Heddesheim/Rhein-Neckar, 26. Juli 2012. (red) BĂŒrgermeister Michael Kessler macht seinem Namen alle Ehre. Er kesselt sich ein. Und mit ihm die „etablierten Dienstleister-Medien“. Eine Anfrage unserer Redaktion zur wichtigsten Ansiedlungspolitik seiner Amtszeit bleibt zwei volle Tage unbeantwortet. Kann man diesem BĂŒrgermeister noch verantwortliches Handeln zutrauen?
Von Hardy Prothmann
Behörden und deren Leiter sind zur Auskunft gegenĂŒber der Presse verpflichtet. Seit dem Start des Heddesheimblogs verstöĂt BĂŒrgermeister Michael Kessler gegen diese Auskunftspflicht immer wieder. Er ist und bleibt ein Feind der grundgesetzlich garantierten freien Meinungsbildung.
Pressefeind Kessler
Gegen diese „Behandlung“ haben wir in der Vergangenheit protestiert und Dienstaufsichtsbeschwerden beim Landratsamt eingereicht. Dort wurden wir zunĂ€chst darĂŒber informiert, dass man ein Blog nicht fĂŒr „Presse“ hĂ€lt. Ein freundlicher Hinweis unserseits „zur Fortbildung“ auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts fĂŒhrte dann dazu, dass das Landratsamt BĂŒrgermeister Kessler „empfohlen“ hat, uns doch als „Presse“ zu berĂŒcksichtigen.
Auch ein Hinweis von unserer Seite an den aktuell stellvertretenden Landrat und ersten Landesbeamten Joachim Bauer vor einigen Wochen, der sich „kĂŒmmern wollte“ hat an der demokratisch-deformierten Haltung des BĂŒrgermeisters wohl nichts geĂ€ndert.
Die damalige Empfehlung hat bis heute nur zur Minimallösung gefĂŒhrt. Wir erhalten als Unterlagen die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung und ab und an eine Pressemitteilung, bevorzugt zu Baustellen. Zu vielen vor Ort Terminen werden wir nicht eingeladen – der Mannheimer Morgen hingegen ist immer vor Ort. Vermutlich hat die Zeitung die besseren „Spurnasen“.
MM als investigativstes Bratwurstmedium Deutschlands
Vielleicht ist ein „Dieter Kolb“ (diko) auch einfach nur ein „harter Hund“ und einfach investigativer als wir und wir mĂŒssen unser Haupt gegenĂŒber diesem enormen Reporter-Potenzial beugen – oh, MM, du findest einfach jede Bratwurst vor uns. Es gibt kein Fest, keinen Wettergott, keinen Gerstensaft, kein Lob, keine Stimmung, die du, glorreiche Zeitung, nicht vor uns findest.
ZurĂŒck zum Ernst der Sache: Die Zeitung weiĂ um die Sonderbehandlung und hat noch nie in Sachen „Pressefreiheit“ diese unsĂ€gliche Haltung des BĂŒrgermeisters Kessler kritisiert – warum auch? Der Mannheimer Morgen (wie auch andere unkritische Medien) genieĂt die NutznieĂer-Rolle. Kost und Logis. „Exklusive Verlautbarungsinformationen“.
Presse- und Meinungsfreiheit – so muss man mutmaĂen – ist der Zeitung keine Zeile wert. Das ist fĂŒr den Berufsstand so ziemlich das Verwerflichste, das ErbĂ€rmlichste, was man einem Medium vorwerfen kann. Das bedeutet jegliches Fehlen eines Restes von berufsstĂ€ndiger Ehre. Doch das ist die RealitĂ€t. Belegt durch keine einzige geschriebene Zeile, wie ein „kleines, unabhĂ€ngiges Medium“ durch einen gewĂ€hlten BĂŒrgermeister vorsĂ€tzlich schlechter gestellt wird. Und sollte das der Zeitung „zufĂ€llig“ entgangen sein, mĂŒsste man sich fragen, ob man die noch ernst nehmen kann. Die Zeitung kann sich im Dilemma aussuchen, ob sie doof oder vorsĂ€tzlich handelt – viel SpaĂ dabei.
(Wir begrĂŒĂen ĂŒbrigens geradezu dankbar eine eventuelle Abmahnung durch den Mannheimer Morgen zur Feststellung von Tatsachen – nur zu… Und stellen hier fest, da eine Abmahnung infolge geringer Erfolgsaussichten nicht stattfinden wird, dass unsere Feststellung solange zutrifft, solange uns diese nicht gerichtlich untersagt wird.)
Versagen der lokalen Medien
Es gibt aber auch andere Medien wie die Rhein-Neckar-Zeitung, die Weinheimer Nachrichten, die Rheinpfalz, SWR-Hörfunk und -Fernsehen, die jĂ€mmerlich versagen. (RNF haben wir nicht vergessen – der Sender hat nun gar nichts mit einem Restpotenzial von Journalismus zu tun, den wir bei den anderen Medien zumindest mutmaĂen.) Denn diese Medien machen ĂŒberwiegend schon lĂ€ngst keinen Journalismus mehr, sondern haben sich komfortabel eingerichtet – von Event zu Event. Party bis zum Abwinken.
Wir geben gerne eine Form von Nachhilfe und stellen den nicht-berichtenden Redaktionen unsere Fragen zur freien Verwendung zur VerfĂŒgung. Vielleicht erhalten diese ja eine Antwort – und wir zitieren dann gerne diese Medien mit ihren „exklusiven Meldungen“.
Dokumentation unserer Anfrage vom 24. Juli 2012, 17:47 Uhr:
„Sehr geehrter Herr BĂŒrgermeister Kessler,
nach unseren Informationen steht ein 100-Millionen-Euro schwerer Immobiliendeal in Heddesheim bevor.
Die Union Investment Real Estate GmbH will das „Pfenning“-Logistikzentrum ĂŒbernehmen.
Wir haben dazu Fragen:
- Seit wann ist Ihnen der geplante Verkauf bekannt?
- Wann wurde der Gemeinerat ĂŒber die Verkaufsverhandlungen unterrichtet?
- Seit wann wissen Sie, dass es sich um ein ImmobiliengeschÀft handelt und Pfenning nicht vorhatte, selbst Besitzer zu bleiben?
- Sind Sie ĂŒber die Entwicklung ĂŒberrascht?
- Welche Konsequenzen ergeben sich daraus fĂŒr die Gemeinde?
- Was wird aus den bis zu 1.000 ArbeitsplÀtzen, der erheblichen Gewerbesteuerzahlung und dem Verkehrslenkungsvertrag?
- Ist Ihnen jemand aus dem Gemeinderat oder der lokalen GeschÀftswelt bekannt, der aus dem GeschÀft profitiert?
- Sehen Sie persönliche Konsequenzen fĂŒr sich durch den Immobiliendeal?
- Es ist zwar noch ein wenig hin, aber: Planen Sie erneut fĂŒr den BĂŒrgermeisterposten zu kandidieren?
Ăber eine zeitnahe Beantwortung wĂ€ren wir dankbar.“
Wir sind gespannt, ob eine der „journalistischen Redaktionen“ eine, manche oder sogar viele der Fragen auch stellt und ebenso auf die Antworten gespannt ist, die wir nicht erhalten. Noch mehr sind wir ĂŒber eventuelle „ErklĂ€rungen“ gespannt, zu denen keine Fragen gestellt werden, die aber ĂŒber die „etablierten Medien“ verbreitet werden.
Tot schweigen oder AufklÀrung?
Vielleicht gibt es auch einen verabredeten Konsens, das Thema „tot zu schweigen“. Dieser Konsenz trĂ€gt allerdings zum Tod der GlaubwĂŒrdigkeit von „unabhĂ€ngigen“ Zeitungen und einem „unabhĂ€ngigen öffentlich-rechtlichem Rundfunk-System“ bei.
Man darf also gespannt sein, ob und wie die „etablierten Medien“ drei Tage nach unserem exklusiven Bericht das Thema aufnehmen. Tun sie es nicht, sind sie journalistisch nicht mehr ernst zu nehmen – denn ehemals feierten sie „Pfenning“ als gröĂte Investition im Raum. Tun sie es doch, muss man genau darauf achten, wie sie das tun und sich dann eine Meinung bilden, ob das etwas mit „unabhĂ€ngigem“, „objektivem“ Journalismus zu tun hat.
„Ich bin die Gemeinde“ entzieht sich der Kontrolle
Der Heddesheimer BĂŒrgermeister Michael Kessler hat sich schon lĂ€ngst jeder öffentlichen Kontrolle durch Fragen und Antworten entzogen. Er „hĂ€lt sich fĂŒr die Gemeinde“ – die Frage ist, wie lang sich ein solch verirrter Mensch noch in dieser verantwortlichen Position halten kann.
Dazu ist der Heddesheimer Gemeinderat gefragt – die Riege der Abnicker wird dazu „keinen Beitrag leisten können“. Und die GrĂŒnen haben einen Beitrag verpasst.
Sie wollten Kessler in seiner Kesselei schmoren lassen – das könnte man verstehen, wenn es nicht so dringliche Fragen geben wĂŒrde, die auch die GrĂŒnen vor lauter – was weiĂ ich – nicht gestellt haben.
DafĂŒr-dagegen reicht nicht. Handeln ist gefragt.
Wer das System der „Kessler“ auflösen möchte, muss anders handeln. Sonst macht man sich mitschuldig. BĂŒrgermeister Michael Kessler ist polistisch betrachtet ein „Versager“ – einer, dem man nicht mehr glauben kann, wofĂŒr er eigentlich eintritt.
„Pfenning“ hat er sich zum Schicksal gemacht – genau wie alle anderen. Daran wird man ihn messen. MĂŒssen.
Im Fall von „Pfenning“ waren die GrĂŒnen dafĂŒr, dann dagegen – aber bis jetzt haben sie zu wenig gemacht, um etwas zu verĂ€ndern.
Maul-Helden gibt es genug. Beispielsweise BĂŒrgermeister Michael Kessler, der auf die Frage, wer die Gemeinde sei, einfach „Ich“ geantwortet hat.
Maul-Helden, die sagen, das ist aber nicht in Ordnung, erreichen genau nichts. Helden, die den Mut haben, sich nicht das Maul verbieten zu lassen und sagen und fragen, was notwendig ist, fehlen leider bis jetzt.
Wir werden erneut eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen und sind gespannt, wie Landrat Stefan Dallinger darauf reagieren wird.
Wie immer gilt – die Hoffnung stirbt zuletzt.
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