Heddesheim, 22. April 2013. (red/zef) Die Ausgangslage ist klar: Gewinnt die SG Löwen Heddesheim ihr Heimspiel gegen die TSG Wiesloch, ist sie Badenmeister und spielt nĂ€chstes Jahr in der Oberliga Baden-WĂŒrttemberg. Daher kocht schon vor Spielbeginn in der Nordbadenhalle die Stimmung. Die 650 Zuschauer bereiteten den Spielern einen groĂartigen Empfang. Eingestimmt wurden die Spieler von einem Ton-Mitschnitt aus dem Film 300: âMerkt euch diesen Tag MĂ€nner, weil von nun an und fĂŒr alle Zeit euch gehören wird!â Mit 32:20 besiegen die Handballer der SG Heddesheim die TSG Wiesloch in eigener Halle und sind Badenmeister! Ganz souverĂ€n meistern sie auf dem Weg dahin jede brenzlige Situation.
Von Ziad-Emanuel Farag
Als nach 40 Sekunden die SG Heddesheim wegen Zeitspiels beim Stand von 0:0 der Ballverlust droht, markiert Martin Doll, der wieselflink ĂŒber Halb-Links zur Mitte zieht, das 1:0. 53 Sekunden spĂ€ter macht er auch das 2:0. Die 6:0 Abwehr ist von Anfang an hellwach und verschiebt in Windeseile mit ihren Sidesteps ballseitig. Der TSG Wiesloch bieten sich kaum LĂŒcken. Der Halb-Linke Steffen Wacker blockt unzĂ€hlige BĂ€lle in der Abwehr und setzt schon zu Beginn RechtsauĂen Christian Buse zum 3:0 per GegenstoĂ in Szene.
Steffen Wacker war in der Abwehr heute genial, er ist ein ĂŒberragender Handballer und hat auch vorne noch drei Tore gemacht,
so Frank Schmiedel nach Abpfiff ĂŒber eines seiner vielen Asse im letzten Heimspiel.
Christian Schemenauer wird zum 7-Meter-Killer
Der RĂŒckraum der TSG Wiesloch ist zu Beginn des Spiels nicht zu sehen, fĂŒr Gefahr sorgen allenfalls die AuĂenspieler. Als diese ĂŒber AuĂen eine LĂŒcke reiĂen und es dann durch ein Foul 7-Meter gibt, zeigt sich der nĂ€chste Trumpf der SG Löwen Heddesheim in diesem Spiel: Das ĂŒberragende TorhĂŒterduo Daniel Reber und Christian Schemenauer. WĂ€hrend Daniel Reber in der zweiten Halbzeit noch eine ganz wichtige Rolle spielt, ist es Christian Schemenauer, der die TSG Wiesloch in der ersten HĂ€lfte verzweifeln lĂ€sst: Diesen 7-Meter, wie alle drei weiteren auch, pariert er. Es steht weiterhin 3:1. Gianluca Pauli verwandelt den folgenden 7-Meter fĂŒr die SG Heddesheim sicher zum 4:1 und erneut zeichnet sich Christian Buse aus: Als RechtsauĂen trifft er im RĂŒckraum aus dem Stand aus neun Metern Entfernung. Mit fĂŒnf Toren war er heute der Top-TorschĂŒtze der SG Heddesheim. Schmiedel entgeht seine tolle Leistung nicht:
Christian Buse kann man aus der Mannschaft nicht wegdenken. Er ist ĂŒberall extrem gefĂ€hrlich: Ob auf AuĂen oder sogar aus dem RĂŒckraum.
„Dominic Blum war heute in seinem letzten Spiel super klasse“
Eine ganz starke Partie macht auch der langjĂ€hrige LinksauĂen Dominic Blum in seinem letzten Spiel fĂŒr die SG Heddesheim. Er findet prima ins Spiel und stellt mit seinen drei schnellen Toren in den ersten 15 Minuten zum 7:2, 10:4 und 12:4 die Weichen auf Sieg. Schmiedel weiĂ, welchen guten Spieler er verliert:
Dominic Blum war heute in seinem letzten Spiel super klasse. Er hat toll gespielt und nochmal vier Tore gemacht.
Die letzte Aktion der ersten Halbzeit gehörte mit Martin Geiger dem zweiten Chef der Mannschaft: Er erzielt mit einem wunderschönen Heber als etatmĂ€Ăiger KreislĂ€ufer von Halb-Links das 20:10.

Schon zur Halbzeit wussten alle: Gleich haben wir die Meisterschale! / Foto: SG Heddesheim
„Bei uns sind alle klasse Handballer“
Die Partie scheint zur Pause gelaufen, doch es wird fast noch einmal brenzlig: In der 35. Minute steht es auf einmal nur noch 21:15. Drei Minuten spĂ€ter ist die SG Heddesheim zwar wieder auf 24:16 enteilt, doch nun muss die SG Heddesheim eine doppelte Unterzahl ĂŒberstehen nach Zeitstrafen fĂŒr Martin Geiger und den starken Steffen Wacker. Zu allem Ăberfluss rutscht Martin Doll, der Kopf der Mannschaft, aus und kann nicht mehr weiterspielen. Bis dahin hat er schon vier Tore erzielt.
Martin Doll hat heute bis zu seiner Verletzung das Zepter in die Hand genommen. Aber bei uns sind alle klasse Handballer,
so Schmiedel.
Daniel Reber vernagelt das Heddesheimer Tor fĂŒr 13 Minuten trotz Unterzahl
Seine SchĂŒtzlinge stellten das auch prompt unter Beweis: Er tauscht den bis dahin starken Torwart Christian Schemenauer durch Daniel Reber aus. Der hĂ€lt auch direkt einen 7-Meter und vernagelt sein Tor: In der 46. Minute erzielt Dominic Blum sein viertes und letztes Tor fĂŒr die SG Heddesheim zum 27:16. Eine Minute spĂ€ter erhĂ€lt Andreas Schmitt eine Zeistrafe, trifft danach aber in der 51. Minute zum 30:16. Erst nach 51:30 Minuten gelang der TSG Wiesloch das 30:17, bis zu diesem Treffer vergehen dreizehn Minuten. Frank Schmiedel ĂŒberrascht dieses souverĂ€ne Auftreten seiner Mannschaft nicht:
In dieser Mannschaft kann ich einwechseln, wen ich will. Alle können ein super Tempo gehen, das können andere Mannschaften nicht so. Auf der Bank war ich heute nicht ein einziges Mal nervös. Ein paar Spieler waren nach der langen Saison ein bisschen mĂŒde und daher habe ich gewechselt. In der Folge konnten wir uns wieder absetzen.
Schiedsrichter als SpaĂbremse
Nun nehmen die Heddesheimer Löwen das Tempo raus, die Spieler auf dem Platz realisieren, dass sie es geschafft haben und genieĂen die tolle Stimmung in der Halle. Die TSG Wiesloch kann in der Folge auch weitere Treffer erzielen bis zum 30:19. Erst in 59 Minute erzielen dann Schmiedels SchĂŒtzlinge ihren nĂ€chsten Treffer zum 31:19. Die Spieler auf der Auswechselbank hĂŒpfen nun so wild vor Freude, dass die Schiedsrichter meinen, sie ermahnen zu mĂŒssen. Doch das stört niemanden mehr, 90 Sekunden und zwei weitere Tore spĂ€ter ist das Spiel beendet. Alle Spieler tanzen auf dem Platz, die Zuschauer jubeln ekstatisch, man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Die obligatorische Bierdusche darf nicht fehlen. Höhepunkt ist dann die Ăbergabe der Meisterschale fĂŒr den Badenmeister durch den Vize-PrĂ€sidenten des Badischen Handballverbandes Peter Hartmann.
Martin Doll sagt nach dem Spiel, dass er sich um seine Mannschaft nie Sorgen machte, als er zusehen musste. Ein Blick in den TorschĂŒtzeliste verrĂ€t warum:
Christian Buse (5); Gianluca Pauli (4/ 4 7-Meter); Dominic Blum, Martin Doll (je 4), Sebastian Wingendorf, Martin Geiger, Steffen Wacker, Marc Winterhalder (je 3); Julian Diefenbach (2) und Andreas Schmitt (1). Acht TorschĂŒtzen mit mindestens drei Toren demonstrieren eindrucksvoll die mannschaftliche Geschlossenheit. Neben den TorhĂŒtern Daniel Reber und Christian Schemenauer waren auch Felix Hildenbeutel und Christoph Lahme vor seinem Wechsel nach Schwetzingen im Einsatz.
„Der Frank ist ein super Trainer“
Wie Frank Schmiedel die SG Löwen Heddesheim zum Badenmeister machte, verrÀt Martin Doll:
Der Frank ist ein super Trainer, er gibt uns viele Freiheiten. Er setzt immer Akzente im Training und weiĂ, wie er mit uns umgehen kann. Er hat uns komplett im Griff. Seine AutoritĂ€t kommt eher von der menschliche Seite als ĂŒber den Druck und die Bestrafung. Das kommt der Mannschaft stark zugute.
Im letzten Spiel am kommenden Wochenende tritt die SG Heddesheim nun beim TSV Birkenau an. Dort verlor man im Vorjahr mit 22:29. Auch daher ist Martin Doll erleichtert, dass die Meisterschaft jetzt schon gewonnen wurde:
Das ist eine Mannschaft, die uns ĂŒberhaupt nicht liegt. Jetzt können wir dahin fahren und mit denen ein schönes Spiel machen. Es gab fĂŒr uns heute auch keine gröĂere Motivation, als nach Birkenau zu fahren und zu wissen, dass wir da nicht gewinnen mĂŒssen.
„Ich werde Dominic vermissen“
Einziger Wermutstropfen ist fĂŒr Frank Schmiedel nach dem Spiel der Abschied von Christoph Lahme und Dominic Blum, der bisher fĂŒr keinen anderen Verein als die SG Heddesheim gespielt hat:
Ich wusste schon immer: Der Dominic ist ein super Handballer. Es tut uns ein bisschen weh, dass er weg geht. Auch als Mensch werde ich ihn vermissen, aber zum GlĂŒck haben wir fĂŒr die Mannschaft mit Gianluca Pauli einen gleichwertigen Ersatz. Marco Dubois war ja verletzt und steht uns fĂŒr die Oberliga Baden-WĂŒrttemberg aber wieder zur VerfĂŒgung. Der hat in der Vorrunde 70 Tore geworfen und deswegen mache ich mir keine Sorgen.
Auch Dominic Blum hat nach dem Abpfiff gemischte GefĂŒhle, der zu seiner Freundin an die Schweizer Grenze zieht:
Ich bin ein bisschen traurig, dass ich gehe. Aber die Meisterschaft und der Aufstieg sind ein schöner Abschied. Die Jungs werden, wenn sie weiter so zusammen bleiben, auf jeden Fall den Klassenerhalt schaffen. Das ist eine super Mannschaft. Ich drĂŒcke ihnen die Daumen!
Christoph Lahme hingegen kehrt nach einem Jahr zurĂŒck zur HG Oftersheim/Schwetzingen. Die Vorbereitung, um den Klassenerhalt in der Oberliga Baden-WĂŒrttemberg zu schaffen, soll Ende Juni beginnen. Einen Fitnessplan gibt es bis dahin nicht, dennoch setzte Frank Schmiedel eine Extraeinheit direkt nach dem Spiel an:
 Die nÀchsten Tage werden wir nach der langen Saison einfach nur feiern!

Die Meisterfeier begann mitten in der Halle mit der Bierdusche. In der Mitte TorhĂŒterass Christian Schemenauer. / Foto: SG Heddesheim
Damit beginnt die SG Heddesheim direkt nach dem Spiel: Die Saisonabschlussfeier wird zu einer bis tief in die Nacht andauernden Meisterfeier.
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