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Guten Tag!
Heddesheim, 14. Dezember 2009. Von Montag bis Freitag herrscht bei Gabi der ganz normale Wahnsinn – meist in der halben Stunde, bevor die Kinder das Haus verlassen. Fast jeder Tag birgt eine neue Überraschung – ohne die wäre es weniger anstrengend, meint Gabi. Das Leben der Mütter am Rande des Nerverzusammenbruchs.
„Kennst du diese schrecklichen 15 Minuten bevor deine Kinder morgens das Haus verlassen?“, fragte mich gestern eine Freundin.
„Ja“, durchzuckt mich die Erinnerung und ob ich sie kenne. Beispielsweise am vergangenen Freitag, 06:30 Uhr: „Mama, ich brauche noch drei Euro für unseren Kinobesuch (auswechselbar mit: für die Klassenkasse, für das Arbeitsheft), aber bitte passend, hat Frau Soundso gesagt“, sagt meine Tochter, 15 Minuten bevor sie das Haus verlassen muss.
„Prima“, denke ich und natürlich habe ich nur einen 50-Euroschein im Geldbeutel. Hektisch suche ich das Portmonnaie meines Mannes und finde hier ebenfalls nur Scheine. Noch 13 Minuten, dann muss die Tochter zur Schule.
„Mama, du musst mir noch eine Entschuldigung für Sport schreiben“, erinnert mich mein Sohn, es bleiben noch 11 Minuten. „Und hast du daran gedacht, dass wir heute Plätzchen mitbringen sollen, weil wir gemeinsam frühstücken?“. Meine Nerven sind leicht angespannt.
Ich durchsuche sämtliche Taschen nach Kleingeld, hole ein Blatt Papier für die Entschuldigung und Plätzchen aus dem Keller. Es verbleiben noch 9 Minuten. „Mama, ich suche meine lila Strickjacke, die möchte ich heute unbedingt anziehen“, sagt die Tochter. „Die Jacke ist in der Wäsche und zudem fällt dir das recht früh ein“, herrsche ich meine Tochter an.
Nachdem ich meinem Sohn die Entschuldigung geschrieben, die Plätzchen verpackt und meiner Tochter in kleinsten Münzen drei Euro vorgezählt habe – es bleiben noch 7 Minuten-, will ich die Frühstücksbox in die Schultasche meiner Tochter schieben und was finde ich da? Richtig erraten, das nicht angerührte Pausenbrot von gestern.
„Mama, sorry…“
Meine Laune ist auf dem Nullpunkt. „Mama, wieso bist du so schlecht drauf“, fragt mein Sohn. „Und mir brauchst du heute kein Brot mitgeben, wir frühstücken doch in der Schule, hast du das schon wieder vergessen?“
Gut, denke ich, dann nehme ich einfach zwei Brote mit zur Arbeit. Ich versuche relaxt zu bleiben, noch 5 Minuten und sie sind aus dem Haus, viel kann jetzt nicht mehr passieren.
„Mama, du musst mir noch meine Englischarbeit unterschreiben“, sagt mein Sohn relativ kleinlaut, während er mir eine 3-4 vor die Nase hält. Mist, denke ich, jetzt habe ich nur noch 3 Minuten für eine Standpauke.
Ich hole Luft und setzte an… „Mama, sorry, ich habe jetzt leider keine Zeit mehr, ich muss heute pünktlich aus dem Haus.“ Mein Sohn schnappt sich das Heft, schmeißt es in seinen Ranzen und schon ist er aus der Tür. „Du hast noch 1 Minute und über Englisch reden wir heute Mittag“, rufe ich ihm hinter her. „Tschüss Mami“, ruft meine Tochter, küsst mich und eilt ihrem Bruder hinterher.
„Uff, geschafft“, denke ich und lasse mich vollkommen erschöpft auf einen Stuhl fallen. Der Rest des Tages kann nur noch entspannt werden. Da fällt mein Blick auf den vergessenen Turnbeutel meiner Tochter. Ich habe genau 10 Minuten bevor die Bahn meiner Kinder abfährt, um mich anzuziehen und mit dem Auto zum Bahnhof zu rasen.
„Ja“, sage ich zu meiner Freundin, „die 15 schrecklichen Minuten kenne ich nur zu gut“.
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