Mittwoch, 07. Juni 2023

Was tun, wenn die Suppe nicht mehr schmeckt…

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Essay von Eva Martin-Schneider

Das Fleischwerk Edeka hätte ungehindert seinen Einzug in Heddesheim feiern können – mit mehr Belastungen für Bevölkerung und Umwelt, argumentierten Befürworter der Pfenning-Ansiedlung.

Die Edeka ist aber weg gegangen. Ich nenne so was Glück oder auch Schicksal. Im Nachhinein sehe ich heute, dass diese Ansiedlung ähnlich wie Pfenning nicht gut gewesen wäre für „unser Heddesheim“ (wie die Politiker sagen und damit gerne das Dorf für sich vereinnahmen).
Aus einer falschen Entscheidung eine weitere falsche Entscheidung abzuleiten, ist doppelt falsch.

Heile Welt?

Vor einiger Zeit war die Welt noch in Ordnung. Es hatte sich zwar eine Politikverdrossenheit breit gemacht, aber die „Not“ war noch nicht in die Wohnzimmer vorgedrungen. An die Arbeitslosenzahlen hatte man sich gewöhnt – auch an Harz 4, wenn man nicht gerade selber betroffen war.

Die Bilder von ertrinkenden Polarbären hinterließen ein wenig Magengrummeln welches leider nicht die globale Kolik verursachte; geschweige denn den rettenden Eingriff bewirkte.

Am Politikerhimmel stand Obama als neuer, glänzender Stern. Die Hoffnung hielt Einzug und die vielen anderen latenten „Unwegsamkeiten“ wie Kriegsschauplätze und Nebenkriegsschauplätze, ließen sich im Tagesgeschehen schnell vergessen. Ach was war die Welt doch schön!

Der Zusammenbruch der „Lehmann-Bank“ erschreckte uns dann doch ein wenig- mehr noch die Benzinpreise.

So ist sie halt, die freie Marktwirtschaft.

Ein Gipfel jagte dann den anderen. Wohin, ist irgendwie fast egal.

Man regte sich über die Autonomen auf, die Globalisierungsgegner – das brennende Paris aber ist weit weg !

Während andere sterben, leben die einen um so besser. So ist das Leben eben.

Scheinbares Gleichgewicht

Dass eben diese anderen nicht sang – und klanglos sterben, sondern kurz vor dem Exitus noch aufschreien, während die einen noch besser leben – gehörlos in ihren Steuerenklaven – dass allerdings bringt das schöne, scheinbare Gleichgewicht doch langsam ins Wanken.

Das Weltgeschehen begann wieder unsere Nervenbahnen zu reizen. Diesmal direkt vor der Haustür.

Wo sollte sie sonst herkommen, die plötzliche Sensibilität für das dörfliche Geschehen?

Dieser Aufschrei ist vielleicht aus einer ganz persönlichen “ kleinen“ privaten Angst einiger Mittelständler entstanden. Warum nicht!

Hinzu kam ein leidenschaftlicher, engagierter, seinen Beruf liebender „Schreiberling“, der genau das macht: Er schreibt auf was los ist in unserer Welt – ohne falsche Rücksichtnahmen.

Diese Mischung aus Empörung und ihrer Dokumentation ist nur ein Katalysator (= Beschleuniger) für das eh schon sehr gereizte Nervenkostüm einiger – und mittlerweile vieler Heddesheimer.

Nun kocht die Suppe

Nun kocht die Suppe. Gut so!

Dass sie schon ein bisschen übergekocht ist, ist nicht so gut!

Wir wollen alle essen. Wir wollen alle gut essen.
Alle, Gegner wie Befürworter des Pfenning- Projektes, wollen nur das Beste für die Suppe an Zutaten und Gewürzen. Alle kochen nach bestem Wissen und Gewissen … (das wohl nicht immer; aber das müssen diejenigen mit sich selber ausmachen – wenn sie in den Spiegel schauen).

Wir Kleinköche gehen davon aus, dass die Expertenköche uns die Suppe nicht versalzen!

Wir wüssten nun allerdings, nach den vielen nicht schmackhaften Gerichten doch wieder zu gerne , was die „Experten“ da so reinmischen.

Mir müssen nicht alles essen, was uns vorgesetzt wird!

Sagen wir ihnen ruhig, dass sie ein zuviel oder zuwenig an Ingredienzien beimischen. Auch wir haben unsere Erfahrungen im Kochen.

Wir sind keine unmündigen Bürger, wenn es auch leider lange so schien! Wir haben den Fehler begangen zu lange die Suppen auszulöffeln, die man uns vorgesetzt hat. Jetzt in die Küche zu stürmen und Porzellan zu zerschlagen bringt nichts.

Wenn sich die Experten darüber so aufregen, dass wir selbst anfangen zu „kochen“ – na und? Sie sind von uns gewählt, um uns Arbeit abzunehmen, aber sie unterliegen unserer Aufsicht – spätestens bei der Wahl.

nouvelle cuisine

Nehmen wir ihnen den Kochlöffel aus der Hand, wenn sie wider besseres Wissen an den alten Rezepturen festhalten.

Wir sind durchaus in der Lage eine kurze Hungerstrecke zu überbrücken.

Schlimmstenfalls drehen wir ihnen den Strom ab und die Küche bleibt kalt, bis wir neue Köche engagiert haben.

Über Hardy Prothmann

Hardy Prothmann (50) ist seit 1991 freier Journalist und Chefredakteur von Rheinneckarblog.de. Er ist Gründungsmitglied von Netzwerk Recherche. Er schreibt am liebsten Porträts und Reportagen oder macht investigative Stücke.