheim“:

„Sehr geehrter Herr Kleinböck,

wir wenden uns heute im Namen des Aktionsbündnisses „Pro Kripo Weinheim“ an Sie, mit der Bitte sich für den Erhalt der Kripo-Außenstelle in Weinheim (und für alle anderen im Rhein-Neckar-Raum) einzusetzen.

Wir haben Ihre gemeinsame Stellungnahme mit Herrn Sckerl und die Stellungnahmen vom Innenministerium genau gelesen und diskutiert.

Sie haben aber unsere Bedenken und Argumente nicht entkräftigen können.

Fakt ist, dass die bestehende Struktur absolut effizient und schlagkräftig war und ist! Auch der Pressesprecher der Polizeidirektion HD hat uns versichert, dass vor den Reformplänen nie eine Kritik an der Leistungsstärke oder Professionalität der Kripo-Außenstelle geäußert wurde.

Es gibt bestimmt Regionen in BW, wo eine Zusammenlegung der Außenstellen und Polizeidirektionen zu einem
schlagkräftigen Polizeipräsidium nötig ist. Aber in unserer Region mit zwei großen Städten, der räumlichen Nähe zu Frankfurt ( mit einem schon durch den Flughafen bedingtem Drogenumschlagplatz, der Einflugschneise zwischen Frankfurt und Mannheim und dadurch erhöhter Kriminalität), exisitiert schon seit Jahren eine schlagkräftige Struktur!

Sie könnte nur noch durch Personalaufstockung der einzelnen Dienststellen (auch in Weinheim sind sowohl Kripo als auch Schutzpolizei chronisch unterbesetzt) schlagkräftiger werden!

Es ist schon fast höhnisch, wenn der Pressesprecher des Innenministeriums, A. Schanz, die Größe der Außenstelle Weinheim ( <10 Beamte) als Argument heranzieht, um diese Außenstelle zu schließen.

Sukzessiv wurde in den letzten Jahren aus Spargründen und wegen fehlender Stellen in Heidelberg der Personalstand reduziert. Aber die Arbeit wurde nicht weniger eher noch mehr, das zeigt sich z.B. auch an den Überstunden (teilweise über 160) der Beamten und Angestellten.

Wir haben viele Eltern, die sich im Aktionsbündnis engagieren und die begründete Befürchtung haben, dass Weinheim zu einem zweitem Viernheim wird.

Denn gerade im Drogenbereich und derJugendkriminalität ist die Präsenz der Beamten und auch die Repression eine der besten Präventionsmaßnahmen überhaupt.

Sie kennen unsere Argumente bzgl. der Orts- und Personenkenntnisse ja wahrscheinlich schon aus der Presse. Aber wir möchten noch einmal betonen, wie bedeutsam dieses Argument ist! Diese Kenntnisse machen den Großteil der Ermittlungserfolge aus.

Wenn die Beamten in Mannheim sitzen, kann man sich genau vorstellen was in den nächsten Jahren passieren wird.

Bedingt durch Personalausfall (Urlaub, Rente, Krankheit) werden „unsere“ Beamten in immer größerem Maße andere Bereiche/Orte mitbetreuen müssen und verlieren ihren Bezug zu Weinheim.

Die zwanglosen Gepräche mit den Bürgern, Ämtern, Bürgermeistern, Jugendleitern der Vereine, mit den Rektoren der Weinheimer Schulen, den Streetworkern und last not least mit den Jugendlichen auf der Straße, werden nicht mehr in der Häufigkeit und erfolgreichen Weise stattfinden können.

„Unsere“ Beamten sind Weinheimer, d.h. sie kennen diese Bezugspersonen auch aus einem persönlichem Umfeld heraus und daher können solche Gespräche „zwanglos“ stattfinden. Und das wird verloren gehen. Mal davon abgesehen, dass Sie auch Ihre „Pappenheimer“ kennen und schon oft am Tatort merken, welche Handschrift dieses Verbrechen trägt.

Dies kann auch nicht durch eine noch so gut funktionierende Schutzpolizei, die durch die Reform sowieso kaum Stärkung erfährt, kompensiert werden.

Auch eine angeblich hochspezialisierter Kriminaldauerdienst, der in Mannheim und Heidelberg bereits seit Jahren
vorhanden ist, konnte und kann dies nicht leisten.

Die Kriminal-Außenstellen sind wichtig, sonst wären sie ja auch nicht gegründet worden. Man kann der CDU-Landesregierung bestimmt nicht vorwerfen, dass sie das Geld mit vollen Händen während ihrer Legislaturperiode in die Polizei/Kripo gesteckt hat.

Da gab es Gründe, die Handeln erforderten.

Und das war z.B. ein erhöhter Anstieg der Kriminalität in unserer Region. Wir leben hier in einem Ballungsgebiet und haben die entsprechenden Probleme auch bei uns in den Kleinstädten.

Unsere Beamten in Weinheim sind für die Sicherheit von 80.000 Einwohnern zuständig und betreuen ein Gebiet von Laudenbach bis Schriesheim. Wie soll solch ein Gebiet ohne Kripo-Außensstellen effizient betreut werden?

Mal abgesehen davon, das die Fahrzeit nach Mannheim im Berufsverkehr mind. 30 Min. beträgt.

Sollen Kinder, die Opfer eines sexuellen Missbrauchs geworden sind, erst nach Mannheim gefahren werden oder 30 Min. in der Wache sitzen und auf eine ausgebildete Kripobeamtin warten?

Sollen Rentner, die Opfer eines Betrugs geworden sind und als Zeugen befragt werden, zukünftig nach Mannheim oder Heidelberg fahren müssen?

Das kann doch auch nicht in Ihrem Sinne sein.

Daher appellieren wir an Sie, sich für den Erhalt der Kripo-Außenstellen in der Region einzusetzen.

Wir können uns nicht vorstellen, dass eine differenzierte Betrachtung der Gegebenheiten in Baden-Württemberg nicht auch zu unterschiedlichen Strukturierungen in den einzelnen Regionen führt.

Da wir Regionen wie die Schwäbische Alb, Bodensee oder die Rhein-Neckar-Region nicht über einen Kamm scheren können, sollte auch eine Polizeireform den unterschiedlichen Bedürfnissen im Detail gerecht werden.

Mit freundlichen Grüßen im Namen des Aktionsbündnisses
Claudia Funke, Gernot Sam und Doris Rauh“

Gemeinderat Kurt Klemm antwortet auf Kommentare

„Man darf Kulturdenkmale nicht vergammeln lassen.“

Fotografische Dokumentation: ErhĂ€lt man mit diesen "Maßnahmen" ein GebĂ€ude oder beschleunigt man den Zerfallsprozess? Bilder: privat

Heddesheim, 08. MĂ€rz 2012. (red) Kurt Klemm hatte in der vergangenen Gemeinderatssitzung einen Disput mit BĂŒrgermeister Michael Kessler zum Schlatterhaus – vielmehr, wie damit umgegangen worden ist. Dieses wird in KĂŒrze abgerissen. Eine Kommentatorin zeigte dafĂŒr VerstĂ€ndnis – Kurt Klemm antwortet.

Anm. d. Red.: Da wir kein Möglichkeit haben, in Kommentaren Bilder zu veröffentlichen, dokumentieren wir die Antwort als Artikel.

Kommentar: Kurt Klemm

„Hallo Suhedd, den Inhalt Ihres Leserbriefes kann ich sehr gut verstehen, doch ich möchte, da auch ich das GebĂ€ude sehr gut kenne nicht falsch verstanden werden. Bei meinem Protest ging es auf keinen Fall darum, dass dieses GebĂ€ude in der Oberdorfstraße 3 nicht abgerissen wird, viel mehr wollte ich protestieren wie mit unseren Kulturdenkmalen in der Vergangenheit schon umgegangen wurde.

Ich begleite das ehemalige ev. Pfarrhaus seit ĂŒber 40 Jahren und kenne sehr wohl die Probleme dieses Kulturdenkmales. Aber all meine Bitten in dieser Zeit, gegen diesen, fĂŒr alle ersichtlichen Verfall etwas zu unternehmen, verhallten ungehört (siehe Bild 2010).

Es kann daher nicht angehen, dass es in unserem Lande zum Erhalt dieser KulturdenkmĂ€ler Gesetze gibt, aber keiner hĂ€lt sich daran. In Paragraph 6 Erhaltungspflicht heißt es:

„EigentĂŒmer und Besitzer von Kulturdenkmalen haben diese im Rahmen des Zumutbaren zu erhalten und pfleglich zu behandeln. Das Land (Baden-WĂŒrttemberg) trĂ€gt hierzu durch ZuschĂŒsse nach Maßgabe der zur VerfĂŒgung stehenden Haushaltsmittel bei.“

Einer Gemeinde wie Heddesheim sollten Kulturdenkmale erhaltenswert sein und sie nicht als abbruchreife Tauschobjekte vergammeln zu lassen.

Die Liste der abgerissenen Kulturdenkmale in Heddesheim ist lang und ich kann nur hoffen dass alle noch vorhandenen Kulturdenkmale von unseren BĂŒrgern in Zukunft sehr aufmerksam und kritisch beobachtet werden, wie zum Beispiel der „Badische Hof“ in der Schaafeckstraße 3.

Es muss einfach einen Weg geben, um Kulturdenkmale fĂŒr unsere Nachwelt zu erhalten.

Dokumentation der Schlussrede von Hardy Prothmann

„Ich bleibe Heddesheim verbunden“

Heddesheim, 01. MĂ€rz 2012. (red) Heute ist der partei- und fraktionsfreie Hardy Prothmann aus dem Heddesheimber Gemeinderat ausgeschieden. Wir dokumentieren die Abschlussrede.

„Sehr geehrte BĂŒrgerinnen und BĂŒrger, sehr geehrte GemeinderĂ€tinnen und GemeinderĂ€te, sehr geehrter Herr BĂŒrgermeister.

Ich bedaure sehr, dieses Gremium nach zwei Jahren und neun Monaten verlassen zu mĂŒssen, weil die Gemeindeordnung dies so vorsieht. Da ich nicht mehr in Heddesheim wohne, bin ich kein wĂ€hlbarer Heddesheimer BĂŒrger mehr und muss mein Ehrenamt abgeben.

Ich bedaure nicht den Sinngehalt der kommunalen Verfassung – natĂŒrlich ist es stimmig, dass GemeinderĂ€te auch BĂŒrger der Gemeinde sein sollen und mĂŒssen.

Die Zeit und Mitwirkung im Gemeinderat habe ich gemĂ€ĂŸ meines Wahlversprechens nach bestem Wissen und Gewissen genutzt und mich aktiv eingebracht. Ich habe grĂ¶ĂŸtmögliche Transparenz versprochen, BĂŒrgerbeteiligung, UnabhĂ€ngigkeit und eine kritische Haltung.

Ob es dabei immer maßvoll von meiner Seite zugegangen ist, möchte ich nicht selbst beurteilen. Sondern ich stelle auch hier wieder die Frage, wer alles beteiligt war, wer fĂŒr was verantwortlich ist, wer sich wie eingebracht hat. Und die Antworten mögen die BĂŒrgerinnnen und BĂŒrger Heddesheims selbst finden.

Den einen wars zuviel, andere konnten nicht genug davon bekommen, wenn ich, wie der Noch-Kollege Andreas Schuster es ausgedrĂŒckt hat, eine um die andere Attacke im Galopp geritten bin.

Das aber ist nicht ganz richtig – mein Ansporn war niemals Attacke zu reiten, weder im Galopp noch in einer anderen Schrittform. Ich habe nur Fragen gestellt und Positionen vertreten.

Ich habe mich darum bemĂŒht, mein Ehrenamt mit Verantwortung auszufĂŒllen. Verantwortlich zu sein, fĂŒr das, was ich mitbestimme, indem ich Ja, Nein oder Enthaltung sage. Und dafĂŒr GrĂŒnde benannt habe.

Und indem ich mich bemĂŒht habe, vor jeder Entscheidung zu wissen, warum ich mich wie entscheide.

Nicht nach einer parteipolitischen Linie, nicht nach einem Fraktionszwang, nicht, damit die Stimmung unter den “Kollegen” gut ist, nicht, um mir selbst oder anderen zu gefallen, nicht, um mich in sinnlosen, nicht enden wollenden Selbstdarstellungsreden zu ergehen und schon gar nicht, um persönliche Vorteile zu erlangen.

Das kann ich guten Gewissens ĂŒber diese spannende Zeit feststellen. Außerdem hat es mich sehr gefreut, dass die Besucherzahlen bei Heddesheimer Gemeinderatssitzungen mit Abstand an der Spitze aller zehn Kommunen im Wahlkreis 39 liegen. Das ist bemerkenswert und war wohl frĂŒher einmal anders.

Da man mich fĂŒr meine offenen Worte kennt, bin ich zum Abschied gerne bereit, ein paar zu Ă€ußern.

Beispielsweise zu den GrĂŒnen. Was leider zu wenig aufgefallen ist: Die haben als erste Partei die volle Breitseite meiner kritischen Haltung abbekommen.

Die GrĂŒnen haben sich ebenso wie andere mit meiner Kritik zunĂ€chst schwer getan, aber sie sind damit umgegangen. Das respektiere ich. Wir waren oft, aber nicht immer einer Meinung und es wurde nach Überzeugungen, nach Argumenten und Fakten entschieden. FĂŒr die gute und offene Zusammenarbeit möchte ich mich ausdrĂŒcklich bedanken.

Bedauerlich finde ich, dass die anderen Fraktionen ĂŒberwiegend nicht mit Kritik umgehen können. Kritik heißt im Wortsinne, sich mit einer Sache auseinanderzusetzen.

Jeder hat seine Haltung fĂŒr sich zu verantworten und alle BĂŒrgerinnen und BĂŒrger können sich ihr eigenes Bild von ihren politischen Vertretern machen.

Was bedeuten diesen Ratsmitgliedern Ehre und Amt? Laut Gemeindeordnung ist jeder Gemeinderat souverĂ€n und hat sich fĂŒr das Wohl der Gemeinde und der Abwehr von Schaden einzusetzen. Können alle hier im Rat nach bestem Wissen und Gewissen die Frage, ob sie danach gehandelt haben, mit Ja beantworten?

Es ist nur eine Frage. Die Antwort muss jeder selbst finden. Und die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger bilden sich ihre eigene Meinung darĂŒber.

NatĂŒrlich möchte ich auch Sie, Herr BĂŒrgermeister, in meiner Abschiedsrede nicht vergessen.

Und auch, wenn Sie das nicht erwarten, werde ich Sie zuerst loben. Sie sind ein fleißiger Verwaltungsbeamter.

Da ich viele Gemeinderatssitzungen besuche oder von meinen Mitarbeitern Kenntnis erlange, weiß ich, dass ihre Sitzungen in aller Regel gut bis sehr gut vorbereitet sind.

Ob die Art, wie Sie in dieser Wahlperiode bislang die Sitzungen geleitet haben, ebenfalls als gut bis sehr gut zu betrachten ist, ĂŒberlasse ich wiederum dem Urteil aller Menschen, die sich dafĂŒr interessiert haben. Und vielleicht, Herr Kessler, kommen Sie in einer ruhigen Minute auch auf selbstkritische Gedanken.

Wiederholten Wortentzug, Redeverbot fĂŒr Gutachter, Drohungen mit Ordnungsgeld, Abmahnungen und andere Druckmittel habe ich in den Sitzungen anderer Gemeinden nicht feststellen können. Man stellt sich dort dem Diskurs und achtet das Amt der GemeinderĂ€te.

Es ist Ihre Verantwortung, Ihr VermĂ€chtnis, die schöne Wohngemeinde Heddesheim durch und in der “Pfenning”-Frage gespalten zu haben.

Der renommierteste Politikwissenschaftler Baden-WĂŒrttembergs, der TĂŒbinger Professor Wehling, hat klar festgestellt, dass man gegen die HĂ€lfte der Bevölkerung keine Entscheidung durchdrĂŒcken darf, ohne das eine Gemeinde einen massiven politischen Schaden davontrĂ€gt.

Das war und ist Ihnen, Herr Kessler, aus welchen GrĂŒnden auch immer, nach Aktenlage egal.

Leider verstehen Sie Kritik ĂŒberwiegend persönlich – entweder man ist mit Ihnen oder gegen Sie. Mit ging es immer um die Sache.

Und damit wir uns heute hier im Rat zum letzten Mal richtig verstehen: Ich respektiere Sie dafĂŒr.

Respektare heißt nĂ€mlich zurĂŒckschauen und nichts anderes habe ich gerade gemacht.

Wenn ich zurĂŒckschaue, sehe ich einen BĂŒrgernmeister, der nicht Meister aller BĂŒrger ist, sondern einen, der sich gerne zum 100-Millionen-Euro-Kessler machen wollte und fĂŒr “BedĂŒrfnisse” eines fragwĂŒrdigen Unternehmens mehr VerstĂ€ndnis hat, als dafĂŒr, was die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger denken. Und sicher sindnach all den Problemen mittlerweile mehr als die HĂ€lfte des Ortes gegen das “Pfenning”-Projekt, weil immer klarer wird, das wenig bis nichts von den Versprechungen, die Sie, Herr Kessler, zuallererst, versprochen haben.

Deswegen bedaure ich es umso mehr, dass ich in diesem Gemeinderat nicht mehr mitwirken darf. Als kritische Stimme. Denn wenn ich nach vorne schaue, gibt es zu wenige kritische Stimmen aus tatsÀchlich allen Fraktionen in diesem Rat.

Nachdem ich als Gemeinderat ausgeschieden bin, kann ich mich ganz meiner journalistischen TĂ€tigkeit widmen, was ich direkt im Anschluss durch den Wechsel an den Pressetisch tun werde.

Den BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern in Heddesheim verspreche ich weiterhin Transparenz, eine kritische Haltung – und zwar gegenĂŒber allen. Das war mein Wahlversprechen – das habe ich gehalten.

FĂŒr mich ist der Abschied bedauerlich, weil ich mich gerne fĂŒr die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger eingebracht habe, aber er hat auch klare Vorteile.

Als Gemeinderat war ich zu oft zur Verschwiegenheit verpflichtet – sonst hĂ€tte mir ein Ordnungsgeld von bis zu 1.000 Euro gedroht.

Als Journalist bin ich nicht mehr an Verschwiegenheitspflichten gebunden, sondern kann frei und kritisch gemĂ€ĂŸ Artikel 5 Grundgesetz berichten.

Man wird sehen, ob die Freude, die sicherlich der ein oder andere hier im Gemeinderat und in der Gemeinde ĂŒber mein Ausscheiden empfinden, in der Zukunft anhalten wird.

Ich möchte mich bei meinen WĂ€hlerinnen und WĂ€hlern fĂŒr Ihr Vertrauen bedanken und hoffe, dass ich wĂ€hrend meiner Amtszeit alle BĂŒrgerinnen und BĂŒrger mindestens gut vertreten habe.

Ebenso bei den Bediensteten der Gemeinde, die mir ganz ĂŒberwiegend hilfsbereit, freundlich und kompetent begegnet sind.

Meinem NachrĂŒcker wĂŒnsche ich Mut und Entschlossenheit und die Haltung, dass er sein Amt souverĂ€n, das heißt, nur seinem Gewissen unterworfen, ausfĂŒllen kann.

Den frĂŒheren ”Kollegen” wĂŒnsche ich eine gute Restzeit in der aktuellen Wahlperiode. Herr Schuster hat in einem Artikel geschrieben, dass er sich wĂŒnscht, der Gemeinderat möge ohne mich nicht zum Business as usual zurĂŒckzukehren, sondern weiter im 21. Jahrhundert voran schreiten. Ich teile diesen Wunsch und hoffe auf das beste.

Ich bleibe Heddesheim verbunden, als Journalist, und bemĂŒhe mich, zu dem, was den Ort bewegt, wie gewohnt kritisch etwas beitragen zu können.“

Anm. d. Redaktion: Hardy Prothmann ist fĂŒr das Heddesheimblog.de als Redaktionsleiter verantwortlich.

Hier entsteht die Zukunft Heddesheims

Neues von der Baustelle: Folge 8 – ein erstes Gerippe

Das erste Pfenning-Gerippe entsteht.

 

Heddesheim, 25. Februar 2012. (red) Bis Anfang 2013 soll das riesige „Pfenning“-GelĂ€nde nördlich der Benzstraße bebaut sein. Aktuell entsteht ein erstes Hallengerippe.

Der Zeitplan dĂŒrfte als sehr optimistisch gelten. Schon mehrmals musste die Viernheimer „Pfenning“-Gruppe ihre Zeitvorgaben anpassen.

Die Bauunternehmung Max Bögl ist ein Spezialist fĂŒr das Verbauen von Fertigbetonteilen. Vergleicht man die Bauzeiten fĂŒr andere Logistikprojekte, dĂŒrfte es mit Anfang 2013 auch nichts werden, sondern eher Ende 2013.

Im Sommer 2014 sind Kommunal- und BĂŒrgermeisterwahlen. Die Frage wird dann sein, ob sich das dann vielleicht realisierte Mega-Projekt eher positiv oder eher negativ auf die BefĂŒrworter und ihr Ansehen in der Bevölkerung auswirkt.

Fest steht schon heute, dass dass „angesehene“ Unternehmen „Pfenning“ ein Wortbrecher ist. Statt einer Konzentration der verschiedenen Standorte will man nach eigener Aussage nun „NeugeschĂ€ft“ hier ansiedeln. BĂŒrgermeister Michael Kessler Ă€ußerte gegenĂŒber dem Mannheimer Morgen „VerstĂ€ndnis“ fĂŒr den Wortbruch. Ob er sich damit zum Wortbruch bekennt und welchen seiner Worte man glauben kann, mag jeder selbst entscheiden.

Der BĂŒrgermeisterwahlkampf hat unterdessen schon begonnen. Seit einigen Monaten hat der Mannheimer Morgen einen „Schönschreiber“ mit dem KĂŒrzel „Diko“ im Einsatz, der garantiert nur positiv ĂŒber BM Kessler berichtet und keine Gelegenheit fĂŒr Lobhudelei versĂ€umt.

In eigener Sache

Hardy Prothmann verlÀsst Gemeinderat

Heddesheim/Rhein-Neckar, 17. Februar 2012. (red) Der Journalist Hardy Prothmann verlĂ€sst im MĂ€rz 2012 den Heddesheimer Gemeinderat. Das Ausscheiden des partei- und fraktionsfreien Gemeinderats erfolgt aus formalen GrĂŒnden durch die Bestimmungen der Gemeindeordnung. Durch den Wechsel des Wohnsitzes nach Mannheim kann Hardy Prothmann kein Gemeinderat mehr in Heddesheim sein.

Hardy Prothmann verlÀsst den Gemeinderat, weil er nach Mannheim umgezogen ist.

Nach § 31 Abs. 1 und § 28 Abs. 1 der Gemeindeordnung fĂŒr Baden-WĂŒrttemberg (GemO) scheidet ein Gemeinderat aus dem Gremium aus, wenn er die WĂ€hlbarkeit verliert, d.h. auch, wenn er nicht mehr BĂŒrger der Gemeinde ist. Die Voraussetzungen fĂŒr das BĂŒrgerrecht sind in § 12 Abs. 1 GemO geregelt, der Verlust des BĂŒrgerrechts in § 13. Danach ist u.a. nicht mehr BĂŒrger einer Gemeinde, wer aus dieser wegzieht.

Bei Wegzug tritt das Ausscheiden aus dem Gemeinderat automatisch ein; zur Klarstellung der Rechtslage hat der Gemeinderat festzustellen, dass durch den Wegzug der Verlust der WĂ€hlbarkeit gemĂ€ĂŸ § 28 Absatz 1 in Verbindung mit § 13 GemO gegeben ist.

BĂŒrgermeister Michael Kessler wurde umgehend ĂŒber den Wegzug informiert und hat gegenĂŒber Herrn Prothmann bereits angekĂŒndigt, das Ausscheiden des Gemeinderats am 01. MĂ€rz auf die Tagesordnung zu nehmen, was gleich zu Beginn verhandelt werden wird.

Liste gewonnen

Hardy Prothmann hatte bei der Kommunalwahl im Juni 2009 aus dem Stand die Liste der FDP gewonnen, auf der er als unabhÀngiger Kandidat auf Platz 11 aufgestellt worden war. Insgesamt erhielt er bei seiner ersten Kandidatur rund 20 Prozent mehr Stimmen als der FDP-Fraktionsvorsitzende Frank Hasselbring. Aufgrund unvereinbarer politischer Haltungen schloss sich Herr Prothmann nicht der FDP-Fraktion an, sondern nahm das Ehrenamt als einziger partei- und fraktionsfreier Gemeinderat wahr.

Sein „Wahlversprechen“ war, dass er fĂŒr mehr Transparenz in der Kommunalpolitik sorgen wollte. Dies hat er eingehalten, durch eine kritisch-offene Haltung im Gemeinderat gegenĂŒber allen Parteien und insbesondere gegenĂŒber BĂŒrgermeister Michael Kessler, dem Hardy Prothmann immer wieder Intransparenz und eine selbstherrrliche Sitzungsleitung vorgeworfen hat. Dazu gehörte auch die BemĂ€ngelung der Sitzungsprotokolle, die bei kritischen Punkten aus Sicht Prothmanns geschönt wurden oder wichtige AblĂ€ufe und Inhalte nicht ausreichend wiedergegeben haben.

Prothmann geht und bleibt

Als verantwortlicher Redakteur des Heddesheimblogs bleibt der Journalist Prothmann allerdings der Gemeinde erhalten und wird mit seinem Team weiter ĂŒbers Ortsgeschehen und die Kommunalpolitik berichten. Er wechselt vom Rat- zurĂŒck an den Pressetisch.

Hardy Prothmann (45) sagt mit Blick in die Vergangenheit und Zukunft:

Mir war das Ehrenamt sehr wichtig und ich habe es gern und engagiert ausgefĂŒllt. Bei meinen WĂ€hlerinnen und WĂ€hlern bedanke ich mich fĂŒr das Vertrauen und den guten Kontakt wĂ€hrend der Amtszeit. Ich hoffe, die Erwartungen in mich erfĂŒllt zu haben und bedanke mich bei allen, die konstruktiv mit mir zusammengearbeitet haben. Die Kommunalordnung sieht vor, dass man das Amt mit dem Wegzug aus der Gemeinde aufgeben muss. Das Amt hat aber auch eine große Belastung mit sich gebracht: Als Gemeinderat war ich oft und unnötig zur Verschwiegenheit verpflichtet, was meine journalistische Arbeit enorm eingeschrĂ€nkt hat. Diese EinschrĂ€nkung fĂ€llt nun weg.

Das Ausscheiden wird zum Beginn der Sitzung am 01. MĂ€rz 2012 festgestellt werden. Als Nachfolger wird einer der bei der Wahl angetretenen Kandidaten auf der FDP-Liste bestimmt werden und zwar in der Reihenfolge der Stimmergebnisse. Allerdings muss erst geprĂŒft werden, ob der betreffende Kandidat alle Voraussetzungen fĂŒr das Ehrenamt immer noch erfĂŒllt und seine Bereitschaft erklĂ€ren. Dann könnte in der darauffolgenden Sitzung der BĂŒrgermeister den Nachfolger verpflichten.

Uli Sckerl lud nach Stuttgart ein

Besuch des Landtags Baden-WĂŒrttemberg

40 Besucher aus dem Weinheimer Wahlkreis schauten sich das Geschehen im Landtag mal etwas genauer an.

 

Rhein-Neckar, 13. Febraur 2012. (red/jt) Am 08. Februar lud der Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich (Uli) Sckerl die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger des Wahlkreis 39 Weinheim zum Besuch des baden-wĂŒrttembergischen Landtags ein. Das Programm bestand aus einer generellen EinfĂŒhrung, dem Besuch des Landtagsplenums und einem AbgeordnetengesprĂ€ch. Die Kosten fĂŒr die Fahrt trug der Landtag.

Von Jörg Theobald

Eine breite Mischung aus JugendgemeinderĂ€ten, interessierten BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern, Mitgliedern von BĂŒndnis 90/Die GrĂŒnen, GrĂŒner Jugend und GemeinderĂ€ten aus der Region nahm am 08. Februar an der Fahrt nach Stuttgart teil.

Die 40 Personen waren der Einladung von Landtagsabgeordnetem Uli Sckerl gefolgt und besuchten den baden-wĂŒrttembergischen Landtag. Mit einer zweistĂŒndigen VerspĂ€tung durch eine Buspanne traf die Gruppe gegen 16:00 Uhr in Stuttgart ein.

Im Lina-HĂ€hnle-Saal (Sitzungssaal der GrĂŒnen Fraktion) gab es eine generelle EinfĂŒhrung in die AblĂ€ufe und die Funktionsweise des Landtags. Im Anschluss wurde die Gruppe durch den FlĂŒgel der GrĂŒnen Fraktion im Abgeordnetenhaus gefĂŒhrt.

Die BĂŒros im Abgeordnetenhaus sind allesamt sehr klein, nach Aussage von Uli Sckerl ist es „keine Seltenheit“, dass teilweise zu viert in den kleinen RĂ€umen gearbeitet wird. Der Landtag von Baden-WĂŒrttemberg sei, was die Versorgung und die RĂ€umlichkeiten angeht, das „Schlusslicht“ aller LandtagsgebĂ€ude in Deutschland.

Ein feiner Zwirn macht noch keine guten Manieren.

Nach der FĂŒhrung durch das Abgeordnetenhaus musste Uli Sckerl (siehe auch PortrĂ€t Sckerl auf dem Hirschbergblog.de)zurĂŒck in den Plenarsaal. Wichtige Abstimmungen standen an. Uli Sckerl sagte:

Wir als Regierungskoalition haben gerade mal vier Stimmen mehr als die Opposition. Also gerade mal vier Stimmen ĂŒber den Durst.

Der Landtag von Baden-WĂŒrttemberg - wilde Diskussionen sind hier keine Seltenheit.

Die Besuchergruppe konnte sich im Anschluss selbst von der Wichtigkeit dieser vier Stimmen ĂŒberzeugen. Im Plenarsaal wurde ĂŒber den Haushaltsplan 2012 diskutiert.

Dabei kam es immer wieder zu heftigen Diskussionen zwischen den Abgeordneten, bei der man sĂ€mtliche Regeln von Anstand und GesprĂ€chskultur vergeblich suchte. Mit Absicht lautstark durch den gesamten Saal gefĂŒhrte „GesprĂ€che“ und jede Menge Zwischenrufe sorgten dafĂŒr, dass der jeweils aktuelle Redner hĂ€ufig kaum zu verstehen war. (Siehe auch diese Reportage auf dem Hirschbergblog.de: „Im Landtag nichts Neues“)

Viele Besucher, darunter auch sehr viele Schulklassen, schauten dem Treiben von den BesucherrĂ€ngen zu. UnverstĂ€ndnis und KopfschĂŒtteln herrschte unter den Besuchern vor. Eine Ă€ltere Dame ereiferte sich:

Das ist ja wie im Kindergarten hier. Wo bleibt denn da die Vorbildfunktion?

Das Bild setzte dann bei den Abstimmungen fort. War die Opposition dafĂŒr, war die Regierungskoalition geschlossen dagegen und umgekehrt. Gemeinsame Entscheidungen? Fehlanzeige.

Auch die Besuchergruppe war von dem Verhalten der Abgeordneten irritiert.

„Mehr Indianer, weniger HĂ€uptlinge“

Nach einer guten Stunde im Plenarsaal kehrte die Gruppe zurĂŒck in den Lina-HĂ€hnle-Saal. Dort stellte sich der Landtagsabgeordnete Sckerl den Fragen der Besucher.

Neben der Kandidatur des Heidelberger Fritz Kuhn (Mitglied des Bundestages und dort stellvertretender FraktionsfĂŒhrer von BĂŒndnis 90/Die GrĂŒnen) fĂŒr das Amt des neuen OberbĂŒrgermeisters von Stuttgart, wurde auch die Gentechnik sowie die Polizeireform thematisiert.

Uli Sckerl stellte sich im Lina-HĂ€hnle-Saal (Sitzungssaal der GrĂŒnen Lantagsfraktion) den Fragen der Besucher.

Alexander Spangenberg, Stadtrat in Ladenburg, wollte wissen, ob es innerhalb der grĂŒnen Fraktion bereits GesetzesentwĂŒrfe zum Thema Gentechnik gibt und ob Baden-WĂŒrttemberg alleine ĂŒberhaupt dazu in der Lage ist, die Entwicklung der Gentechnik in die richtigen Bahnen zu lenken.

Laut Uli Sckerl wĂŒrden die rechtlichen Möglichkeiten des Landes bereits geprĂŒft, grundsĂ€tzlich wĂŒrde aber auf Bundes- und Europaebene an diesem Thema gearbeitet. Besonders auch im Hinblick auf die Problematik, das europĂ€ische Gesetze alle Mitgliedsstaaten betreffen, sei es wichtig, auf EU-Ebene etwas zu bewegen. Das Ergebnis sei dort jedoch noch „völlig offen“.

Auf die anstehende Polizeireform ging Uli Sckerl auf Nachfrage ebenso ein, wie auf die drohende Schließung der Diensstelle der Kriminalpolizei in Weinheim.

Es muss wieder mehr Indianer und weniger HĂ€uptlinge geben.

Sckerl weiter:

Zu viele Polizeibeamte sind mit Verwaltungsaufgaben gebunden. Gut 50 Prozent der Beamten haben nicht direkt mit den BĂŒrgern zu tun – sie sind weder im Vollzugsdienst, noch regeln sie den Verkehr.

BĂŒrgernĂ€he sehe anders aus, so Sckerl. Die Schließung der Polizeidienststelle in Weinheim sei zudem noch nicht sicher. Bei der neuen Aufstellung der Standorte sei noch nichts entschieden.

Kurt Klemm, Gemeinderat in Heddesheim, sprach den Abgeordneten auf die neuesten "Landschaftspflegemaßnahmen" in Heddesheim an und fordert die Absetzung von BĂŒrgermeister Kessler.

Es mache allerdings keinen Sinn, in jeder Dienststelle die selben Spezialisten anzutreffen. Eine zentrale Organisation der Kriminalpolizei in Heidelberg sei da schon sinnhafter, so Sckerl. Schließlich sei es bereits jetzt so, dass die Erstbestandsaufnahme zunĂ€chst durch die Bereitschaftspolizei erfolge und Kriminalpolizisten erst auf Anforderung anrĂŒcken. Auch den angespannten Landeshaushalt könne man so entlasten.

Nach dem AbgeordnetengesprĂ€ch lud Uli Sckerl die Gruppe ins Restaurant „tempus“. Der geplante Besuch des Stuttgarter „Haus der Geschichte“ fiel auf Grund der VerspĂ€tung durch die Buspanne jedoch aus. Nach Rigatoni in GemĂŒse-Sahne-Sauce und Salat oder Alternativ Truthahngeschnetzeltem in Curryrahm mit Siam-Duftreis machte sich die Gruppe auf den Weg zurĂŒck nach Hause.

Den meisten Besuchern bleibt vor allem der mangelhafte Umgang der Landtagsabgeordneten untereinander im GedĂ€chtnis – das hatte viele negativ beeindruckt.

 

Anmerkung der Redaktion: Aus TransparenzgrĂŒnden wird darauf hingewiesen, dass der Autor Mitglied bei BĂŒndnis 90/Die GrĂŒnen Ortsverband Edingen-Neckarhausen ist.

MinisterprÀsident Winfried Kretschmann schreibt S21-Gegnern auf Facebook

Rhein-Neckar, 07. Februar 2012. (red/pm) Winfried Kretschmann wendet sich mit einem offenen Brief ĂŒber das soziale Netzwerk Facebook an die Gegner von Stuttgart 21. Er selbst bezeichnet sich ebenfalls als S21-Gegner und den Ausgang der Abstimmung als „schmerzlich“. Wie bereits zuvor angekĂŒndigt, hĂ€lt er sich an das Ergebnis und schreibt: „Ungleich schlimmer wĂ€re es, das Votum letztlich nicht anzuerkennen.“

Dokumentation; Offener Brief von MinisterprÀsident Winfried Kretschmann
(Anm. d. Red.: ZwischenĂŒberschriften durch die Blogredaktion eingefĂŒgt.) 

„in den letzten Tagen und Wochen erreichten mich Schreiben sowie BeitrĂ€ge auf Facebook und Twitter von BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern, deren Inhalt mir sehr zu denken gibt. Mal mehr, mal weniger deutlich wird darin gefordert, Stuttgart 21 dĂŒrfe auch nach dem Ergebnis der Volksabstimmung nicht gebaut werden. Daher möchte ich Ihnen mit diesem offenen Brief meine Sicht der Dinge darstellen.

Der 27. November 2011 ist ein Datum, das bei mir ganz unterschiedliche GefĂŒhle weckt. Einerseits konnten mit der Volksabstimmung ĂŒber das „S 21-KĂŒndigungsgesetz“ zum ersten Mal in der Geschichte Baden-WĂŒrttembergs die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger jenseits von Wahlen unmittelbar Einfluss nehmen und in einer Sachfrage eine Entscheidung treffen.

Wenngleich das Wort fĂŒr uns Deutsche aus geschichtlichen GrĂŒnden nicht nur positiv besetzt ist, so bin ich doch ein wenig stolz darauf, dass es uns gelungen ist, mit der Volksabstimmung einen historischen ersten Schritt in eine echte BĂŒrgergesellschaft gemacht zu haben.

Volksabstimmung ein „sehr bitterer und schmerzlicher Tag“

Andererseits ist der 27. November fĂŒr mich persönlich ein sehr bitterer und auch schmerzlicher Tag gewesen. Denn an diesem Tag hat sich eine klare Mehrheit der Abstimmungsberechtigten Baden-WĂŒrttembergs fĂŒr eine finanzielle Beteiligung des Landes an dem Bahnprojekt Stuttgart 21 ausgesprochen. Lediglich in sieben von insgesamt 44 Stimmkreisen hat das „S 21-KĂŒndigungsgesetz“ eine Mehrheit von Ja-Stimmen gefunden. DemgegenĂŒber haben 58,9 Prozent der abgegebenen gĂŒltigen Stimmen in Baden-WĂŒrttemberg gegen den Gesetzentwurf votiert.

Selbst im Stadtkreis Stuttgart, wo ich ein anderes Ergebnis erwartet hatte, hat sich keine Mehrheit der WĂ€hlerinnen und WĂ€hler fĂŒr das S 21-KĂŒndigungsgesetz ausgesprochen:

Mit 52,9 Prozent der abgegebenen gĂŒltigen Stimmen wurde ein Ausstieg aus der Finanzierung von Stuttgart 21 abgelehnt. Über ein Jahrzehnt hinweg haben ich und die GrĂŒnen im Landtag und darĂŒber hinaus gegen das Projekt argumentiert und fĂŒr Alternativen geworben und so ist dieses Votum des Volkes fĂŒr mich eine schmerzliche Entscheidung, an der ich persönlich schwer trage.

Ich hatte mir einen anderen Ausgang gewĂŒnscht, denn ich bin weiterhin der Überzeugung, dass die Alternativen zu Stuttgart 21 besser gewesen wĂ€ren. Schmerzlich ist der Ausgang aber auch deshalb, weil ich eingestehen muss, dass wir die Mehrheit der Bevölkerung mit unseren guten sachlichen und fachlichen Argumenten nicht ĂŒberzeugen konnten.

Auch ungeliebte Mehrheitsentscheidungen akzeptieren

Am 27. November 2011 hat das Volk entschieden. Und als ĂŒberzeugter Demokrat und MinisterprĂ€sident akzeptiere ich den Willen des SouverĂ€ns.

Damit entfĂ€llt in einer Demokratie fĂŒr die Politik und fĂŒr mich als MinisterprĂ€sident die Legitimation, das Projekt Stuttgart 21 dem Grunde nach immer und immer wieder in Frage zu stellen. Nicht ausgeschlossen ist es hingegen, die Fehler und SchwĂ€chen des Projekts deutlich aufzuzeigen, den Finger in die Wunde zu legen und auf Nachbesserungen zu drĂ€ngen. Das verstehe ich unter einem kritisch-konstruktiven Begleiten von Stuttgart 21 PLUS.

Wer allerdings meint, die Landesregierung und insbesondere ich als MinisterprĂ€sident könnten oder mĂŒssten das Projekt ĂŒber solche SchwĂ€chen noch endgĂŒltig zu Fall bringen, dem muss ich ganz klar sagen, dass ich dies nicht machen werde. Die Bahn darf Stuttgart 21 bauen. So hat das die klare Mehrheit der Abstimmenden gewollt. Es gehört zum Wesenskern der Demokratie, dass man Mehrheitsentscheidungen akzeptiert, ob sie einem nun gefallen oder nicht.

Allen war bewusst, dass mit der Volksabstimmung ĂŒber das S 21-KĂŒndigungsgesetz selbstverstĂ€ndlich mittelbar ĂŒber die Realisierung der Projekte Stuttgart 21 und die Alternativen abgestimmt wird.

Alle Argumente, die gegen Stuttgart 21 und fĂŒr die Alternativen sprechen, sind im Zuge der Ă€ußerst umfassenden Diskussionen im Vorfeld der Volksabstimmung, in der Schlichtung und/oder bereits weit vorher, geĂ€ußert und vorgetragen worden. Ich will auch gerne erneut betonen, dass ich viele der kritischen Argumente zu Stuttgart 21 persönlich teile. SĂ€mtliche Argumente in der Debatte sind vorgebracht, gewendet und abgewogen worden. Jede BĂŒrgerin und jeder BĂŒrger hatte umfassenden Zugang zu ihnen. Es gab hunderte Veranstaltungen und Foren sowie Diskussionsrunden unterschiedlichster Art.

Es gab die Schlichtung. Niemand wurde ausgeschlossen.

Pro und Contra hinlÀnglich bekannt

Über mehr als ein Jahr hinweg ist das Thema in der Stadt, regional und ĂŒberregional intensiv verhandelt worden. Und gerade in Zeiten des Internets und anderer moderner Kommunikationsmittel kann keine Rede davon sein, dass Informationen hinter dem Berg gehalten oder verschwiegen worden seien.

Die Fakten, die fĂŒr oder gegen Stuttgart 21 sprachen und sprechen, lagen offen auf dem Tisch. Und allen war klar, was im Falle eines Scheiterns des S 21-KĂŒndigungsgesetzes unaufhaltsam kommen wird:

Abriss des SĂŒdflĂŒgels, Freimachung des Baufeldes im Mittleren Schlossgarten zur Errichtung des Trogbauwerkes durch FĂ€llen oder Versetzen der BĂ€ume und Grundwasserentnahme.

Die Argumente, die Sie gegen Stuttgart 21 anfĂŒhren, waren der Bevölkerung hinlĂ€nglich bekannt. In der BroschĂŒre zur Volksabstimmung konnten Pro- und Contra-Seite Ihre Argumente kompakt vortragen. Jeder, der wollte, konnte darĂŒber hinaus sich jede Facette und noch differenzierte Argumente beschaffen. Gleichwohl hat sich deren Mehrheit am Ende fĂŒr das Projekt entschieden. An dieser Erkenntnis fĂŒhrt einfach kein Weg vorbei.

In der Regierungsform der Demokratie – und bei der direkten Demokratie zumal – gehen wir von einer mĂŒndigen BĂŒrgerschaft aus. Wir nehmen an, dass Menschen informiert sind bzw. sich Informationen beschaffen (können), bevor sie zu Wahlen und Abstimmungen gehen, und dass sie dann abgewogene Urteile und Entscheidungen fĂ€llen. Allerdings können wir niemanden dazu zwingen.

One Man, one vote“

Jede (volljĂ€hrige) BĂŒrgerin und jeder (volljĂ€hrige) BĂŒrger hat eine Stimme, und alle Stimmen haben den gleichen Wert. „One Man, one vote“ ist zu Recht ein Kernsatz demokratischer Verfassung. Und jede Stimme zĂ€hlt gleich, egal wer sie abgibt, ob etwa Professorin oder Putzfrau, aus welchen GrĂŒnden und Motiven auch immer, ob sie sich gut oder schlecht informiert hat.

Ein weiterer Kernsatz der Demokratie ist, dass Mehrheiten entscheiden. Darauf ist demokratische Politik angewiesen, denn etwas Besseres als die Mehrheitsregel ist noch niemandem eingefallen.

Wer, wenn nicht die Mehrheit in einer demokratischen Abstimmung soll denn die LegitimitĂ€t einer Entscheidung begrĂŒnden? Wie soll denn verfahren werden, wenn eine klare Mehrheit in einer strittigen Frage vorliegt? Soll dann das Votum dieser Mehrheit etwa nicht umgesetzt werden? Mit welchem Recht wollte man sich als Regierung dem verweigern? Woran sollen sich Entscheidungen ausrichten, wenn nicht an vorangehenden Mehrheiten in Wahlen und Abstimmungen?

Die GrĂŒn-Rote Koalition ist hier ohnehin schon sehr weit gegangen, nachdem große Mehrheiten im Parlament Stuttgart 21 lĂ€ngst beschlossen hatten, diese Entscheidung erneut in Form einer Volksabstimmung wieder aufzurufen. Wenn wir uns dieser Mehrheitsentscheidung bei Stuttgart 21 verweigern wĂŒrden, wie könnten wir dann in Zukunft selbst auf unseren Mehrheitsentscheidungen bestehen?

„Streiten bis in alle Ewigkeit“?

Niemand verlangt, die Position der anderen Seite zu ĂŒbernehmen. Und niemand verlangt, mit der eigenen Meinung kĂŒnftig hinter dem Berg zu halten. Aber der – in vielen Schreiben und anderen Veröffentlichungen der letzten Wochen zu findende – Appell an die Verantwortung der BĂŒrgerinnen und BĂŒrger und der Verweis auf die großen Erwartungen, denen man gerecht werden mĂŒsse, der Hinweis auf die verantwortlichen Politiker und Planer gehen darĂŒber hinaus: sie dokumentieren, dass man das Votum der Volksabstimmung nicht akzeptiert.

Was bedeutet die Nichtanerkennung solcher Ergebnisse fĂŒr die Demokratie allgemein und fĂŒr das an Recht und Gesetz gebundene Regieren im Konkreten? Wie soll Legitimation fĂŒr politisches Handeln hergestellt werden? Wer bestimmt, entscheidet und handelt dann in staatlichen Angelegenheiten? Soll dies eine elitĂ€re Expertokratie sein, von der manch antiker Denker schrieb?

Der Konflikt um Stuttgart 21 war ein tiefer und heftiger Konflikt, der Stadt und Land mehr und mehr zu spalten drohte. Wie sollen schwierige Konflikte beigelegt werden, wenn nicht einmal eine Volksabstimmung als letzte AutoritÀt anerkannt wird? Soll man weiter streiten bis in Ewigkeit?

GrundsÀtze der Demokratie werden in Frage gestellt

Ganz allgemein: Wie soll Demokratie dann ĂŒberhaupt funktionieren? Was sind die Alternativen?

Diese Fragen drĂ€ngen sich mir bei der LektĂŒre Ihrer Briefe, E-Mails, Postings und Tweets auf. Welche Antworten wollen Sie finden, ohne grundsĂ€tzliche demokratische Prinzipien unseres Gemeinwesens in Frage zu stellen?

Vielleicht gibt es auch noch andere GrĂŒnde, die Sie bewogen haben, ihre Schreiben so zu formulieren. Halten Sie komplexe politische Sachfragen fĂŒr nicht geeignet, um sie durch die Bevölkerung direkt abstimmen zu lassen?

Und schließen sich damit den Gegnern bzw. Skeptikern der direkten Demokratie an, von denen es ja manche gerade in den konservativen Parteien gibt?

Eine solche Position ist keineswegs ehrenrĂŒhrig und hat gute Argumente auf ihrer Seite – man sollte sie nur klar benennen.

Ich persönlich teile diese Auffassung jedenfalls nicht, im Gegenteil: Die im Vergleich sehr hohe Beteiligung der BĂŒrgerschaft an der Volksabstimmung ist fĂŒr mich ein deutliches Indiz, dass die Menschen in unserem Lande ĂŒber mehr Themen direkt mitentscheiden wollen und nicht ĂŒber weniger.

Prinzipiell gilt allerdings, dass das Volk in seiner Mehrheit natĂŒrlich genauso Fehlentscheidungen treffen kann, wie die Mehrheit in einem Parlament. Denn in der Demokratie wird nicht ĂŒber LĂŒge und Wahrheit entschieden, sondern ĂŒber Alternativen.

Wer der Auffassung ist, dass die Volksabstimmung nicht rechtmĂ€ĂŸig abgelaufen sei, fĂŒr diejenige oder denjenigen gibt es in einem Rechtsstaat ebenfalls den Weg, den die gewaltenteilende Demokratie vorsieht:

Die Klage vor den Gerichten. Der entsprechende Weg ist ja von einigen auch bereits beschritten worden. Aber gewiss kann dies keine Forderung an die Exekutive sein. Schon gar nicht wenn sie wie in diesem Fall die Volksabstimmung nach sorgfĂ€ltiger PrĂŒfung selber eingeleitet hat.

Wie sollen BĂŒrgergesellschaft und BĂŒrgerdemokratie funktionieren?

Zu diesen Themen hinzu kommt eine Sorge, die mich umtreibt. Es ist die Sorge, dass das, was die Protestbewegung gegen Stuttgart 21 an Positivem und Wegweisendem fĂŒr die Republik bereits erreicht hat – fĂŒr die Zukunft ein grundsĂ€tzliches Überdenken von Planungsprozessen, eine Ausweitung und Verbreiterung der Beteiligung der BĂŒrgerschaft auf unterschiedlichsten Ebenen, Transparenz und Offenheit bei den Alternativen und manches mehr –, dass diese großen Erfolge also gefĂ€hrdet und womöglich konterkariert werden, weil maßgebliche Protagonisten des Protestes das Resultat der Volksabstimmung nicht akzeptieren.

All dies zusammengenommen stelle ich mir eine grundsĂ€tzliche Frage: Wenn auch bekannte und anerkannte Persönlichkeiten das Ergebnis einer Volksabstimmung nicht anerkennen und respektieren wollen – wie soll dann die BĂŒrgergesellschaft und die neue BĂŒrgerdemokratie eigentlich funktionieren?

Und ins Konkrete gewendet leitet sich daraus eine fĂŒr den politischen Alltag elementare Frage ab. Nachdem die Volksabstimmung ein so klares Votum hervorgebracht hat:

Können Sie sich ernsthaft einen MinisterprĂ€sidenten und eine Landesregierung wĂŒnschen, die sich – weil ihnen ein politisches Ergebnis missfĂ€llt – ĂŒber den Willen der Mehrheit in einem Gesetzgebungsverfahren (denn nichts anderes ist eine Volksabstimmung nach unserer Landesverfassung) hinwegsetzt, dagegen opponiert und sich schlichtweg nicht an Gesetz und Recht gebunden fĂŒhlt?

Niemand, der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ernst nimmt, kann sich dies am Ende wĂŒnschen, auch die nicht, die in der Sache verloren haben. Denn wir wĂŒrden dann TĂŒr und Tor öffnen fĂŒr eine Entwicklung, an der keinem von uns ernsthaft gelegen sein kann.

So schmerzlich und bitter die Entscheidung des Volkes fĂŒr Stuttgart 21 in der Sache fĂŒr uns Gegner war. Ungleich schlimmer wĂ€re es, das Votum letztlich nicht anzuerkennen. Denn dies hieße nichts anderes, als unseren demokratischen Rechtsstaat in Frage zu stellen.

Mit freundlichen GrĂŒĂŸen

Winfried Kretschmann“

Gemeinde holzt wie ĂŒblich nieder

Biotop-Massaker fĂŒr „Blick auf den See“

Kahlbeschlagens Biotop.

 

Heddesheim, 12. Januar 2012. Was der Gemeinderat Kurt Klemm schon seit Jahren anprangert, hat Methode: Der gnadenlose RĂŒckschnitt von Natur. Verantwortlich: BĂŒrgermeister Michael Kessler. AusfĂŒhrende: Die Mitarbeiter des Bauhofs. Konsequenz: Entweder passt sich die Natur in die „Vorstellungen“ ein oder sie wird gnadenlos bekĂ€mpft.

FĂŒr NatĂŒrschĂŒtzer ist „GestrĂŒpp“ ein Lebens- und RĂŒckzugsraum fĂŒr Tiere. FĂŒr den BĂŒrgermeister Michael Kessler etwas, dass er konsequent bekĂ€mpft. Seine Strategie: RĂŒckschnitt bis auf Knöchelhöhe. Vermutlich ist ihm das GestrĂŒpp zu „unordentlich“.

Die Ästhetik des BĂŒrgermeisters orientiert sich an Beton und Stein. Sichtbar am Dorfplatz – der nur Stein lebt und kalt und ungemĂŒtlich ist.

Oder an seinem „Jahrhundert-Projekt“ „Pfenning“. Beton, Hallen, Fahrbahnen, Fahrzeuge. Das ist sein Metier.

Um den Badesee gibt es ein neues TeilstĂŒck des Rundwegs. Benutzer sollen nicht auf „GestrĂŒpp“ schauen, sondern auf den See. Dessen glatte FlĂ€che sieht vermutlich in den Augen des BĂŒrgermeisters auch irgendwie wie eine planierte BetonflĂ€che aus. Obwohl man sehr gut auf den Badesee auf den bisherigen Wegen schauen kann, musste ein langer Streifen gewachsenes Biotop weichen – fĂŒr einen Blick auf den Badesee.

Abschneiden, kurz machen, in Form bringen. Manch einer in Heddsheim hĂ€lt das fĂŒr ein politische Formel, die vor allem fĂŒr gewisse GemeinderĂ€te gilt, die sich willfĂ€hrig fĂŒgen.

Deshalb ist hier auch kein Protest zu erwarten, sondern ganz sicher Zustimmung oder vielleicht sogar die Nachfrage, ob man nicht die Kosten fĂŒr radikale RĂŒckschnittsaktionen langfristig besser durch konsequentes Duchbetonieren senken könnte.

Verbunden mit der Formel:

Genießen Sie den neuen Blick auf den Badesee. Alles ist in „Ordnung“.

"Pfenning"-Bau geht - naja - voran

Neues von der Baustelle: Folge 6 – Es entwickelt sich

Hinter den ZĂ€unen wird ein wenig gebaggert.

Heddesheim, 11. Januar 2012. (red) Auf dem „Pfenning“-GelĂ€nde geht es voran. Es ist eingezĂ€unt, ein paar Baucontainer stehen herum, ein paar Bagger baggern. Glaubt man „Pfenning“ – soll hier schon 2012 ein „Multicube“ stehen – nur fraglich, ob das bei dem Tempo klappen wird. 2013 soll sogar der Gleisanschluss schon in Betrieb sein.

Von Hardy Prothmann

In „Neues von der Baustelle“ haben wir in Folge 5 darĂŒber berichtet, dass der gute Nachbar „Pfenning“ sich einzĂ€unt. Diese fundamentalen Arbeiten sind abgeschlossen.

Große Teile des ehemals besten Heddesheimer AckergelĂ€ndes sind abgeschoben und damit zerstört. Wer sich dieser Tage das kĂŒnftige „Pfenning“-GelĂ€nde anschaut, sieht nur Schlamm. Und wundert sich ĂŒber den Zaun. Kein vernĂŒnftiger Mensch wĂŒrde dieses GelĂ€nde betreten, außer fĂŒr eine Schlammschlacht.

Der „gute Nachbar“ hatte zum November den Beginn der Bauarbeiten per Pressemitteilung angekĂŒndigt. Diese hat der BĂŒrgermeister Kessler sofort an den Gemeinderat weitergeleitet, denn Kessler war unter Druck, geschah doch lange nichts. Dabei ist „Pfenning“ doch die Zukunftsrettung Heddesheims.

Nach fast zwei Monaten Beginn der Bauarbeiten ist, sagen wir mal, erstaunlich wenig passiert. Wenn „Pfenning“ in dem Tempo „weiterbaut“, wird das eine Dauerbaustelle fĂŒr die nĂ€chsten zehn Jahre.

Nach eigener (spÀrlicher) Darstellung will Pfenning aber schon dieses Jahr loslegen und 2013 soll sogar Schienenlogistik RealitÀt sein.

Wer genau hinschaut, sieht, dass das GelĂ€nde vorbereitet wird. Es wird „entwickelt“, sprich, die wichtigen Versorgungsleitungen werden gelegt.

Und es gibt vermehrt Vermutungen, dass das halt einfach (nur) so ist. „Pfenning“, also Karl-Martin Pfenning und der Viernheimer Immobilien-Mensch Johann Georg Adler III (der nennt sich tatsĂ€chlich so), haben zusammen eine Gesellschaft des bĂŒrgerlichen Rechts bebildet und sind die alleinigen Investoren fĂŒr das angebliche „100-Millionen-Euro-Projekt“.

Nach zwei Monaten "BauaktivitÀt" ist das Ergebnis erstaunlich.

Nach außen ist es „Pfenning“ als Unternehmen, tatsĂ€chlich sind es zwei Viernheimer Einzelinvestoren – zumindest ist der der letzte bekannte Stand.

Es gibt Vermutungen, dass die beiden gerade ein großes GeschĂ€ft machen. Sie haben einen (bislang) gĂŒltigen Bebauungsplan, haben fĂŒr lĂ€cherliche 47 Euro pro Quadratmeter ein FiletstĂŒck gekauft, bereiten das jetzt vor und verkaufen das dann deutlich teurer zu einer traumhaften Rendite. So die Vermutungen.

Die Vermutungen fußen auf Indizien. Hatte „Pfenning“ zunĂ€chst davon gesprochen, regionale Lager zu konzentrieren und hatten BĂŒrgermeister Michael Kessler, sein Organ Joseph Doll (CDU) und der willfĂ€hrige SPD-Sprecher JĂŒrgen Merx immer wieder den Erhalt der ArbeitsplĂ€tze in der Region hervorgehoben, hat „Pfenning“ vor kurzem Tacheles geredet: Es gehe um NeugeschĂ€ft. Die alten Standorte bleiben, wo sie sind.

FDP-Vertreter Frank Hasselbring fand alles immer einfach „gut“ und stimmte voll zu.

Der gute Nachbar „Pfenning“ ist seit der entscheidenden Abstimmung zum Bebauungsplan ein Fremder in Heddesheim. Hat ihn jemand gesehen? Ist er prĂ€sent? Informiert er ĂŒber das, was passiert auf der Baustelle? PrĂ€sentiert er sich als guter Nachbar? Informiert er? Entschuldigt er sich fĂŒr Belastungen?

Nein. Warum auch?

Politisch ist sein „Ding“ entschieden.

Man darf gespannt sein, wie sich die „Dinge“ entwickeln.

Man darf auf die Schlammschlacht gespannt sein.

 

 

 

Einwohnerzahl stagniert oder hÀlt sich - abhÀngig von der Interpretation

NeubĂŒrgerempfang im Pflug

BĂŒrgermeister Kessler (links) empfĂ€ngt stellvertretend fĂŒr die Gemeinde NeubĂŒrger.

Heddesheim, 10. Januar 2012. Zum Jahresanfang werden die NeubĂŒrgerinnen und -bĂŒrger im Pflug empfangen, um die Gemeinde vorzustellen. Knapp 40 Personen fanden sich ein. BĂŒrgermeister Michael Kessler begrĂŒĂŸte zusammen mit Gemeindebediensteten und einigen GemeinderĂ€ten den „Zuwachs“ – Seit zehn Jahren stagniert allerdings die Bevölkerungszahl.

BĂŒrgerinnen und BĂŒrger sind nicht einfach nur „Bewohner“ – sie tragen viel zur Gemeinde bei. ZunĂ€chst mal als Mensch, der sie sind. Aber auch als Steuerzahler, als mögliches Vereinsmitglied oder ehrenamtlicher Helfer oder kulturelle Bereicherung. Und natĂŒrlich gibt es darĂŒber Statistiken.

Bis zum Ende des zweiten Quartals 2011 gab es (Stand 31.12.2011) 549 ZuzĂŒge und 526 WegzĂŒge, außerdem 116 SterbefĂ€lle und 91 Geburten. Die Bilanz: Ein „Minus“ von zwei BĂŒrgern.

In den vergangenen zehn Jahren war der bisher höchste Einwohnerstand zum Ende des zweiten Quartals 2005 erreicht: 11.673 BĂŒrgerinnen und BĂŒrger, also 124 mehr als aktuell.

Nach den Zahlen von 2010 sind insgesamt 3.537 Menschen in Heddesheim ĂŒber 65 Jahre alt – genau 30 Prozent der Bevölkerung. Die Frauen sind mit 52 Prozent in der „Überzahl“.

Und Heddesheim wird „internationaler“: GemĂ€ĂŸ den statistischen Zahlen gibt es im Vergleich des vierten Quartals 2000/2010 insgesamt einen Zuwachs von 56 BĂŒrgerinnen und BĂŒrger auslĂ€ndischer Herkunft, Ende 2010 sind es 734.

Der niedrigste Bevölkerungsstand war Ende des ersten Quartals 2001 zu verzeichnen: 11.517. Im ersten Quartal 2009 gab es einen Àhnlich niedrigen Stand: 11.518.

Die Tendenz ist also… schwankend. Je nach Interpretation hĂ€lt sich sich oder stagniert. Heddesheim hĂ€lt die Einwohnerzahl und freut sich ĂŒber NeubĂŒrger – als Mensch, als Steuerzahler, als mögliches Vereinsmitglied oder ehrenamtlicher Helfer oder als Bereicherung der Kultur.

Spannend dĂŒrfte es ab diesem Jahr werden. Denn ab 2012 will das Viernheimer Speditionsunternehmen „Pfenning“ angeblich bis zu 1.000 ArbeitsplĂ€tze in Heddesheim bieten – bislang arbeiten aber nur Fremdfirmen auf dem GelĂ€nde.

Die BefĂŒrworter der Ansiedlung, allen voran der BĂŒrgermeister, die CDU, SPD und FDP erhoffen sich nach Fertigstellung des Hallenkomplexes einen deutlichen „Schub“ bei den Einwohnerzahlen. Hinzu kommt die geplante Edeka-Erweiterung, ebenfalls ein Logistik-Projekt.

SpĂ€testens 2014 werden die Zahlen vorliegen – dann sind BĂŒrgermeister- und Kommunalwahlen.

Die NeubĂŒrgerinnen und -bĂŒrger sind ĂŒbrigens herzlich eingeladen, sich auch fĂŒr die Kommunalpolitik zu interessieren und sich einzubringen. Am Ende des Monats sind die Gemeinderatssitzungen, aktuelle politische Informationen finden Sie auf dem Heddesheimblog und Sie können sich hier mit Kommentaren und GastbeitrĂ€gen beteiligen.

GeschĂ€ftsfĂŒhrer Nitzinger verweigert jegliche Auskunft

Neues von der Baustelle: Folge 4 – „Pfenning“ zĂ€unt sich ein

Heddesheim, 08. Dezember 2011. (red) Nach ĂŒber drei Wochen seit dem „Baustart“ ist nach wie vor noch recht wenig los auf der „Pfenning“-Baustelle. Einige Bagger haben teilweise die obersten Schichten des Mutterbodens abgetragen und zu ErdwĂ€llen aufgehĂ€uft.

Planierrauben haben diese Stellen verdichtet. Hier bilden sich Wasseransammlungen, da das Wasser im „Lellebollem“ (Heddesheimer Lehmboden) nun kaum mehr versickern kann.

Entlang des Brunnenwegs ist ein Schacht ausgehoben worden. Vermutlich fĂŒr Versorgungsleitungen. Eine Firma hat begonnen, das GelĂ€nde einzuzĂ€unen. Der nordwestlich gelegene Feldweg ist verschwunden. Die Zufahrtsstraßen im Gewerbegebiet sind dreckig. [Weiterlesen…]

Dokumentation: Das Medienmagazin Zapp (NDR) berichtet ĂŒber die „Fischfutter-AffĂ€re“ Ströbele vs. Heddesheimblog

Rhein-Neckar/Berlin/Hamburg, 01. Dezember 2011. Das Medienmagazin „Zapp“ des Norddeutschen Rundfunks hat gestern in seiner Sendung unter dem Titel „Scharfe GeschĂŒtze: Ströbele vs. Heddesheimblog“ ĂŒber unsere Berichterstattung, die Abmahnung durch den Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele und die Folgen berichet.

Die vollstÀndigen Interviews finden Sie auf Seite von Zapp.

Dokumentation: Reaktionen auf die Fischfutter-AffÀre Ströbele

Weinheim/Heddesheim/Berlin, 27. November 2011. Die Abmahnung einer unserer Schlagzeilen durch das AnwaltsbĂŒro des Berliner Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele (BĂŒndnis90/Die GrĂŒnen) hat zu einer Welle der Empörung gefĂŒhrt. Wir dokumentieren eine Auswahl dieser Reaktionen auf den Vorgang.

Wir hatten ĂŒber einen Vorfall am Weinheimer Waidsee berichtet. Der Artikel erschien am Dienstag, den 22. November 2011. Bis zum Vormittag des 24. November 2011 war er rund 1.800 Mal aufgerufen worden.

Um 09:25 Uhr wurden wir per Fax abgemahnt. Gegen 14:00 Uhr korrigierten wir die Überschrift und erweiterten den Artikel um die Information der Abmahnung.

Bis zum spĂ€ten Samstagabend wurde unser Artikel rund 55.000 Mal aufgerufen, 235 Kommentare wurden veröffentlicht (rund 50 gelöscht), rund 3.700 Facebook-Nutzer haben den Artikel „geliket“, ĂŒber Twitter gab es ĂŒber lange Zeit weit ĂŒber 200 Tweets pro Stunde. Mit anderen Worten – der Text und das Thema hat deutschlandweit eine enorme Aufmerksamkeit erlangt.

Mindestens zwei Mal hat unser Server den vielen Zugriffen nicht Stand gehalten – teils versuchten ĂŒber 3.000 Leser gleichzeitig auf den Artikel zuzugreifen. Nur der Umzug auf einen Hochleistungsserver und ein engagierter Support unseres Providers Domain-Factory machten eine Erreichbarkeit des Artikels möglich.

Die „Bild-Zeitung“ machte Ströbele zum „Verlierer des Tages„, die Welt schrieb unter der Schlagzeile: „Ströbele, seine Frau und die AffĂ€re Fischfutterkugel„, der bekannte Strafverteidiger Udo Vetter fragte: „Ströbele mahnt ab: Was ist eine Anzeige?„, der Berliner Tagesspiegel schrieb: „Ströbele geht juristisch gegen Blogger vor„, auf Facebook verlinkte uns die Seite „Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg“ mit 334.000 Fans (was zunĂ€chst zu einem Absturz unseres Servers fĂŒhrte), dutzende Blogs und News-Seiten nahmen das Thema auf, verbreiteten es weiter und zogen wiederum Interesse und Kommentare auf sich.

Wir dokumentieren eine Übersicht ĂŒber Onlinezeitungen und Blogs, die die Nachricht ĂŒber die „Futtermittel-AffĂ€re“ des Berliner Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele (BĂŒndnis90/Die GrĂŒnen) verbreiteten und kommentierten (Stand: 28. November 2011). Die Auflistung ist alphabetisch geordnet.

Recherche: Martin Heilmann (Tegernseer Stimme, zur Zeit als Gast-Redakteur in unserer Redaktion.)

  • aristo.excusado.net | http:// /comments.php?y=11&m=11&entry=entry111125-000131 | „Erstaunlich, wie kleinkariert mancher Zeitgenosse sein kann.“ Schilderung des Tathergang am Waidsee
  • Berliner Morgenpost | http://www.morgenpost.de/printarchiv/panorama/article1839007/Stroebele-und-das-Fischfutter.html | Prozess: Ströbele und das Fischfutter
  • blog.esowatch.com/ | http://blog.esowatch.com/?p=5391 | Wer fĂŒr einen friedlichen Dialog mit den Taliban eintritt, selbst aber nicht mit 13-jĂ€hrigen Jungs reden kann, hat seine GlaubwĂŒrdigkeit verspielt – der Kaiser ist nackt
  • blog.fefe.de/ | http://blog.fefe.de/?ts=b02e3206 | Lieber Herr Ströbele, wenn Sie das hier lesen: ziehen Sie ganz schnell den Eisenberg zurĂŒck und entschuldigen Sie sich bei dem Blog
  • blog.rekursivparadoxon.eu | http://blog.rekursivparadoxon.eu/2011/11/26/strobele-geht-baden/ | Wenn der Hans-Christian Ströbele (GrĂŒne) das gemacht hĂ€tte, was man bei einem Jungendstreich so macht, nĂ€mlich herzlich darĂŒber lachen und sich an die eigenen Jugendstreiche erinnern
  • bz-berlin.de | http://www.bz-berlin.de/archiv/meine-frau-hatte-eine-woche-kopfschmerzen-article1328763.html | „Meine Frau hatte eine Woche Kopfschmerzen“
  • tagesspiegel.de | http://www.tagesspiegel.de/berlin/stroebele-geht-juristisch-gegen-blogger-vor/5890128.html | Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele (GrĂŒne) geht juristisch gegen einen Blog vor, der seiner Ansicht nach unzulĂ€ssige und falsche Informationen ĂŒber ihn und seine Frau verbreitet hat.
  • tagesspiegel.de | http://www.tagesspiegel.de/meinung/lesermeinung/stroebele-es-war-ein-unerfreuliches-urlaubserlebnis/5895494.html | Leserbrief/Leserkommentar von Herrn Ströbele persönlich
  • tobiasgillen.de | http://www.tobiasgillen.de/?p=4178 | Ströbele wĂŒrde vielleicht gut daran tun, einen Gang zurĂŒck zu rudern und mal ein wenig das Feuer aus der Angelegenheit zu nehmen. Die Reaktionen in der BlogosphĂ€re und auf Twitter deuten auf viel Gegenwind.
  • welt.de | http://www.welt.de/politik/deutschland/article13737206/Stroebele-seine-Frau-und-die-Affaere-Fischfutterkugel.html | Was geschah wirklich am Weinheimer Waldsee mit Christian Ströbele und seiner Frau?
  • welt.de | http://www.welt.de/politik/deutschland/article13739330/Fischfutter-Affaere-Stroebele-legt-auf-Facebook-nach.html | Ströbele rechtfertigt sich in der „Fischfutter-AffĂ€re“: Seine Frau sei mit einem „Plastikgeschoss“ attackiert worden, der Ärger also verstĂ€ndlich.
  • Westdeutsche Zeitung | http://www.wz-newsline.de/home/panorama/kopf-des-tages/hans-christian-stroebele-contra-heddesheimblog-der-fischfutter-fall-1.830506 | Ströbele contra Heddesheimblog: Der Fischfutterfall
  • zukunftskinder.org | http://www.zukunftskinder.org/?p=16479 | „Ein Mann in Herrn Ströbels Position muss einfach die Contenance wahren!“ Artikel weißt auf Unterlassungsklage gegen Heddesheimblog hin und dass Frau Ströbele Anzeige erstattete.

Wenn Sie weitere VorschlĂ€ge fĂŒr diese Dokumentation haben, können Sie uns diese gerne per email: redaktion [at] heddesheimblog.de zusenden.

SWR-Dokumentation fasst die Entwicklung von Stuttgart 21 zusammen

Stuttgart 21 – Eine Chronik

Rhein-Neckar, 24. November 2011. (red) Am Sonntag stimmen die BĂŒrger in Baden-WĂŒrttemberg ĂŒber das Milliardenprojekt Stuttgart 21 ab. Angeblich liegen Gegner und BefĂŒrworter in etwa gleich auf. Die halbstĂŒndige SWR-Dokumentation von Harald Kirchner und Bernd Schlecker zeigt die „Entwicklung“ von Stuttgart 21 von Ende der 80-Jahre bis heute mit vielen Archivaufnahmen und „klaren“ Aussagen – ein sehenswerter Film.

Sehr prĂ€zise zeigt der Film die Entstehungsgeschichte des Streitfalls Stuttgart 21. Besonders interessant: Immer wieder betonen die BefĂŒrworter, es handle sich um das „bestgerechnetste Bahnprojekt ĂŒberhaupt“ – ĂŒber die Jahre muss aber immer wieder „nachgerechnet“ werden und das Projekt wird Zug um Zug teurer und teurer.

Aktuell stehen die Prognosen schon fast bei sieben Milliarden Euro, der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Hauk hatte im Herbst 2010 in Hirschberg an der Bergstraße gar gesagt: „Es kann Baden-WĂŒrttemberg wurscht sein, ob Stuttgart 21 zehn oder fĂŒnfzehn Milliarden Euro kostet.“ Weiß Herr Hauk mehr als andere?

Nach einem Bericht von frontal21 (ZDF) wusste zumindest der frĂŒhere MinisterprĂ€sident GĂŒnter Oettinger (CDU) mindestens seit 2009 von deutlich höheren Kosten, ließ diese „Erkenntnis“ aber in der Schublade verschwinden und besiegelte das Projekt mit seiner Unterschrift. Er „schaffte damit Fakten“.

Andere Fakten schaffte der Stuttgarter OberbĂŒrgermeister Wolfgang Schuster (CDU). Auch er „leistete“ seine Unterschrift und verhinderte damit ein BĂŒrgerbegehren, fĂŒr das 67.000 Stuttgarter unterschrieben hatten.

Noch erstaunlicher ist das Demokratie-VerstĂ€ndnis des SPD-Politikers Rudolf Drexler (SPD), der den Initiatoren des BĂŒrgerbegehrens die „EnttĂ€uschung der BĂŒrger“ vorwirft, weil „klar war, dass der BĂŒrgerentscheid nicht kommen kann“ (ab Minute 16′).

Die SWR-Dokumentation fasst die Ereignisse ruhig zusammen – „erschĂŒtternd“ ist die Dokumentation trotzdem.

In eigener Sache: Seit Montag ist Martin Heilmann von der Tegernseer Stimme unser Gast

Rhein-Neckar, 23. November 2011. Unsere Blogs fĂŒr Heddesheim, Hirschberg, Ladenburg, Weinheim, Viernheim und Rhein-Neckar sind Teil der Initiative „istlokal.de“. Dazu gehört auch die Tegernseer Stimme in Gmund. Seit Montag ist Martin Heilmann (28) bei uns zu Gast, um unseren redaktionellen Ablauf kennen zu lernen.

Von Hardy Prothmann

Gmund am Tegernsee ist zwar gut 400 Kilometer entfernt, trotzdem arbeiten unsere Redaktionen eng zusammen. Der GeschĂ€ftsfĂŒhrer Peter Posztos und ich haben zusammen die istlokal Medienservice UG (haftungsbeschrĂ€nkt) gegrĂŒndet, um andere lokaljournalistische Internetangebote zu unterstĂŒtzen.

Martin Heilmann (28) - unser Gast vom Tegernsee.

Die UnterstĂŒtzung basiert auf den SĂ€ulen Journalismus, Technik, Vermarktung und Recht. Das machen wir selbstverstĂ€ndlich auch vor. Unser neuer Auftritt ist technisch an die Tegernseer Stimme angelehnt. Umgekehrt beraten wir intensiv die Kollegen in Bayern. Wir wiederum lernen bei der Vermarktung dazu, denn der Betriebswirt Peter Posztos ist ein erfolgreicher Internetunternehmer und gilt zur Zeit als einer der wirtschaftlich erfolgreichsten Betreiber eines Lokalblogs.

Der studierte Betriebswirt (BA) Martin Heilmann kommt aus Kreuth und arbeitet seit einem halben Jahr in der Redaktion der Tegernseer Stimme und ist seit September 2011 dort als Redakteur angestellt. Die Tegernseer Stimme erreicht pro Tag rund 2.000 Leser unter den 21.000 Anwohnern der Tegernseer Gemeinden. Gestartet ist das Angebot im April 2010.

Enge Zusammenarbeit

Übers Internet findet ein reger Austauch zwischen den Standorten statt (email, Chat, Skype, Redaktionssystem WordPress). Das ersetzt aber nicht alle persönlichen Erfahrungen. Martin Heilmann unterstĂŒtzt uns deshalb fĂŒr drei Wochen und will hier als Quereinsteiger seine journalistischen FĂ€higkeiten erweitern.

Am Dienstagabend hat er bereits einen eigenen Artikel live wĂ€hrend der Gemeinderatssitzung in Hirschberg veröffentlicht – eine Technik, die bundesweit noch fast unbekannt ist und bei uns bereits seit fast einem Jahr Anwendung findet.

Der begeisterte Hobby-Fußballer (TSV Bad Wiessee) wĂŒrde sehr gerne Sportberichte schreiben, muss sich aber ĂŒberwiegend der Politik- und Wirtschaftsberichterstattung widmen. Außerdem stehen Reportage und PortrĂ€t auf dem Programm sowie natĂŒrlich das „NachrichtengeschĂ€ft“ und bei allem immer Recherche.

Wenn Sie also demnĂ€chst einem jungen Mann mit bayerischem Akzent begegnen sollten, der behauptet fĂŒr uns zu arbeiten, haben Sie vermutlich Martin Heilmann vor sich. 😉 Und keine Sorge – Martin Heilmann hat durchaus regionale Wurzeln. Sein Vater kommt aus Heidelberg.

Neues von der Baustelle: Folge 3 – Hektische Eidechsenrettung wegen „bedauerlichem Fehler“

Heddesheim, 22. November 2011. (red) Obwohl „Pfenning“ zugesichert hatte, den östlichen Teil des Baugebiets bis MĂ€rz 2012 nicht zu bearbeiten, wurde dort heute auf einem rund 350 Quadratmeter großen Streifen Erde abgeschoben. In diesem Streifen ĂŒberwintern Zauneidechsen. Der grĂŒne Gemeinderat Kurt Klemm schlug Alarm, der Naturschutzbund (Nabu)-Eidechsenexperte Bernd Gremlica raste aus Mannheim heran und forderte den Baggerfahrer auf, weitere Arbeiten sofort zu unterlassen. Kurz darauf trafen auch der Gutachter Dirk Bernd (Lindenfels) sowie „Pfenning“-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Uwe Nitzinger vor Ort ein.

Neues von der Baustelle

Neues von der Baustelle

Bernd Gremlica und Kurt Klemm sind sauer: „Der Baggerfahrer ist ja nur der SchĂŒtze Arsch, der macht nur, was man ihm auftrĂ€gt“, kommentiert der Nabu-Eidechsenexperte Gremlica die Situation: Rund 350 Quadratmeter Eidechsen-Habitat sind platt gemacht.

Vor den beiden liegt ein großer Streifen brauner Erde: „Wenn hier Eidechsen waren, sind sie jetzt platt“, sagt Kurt Klemm. Der Rest ist nicht zitabel.

Die beiden hatten im GesprĂ€ch mit dem Gutachter Dirk Bernd aus Lindenfels noch im September abgemacht, dass dieser seinen Auftraggeber „Pfenning“ anhĂ€lt, das östliche Gebiet bis einschließlich MĂ€rz 2012 nicht zu bearbeiten, um die dort gesichteten und dokumentierten Zauneidechsen schadlos ĂŒberwintern zu lassen. Anfang April sollen die streng geschĂŒtzten Echsen eingefangen und dann an anderer Stelle ausgesetzt werden.

„Bedauerlicher Fehler“

Dirk Bernd bestĂ€tigte die Vereinbarung und sprach gegenĂŒber den NaturschĂŒtzern von einem „bedauerlichen Fehler“. Er beriet sich kurz mit dem „Pfenning“-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Uwe Nitzinger, der sich uns gegenĂŒber mehr als wortkarg gab und keine Stellung nehmen wollte. „Immobilien-Chef“ Dietmar Wollnitz stritt wie zu erwarten zunĂ€chst jeden Fehler ab. Die beiden waren wohl wegen des drohenden Ärgers ebenfalls schnell herbeigeeilt, passierten die NaturschĂŒtzer und parkten ihre Autos aber „in sicherer Entfernung“ von Klemm und Gremlica.

Letztlich steht aber doch fest, dass vor Ort „Fakten geschaffen“ worden sind und die Erdarbeiten gegen die getroffene Vereinbarung verstoßen haben. Das wiederum ist nicht wirklich eine neue Erfahrung in Zusammenhang mit dem „Vorzeigeunternehmen“ „Pfenning“.

Immerhin: Der Nabu-Experte Bernd Gremlica und der NaturschĂŒtzer Kurt Klemm haben bei weiteren BeschĂ€digungen mit einer Anzeige gedroht, das zeigte Wirkung. „Pfenning“ soll sich nun verpflichtet haben, zum Ausgleich des Schadens an anderer Stelle eine AusgleichsflĂ€che zu besorgen und zu bezahlen.

Schade nur, dass die Bagger- und BetonmentalitĂ€t der „Pfenning“-Leute sich heute wieder bestĂ€tigt hat. Der neue „Nachbar“ scheint fest entschlossen, keine Freundschaft mit dem Ort schließen zu wollen, sondern sich wie gewohnt ĂŒber Vereinbarungen hinwegzusetzen und nur auf Druck zu reagieren.

Kurt Gremlica und Kurt Klemm haben durch ihre beherzte Reaktion einen schlimmeren Eingriff verhindert. Hinter ihnen liegt das platt gemachte Eidechsen-Habitat.

 

Politische PR-Berichterstattung – RNZ schweigt

"Mens agitat molem" hat die RNZ als Leitspruch - "der Geist bewegt die Materie". Fragt sich nur, welche Art von Geist gemeinst ist.

Rhein-Neckar, 22. November 2011. (red) Am 17. November 2011 hat die Redaktion auf dem Rheinneckarblog.de aufgedeckt, dass die Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) politische PR-Propaganda fĂŒr die CDU und Stuttgart 21 macht. Ein Text des CDU-Landtagsabgeordneten Georg Wacker war als redaktioneller Text getarnt in weiten Teilen inhaltlich und sogar wortgleich ĂŒbernommen worden. Wir haben die Chefredaktion damit konfrontiert und um Auskunft gebeten, ob sich die RNZ noch als unabhĂ€ngige Zeitung oder als Propaganda-Organ sieht. Die Frage scheint beantwortet.

Von Hardy Prothmann

Angeblich hatte den Text der Redakteur Stefan Hagen geschrieben – schließlich war der Artikel mit seinem Namen gekennzeichnet. Auf RĂŒckfrage bei Herrn Hagen hat dieser den Text als seinen eigenen ausgegeben. Zu dumm nur, dass am Tag vor Erscheinen der Ausgabe der mehr oder weniger gleiche Text schon beim CDU-Politiker und frĂŒheren StaatssekretĂ€r Georg Wacker auf dessen Homepage erschienen war.

Wir haben die Chefredaktion der RNZ um Antwort gebeten, wie es dazu kommen konnte. Seit dem 17. November hatte die RNZ Zeit, zu der brisanten Frage Stellung zu beziehen, ob sich die Zeitung als unabhĂ€ngig oder als parteipolitisches Propaganda-Blatt begreift. Oder, ob Herr Hagen gar als „Ghostwriter“ fĂŒr Herrn Wacker arbeitet und damit tatsĂ€chlich „seine eigenen“ Texte in der Zeitung nochmals veröffentlicht? Immerhin beharrte er darauf, dass der abgedruckte „sein Text“ sei.

Eine Antwort fehlt bis heute und wird vermutlich auch nicht mehr kommen. Doch auch eine Nicht-Antwort ist eine Antwort. Jede anstĂ€ndige Redaktion, die sich einem unabhĂ€ngigen Journalismus verpflichtet fĂŒhlt, hĂ€tte geantwortet und diese vermeintlich unhaltbaren VorwĂŒrfe zurĂŒckgewiesen oder im Falle eines Fehlers diesen eingestanden, korrigiert und die nötigen Konsequenzen gezogen.

Nicht so die RNZ-Chefredaktion. Die beiden Chefredakteure schweigen. Kein Dementi, kein EingestÀndnis eines Fehlers, keine ErklÀrung. Nur ein schwaches Wegducken.

TatsĂ€chlich ist es unerheblich, ob die Zeitung Parteipropaganda fĂŒr die CDU oder eine andere Partei macht. Propaganda bleibt Propaganda und hat mit seriösem Journalismus nichts zu tun. Da kann die Zeitung noch so stolz sein, als erste Zeitung 1945 in WĂŒrttemberg-Baden gegrĂŒndet worden zu sein – mit solchen miesen Methoden rangiert man sich aufs journalistische Abstellgleis ohne Chance auf Anschluss.

Möglicherweise versteht man aber unsere Anfrage auch nicht, weil diese Art „zu arbeiten“ mittlerweile der „publizistische Standard“ bei der RNZ ist.

Immerhin: CDU-Mann Georg Wacker „steht zu seiner Interpretation“ und hat auf einen weiteren Bericht von uns reagiert, in dem wir der CDU Weinheim unredliche Stimmungsmache vorwerfen.

Lesen Sie zum Thema:

Nachgefragt: Wie wird aus einer politischen PR-Meldung ein redaktioneller Text in der RNZ?

Wacker steht zu Interpretation der Herrmann-Antwort

Offener Brief an die CDU Weinheim: Unredlich ist, wer falsch Zeugnis ablegt